Himmelhochjauchzend oder zu Tode betrübt? Emotionen haben in der modernen Geschäftswelt nichts verloren. Stimmungsschwankungen schon gar nicht! Doch gerade für emotional instabile Menschen ist das leichter gesagt als getan. Die gute Nachricht lautet: Emotionale Stabilität ist nicht gottgegeben, sondern kann erlernt werden. Wie?

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Definition: Was ist emotionale Instabilität?

Bei dem Begriff der „emotionalen Instabilität“ denken viele Menschen sofort an eine Borderline- Persönlichkeitsstörung. Nicht jeder, der emotional instabil ist, leidet aber an dieser oder einer ähnlichen psychischen Erkrankung. Im Gegenteil: Ein Großteil der Menschen in unserer westlichen Gesellschaft ist emotional instabil und nein, es sind nicht nur die Frauen. Zwar mögen diese ihre Stimmungsschwankungen manchmal offensichtlicher zur Schau tragen und plötzlich weinend wie ein Schlosshund vor ihrem PC sitzen, doch auch der cholerische Vorgesetzte oder der stets gereizte Kollege leiden mit großer Wahrscheinlichkeit unter emotionaler Instabilität.

Erkennen kannst du emotionale Instabilität sowohl bei dir selbst als auch bei deinem Gegenüber an einem hohen Grad der Impulsivität. Gefühle werden meist unkontrollierbar, überwältigend sowie schnell wechselnd wahrgenommen und geäußert. Dies kann vom Wutanfall über den Heulkrampf bis hin zu einer beinahe übertriebenen Heiterkeit reichen und sich binnen dem Bruchteil einer Sekunde wieder komplett ändern. Und das meist völlig ohne erkennbaren Grund – weder für den Betroffenen selbst noch für dessen Umfeld. Dies kann Konsequenzen hervorrufen, welche die emotionale Instabilität wiederum fördern, wodurch sich auf kurz oder lang die Problematik noch verstärkt, zum Beispiel eine Kündigung oder Scheidung. Im schlimmsten Fall endet die emotionale Instabilität in Depressionen, Selbstverletzung, Drogenkonsum o.ä.

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Welche Ursachen kann die emotionale Labilität haben?

Wenn du nun einmal bewusst darauf achtest, wirst du zahlreiche emotional instabile Menschen in deinem sozialen Umfeld entdecken. Bei den einen mehr und bei den anderen weniger ausgeprägt, ist die emotionale Labilität in unserer Gesellschaft weit verbreitet. Besonders häufig zu finden ist sie bei narzisstisch geprägten Menschen, auf welche du vor allem in den modernen Führungsetagen im Überfluss triffst. Tritt die emotionale Labilität in gemäßigter Form auf, sodass noch nicht von einer Persönlichkeitsstörung gesprochen werden kann, ist sie als eine Art Charakterzug zu deuten. Ob solche Persönlichkeitsmerkmale allerdings vererbt oder in der Kindheit erworben werden, birgt ewiges Streitpotenzial für Forscher und Experten. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo in der Mitte. Viel wichtiger ist jedoch, dass du emotionale Instabilität nicht als gottgegeben ansehen musst. Emotionale Stabilität kann nämlich erlernt werden – je nach Ausprägungsgrad mühsamer und langsamer oder eben schneller und einfacher. Einen Versuch ist es allemal wert. Wieso?

Emotionale Stabilität macht dein Leben einfacher – und erfolgreicher

Ganz abgesehen davon, dass emotionale Instabilität für die Betroffenen sehr anstrengend und auch für ihr Umfeld eine große Belastung sein kann, gibt es zahlreiche weitere Argumente, die dich dazu veranlassen sollten, sich auf den Weg zu mehr emotionaler Stabilität zu begeben. Lasse dich überzeugen:

  • Mit emotionaler Stabilität lebst du gelassener, kontrollierter und glücklicher.
  • Du kannst besser mit Frustration und Niederlagen umgehen und dich so stetig verbessern, anstatt in Selbstmitleid oder -zweifeln zu versinken.
  • Du beginnst, dich selbst sowie dein Umfeld realistischer wahrzunehmen, kannst so auch ganz neue Chancen kreieren oder entdecken.
  • Emotionale Stabilität bringt stets auch ein höheres Selbstbewusstsein mit sich.
  • Sobald du dich von der emotionalen Labilität verabschiedest, sinkt auch dein Suchtrisiko, zum Beispiel bezüglich Alkohol oder Drogen.
  • Emotional stabile Menschen verbrauchen weniger Zeit und Energie für sich selbst und ihre Gefühlswelt. Diese Ressourcen können sie dadurch anderweitig sinnvoller einsetzen.
  • Durch die geringere Impulsivität werden Entscheidungen mehr mit dem Kopf als dem Bauch getroffen, besser durchdacht und dadurch auf Dauer von mehr Erfolg gekrönt sein.
  • Mehr Erfolg verspricht die emotionale Stabilität durch die aufgeführten Aspekte vor allem auch im Berufsleben.

