In Deutschland nehmen die Realarbeitszeiten immer weiter zu. Aus 35 Wochenstunden werden 40, dazu zehn Überstunden pro Woche, abends etwas länger bleiben, morgens etwas früher anfangen…Der Arbeitsalltag in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Wir möchten dir nützliche Tipps mit auf den Weg geben, wie du deine Überstunden reduzieren kannst.

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Wieso machen wir eigentlich Überstunden?

Die spannende Frage, die mir an dieser Stelle in den Sinn kommt, ist: Wieso arbeiten wir eigentlich so viel? Was treibt die deutschen Arbeitnehmer an, mehr und mehr Überstunden zu machen? Die Antwort scheint eindeutig zu sein: Der Arbeitgeber erwartet es. Allerdings steckt hier zum Teil – je nach Branche – auch schlichtweg die Angst vor dem Jobverlust dahinter oder die Hoffnung auf eine große Karriere. Der Arbeitgeber wird sich jedenfalls nicht über deine Mehrarbeit beklagen, zumindest so lange sich diese im legalen Bereich bewegt. Überschreitest du nämlich die gesetzlichen Grenzen der Arbeitszeitregelung, kommt dein Arbeitgeber unter Umständen in Schwierigkeiten und du schadest nicht nur deiner Gesundheit, sondern durch die geringere Leistungsfähigkeit und die höhere Fehleranfälligkeit eventuell auch deiner Karriere.

Arbeitszeitregelung in Deutschland

Wenn du genauere Informationen zum Arbeitszeitgesetz sowie dessen Hintergründen wünschst, findest du unter „Arbeitszeitgesetz: Wie Pausen, Ruhezeit und Überstunden gesetzlich geregelt sind“ einen spannenden Artikel.

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  • Die tägliche Arbeitszeit liegt bei höchstens acht, in Ausnahmefällen maximal zehn Stunden.
  • Ab sechs Arbeitsstunden pro Tag musst du mindestens 30 Minuten Pause machen, ab neun Stunden mindestens 45 Minuten.
  • Die Ruhepause zwischen Arbeitsende und -beginn muss mindestens elf Stunden betragen.
  • An Sonn- und Feiertagen dürfen Arbeitnehmer nicht arbeiten – es sei denn auf dich trifft eine der Sonderregelungen zu.

Diese Gesetze wurden nicht ohne Grund erlassen: Sie sollen in erster Linie die Gesundheit der Arbeitnehmer wahren und diese vor Ausbeutung schützen. Doch wie schaffst du es nun eigentlich, deine Überstunden zu reduzieren? Vor allem dann, wenn es der Chef erwartet oder durch die Kollegen eine Art „Gruppenzwang“ herrscht?

5 nützliche Tipps zur Reduktion von Überstunden

1. Lerne „Nein“ zu sagen:

Häufig sind es die kleinen Ablenkungen des Alltags, welche die größten Zeitfresser bei der Arbeit darstellen. Sage daher einfach auch einmal „Nein“ zur Kaffeepause, zum Plausch mit den Kollegen oder zu Arbeitsaufgaben, für welche du eigentlich gar nicht zuständig bist. Klar möchtest du kollegial sein und deinem Tischnachbarn unter die Arme greifen – doch wenn dies in ständigen Überstunden resultiert, bist du am Ende der/die Leidtragende. Lerne deshalb, deine Prioritäten bei der Arbeit richtig zu setzen und auch einmal „Nein“ zu sagen.

2. Den Arbeitstag planen:

Besonders gut funktioniert diese Strategie, wenn du deinen Arbeitstag konkret geplant hast. Nehme dir jeden Abend, bevor du nach Hause gehst, noch einmal fünf bis zehn Minuten Zeit und plane den nächsten Tag. Welche Aufgaben fallen an? Welche Meetings stehen auf dem Plan und welche Telefonate möchtest führen? Lasse zudem stets ein wenig Puffer für unerwartete Zeitfresser. So kannst du am nächsten Tag strukturierter und produktiver starten und deine Überstunden reduzieren.

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3. Apropos Produktivität:

Produktivität auf der Arbeit ist das A und O, wenn du deine Überstunden reduzieren möchtest. Mit den richtigen Kniffen kannst du in den regulären acht Stunden nämlich deutlich mehr schaffen als du vielleicht denken würdest. Wie?

Lese-Tipp:Produktivität steigern: 3 + 7 Ansätze für mehr Leistung im Job“.

4. Nutze Leerzeiten:

Auch Leerzeiten am Arbeitstag wollen sinnvoll genutzt sein. Natürlich darfst du auch einmal eine Pause einlegen oder den neuesten Klatsch und Tratsch mit den Kollegen austauschen. Doch nicht jede Leerzeit muss gleich zur Arbeitspause werden. Im Gegenteil: Nun hast du Zeit für Prioritätenlisten, Tagespläne, Organisation des Postfaches, Besprechung mit dem Kollegen oder weitere kleine Tätigkeiten, die du schon lange erledigen wolltest, die auf der To-Do-Liste aber immer weiter nach unten gerutscht sind. Freizeit hast du dann schließlich nach dem pünktlichen Feierabend noch ausreichend.

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5. Petzen!

Es mag ein ungewöhnlicher Tipp sein, doch wenn alles nichts hilft, darfst du gerne auch einmal petzen gehen. Wenn dein Arbeitgeber ständig Überstunden von dir verlangt und dabei gesetzliche Arbeitszeitregelungen überschreitet, du aber nicht kündigen möchtest, solltest du Hilfe bei einer Kontrollinstanz suchen. Wende dich hierfür am besten an die zuständigen Gewerkschaften oder im Notfall auch an die Gewerbeaufsichtsbehörde. Achte aber unbedingt darauf, dass deine Anonymität gewahrt wird, ansonsten hast du bestimmt bald auf der Arbeit größere Probleme als „nur“ viele Überstunden…

Überstunden sind ein schwieriges Thema in Deutschland, denn während ein oder zwei Stunden Mehrarbeit am Tag für viele Arbeitnehmer mit Gleitzeitmodell ein echter Segen sind, leiden gerade jene im Niedriglohnbereich unter der zunehmenden Arbeitsbelastung und der immer weiteren Ausdehnung der gesetzlichen Grauzonen, was zuletzt durch den Mindestlohn noch verschlimmert wurde.

Bildnachweis: sturti/iStock.com

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Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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