Bis heute sind es in Deutschland vor allem die Frauen, die nach der Geburt eines Kindes eine Auszeit vom Job nehmen und sich in der Elternzeit ganz und gar der neuen Mutterrolle widmen. Steht dann der berufliche Wiedereinstieg an, kann dies mitunter sehr schwierig werden.

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Rückkehr in die vorherige Arbeitsstelle

Da die Auszeiten, wie bereits erwähnt, immer kürzer werden, bleiben während der Elternzeit mittlerweile viele Arbeitsverträge bestehen und Frau kehrt kurzerhand in ihre alte Arbeitsstelle zurück. Dennoch solltest du in der Elternzeit keinen ausgedehnten Urlaub sehen, was deinen Beruf betrifft. Denn trotz kurzer Nächte und anstrengender Tage, solltest du in der Elternzeit auch deinen Job nicht gänzlich aus den Augen verlieren. Beachte in der Elternzeit daher folgende Grundregeln, wenn du anschließend in die vorherige Arbeitsstelle oder auf eine vergleichbare beim alten Arbeitgeber zurückkehren kannst:

  • Halte stets regelmäßigen Kontakt zu deinem Arbeitgeber.
  • Zeige Interesse an internen Schulungen oder Weiterbildungen während der Elternzeit.
  • Biete dich, wenn möglich, auch während der Elternzeit als Urlaubs- oder Krankheitsvertretung an.
  • Halte auch Kontakt zu deinen Kollegen und behalte einen groben Überblick über laufende Projekte.
  • Beginne, wenn möglich, recht früh wieder mit deiner Rückkehr, selbst wenn es nur wenige Stunden pro Woche sind (du darfst während der Elternzeit bis zu 30 Stunden arbeiten).
  • Bespreche frühzeitig mit deinem Arbeitgeber, ab wann und mit welcher Wochenstundenzahl du wieder einsteigen möchtest.
  • Kümmere dich ebenfalls rechtzeitig um die Betreuung für dein/e Kind/er.
  • Bespreche mit deinem Arbeitgeber, ob eventuell flexible Arbeitszeiten oder Home Office infrage kommen.

So bekundest du auch während deiner Abwesenheit Interesse und Engagement. Zudem fällt dir der Wiedereinstieg leichter, da du intern sowie fachlich auf dem Laufenden bist. Lasse nicht zu, dass du im Unternehmen „vergessen“ wirst und anschließend wieder bei Null anfangen musst. Mache dich also auch während der Elternzeit unverzichtbar, natürlich stets im Rahmen des Möglichen.

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Neuorientierung? Die Bewerbung nach der Elternzeit

Gründe für eine berufliche Umorientierung

Es gibt aber auch viele potenzielle Gründe, weshalb du nach der Elternzeit nicht mehr in deine vorherige Arbeitsstelle zurückkehren kannst beziehungsweise möchtest. Vielleicht war dein Arbeitsvertrag vor der Elternzeit nur befristet und wurde demnach nicht verlängert. Oder das Unternehmen musste in der Zeit deiner Abwesenheit Insolvenz anmelden. Vielleicht möchtest du ja auch einfach nicht zurück zu deinem alten Arbeitgeber oder überhaupt in den erlernten Beruf? Prinzipiell ist der Wiedereinstieg nach der Elternzeit ein optimaler Zeitpunkt für eine berufliche Neuorientierung. Prinzipiell gilt: Eine berufliche Umorientierung nach der Elternzeit sollte sich niemals nachteilig auf deine Karriere auswirken. Du solltest daher entweder bessere Aufstiegschancen, eine attraktivere Bezahlung, einen kürzeren Arbeitsweg, interessantere Arbeitsinhalte oder schlichtweg ein positiveres Arbeitsumfeld haben als vor der Elternzeit.

