Vermehrt stellen Forschende fest, dass viele Erwachsene immer öfter kindliche Verhaltensweisen adaptieren. Vor allem im beruflichen Umfeld wird ein solches Verhalten vermehrt wahrgenommen. Warum infantiles Verhalten schädlich für die eigene Karriere ist sowie nervig für die Kollegen und was du am besten dagegen tun kannst, erfährst du in folgendem Beitrag.

Das innere Kind bewahren – aber bitte nicht so

Kinder sind etwas Wundervolles. Sie sehen die Welt durch andere Augen und erfreuen sich auch an den simpelsten Dingen. Außerdem sind sie immer gnadenlos ehrlich. Das Sprichwort, „Betrunkene und Kinder sagen immer die Wahrheit“ kommt schließlich nicht von irgendwoher.

Doch Kinder können auch anders. Wenn sie ihren Willen nicht durchgesetzt bekommen, schalten viele einfach auf stur und machen genau das, was sie nicht machen sollen. Sie weigern sich, Autoritäten zu akzeptieren und nehmen viele Dinge einfach nicht ernst. Genau hier liegt das Problem, denn genau solche Verhaltensweisen sind in der heutigen Zeit vermehrt auch bei Erwachsenen zu beobachten.

Vor allem im beruflichen Kontext adaptieren viele Mitarbeiter kindliche und sture Verhaltensweisen. Da hört die romantisierende Vorstellung vom inneren Kind auch meistens wieder auf. Denn ein solches Verhalten ist für Arbeitskollegen meistens nur noch anstrengend und nervig. Sowie auch für überforderte Eltern.

Lese-Tipp: Kindliches Auftreten: Was tun, wenn du nicht ernstgenommen wirst?

Doch was genau ist eigentlich gemeint, wenn jemand von infantilen Verhaltensweisen im Berufsalltag spricht?

Dabei geht es meistens um Kleinigkeiten wie einen respektvollen Umgang mit Arbeitsmaterialien oder Gemeinschaftsräumen. Wenn beispielsweise jemand sich weigert, in der Gemeinschaftsküche des Büros die Kaffeemaschine zu reinigen oder die Spülmaschine auszuräumen. Sprichst du die Person dann darauf an, erhältst du meistens eine bockige Antwort wie: „Räum sie doch selbst aus.“ Oder „Du weißt doch selbst, wie das geht.“

Ein solches Verhalten ist nicht nur respektlos gegenüber anderen, sondern die Kollegen müssen zusätzlich noch den Dreck beseitigen, denn diese Person hinterlassen hat. Doch es gibt noch weitere infantile Verhaltensweisen, welche du mit Sicherheit auch schon an deinem Arbeitsplatz beobachten konntest:

  • Über andere Kollegen herziehen: Klar redet jeder mal über den anderen. Doch wenn ein Kollege dauerhaft schlecht über alle in der Abteilung redet und das nur hintenrum tut, dann ist das einfach nur kindisch.
  • Unkollegiales Verhalten: Oftmals begegnest du während deiner Arbeit Projekten, welche im Team angegangen werden müssen. Hier muss sich jeder auf den anderen verlassen können und jeder übernimmt seinen Teil. Infantile Kollegen überlassen die Arbeit jedoch lieber den anderen und reagieren ebenfalls bockig darauf, wenn sie auf ihr Fehlverhalten angesprochen werden. Ihnen ist schlicht egal, dass andere ihre Arbeit erledigen. Ähnlich dem Beispiel mit der Gemeinschaftsküche.
  • Alle anderen sind immer schuld: Eine klassische kindliche Verhaltensauffälligkeit ist es egal, was passiert ist, die Fehler immer bei anderen zu suchen. Anstatt sich selbst einzugestehen, dass ein Fehler gemacht wurde, wird die Ursache bei den Kollegen gesucht.
  • Impulsive Verhaltensweisen: Du hast mit Sicherheit schon mal ein Kind im Supermarkt schreiend auf dem Boden gesehen, weil seine Eltern ihm keinen Schokoriegel gekauft haben. So ähnlich verhalten sich auch Erwachsene. Natürlich liegen diese nicht schreiend auf dem Boden. Aber auch im Berufsalltag wirst du mit Sicherheit Kollegen beobachtet haben, welche unnötig, impulsiv und beleidigend reagiert haben, wenn sie etwas nicht bekommen haben oder eine Aufgabe erledigen mussten, welche ihnen nicht gepasst hat.

Infantiles Verhalten schadet nicht nur den anderen

Wie du also siehst, sind solche Verhaltensweisen für alle Mitarbeiter und auch für den Vorgesetzten absolut nervig. Natürlich sind in erster Linie die Kollegen betroffen, welche mit der Person zusammenarbeiten. Sie sind gezwungen, hinter der Person aufzuräumen und sich mit dem launischen und impulsiven Verhalten auseinanderzusetzen.

