Es ist kein Geheimnis: Arbeiten kann unter den falschen Umständen krank machen. Damit das weitestgehend verhindert wird, gibt es vom Gesetzgeber zahlreiche Arbeitsschutz-Maßnahmen, die von den Unternehmen eingehalten werden müssen. Eng hiermit verbunden sind auch die unterschiedlichen Aspekte der Ergonomie. Doch was genau ist das eigentlich? In welcher Pflicht steht der Arbeitgeber? Und wann gilt ein Arbeitsplatz als ergonomisch? Wir liefern Dir in diesem Beitrag Antworten auf die wichtigsten Fragen.

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1. Definition Ergonomie
2. Ziele der Ergonomie
3. Warum ist Ergonomie wichtig?
4. Arbeitgeber sind in der gesetzlichen Pflicht
5. Der ergonomische Büro-Arbeitsplatz
6. Ergonomie-Tipps
7. Ergonomie im Alltag

Definition Ergonomie

Ergonomie gehört – ähnlich wie Nachhaltigkeit – zu diesen Begriffen, die wir wie selbstständig in unseren Wortschatz aufgenommen haben, ohne tiefgehender darüber nachzudenken. Wer kann schon eindeutig definieren, was unter einem „ergonomischen Arbeitsplatz“ zu verstehen ist? Um Licht ins Dunkel zu bringen, soll der Terminus an dieser Stelle erklärt werden.

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Ergonomie ist eine wissenschaftliche Disziplin, die sich mit der menschlichen Arbeit befasst. Konkret stellt sie sich die Frage, wie ein Arbeitsplatz gestaltet sein muss, um eine perfekte Symbiose aus Mensch und Arbeitsmitteln (hierzu gehören im Übrigen auch Maschinen und Werkzeuge) herzustellen. Auch die Inhalte der Arbeit, das allgemeine Umfeld am Arbeitsplatz und die Organisation (Job Rotation etc.) sind wichtige Aspekte, die alle ihren Anklang in der Ergonomie finden und berücksichtigt werden müssen. Die Gesundheit – sowohl körperliche als auch geistige – steht in jedem Fall klar im Vordergrund.

Des Weiteren kann gesagt werden, dass sich Ergonomie in die folgenden Teil-Bereiche untergliedert lässt:

  • Arbeitsplatz-Gestaltung
  • Humanisierung der Arbeit (menschenwürdige Arbeitsbedingungen)
  • Bedeutung von Umwelteinflüssen (Lärm, Raumklima, Gerüche, Licht etc.) auf die Atmosphäre am Arbeitsplatz

Übrigens: „Ergonomie“ kommt aus dem Griechischen und setzt sich aus den Wortteilen „ergon“ für Arbeit und „nomos“ für Gesetz oder Regel zusammen.

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Ziele der Ergonomie

Es wurde bereits angesprochen: Ergonomie zielt natürlich in erster Linie darauf ab, einen Arbeitsplatz zu schaffen, der die bestmögliche Anpassung von Mensch und Arbeit ermöglicht. Das hat einerseits ganz klar gesundheitliche Auswirkungen, spielt aber auch im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens eine große Rolle. Denn: Ein ergonomischer Arbeitsplatz mit einer angenehmen Atmosphäre sorgt für zufriedene Angestellte, die wiederum mehr und besser arbeiten. Ergonomie ist also nicht nur im Sinne der Arbeitnehmer, sondern auch der Arbeitgeber.

Um die großen Ziele der Ergonomie zu erreichen, gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von speziellen Möbelstücken und Werkzeugen, die die Bedingungen am Arbeitsplatz merklich verbessern. Das Angebot reicht von Bürostühlen und Schreibtischen über Telefone bis hin zu komplexen Maschinen. Weitere Entwicklungen sind spezielle Beratungsangebote für Unternehmen und Ergonomie als Schul- und Studienfach.

Warum ist Ergonomie wichtig?