Berufliche Umorientierung beginnt schon während der Elternzeit

Eine berufliche Neuorientierung beginnt nicht erst nach, sondern schon während der Elternzeit. Werde dir deshalb frühzeitig darüber klar, wohin es nach der Elternzeit beruflich gehen soll und belege entsprechende Fortbildungen, beginne ein Fernstudium oder trete eine Teilzeitstelle an. Vielleicht benötigst du ja auch noch den ein oder anderen Sprachkurs oder musst an deinen SAP-Kenntnissen feilen? Was auch immer es ist: In deiner Bewerbung kannst du positiv auffallen, wenn du auch in der Elternzeit beruflich aktiv warst und diese nicht schlichtweg eine Lücke im Lebenslauf darstellt. Achte deshalb darauf, dass du die jeweiligen Weiterbildungen, Sprachkurse o.ä. durch entsprechende Zertifikate und Belege nachweisen kannst.

Hilfe durch die Arbeitsagentur

Wenn du dir nach der Elternzeit eine neue Arbeitsstelle suchen musst, erhalte natürlich auch die entsprechende Unterstützung von der zuständigen Agentur für Arbeit. Hier wirst du jedoch nicht als „normale Jobsuchende“ behandelt, sondern es gibt mittlerweile spezielle Beratungen und Programme für Berufsrückkehrerinnen nach der Elternzeit. Dabei sollen vor allem schwer zu vermittelnde Mütter oder Alleinerziehende unterstützt werden. Wichtig ist, dass du dich frühzeitig bei der Arbeitsagentur meldest und einen Beratungstermin vereinbarst. So kannst du gemeinsam eine Strategie entwickeln, wie und in welchen Beruf du nach der Elternzeit einsteigen wirst.

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Die Wiedereinstiegsprogramme für Frauen dauern in der Regel zwischen einem halben und einem Jahr. Um natürlich die Kindererziehung nebenher weiterhin zu ermöglichen, kannst du diese nicht nur in Vollzeit, sondern auch als Teilzeitstelle absolvieren. Die Arbeitsagentur bietet zudem einen Kostenzuschuss für die Kinderbetreuung während der Wiedereinstiegsmaßnahmen an. Das ein oder andere Arbeitsamt hat mittlerweile sogar eigene Betreuungsmöglichkeiten für Kinder geschaffen. Frage doch einfach einmal bei deiner zuständigen Agentur für Arbeit nach.

Tipps für die Bewerbung nach der Elternzeit

Wenn du dich nun nach der Elternzeit auf eigene Faust oder mit der Unterstützung durch die Agentur für Arbeit auf eine Stelle bewirbst, solltest du folgende Grundregeln unbedingt beachten:

  1. Die Elternzeit erwähnen? Prinzipiell musst du in der Bewerbung keine Angaben zu deinem Familienstand oder den Kindern machen. Das bedeutet, dass du auch die Elternzeit nicht erwähnen musst. Allerdings ergibt sich so eventuell eine unschöne Lücke im Lebenslauf, die Fragen aufwirft. In der Regel ist es deshalb sinnvoller, die Elternzeit zu erwähnen und gleichzeitig nachweisen zu können, dass du diese effektiv für Weiterbildungen, Umschulungen, Sprachkurse o.ä. genutzt hast.
  2. Die Kinderbetreuung sichern: Weiß dein potenzieller neuer Arbeitgeber nun aber, dass du Kinder hast, wird ihn auch interessieren, ob für deren Betreuung gesorgt ist. Er möchte schließlich nicht, dass du aufgrund der schlecht organisierten Kinderbetreuung im Job häufig fehlst. Sicher ihm deshalb auch gleich in der Bewerbung zu, dass die Kinder gut versorgt sind und er sich um deine Fehlzeiten keine Sorgen machen muss. Weitere Informationen hierzu findest du im Artikel „Lebenslauf: Kinder und Familienstand erwähnen?
  3. Wo liegen deine Stärken? Konzentriere dich in der Bewerbung auf deine Stärken, welche du durch deine Ausbildung, bisherige Berufserfahrung, die Weiterbildungen während der Elternzeit oder auch durch das Muttersein selbst erlangt hast. Klar ist die Auszeit nicht unbedingt förderlich für deine Karriere, dennoch stehen vor allem bei qualifizierten Fachkräften die Chancen auf den Wiedereinstieg sehr gut. Kein Grund zur übertriebenen Bescheidenheit also.
  4. Soft Skills als dein Hauptargument: Wenn es dir an Berufserfahrung oder fachlicher Qualifikation fehlt, kannst du in der Bewerbung mit deinen Soft Skills glänzen. Denn auch die Betreuung und Erziehung der Kinder ist aus beruflicher Sicht keine „verschwendete Zeit“. Als Mutter, wie auch als Vater natürlich, nimmst du aus dieser Erfahrung nämlich eine Menge mit: Belastbarkeit, Organisationstalent und Flexibilität sind nur einige der für einen Beruf wichtigen Soft Skills, welche du in der Elternzeit erlernt oder verbessert hast. Sei stolz darauf und trete selbstbewusst auf. Dennoch brauchst du dem potenziellen neuen Arbeitgeber keine tiefen Einblicke in deine Erziehungsmethoden oder den Familienalltag zu geben. Hier gilt es das richtige Maß aus nachvollziehbarem Argument und privaten Informationen zu finden.

