Das Burnout-Syndrom ist ein Massenproblem. Jetzt scheint die Lösung ganz einfach: Ein Bürohund kann bei der Burnout-Prävention helfen und Experten raten jedem modernen Unternehmen zu einer „Dog Policy“. 

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Was hat ein Hund mit dem Burnout-Syndrom zu tun?

Das Burnout-Syndrom gilt beinahe als Modekrankheit und wird immer mehr zum Massenphänomen. Auslöser dieser Entwicklung sind die zunehmende Komplexität der Geschäftswelt, die Schnelligkeit der Entwicklungen, steigender Leistungs- und Konkurrenzdruck sowie soziale Kälte im Berufsleben. Um die Abwärtsspirale aufzuhalten, müsste die gesamte westliche Wirtschaftswelt einmal von Grund auf umgestaltet werden. Dass das keine realistische Lösung ist, liegt auf der Hand.

Die Frage, welche viele deutschen Arbeitnehmer und -geber stattdessen beschäftigt, lautet: Wie kann unter den gegebenen Umständen einer Burnout-Erkrankung vorgebeugt werden? Mit diesem Thema haben auch wir uns bereits im Artikel „Burnout verhindern – 10 wirksame Tipps zur aktiven Prävention“ befasst. Markus Beyer, Vorsitzender des Bundesverbandes Bürohund e.V., eine schlägt noch einfachere Lösung vor: Hunde im Büro sollen gegen Burnout helfen. Aber wie?

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Das durch Hunde ausgeschüttete Oxytocin hilft gegen Stress

Eine Studie der Swedish University of Agricultural Sciences, Faculty of Veterinary Medicine and Animal Science kam zu dem Ergebnis, dass durch den Kontakt mit Hunden das Hormon Oxytocin ausgeschüttet wird. Dieses ist auch als Liebeshormon oder Bindungshormon <3 bekannt und wird bei Körperkontakt freigesetzt oder beispielsweise wenn eine Mutter ihren frisch entbundenen Säugling ansieht. Der Blickkontakt selbst kann dafür schon ausreichen, egal ob zwischen zwei Menschen oder eben zwischen Mensch und Hund.

Oxytocin wirkt blutdrucksenkend, angstlösend, entzündungshemmend, vertrauensfördernd und beruhigend. Es gilt als „Anti-Stress-Hormon“ und hilft nachgewiesen bei der Prävention oder Minderung von Depressionen. Und das „Burnout-Syndrom“ ist ja bekanntlich nichts Anderes als eine „Erschöpfungsdepression“.

Auf seiner Webseite erklärt der Bundesverband Bürohund e.V. die Wirkung der Interaktion zwischen Mensch und Hund sowie den Effekt des Oxytocins auf den menschlichen Körper noch einmal ausführlich. Eine Studie der Universität Buffalo kam sogar zu noch verblüffenderen Ergebnissen:

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Die reine Anwesenheit eines Hundes im Büro senkt das Risiko von Depressionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei den Angestellten und ist dabei wirksamer als Medikamente.

Ein Hund als großes Plus für das Arbeitsklima

Nicht nur auf den einzelnen Mitarbeiter wirken Hunde im Büro aber stressreduzierend. Das Arbeitsklima im gesamten Büro profitiert von der tierischen Anwesenheit, Konflikte werden merklich gemindert und die Atmosphäre aufgelockert. Eine Studie der Michigan University kam zu dem Ergebnis, dass Hunde den Zusammenhalt sowie die Effizienz eines Teams stärken. Dies liegt neben dem Stressabbau durch das Oxytocin auch an dem Hund selbst, da sind sich die Experten einig. Er bietet ein Gesprächsthema, auch wenn zwei Mitarbeiter ansonsten nicht viel gemeinsam haben. Dadurch entsteht das Gefühl einer gemeinsamen Basis, ein „Wir-Gefühl“ im Team.

Hunde sind außerdem äußerst soziale Wesen, die keine Außenseiter in ihrem Rudel dulden. Sie unterscheiden nicht zwischen Menschen, die sie mögen, und Menschen, die ihnen „unsympathisch“ sind. Stattdessen versuchen sie jeden Mitarbeiter im Büro in die Gruppe zu integrieren.

Ist ein Hund nicht eine störende Ablenkung?

Eine Ablenkung ist der Bürohund auf jeden Fall, doch die Experten sehen in ihm keinen störenden, sondern eher einen positiven und förderlichen Zeitvertreib am Arbeitsplatz. Er erinnert die Mitarbeiter in regelmäßigen Abständen daran, eine kurze Pause einzulegen, sich die Beine zu vertreten oder frische Luft zu schnappen – und ist dabei deutlich gesünder als die regelmäßige Raucherpause. Dadurch schöpfen die Mitarbeiter neue Energie und arbeiten anschließend wieder produktiver weiter. Zudem werden auf lange Sicht die Fehlzeiten durch stressbedingte Erkrankungen, wie zum Beispiel das Burnout, reduziert.

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Die Bewegung an der frischen Luft fördert auch die körperliche Gesundheit und mindert dadurch das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rückenbeschwerden, Schlaganfällen u. v. m. Professor Randolph Barker der Virginia Commonwealth University nennt sogar konkrete Zahlen:

50 Prozent der Studienteilnehmer arbeiteten in seiner Untersuchung produktiver, wenn sie ihren Hund mit zur Arbeit bringen durften. Bei ihnen wurde zudem während des gesamten Arbeitstages ein geringeres Stresslevel gemessen als bei den Probanden ohne Hund.