Doch auch dein Chef kann unter solchen Mitarbeitern leiden. Denn irgendwann muss er etwas dagegen unternehmen und das kostet Arbeitszeit. Statt produktiv zu sein, müssen Gespräche geführt und Lösungen gefunden werden, für ein Problem, welches sich jedoch ganz einfach von vornherein vermeiden lassen würde, wenn die Person sich ihrem Alter entsprechend verhalten würde.

Es kann jedoch auch zu psychischen Belastungen der anderen Mitarbeiter kommen. Denn der tägliche zusätzliche Stress neben dem eigentlichen Arbeitspensum kann ziemlich anstrengend sein. Mitarbeiter, die also andere Menschen mit ihrem infantilen Verhalten belästigen, schaden somit ihrem gesamten Umfeld und das auf mehreren Ebenen.

Zudem kommt hinzu, dass solche Personen vor allem sich selbst schaden. Denn das Ergebnis solcher Verhaltensstrukturen ist meist die völlige soziale Isolation. Die anderen Kollegen suchen irgendwann die Distanz und möchten mit so jemandem natürlich nichts mehr zu tun haben. Meistens reagieren diese Menschen aus Trotz noch kindlicher und impulsiver, wodurch alles nur noch verschlimmert wird. Steigert sich das infantile Verhalten immer weiter, kann es dann zu beruflichen Konsequenzen kommen, wie der Versetzung in eine andere Abteilung oder sogar zur Kündigung.

Sich etwas vom inneren Kind bewahren, ist prinzipiell eine tolle Charaktereigenschaft. Vor allem die kindliche Kreativität und die direkte Art. Doch impulsives, trotziges und hinterlistiges Verhalten schadet wiederum nur dem beruflichen Umfeld und einer guten Zusammenarbeit.

Was du gegen infantile Verhaltensweisen tun kannst

Wenn du also in deinem beruflichen Alltag einen oder mehrere Kollegen hast, welche dich und andere Kollegen durch ihr infantiles und trotziges Verhalten beeinträchtigen und euch sogar schaden, ist die Frage, was könnt ihr dagegen tun?

Dazu solltest du dich zunächst einmal mit den Ursachen von einem solchen Verhalten auseinandersetzen. Folgende Gründe kann es geben, wieso ein Mensch trotzig und infantil reagiert:

  • Angst: Eventuell hat der Kollege einfach nur Angst vor Nähe. Die Person möchte niemanden an sich heranlassen, weswegen versucht wird, mit trotzigem Verhalten die Menschen auf Abstand zu halten.
  • Reine Überforderung: Es kann durchaus sein, dass der trotzige Kollege versucht, seine persönliche Überforderung mit Trotzigkeit zu überspielen. Eventuell hat der Mitarbeiter Angst, dass er gewisse Aufgaben nicht erledigen kann und traut sich nicht, dies anzusprechen.
  • Falscher Stolz: Speziell zum Punkt, dass infantile Menschen immer die Schuld bei anderen suchen. Oftmals steckt hier falscher Stolz dahinter. Solche Menschen verstecken sich oft vor ihren eigenen Fehlern und suchen diese bei anderen Personen.
  • Suche nach Aufmerksamkeit: Viele Kinder reagieren oft trotzig und impulsiv, weil sie die Aufmerksamkeit ihrer Eltern haben wollen. Das machen Erwachsene nicht selten genau so. Nur hier geht es um die Aufmerksamkeit ihrer Kollegen oder ihres Chefs.

Wie du also siehst, sind die Gründe für infantiles und trotziges Verhalten meist Unsicherheiten und Ängste, dementsprechend kannst du auf solche Verhaltensweisen reagieren. Feuer mit Feuer bekämpfen bringt hier also offensichtlich nicht viel.

Folgende Wege sind hier eindeutig die besseren Lösungsstrategien:

  • Frage direkt nach den Gründen für das trotzige Verhalten. Sei rücksichtsvoll und zeige Verständnis.
  • Zeige eine gewisse Kompromissbereitschaft und komme deinem Gegenüber auf Augenhöhe entgegen. Lasse dich jedoch in deiner Gutmütigkeit nicht ausnutzen.
  • Suche das direkte Gespräch und sage deinem Kollegen, dass es so nicht weitergeht. Vor allem, wenn der Abschluss eines wichtigen Projektes ansteht, weise ihn darauf hin, dass er durch sein Verhalten vielen Menschen und sich selbst schadet.
  • Die letzte und radikalste Methode ist es, den besagten Kollegen einfach zu ignorieren. Hier bleibt die Hoffnung, dass die Person so von sich aus merkt, dass sie mit ihrem Verhalten nicht weiterkommt.

Bildnachweis: monkeybusinessimages/istockphoto.com