Inwiefern hängen emotionale Stabilität und Erfolg im Beruf zusammen?

Mehr Erfolg im Privat- sowie Berufsleben: Das ist der Lohn, den du für deine Mühe im Sinne einer besseren emotionalen Stabilität ernten wirst. Einerseits können dann nämlich Konflikte sozialer Art im Privat- und Berufsleben gemindert sowie im Fall der Fälle schneller gelöst werden. Andererseits kannst du kontrollierter auftreten, bessere Entscheidungen treffen, mit mehr Selbstbewusstsein durch das Leben gehen und so auch geradlinig anstatt wellenförmig deine Ziele erreichen – was bekanntlich viel schneller geht und zudem weniger anstrengend ist. Schlussendlich wirst du durch emotionale Stabilität also nicht nur erfolgreicher, sondern auch glücklicher. Wer will das nicht?

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Exkurs: The Big Five

Das in den 1930er-Jahren entwickelte Big-Five-Persönlichkeitsmodell stellt das heutige internationale Universalmodell der Persönlichkeitsforschung dar. Dieses dient der vereinfachten Beschreibung der Persönlichkeit eines Menschen, welche aus der jeweils starken beziehungsweise schwachen Ausprägung dieser fünf Merkmale resultiert:

  1. Neurotizismus
  2. Extraversion
  3. Offenheit für Erfahrungen
  4. Gewissenhaftigkeit
  5. Verträglichkeit

Die Persönlichkeit eines Menschen setzt sich also aus diesen fünf Faktoren zusammen. In Deutschland ist das Modell deshalb auch unter dem Namen „Fünf-Faktoren-Modell“ (FFM) geläufig.

Emotionale Stabilität als Part der „Big Five“: Kannst du deine Persönlichkeit ändern?

Irgendwie klingt sie doch gut, diese emotionale Stabilität, oder? Doch was kannst du tun gegen die emotionale Instabilität? Wenn Neurotizismus beziehungsweise emotionale Stabilität doch eines der fünf wichtigsten Merkmale deiner Persönlichkeit sind, kannst du diese dann überhaupt ändern? Fakt ist: Solange sich die emotionale Labilität nicht im Bereich einer Störung befindet, kannst du diese durchaus auf eigene Faust mindern und mehr emotionale Stabilität erlangen. Seine eigene Persönlichkeit zu ändern, ist nämlich nicht nur möglich, sondern passiert im Laufe des Lebens in der Regel vollautomatisch. Ein Großteil der Menschen wird durch die zunehmende Lebenserfahrung mit dem Alter immer abgeklärter, sprich emotional stabiler. Mehr emotionale Stabilität zu erlangen ist daher ein völlig natürlicher Prozess, den du mit unseren folgenden Tipps lediglich zu beschleunigen versuchst.

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„Emotionale Stabilität lernen“– wie soll das funktionieren?

Stelle dir dein Gehirn einmal als Muskel vor: Selbst im hohen Alter kann dieser, wenn auch schwieriger und langwieriger, noch trainiert werden und wachsen. Auch das Gehirn bleibt nicht einfach auf dem Stand deines 15-, 20- oder 25-jährigens Ichs stehen, sondern bildet stetig neue Nervenzellen sowie Synapsen aus. Das bedeutet, dass alte Brücken abgebrochen und neue Verbindungen gebaut werden können, die wiederum deine Persönlichkeitsmerkmale beeinflussen. Es ist nun deine eigene Wahl, ob du diese Entwicklung dem Zufall überlässt oder aktiv zu der Person wirst, die du schon immer sein wolltest.

Nicht nur dein privater und beruflicher Erfolg sowie dein soziales Umfeld wird dir das danken, sondern vor allem auch deine Gesundheit: Depressionen, Bluthochdruck, Rückenbeschwerden oder auch Burnout – die Liste der aus dem durch die emotionale Labilität hervorgerufenen Stress resultierenden psychischen und physischen Erkrankungen ist nämlich lang. Mit steigendem Alter wird die Veränderung deiner Persönlichkeit zudem immer langwieriger und beschwerlicher. Zöger also nicht länger, sondern breche jetzt auf. Geduld und Durchhaltevermögen sind nun von dir gefordert, doch glaube uns: Der beschwerliche Aufstieg auf den Berg „emotionale Stabilität“ lohnt sich und die Aussicht auf dem Gipfel wird all deine Anstrengungen wieder mehr als wettmachen!

