Wer sich für einen neuen Job bewirbt, schreibt in der Regel nicht nur eine, sondern gleich eine Vielzahl an Bewerbungen. Insgeheim gibt es da immer schon die Favoriten und Notlösungen. Und dann ist es so weit: Der Favorit sagt zu und vor Freude vergisst du, deine noch laufenden Bewerbungen abzusagen. Das allerdings wirft ein schlechtes Licht auf dich und kann deinen Ruf negativ beeinflussen. Ist also der Rückzug einer Bewerbung – wie so häufig gedacht – wirklich rufschädigend? Ja, allerdings nur dann, wenn du diesen zu spät oder in falscher Form tätigst.

Wann solltest du deine Bewerbung zurückziehen?

Eine der Hauptgründe dafür, seine Bewerbung wieder zurückziehen zu müssen, liegt in den jeweiligen Fristen der Bewerbungsverfahren. Zudem benötigt jedes Unternehmen unterschiedlich lange für die Auswahl der Bewerber und den Versand der Einladungen zu den Vorstellungsgesprächen. Daher kann es passieren, dass du von einem Unternehmen bereits eine Zusage hast, während sich ein anderes noch nicht einmal gemeldet hat.

Zudem kann sich in deinem privaten oder beruflichen Bereich eine Veränderung vollziehen, sodass du die Stelle nicht mehr annehmen möchtest oder kannst. Manchmal sagen die Bewerber auch erst nach einem Vorstellungsgespräch ab, etwa weil die Atmosphäre im Unternehmen nicht passend war oder Sachverhalte besprochen wurden, zum Beispiel die Vergütung, die sie zu einer Absage bewegen. Welche Gründe auch immer dich zu einem Rückzug deiner Bewerbung bewegen: Die eigenständige und frühzeitige Absage deinerseits ist ein absolutes Muss.

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Was, wenn du die Bewerbung nicht zurückziehst?

Aus Angst vor einer unfreundlichen Reaktion oder dem „schlechten Ruf“, schrecken viele Bewerber davor zurück, ihre Bewerbung abzusagen. Allerdings kann genau dies negative Folgen nach sich ziehen. Dazu gehören im Wesentlichen die folgenden drei Konsequenzen:

  1. Der gute Ruf wird durch die Absage einer Bewerbung eher bewahrt als durch dein Schweigen. Schließlich trifft man sich bekanntlich immer zweimal im Leben und eventuell möchtest du zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal eine Bewerbung an das Unternehmen senden. Eine frühzeitige und freundlich formulierte Absage hinterlässt einen professionellen Eindruck und (meistens) wird dir das dann auch verziehen. Besonders ausschlaggebend für die Reaktion auf deine Absage sind deine Art und Weise der Kommunikation (schriftlich, telefonisch, E-Mail) sowie deine Begründung. Wer sich nicht meldet, zu spät oder unfreundlich, wird als unzuverlässig abgestempelt und deine nächste Bewerbung landet gewiss im Reißwolf oder eine unternehmensübergreifende Zusammenarbeit stellt sich als sehr unangenehm heraus.
  2. Ein guter, aber leider häufig vernachlässigter, Grund, seine Bewerbung rechtzeitig zurückzuziehen, liegt schlicht und ergreifend in der Höflichkeit. Versetze dich einmal in die Lage des Personalers: Du hast zahlreiche Bewerbungen vor dir liegen und investierst viel Zeit in eine sorgfältige und faire Auswahl der Bewerber. Du hast dich endlich entschieden und einigen guten Alternativbewerbern leider absagen müssen. Nun freust du dich auf den Prozess des Vorstellungsgespräches oder sagst anschließend sogar schon dem potenziellen neuen Mitarbeiter zu. Und dann kommt eine Absage. Damit verursachst du als Bewerber also nicht nur unnötige Arbeit, sondern nimmst auch eventuell einem qualifizierten Konkurrenten seine Chance auf die Stelle.
  3. Letzteres ist zugleich der dritte Grund für den Rückzug einer Bewerbung: die Fairness. Zahlreiche Unternehmen haben natürlich bereits aus der Unzuverlässigkeit der Bewerber gelernt und sagen den Alternativbewerbern erst dann ab, wenn der Arbeitsvertrag unter Dach und Fach ist. Das bedeutet aber gleichzeitig einen zeitlichen Verzug des Bewerbungsprozesses und so hat der Konkurrent vielleicht schon eine andere Stelle angenommen, obwohl sie nicht seine erste Wahl gewesen wäre. Damit nimmst du diesem Arbeitnehmer die Chance auf seinen Traumjob, obwohl du selbst diesen gar nicht annehmen möchtest. Unfair, oder?!

