Neid dürfte ein uns allen bekanntes Gefühl sein. Schließlich ist Eifersucht menschlich und selbst Führungskräfte sind vor dem unangenehmen Stich im Magen nicht gefeit. Und so passiert es leider alles andere als selten, dass der ein oder andere von Neid zerfressene Chef seine Mitarbeiter bewusst zu sabotieren beginnt.

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Kurzfassung

  • Eifersucht ist in uns Menschen biologisch verwurzelt und tief in unseren Verhaltensweisen verankert.
  • „The Othello Boss Syndrome“: Wenn der Chef dich, aus Eifersucht, mit allen Mitteln sabotieren will.
  • „Othello“ heißt ein berühmtes Theaterstück von William Shakespeare und ist eine klassische Eifersuchts-Tragödie.

„Du sollst nicht begehren…“

Niemand spricht gerne über Gefühle von Neid oder Missgunst. Es handelt sich schließlich um eine „schlechte“ Emotion, die es zu verstecken und für welche es sich zu schämen gilt. Eifersucht ist in der deutschen Gesellschaft nicht toleriert, was mitunter an der weiten Verbreitung des christlichen Glaubens liegen mag. Schon in der Bibel heißt es nämlich:

„Du sollst nicht begehren Deines Nächsten Weib.
Du sollst nicht begehren Deines Nächsten Haus, Acker, Knecht,
Magd, Rind, Esel, noch alles, was sein ist.“
(5. Buch Mose)

Zudem ist Neid ein Zeichen von Schwäche, welche im Berufsleben hierzulande nichts verloren hat. Etwas mehr Toleranz genießt die Eifersucht im Privatleben, zum Beispiel in Liebesbeziehungen. Wir möchten keineswegs sagen, dass Neid oder Missgunst endlich akzeptiert werden sollten. Im Gegenteil: In einem professionellen beruflichen Umfeld können sie großen Schaden anrichten. Aber dazu später mehr.

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Eifersucht – Störung oder biologisch verankert?

Unsere Intention ist viel eher, dir die Ursachen für die Eifersucht näherzubringen. Denn Eifersucht ist alles andere als eine psychische Störung oder eine Charakterschwäche. Sie ist in uns Menschen biologisch verwurzelt und daher tief in unseren Verhaltensweisen verankert. Sogar Tiere können sich eifersüchtig verhalten. Du glaubst uns nicht?

Ja, auch Tiere sind eifersüchtig, denn das Gefühl hängt unmittelbar mit dem Bedürfnis nach Fortpflanzung zusammen. Ziel ist es in der Natur schließlich immer, dass nur die „besten“ Gene weitergegeben werden. Im Tierreich ist Eifersucht vor allem bei den Männchen zu beobachten und auch bei den Menschen neigen eher die Männer zum ständigen Kräftemessen mit den „Rivalen“. Doch die Frauen der Schöpfung sind natürlich ebenso eifersüchtig und missgünstig – sie äußern es nur anders. Hier sind vermehrt Lästereien, Intrigen oder Selbstmitleid an der Tagesordnung.

Neid in der narzisstischen Gesellschaft

Doch nicht nur biologisch hat der Mensch eine Veranlagung zur Eifersucht, sondern auch die Psyche trägt einen Teil dazu bei. Es neigen vor allem Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl zu Neid und Missgunst. Je mehr ein Mensch sein Selbstbewusstsein also von äußeren Faktoren abhängig macht, seien sie materieller oder sozialer Art, umso mehr vergleicht er sich mit seinen Mitmenschen. Viele von uns wünschen sich zudem, für mindestens einen anderen Menschen etwas „Besonderes“ zu sein. Der oder die eine Auserwählte.

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Kommt eine narzisstische Persönlichkeitsstörung hinzu, wollen die Betroffenen sogar generell „besser“ sein, weshalb sie sich besonders missgünstig verhalten. Und gerade von diesen Narzissten und Psychopathen – bei welchen Neid und Eifersucht schnell krankhafte Ausmaße annehmen – gibt es in den Führungsetagen leider eine Menge.

Lese-Tipp:Gruselkabinett im Büro: Ist dein Chef ein Psychopath?

Wenn also jemand Zurückweisung erlebt oder befürchtet, dass ein Konkurrent „besser“, reicher oder mächtiger werden könnte – zum Beispiel in eine höhere Führungsposition aufsteigt – kann es zu starken Gefühlen von Neid kommen. Ein manipulativer Psychopath ergreift dann kurzerhand Maßnahmen, um den Rivalen „aus dem Weg zu räumen“, zum Beispiel durch Mobbing. In den USA wird dieses Verhalten auch „The Othello Boss Syndrome“ genannt.

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Exkurs: Shakespeares eifersüchtiger „Othello“

„Othello“ heißt ein berühmtes Theaterstück von William Shakespeare aus den Jahren 1603-1604, eine klassische Eifersuchts-Tragödie. Der namensgebende Othello ist ein dunkelhäutiger Feldherr, welcher entgegen des Wissens ihres Vaters seine große Liebe Desdemona heiratet. Als er jedoch den unerfahrenen Cassio anstelle des Fähnrichs Jago zum Leutnant befördert, entscheidet sich Jago aufgrund seiner Eifersucht zur Rache: Er macht Othello glaubhaft, seine geliebte Ehefrau Desdemona hintergehe ihn mit dem neuen Leutnant Cassio.

In rasender Eifersucht erdrosselt Othello seine Desdemona. Als Jago jedoch verhaftet wird und die Unwahrheit seiner Intrige ans Licht kommt, ersticht sich Othello selbst, um nicht mit den Schuldgefühlen leben zu müssen.