Die durch den Hund erwirkten kurzen Pausen führen also zu einer langfristigen Steigerung der Produktivität der Belegschaft in einem Unternehmen und zur Reduktion der krankheitsbedingten Fehltage. Am Ende des Tages sorgt der Bürohund aus betriebswirtschaftlicher Perspektive demnach ebenfalls für ein dickes Plus.

Leidet ein Hund nicht, wenn er den ganzen Tag im Büro ist?

Nein, wenn die Rahmenbedingungen stimmen, ist das Büro die deutlich bessere Alternative für einen Hund als den gesamten Tag alleine zuhause auf seinen Besitzer zu warten. Wird ihm ein ruhiges und gemütliches Plätzchen als Rückzugsort eingerichtet, so schläft der Hund bis zu 18 Stunden am Tag. Störfaktor? Von wegen!

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Allerdings ist nicht jede Hunderasse als Bürohund geeignet. Hunden mit starkem Bewegungsdrang kann das Büroumfeld nicht gerecht werden. Darunter fallen vor allem Hunderassen, die als Arbeitstiere gezüchtet wurden und sowohl körperlich als auch geistig stark gefordert werden müssen. Ansonsten macht sich der Hund früher oder später aus Langeweile und Frust mit nervigen Angewohnheiten und Ticks, vielleicht sogar Aggressivität bemerkbar. Du solltest dich also vorher unbedingt ausreichend über die Hunderasse informieren.

Doch selbst innerhalb einer Rasse ist natürlich jeder Hund anders. Manch einer fühlt sich im Trubel eines Großraumbüros „pudelwohl“, der andere eher im ruhigen Doppelbüro und ein anderer eben doch nur in den eigenen vier Wänden. Prüfe daher vorab, ob sich der Hund in deinem Büro wohlfühlt. Warnzeichen sind zum Beispiel:

  • aggressives Verhalten
  • Bellen
  • Rückzug
  • Schwanz einziehen
  • Aufforderung an den Halter zum Gehen (auf Körpersprache und Mimik achten)
  • Verteidigung seines „Reviers“
  • Beschädigung der Bürogegenstände aus Unterforderung oder Langeweile
  • o.ä.

Das Büro hundegerecht gestalten

Wenn der Hund zum Büro passt, muss jetzt auch umgekehrt das Büro an den Hund angepasst werden. Viel ist dafür gar nicht notwendig. Suche einen ruhigen Platz für deinen Hund aus, fernab von Durchgangswegen. Stelle hier ein gemütliches Körbchen auf. Gerne eines, das er bereits von Zuhause kennt und in welchem er sich wohlfühlt. Sorge dafür, dass der Hund stets ausreichend zu Trinken hat und zu den gewohnten Zeiten gefüttert werden kann. Auch kurze Spaziergänge an der frischen Luft zur Bewegung und Erleichterung müssen unbedingt ausreichend und regelmäßig gewährleistet sein.

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Da Hunde eine sehr feine Nase haben, achte darauf, dass keine starken Gerüche im Büro herrschen. Die Tiere sind zudem natürlich von jeder Art von Chemikalien, Lärm oder auch ätzenden Dämpfen fernzuhalten.

Was, wenn ein Kollege Angst hat oder allergisch ist?

Natürlich findet aber nicht jeder einen Bürohund toll und niedlich. Manch einer hat sogar Angst vor Hunden oder eine Hundehaarallergie. Dass die Tiere im Büro gesund, geimpft und wohlerzogen sein müssen, versteht sich von selbst. Dennoch sollte natürlich für Mitarbeiter, die keinen Kontakt mit dem Hund haben möchten oder gesundheitlich bedingt können, hundefreie Bereiche eingeführt werden. Dies bedeutet im Vorfeld eventuell kleine interne Umstrukturierungen innerhalb der Büros.

Die Erfahrung zeigt, dass Mitarbeiter mit Angst vor Hunden diese häufig sogar nach einiger Zeit verlieren und dann von selbst auf den neuen Kollegen mit der kalten Schnauze zugehen. An dieser Stelle ist Flexibilität vom Unternehmen gefragt sowie ein hohes Verantwortungsbewusstsein von den Hundebesitzern. Wenn die hundefreien Zonen strikt eingehalten und die Grenzen der Kollegen respektiert werden, kommt es durch Bürohunde in der Regel nicht zu zwischenmenschlichen oder gesundheitlichen Problemen.

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Wieso jedes Unternehmen eine „Dog Policy“ haben sollte

Markus Beyer rät jedem Unternehmen zu Bürohunden, weist gleichzeitig aber auch darauf hin, dass eine entsprechende „Dog Policy“ eigeführt werden sollte. Darin werden die Rahmenbedingungen für die Bürohunde und Hundehalter festgeschrieben sowie entsprechende Haftungsvereinbarungen. So sollte zum Beispiel jeder Besitzer, der seinen Hund mit ins Büro bringt, über eine ausreichende Hundehaftpflichtversicherung verfügen. Google und Amazon machen vor, wie es geht, und immer mehr deutsche Unternehmen, zum Beispiel „Fressnapf“, ziehen nach.

Ist der Bürohund also die Lösung aller (Burnout-) Probleme?

Nein, natürlich kann ein Hund nur als Unterstützung dienen und nicht als neues Allheilmittel gegen Stress und Burnout-Erkrankungen. Die wahre Burnout-Prävention muss immer noch im Unternehmen selbst ansetzen. Eine gesundheitsförderliche Führung kann durch Bürohunde nicht ersetzt werden. Du solltest in erster Linie ein Tier bleiben dürfen und als Teil des Teams angesehen werden. Die positiven Auswirkungen auf die Gesundheit sind eher als Nebenaspekt zu betrachten.

Bildnachweis: iStock.com/Pekic Nis, Serbia

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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