Gerade im Bereich der Büroarbeit – aber auch in anderen Bereichen, allen voran die „Fließbandarbeit“ – spielt Ergonomie eine immer größer werdende Rolle. Der Grund hierfür liegt auf der Hand: Falsches Arbeiten kann auf Dauer krank machen. Um dem entgegenzuwirken, wurden inzwischen verschiedene Ergonomie-Richtlinien aufgestellt. Der Arbeitgeber wird sogar per Gesetz dazu verpflichtet, diese einzuhalten (mehr dazu weiter unten).

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Büro- und Fertigungsarbeit haben eines gemeinsam: Eine extreme Bewegungsarmut. Der Körper wird in eine Haltung gezwungen, die alles andere als natürlich ist und passt sich mit der Zeit daran an. Dass das jedoch nicht gerade positiv zu bewerten ist, macht sich unter anderem durch Rücken- und Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und eine Leistungsminderung bemerkbar.

Gerade wenn wir (falsch) sitzen, üben wir eine unglaublich große Belastung auf unseren Körper aus, die früher oder später mit langfristigen Schäden verbunden ist. Im Anbetracht dessen, dass die meisten Menschen den Großteil ihres Tages (also auch nach der Arbeit) sitzend verbringen, wird deutlich, dass hier eindeutig Handlungsbedarf besteht.

Arbeitgeber sind in der gesetzlichen Pflicht

Wenn man sich im Internet zu diesem Thema beließt, stößt man immer wieder auf eine Aussage: Ergonomie ist ein wichtiger Aspekt des präventiven Arbeitsschutzes. Arbeitsschutz – Ein Begriff, der bei vielen Menschen die Aufmerksamkeit weckt. Handelt es sich hierbei nicht um gesetzlich geregelte Vorgaben für den Arbeitgeber?

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Ganz recht. Arbeitsschutz ist von juristischer Bedeutung. Das gleiche gilt demzufolge auch für die Ergonomie. Arbeitnehmer, die der Meinung sind, dass in ihrem Unternehmen zu wenig in die entsprechende Richtung getan werden, können sich auf verschiedene Gesetzestexte berufen. Kurzum: Jeder berufstätige Mensch – egal ob er im Büro, in der Fertigung oder auf der Baustelle arbeitet – hat ein Recht auf gesundheitlich unbedenkliche und ergonomische Arbeitsbedingungen.

Entsprechende gesetzliche Regelungen finden sich

Konkrete ergonomische Angaben sucht man hier jedoch vergebens. Stattdessen gibt es verschiedene Richtlinien, an die sich der Arbeitgeber halten muss. Diese sind mit verschiedenen Toleranzen verbunden, was durchaus sinnvoll ist. Immerhin verändert sich die Qualität von Arbeitsgeräten wie Computern im Laufe der Zeit, was zu ständigen Anpassungen führt. Auch die teils großen körperlichen Unterschiede der einzelnen Menschen spricht für Richtlinien und gegen starre Regeln und Vorschriften.

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Diese Richtlinien sind besonders wichtig:

  • Der Abstand zwischen Person und Bildschirm sollte etwa einen halben Meter betragen
  • Der Bürostuhl sollte eine Sitzhöhe zwischen 42 und 53 cm haben
  • Der Schreibtisch hat eine minimale Abmessung von 160 x 80 cm (alles darunter gilt nur als Abstellfläche)
  • Der Lärmpegel beträgt maximal 55 db(A)

Der ergonomische Büro-Arbeitsplatz

Kommen wir nun zum entscheidenden Punkt: Wie sieht er denn nun aus, der perfekte ergonomische Büro-Arbeitsplatz? Sicherlich hast Du schon oft verschiedene Meinungen und Informationen gehört, die bestimmt auch (zum Teil) richtig waren. Um Dir einen umfassenden Überblick zu verschaffen, haben wir die folgende Check-Liste für Dich angefertigt. Mithilfe von dieser kannst Du Schritt für Schritt überprüfen, ob Dein Arbeitsplatz den Anforderungen gerecht wird und an welchen Stellen es vielleicht noch Verbesserungsbedarf gibt.