12 Warnzeichen: Wenn Führungskräfte ihre Machtposition ausnutzen

Kommt es im Berufsleben zu solch einer „Othello-Konstellation“, in welcher eine Führungskraft eifersüchtig auf ihren Mitarbeiter ist, kann dies durchaus dazu verleiten, dass der Chef seine Machtposition schamlos ausnutzt. Für das „Opfer“ bedeutet dies eine echte Zwickmühle, schließlich erschwert das Machtgefälle seine Verteidigung und er fürchtet häufig den Jobverlust. Dringende Warnzeichen für eine solche Situation können sein:

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  1. Willkürlicher Entzug von Projekten und Zuständigkeiten.
  2. Üble Nachrede, Verbreitung von Gerüchten oder Mobbing durch Vorgesetzte.
  3. Übergehen des Angestellten bei Meetings, Projektvergaben oder Einladungen.
  4. Bloßstellen des Mitarbeiters vor dem Team, anderen Führungskräften, Kunden o.ä.
  5. Ständige Kontrolle und Überwachung ohne Fehlertoleranz.
  6. Entzug von Privilegien wie dem Eckschreibtisch, Firmenwagen oder der Möglichkeit von Telearbeit.
  7. Ständiges Unterbrechen und „Ins-Wort-fallen“.
  8. Andauernde Kritik an Handlungen des Mitarbeiter.
  9. Falsche (!) Anschuldigung des Mitarbeiters, für Fehler verantwortlich zu sein.
  10. Abweisung aller Anfragen des Angestellten, zum Beispiel bei der Frage nach einem Vieraugengespräch.
  11. Verhinderung einer Kommunikation zur nächsthöheren Hierarchieebene, dem Betriebsrat oder weiteren Anlaufstellen, die dem Mitarbeiter zur Hilfe eilen könnten.
  12. Arbeitsentzug bis hin zur bewusst herbeigeführten Langeweile (Straining).

Schrillen jetzt deine Alarmglocken und du vermutest, dass dein Vorgesetzter – aus welchem Grund auch immer – auf dich eifersüchtig sein könnte und dich eventuell bewusst sabotiert, um einen weiteren Aufstieg in der Hierarchie zu vermeiden oder dich gar gänzlich aus dem Unternehmen zu verjagen? Dann haben wir eine gute Nachricht für dich: Es gibt durchaus Möglichkeiten, wie du dich vor Neidern schützen und gegen einen eifersüchtigen Chef wehren kannst.

„Othello Boss Syndrome“ verhindern und bekämpfen

Im schlimmsten Fall kann die Eifersucht eines Vorgesetzten auf seinen Mitarbeiter in Mobbing beziehungsweise Bossing enden. Einmal eskaliert, lässt sich ein solch verfahrener Konflikt kaum noch lösen. Je früher du ein „Othello Boss Syndrome“ erkennst, umso erfolgversprechender sind daher deine Gegenmaßnahmen. Also halte deine Augen offen und gehe im Fall der Fälle wie folgt vor:

  1. Bleibe stets in Alarmbereitschaft, um Neid oder Missgunst bei deinem Vorgesetzten zu erkennen.
  2. Notiere erste Anzeichen für das „Othello Boss Syndrome“ und gehe in die Beobachterrolle. Eventuell setzt bei der Führungskraft noch Vernunft ein und der Konflikt flaut von selbst wieder ab.
  3. Sollte dies nicht geschehen, suche dir so früh wie möglich das Vieraugengespräch mit dem Vorgesetzten.
  4. Trete bescheiden, aber nicht unterwürfig auf. Mache deutlich, dass du die Kompetenz sowie die hierarchische „Übermachtstellung“ des Vorgesetzten anerkennst und ihn respektierst. (Spreche ihn niemals direkt auf seine Eifersucht an, er wird sie ohnehin verleugnen!)
  5. Zeige dich kritikfähig und frage die Führungskraft, ob du ein konkretes Verhalten ändern solltst (eventuell hast du die Eifersucht unbewusst durch dieses Verhalten ausgelöst).
  6. Übe dich in Großmut. Wenn du anderen Mitarbeitern – egal ob Führungskraft, Teammitglied oder Praktikant – ihre Erfolge gönnst, wirst du nicht nur beliebter, du reduzierst auch eine mögliche Eifersucht, sobald du selbst Erfolge verzeichnest.
  7. Frage deinen Chef um Rat. So drückst du aus, dass du seine Expertise anerkennst und er (zumindest in diesem Fall) „klüger“ ist als du selbst. Auch, wenn du die Antwort vielleicht bereits vorher kennst: Hin und wieder den Vorgesetzten nach seiner Meinung zu fragen, kann Eifersucht drastisch reduzieren. Dass du hierbei auf einen kleinen Manipulationstrick zurückgreifst, braucht er ja nicht zu erfahren.

Du siehst: Ein „Othello Boss Syndrome“ lässt sich am besten verhindern, indem du deinem Vorgesetzten das Gefühl gibst, du seist „auf seiner Seite“. Versuche den Teamgedanken in ihm zu wecken und ihm ein wenig zu schmeicheln. Sobald du dich aber unwohl fühlst – Stichwort: Schleimer, Streber oder A****kriecher – höre damit auf. Ansonsten verlierst du deine Authentizität und kannst dich irgendwann nicht einmal mehr selbst im Spiegel anblicken. Bewahre deine Würde und sei selbstbewusst genug, im Notfall um eine interne Versetzung zu bitten oder dir eine neue Anstellung in professionellerer Atmosphäre zu suchen. Selbiges gilt, wenn der Neid deines Vorgesetzten mehr und mehr in Bossing mündet.

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Bildnachweis: Cat Box/Shutterstock.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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