Die Bewerbung zurückziehen – So gehst du am besten vor?

Es ist nun also so weit, du hast die neue Stelle und musst deine übrigen Bewerbungen zurückziehen. Wie gehst du dabei am besten vor? Prinzipiell gibt es zwei stilvolle Wege, um deine Bewerbung zurückzuziehen:

  1. Du rufst persönlich an, sparst dir so die Zeit und das Porto und sagst dem Unternehmen schnellstmöglich Bescheid. Das zeugt von Selbstvertrauen, Offenheit und Professionalität. Zudem kannst du sicher davon ausgehen, dass die Information beim zuständigen Bearbeiter auch wirklich angekommen ist.
  2. Doch auch ein Absagebrief ist allemal üblich und hinterlässt einen guten Eindruck, weil du dir die Zeit nimmst, die schriftliche Absage zu verfassen und zu versenden. Du beweist einen guten Stil und ausreichend Anstand und wirst gewiss auch in Zukunft mit einer freundlichen Kommunikation rechnen dürfen.

    Wie du dich letztendlich entscheidest, liegt in deinem eigenen Ermessen und ist in beiden Fällen gewiss eine gute Wahl. Du kannst zudem die Varianten kombinieren und am Telefon erwähnen, dass du den Rückzug noch einmal schriftlich bestätigen wirst.

Wie wird der schriftliche Rückzug gestaltet?

Bei dem Rückzug der Bewerbung, handelt es sich um einen Brief, der ähnlich dem Bewerbungsanschreiben aufgebaut ist. Grob gestaltet sich dieser wie folgt:

  • Briefkopf mit Namen, Anschrift, Kontaktdaten
  • Name und Anschrift des Empfängers
  • Datum
  • Betreff
  • Persönliche Anrede
  • Absage
  • Grußformel und Unterschrift

Die Absage kann dabei im besten Fall sehr kurz ausfallen. So kann der Brief vom Empfänger schnell und effizient gelesen und bearbeitet werden. Zudem wirken besonders lange Ausführungen und Rechtfertigungen so, als hättest du aufgrund der Absage ein schlechtes Gewissen. Die Standardelemente der Absagen-Passage können folgendermaßen gestaltet sein:

  • Dank: Du bedankst dich dafür, dass du die Möglichkeit erhalten hast, dich auf die Stelle zu bewerben und eventuell für das bereits stattgefundene Bewerbungsgespräch sowie für die Zeit, die sich die zuständigen Personaler genommen hast.
  • Begründung: Eine Begründung, weshalb du dich gegen die Stelle entschieden hast, ist nicht unbedingt notwendig, macht aber einen guten Eindruck und lässt auf mehr Verständnis hoffen. Ein bis zwei kurz formulierte Gründe reichen jedoch völlig aus, es bedarf keiner langen Rechtfertigung. Im Vordergrund steht schließlich die Informationsfunktion deines Schreibens.
  • Verständnis: Verdeutliche noch einmal, dass du die Umstände, die du gemacht hast, entschuldigst und den Zeitaufwand der Personaler zu schätzen weißt. Drücke eventuell zudem dein Bedauern darüber aus, dass es zu diesem Zeitpunkt zu keiner Zusammenarbeit kommt. Bitte gleichzeitig um Verständnis für diese gut überlegte Entscheidung.

Muster und Formulierungen für deinen Bewerbungsrückzug

Als Hilfestellung, möchten wir dir nun einige kurze Beispielformulierungen zur konkreten Absage sowie den Gründen anbieten:

1. „Leider muss ich Ihnen heute mitteilen, dass ich meine Bewerbung zurückziehen möchte. Die Stelle ist sehr interessant und ich bin mir sicher, dass ich mich in Ihrem Team schnell eingelebt und wohlgefühlt hätte. Zwischenzeitlich habe ich jedoch ein Angebot erhalten, das sich noch besser mit meinen beruflichen und persönlichen Zielen vereinbaren lässt. Nach reiflicher Überlegung habe ich mich deshalb entschlossen, dieses Angebot anzunehmen. Es tut mir leid, wenn ich Ihnen damit einige Umstände bereite. Dennoch bitte ich um Ihr Verständnis für meine Entscheidung.“