Die Ergonomie-Checkliste für den Arbeitsplatz im Büro

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#1 Allgemeines

  • Fensterlicht fällt seitlich auf den Arbeitsplatz (= parallele Blickrichtung zum Fenster)
  • nie mit dem Rücken zur Tür sitzen
  • mindestens 1 Meter Bewegungsfreiraum in alle Richtungen
  • angenehme Arbeitsatmosphäre
  • Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 %
  • Temperatur zwischen 20 und 22° C

#2 Der Bürostuhl

  • verstellbare Höhe
  • verstellbare Armlehnen
  • verstellbare Rückenlehne
  • bewegliche Sitzfläche
  • Schrägstellung der Sitzfläche möglich
  • Zum Boden passende Rollen (weicher Boden = harte Rollen, harter Boden = weiche Rollen)

#3 Der Schreibtisch

  • genügend Platz für alle Arbeitsmaterialien und deren Anordnung (mindestens 160 x 80 cm)
  • gerade Tischkanten
  • matte Oberfläche
  • verstellbare Höhe (die auch das Arbeiten im Stehen ermöglicht)
  • genügend Freiheit für die Beine (keine Schubfächer oder Rollcontainer)

#4 Der Computer + weitere Arbeitsmittel

  • Tastatur und Bildschirm befinden sich auf einer Linie
  • die Oberkante des Bildschirms befindet sich auf Augenhöhe
  • schwenkbarer Bildschirm
  • flimmerfreier Bildschirm
  • Reflexionen auf dem Bildschirm werden vermieden
  • verstellbare Helligkeit des Displays
  • Tastatur ist nah am Körper
  • Maus ist in greifbarer Nähe neben der Tastatur
  • Symmetrische Anordnung aller Arbeitsmittel

Tipp: Es gibt Menschen, die nicht an einem festen Computer, sondern an einem transportablen Laptop arbeiten. Diese Lösung sollte nie dauerhaft sein. Außerdem ist es im Sinne der Ergonomie, externe Hardware, also Tastatur, Maus und eventuell auch Bildschirm, einzusetzen, um den Arbeitsplatz bestmöglich anzupassen. Arbeite nie mit dem Laptop auf dem Schoß! Es gibt kaum etwas schädlicheres für den Körper.

#5 Die optimale Sitzhaltung

  • generell „geöffnet“
  • Winkel zwischen Oberkörper und Oberschenkeln = größer als 90°
  • Winkel zwischen Oberkörper und Unterarmen = größer als 90°
  • Rücken schmiegt sich an die Rücklehne und wird von dieser unterstützt
  • Die Auswölbung der Rückenlehne (sogenannter Lendenbausch) befindet sich auf Gürtellinie (nicht darüber!)
  • Armlehnen so ausrichten, dass eine entspannte Armhaltung möglich ist
  • Schultern hängen locker und werden nicht in Richtung der Ohren gezogen
  • Oberarme liegen am Körper an
  • Fersen und Kniekehlen bilden eine Linie
  • Füße stehen fest auf dem Boden oder einem schrägen Keil
  • Kniekehlen befinden sich 4 bis 5 cm vor der Sitzkante
  • Mindestens 10 cm Abstand zwischen Oberschenkeln und Tischplatte
  • Die Sitzhaltung ist dynamisch und nicht starr (dank beweglicher Sitzfläche)

Tipp: Ein guter ergonomischer Bürostuhl ist in der Lage, all diese Punkte zu erfüllen. Wichtig ist, dass er individuell auf Deine (körperlichen) Bedürfnisse eingestellt und anschließend auch nur von Dir genutzt wird. Im Optimalfall erfolgt die Einstellung stufenlos.