Tipps für dein Anschreiben

Wenn du dich aus der Elternzeit heraus auf eine Stelle bewirbst, solltest du deine Stärken betonen und dabei vor allem auf die Übereinstimmung mit der Stellenanzeige achten. Wenn du während der Elternzeit weiterhin gearbeitet hast, zum Beispiel in Teilzeit, kannst du diese im Anschreiben unerwähnt lassen. Hast du die Elternzeit für Fort- oder Weiterbildungen genutzt, solltest du diese kurz erwähnen und erläutern. Im Mittelpunkt deines Anschreibens stehen aber stets deine Qualifikationen, Stärken und dein Know-How, welche dich für die Stelle qualifizieren. Deine Elternzeit sollte deshalb, wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle spielen. Wichtig zu erwähnen ist diese vor allem dann, wenn du durch die Soft Skills glänzen möchtest. Achte aber auch hierbei stets auf deren Relevanz für die Stellenanzeige und trage nicht zu dick auf.

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Tipps für deinen Lebenslauf

Die Elternzeit gehört eher in den Lebenslauf. Da du im Anschreiben ja bereits durch deine Ausbildung, fachlichen Qualifikationen oder Fort- und Weiterbildungen während der Elternzeit gepunktet hast, geht es nun darum, ein lückenloses Bild deines Werdeganges aufzuzeigen. Vermerke die Elternzeit deshalb für den entsprechenden Zeitraum im tabellarischen Lebenslauf. Hierfür kannst du entweder einen eigenen Punkt für die Elternzeit wählen oder diese unter „Sonstiges“ einbringen. Wichtig ist aber auch hier, dass du stets unbedingt hinzufügst, ob du während der Elternzeit gearbeitet beziehungsweise Fortbildungen absolviert hast, bei wem und mit welchen Inhalten.

Zusammenfassung zur Bewerbung nach der Elternzeit

Prinzipiell gelten für deine Bewerbung nach der Elternzeit natürlich dieselben Grundregeln wie für jedes andere Anschreiben und den Lebenslauf auch. Dennoch fassen wir noch einmal die Besonderheiten zusammen, die du beachten solltest, um nach der Auszeit möglichst schnell und erfolgreich wieder einzusteigen: Versuche auch während der Elternzeit beruflich aktiv zu bleiben und diese effektiv für persönliche Weiterbildungen zu nutzen. Konzentriere dich dann in der Bewerbung auf deine Stärken sowie die in der Elternzeit erworbenen Fähigkeiten, fachlichen Qualifikationen und Soft Skills. Erwähne die Elternzeit in der Bewerbung, um Lücken im Lebenslauf zu vermeiden, gebe aber keine zu privaten Einblicke. Nun kann eigentlich nichts mehr schiefgehen und wir wünschen dir viel Erfolg bei deinem Wiedereinstieg, der Rückkehr in den alten Job oder der beruflichen Neuorientierung.

Bildnachweis: iStock.com/Brothers91

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Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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