Was tun gegen emotionale Instabilität? Unsere Tipps und Tricks:

  1. Finger weg von Alkohol und Drogen!
  2. Vorsicht bei Medikamenten und stimmungsverändernden Substanzen (nur bei ärztlicher Verschreibung)!
  3. Übe dich in Selbstreflexion und beginne, deine Emotionen und Stimmungsschwankungen bewusster wahrzunehmen.
  4. Sorge für einen gesunden Tagesrhythmus mit ausreichend Schlaf, einer ausgewogenen Ernährung und körperlicher Bewegung.
  5. Sport fördert nicht nur die Ausgeglichenheit in deinem Leben, sondern sorgt auch für die Ausschüttung von Glückshormonen.
  6. Sobald du negative Emotionen wahrnimmst, zum Beispiel Wut oder Traurigkeit, beginnst du einerseits nach den Ursachen zu suchen und andererseits deine Gedanken stets in eine positive Richtung zu lenken.
  7. Begebe dich in Gesellschaft. Menschen sind für Menschen bekanntlich die beste Medizin. Gerade ein guter Freund oder eine Freundin beziehungsweise eine stabile Lebenspartnerschaft können für emotional labile Menschen zur wirksamsten Therapie werden. Umgebe dich – wenn möglich – natürlich vor allem mit emotional stabilen Menschen. Die Spiegelneuronen in deinem Gehirn werden dann nämlich dafür sorgen, dass diese früher oder später auf dich abfärben und auch deine emotionale Befindlichkeit stabilisieren.
  8. Versuche zudem stets Verständnis für dein soziales Umfeld aufzubringen und vermute nicht hinter allen Taten und Worten anderer Menschen böse Absichten. Gehe – solange du keinen anderweitigen Beweis findest – stets davon aus, dass dein Gegenüber nur dein Bestes will.
  9. Es kann zudem sinnvoll sein, eine belastende Situation so früh wie möglich zu verlassen, sobald du diese wahrnimmst, um gar nicht erst in das Gefühlschaos zu geraten. Du darfst also durchaus zum Beispiel im Streit mit deinem Kollegen darum bitten, diesen zu einem späteren Zeitpunkt zu klären, wenn die Emotionen ein wenig abgeklungen sind. Weitere Tipps hierzu findest du in unserem Artikel „Er war schuld! Konflikte im Job ansprechen und lösen“.
  10. Teile dein Leben in „einzelne Bereiche“ auf und lerne, diese voneinander zu trennen. Das bedeutet, dass sich die negativen Emotionen durch den Stress bei der Arbeit zukünftig nicht mehr auf deinen Freundeskreis oder deine Beziehung auswirken und umgekehrt. Lerne also, Probleme einem dieser Teilbereiche zuzuordnen und die damit verbundenen negativen Emotionen in diesem imaginären Käfig zu lassen. Ansonsten könnte sich ein unaufhaltbarer Schneeballeffekt einstellen: Wenn du also beispielsweise jeden Abend nach der Arbeit aufgrund des Konflikts mit deinem Kollegen schlecht gelaunt nach Hause kommst, könntest du deine Partnerschaft aufs Spiel setzen. Dadurch entsteht eine zusätzliche Belastung, der dich wiederum durch einen Streit mit der besten Freundin Luft zu machen versucht – und immer so weiter.
  11. Beginne bewusst damit, Stresssituationen zu vermeiden und für dich selbst herauszufinden, was dir gut tut und was nicht.
  12. Das bedeutet gleichzeitig, dass du den Mut brauchst, Belastungen aus deinem Leben zu streichen. Dies kann von einer schlechten Ernährungsgewohnheit bis hin zur Scheidung reichen.
  13. Lerne also, dass du selbst sowie dein Wohlbefinden bei dir stets oberste Priorität haben solltest. Es geht um einen „gesunden Egoismus“.
  14. Es ist zudem wichtig zu verstehen, dass du nicht der Spielball deiner Gefühle bist, sondern dass du diese bewusst steuern und beeinflussen kannst. Schlussendlich ist das „Glücklichsein“ nicht mehr als eine Entscheidung. Das klingt aber natürlich in der Theorie einfacher als es in der Praxis sein mag.
  15. Hast du schon einmal von der selbst erfüllenden Prophezeiung gehört? Wenn du stets das Schlimmste erwartest, wirst du auch in jeder Situation nur das Negative wahrnehmen. Das funktioniert auch andersherum: Konzentriere dich fortan auf die positiven Dinge in deinem Leben, deinem sozialen Umfeld sowie deinem beruflichen Werdegang. Wenn du voller Überzeugung daran glaubst, dass du das schwere Projekt meistern oder die Beförderung erreichen kannst, so wird das auch geschehen. Erschaffe dir also ab sofort deine eigene, positive sowie emotional stabile Realität!

Wir sagen nicht, dass es einfach ist, aber es ist möglich! Kannst das vielleicht aus eigener Erfahrung bestätigen? Oder hast du weitere Tipps und Tricks zur Erhöhung der emotionalen Stabilität für unsere Leserinnen und Leser?

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Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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