#6 Die Lichtverhältnisse

  • im Büro gibt es Tageslicht
  • Fenster besitzen einen Sonnen- und Blendschutz
  • ausschließlich indirekte Beleuchtung
  • geringe Kontraste zwischen Umgebung um Bildschirm

Ergonomie-Tipps

Natürlich ist der ideal eingerichtete Arbeitsplatz ein erster (überaus wichtiger) Schritt in die richtige Richtung. Ergonomie bedeutet jedoch noch mehr als die optimale Sitzposition und die richtige Anordnung der Arbeitsmittel. Die folgenden Tipps verraten Dir, was es noch zu beachten gilt. Ein kleiner Hinweis vorweg: Gute ergonomische Bedingungen kommen nicht zustande, indem Du darauf wartest. Hier gilt es, aktiv zu werden!

Tipp #1: Bewege Dich regelmäßig

Eine der wohl wichtigsten Ergonomie-Regeln ist diese: Bewegen Sie sich einmal pro Stunde für mehrere Minuten. Das bedeutet nicht, dass Du zum spontanen Hampelmann ausholen musst. Der Gang zur Toilette oder zum Kopierer kann genauso als Bewegung verstanden werden. Wenn Du das Bedürfnis hast, eine kurze Yoga-Einheit zu absolvieren, ist das natürlich auch in Ordnung.

Viele schwören übrigens auf die „40-15-5-Regel“: 40 Minuten sitzen, 15 Minuten stehen und 5 Minuten bewegen.

Tipp #2: Entspann Deine Augen

Die permanente Arbeit am PC ist eine enorme Belastung für die Augen und demzufolge auch eine große Herausforderung für die Ergonomie. Wenn Du merkst, dass der Druck zunimmt und auch droht, sich auf den Kopf auszuweiten, wird es höchste Zeit, den Blick für ein paar Minuten in die Ferne schweifen zu lassen. Alternativ kannst Du Augen auch für einen Moment schließen.

Tipp #3: Sorge für eine entspannte Umgebung

Zugegeben, der Arbeitsplatz ist nie ein Ort, an dem wir uns zu 100% wohlfühlen. Dennoch können wir aktiv dazu beitragen, dass die Atmosphäre als angenehm empfunden wird. Hierfür kannst Du beispielsweise Pflanzen und Bilder einsetzen. Doch Vorsicht: Wenn es zu viel wird, droht Unordnung auf dem Schreibtisch.

Tipp #4: Räume auf

In unserem Beitrag über das Arbeitsmodell Desk Sharing haben wir Dir die „Clean Desk Policy“ vorgestellt. Diese ist auch im Zuge der Ergonomie durchaus sinnvoll. Indem auf dem Schreibtisch nur Dinge liegen, die auch wirklich der Arbeit dienen, findest Du viel schneller, was Du benötigst. Ausnahmen bilden die im Tipp #3 genannten Gegenstände für eine entspannte Atmosphäre.

Tipp #5: Lüfte regelmäßig

Ein gutes Raumklima ist unverzichtbar für einen ergonomischen Arbeitsplatz. Das bedeutet: Lüfte regelmäßig durch – am besten stoßweise und diagonal. Das bedeutet, dass zwei Fenster, die sich versetzt gegenüberliegen, geöffnet werden, um einen Durchzug zu erzeugen.

Ergonomie im Alltag

Eventuell warst Du zu Beginn dieses Textes überrascht, zu lesen, dass Ergonomie ursprünglich in direkter Verbindung zur Arbeitswelt steht. Der Grund hierfür ist, dass die Thematik längst Einzug in unseren Alltag gehalten hat und scheinbar überall zum Einsatz kommt. Bereiche, in denen ergonomische Aspekte besonders stark zum Tragen kommen, sind:

  • Kinder: Rucksäcke, Schulranzen, Schreibtische * etc.
  • Haushalt: bügeln, kochen, putzen etc.

Diese Ausbreitung macht deutlich, welche Bedeutung der Ergonomie beiwohnt. Sie ist längst nicht mehr nur im Beruf wichtig, sondern begegnet uns in allen Bereichen des Lebens. Grund hierfür ist das Bedürfnis, unser körperliches und geistiges Wohlbefinden aufrechtzuhalten und zu fördern.

Bildnachweis: Foto von ergonofis auf Unsplash

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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