2. „Vielen Dank für Ihr Vertrauen in mich. Inzwischen hat sich für mich jedoch die Aussicht auf eine Vollzeitstelle ergeben. Sie können sicher verstehen, dass ich an dieser aus wirtschaftlichen Gründen sehr interessiert bin. Aus diesem Grund möchte ich meine Bewerbung zurückziehen. Diese Entscheidung fällt mir nicht leicht, da die Stelle inhaltlich und strukturell wirklich sehr reizvoll ist und ich auch einen sehr angenehmen Eindruck aus unserem Gespräch mitgenommen habe. Ich bin mir sicher, dass ich von der Arbeit mit Ihnen und Ihren Kollegen/innen sehr profitieren würde. Es tut mir sehr leid, wenn Ihnen nun Unannehmlichkeiten entstehen. Ich hoffe auf Ihr Verständnis und verbleibe mit herzlichen Grüßen“

3. „Zwar hatte ich seinerzeit großes Interesse der Position und bin auch überzeugt, dass ich mich bei Ihnen wohlgefühlt hätte. Zwischenzeitlich habe ich aber ein anderes Angebot erhalten, das aus meiner Sicht und nach reiflicher Überlegung noch besser zu meinen beruflichen Plänen passt. Daher muss ich Ihnen absagen und bitte hierfür um Verständnis. Es tut mir leid, wenn ich Ihnen Umstände bereitet habe. Aber ich möchte ehrlich sein und Ihnen sowie anderen Bewerbern frühzeitig die Chance geben, die Stelle anderweitig zu besetzen. Ich bedanke mich für Ihr freundliches Entgegenkommen und verbleibe mit freundlichen Grüßen“

4. „Meine Bewerbung als…ziehe ich zurück, da ich zu meiner großen Freude zwischenzeitlich einen Ausbildungsvertrag abschließen konnte. Zwar hatte ich außerordentlich großes Interesse an Ihrem Unternehmen und bin auch überzeugt davon, dass ich mich bei Ihnen sehr wohl gefühlt hätte, eine sichere Zukunftsplanung genießt derzeit jedoch absoluten Vorrang. Dafür bitte ich um Verständnis. Ich möchte mich nochmals ausdrücklich für Ihr freundliches Entgegenkommen bedanken und verbleibe mit freundlichen Grüßen“

5. „Ich freue mich sehr über das entgegengebrachte Vertrauen und die Chance, bei Ihnen arbeiten zu können. Leider muss ich Ihnen heute aber mitteilen, dass ich mich nach reiflicher Überlegung für ein anderes Angebot entschieden habe, das besser zu meinen beruflichen Plänen passt und ich meine Bewerbung daher zurückziehen möchte. Mir ist klar, dass ich Ihnen damit einige Umstände bereite, und das tut mir leid. Dennoch bitte ich um Verständnis, dass auch ich die derzeit perspektivisch beste Option für mich wählen möchte. Ich bedanke mich für Ihr freundliches Entgegenkommen und bitte Sie noch um die Rücksendung meiner Bewerbungsunterlagen. Bis dahin verbleibe ich mit den besten Grüßen“

6. „Herzlichen Dank für Ihre freundliche Rückmeldung auf meine Bewerbung und ihr entgegengebrachtes Vertrauen. Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass ich mich nach gründlicher Überlegung für ein anderes Angebot entschieden habe, das meinen beruflichen Zielen noch mehr entspricht und daher meine Bewerbung zurückziehen möchte. Ich bedauere dies besonders, da die Stelle bei Ihnen besonders interessant war und ich gerne Teil Ihres Unternehmens geworden wäre. Es tut mir sehr leid, dass ich Ihnen Umstände bereitet habe und ich bitte um ihr Verständnis.“

Zum Schluss wollen wir noch einen Mythos ausräumen…

…denn bei einer Umfrage unter Arbeitgebern wurde das Gerücht, sie seien durch einen Bewerbungsrückzug häufig verärgert, endgültig ausgeräumt. Scheue dich also nicht, die ehrliche Kommunikation mit dem Unternehmen zu suchen. Was gemäß der Arbeitgeberaussagen allerdings ein absolutes No-Go ist: Wer sich gar nicht mehr meldet oder gar Ausreden erfindet, um das Unternehmen hinzuhalten, ist schnell unten durch. Ein Bewerbungsgespräch, das Probearbeiten oder gar eine Stelle anzunehmen und dann nicht aufzutauchen ist noch schlimmer. Ebenso verhält es sich mit jenen Bewerbern, die zum Schein eine Stelle zusagen, um in der Probezeit wieder zu kündigen und sich derweil einen anderen Job zu suchen. Solche Bewerber brauchen sich bei dem Unternehmen in Zukunft nicht wieder melden und werden gewiss auch zwischen den Unternehmen der Region als schwarze Schafe kommuniziert.

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