Fauxpas. Sie begegnen uns fast täglich und trotzdem schaffen sie es jedes Mal aufs Neue, dass wir peinlich berührt sind. Die meisten dieser Situationen stellen keinen Weltuntergang dar – und können dennoch nicht einfach ignoriert werden. In diesem Beitrag stellen wir dir ein paar dieser Fauxpas vor und verraten, wie du die Kollegen diskret darauf hinweist. 

Der offene Hosenstall

Wenn du einem Kollegen gegenüber stehst, der einen offenen Hosenstall hat, wäre es fatal, ihn ins offene Messer laufen zu lassen. Gerade vor einer wichtigen Präsentation oder einem Meeting kann der offenstehende Reißverschluss eine überaus peinliche Situation provozieren. Um diese galant zu umgehen und dennoch den respektvollen Abstand zum Kollegen zu wahren, empfiehlt es sich, auf eine dieser Formulierungen zurückzugreifen:

  • Vielleicht solltest du noch einmal deine Garderobe kontrollieren, ehe du eintrittst.
  • Möchtest du nicht noch kurz schauen, ob alles an der richtigen Stelle sitzt?

Tipp: Formulierungen dieser Art können auch beim heraushängenden Hemdzipfel und dem hochgerutschten Rock zum Einsatz kommen.

Die Kunst besteht darin, das Thema nicht direkt anzusprechen und dem Gegenüber dennoch klar zu verdeutlichen, worum es geht. Es mag nach „um den heißen Brei reden“ klingen, doch handelt es sich hierbei definitiv um die diskreteste Herangehensweise an die Situation.

Der üble Mundgeruch

Egal ob chronisch oder akut nach dem Mittagessen – Mundgeruch kann der Auslöser für wirklich unangenehme Situationen sein. Wenn dein Kollege zu üblem Atem neigt und du Ihn diskret darauf hinweisen willst, hilft im Grunde genommen nur das direkte Thematisieren des Problems. In diesem Fall ist besonders wichtig, dass du das Gespräch unter vier Augen führst, der Kollege soll schließlich nicht vorgeführt werden. Achte auf eine respektvolle Wortwahl und bausche das Thema nicht unnötig auf.

Übrigens: Wer denkt, das Thema Mundgeruch mit einem kommentarlosen Kaugummi aus der Welt schaffen zu können, der sollte sich einfach mal in die Rolle des Kollegen versetzen. Da es sich bei dem Atemerfrischer um eine eindeutige Botschaft handelt, kann man sich auch direkt erwachsen benehmen und das Thema kurz besprechen.

Schweißflecken auf der Kleidung

Schweiß ist in doppelter Hinsicht tückisch: Er riecht zum einen übel und hinterlässt zum anderen auch unansehnliche Flecken auf der Kleidung. Besonders in Stresssituationen oder vor wichtigen Terminen neigen viele Menschen zur übermäßigen Schweißproduktion. Leider kann man die verräterischen Flecken dann auch am wenigsten gebrauchen.

Wenn du bemerkst, dass dein Kollege heftig transpiriert, solltest du ihn so keinesfalls in die Besprechung gehen lassen. Vielleicht gehörst du ja zu den Arbeitnehmern, die ein Ersatz-Hemd oder eine Ersatz-Bluse haben, die du dem Kollegen anbieten kannst. Ein Tuch oder Schal, der die Flecken provisorisch überdeckt, tut es zur Not auch.

Magenknurren und andere Geräusche

Absolute Stille im Büro und plötzlich beginnt der Magen zu knurren, gefolgt von einem Gluckern aus einer anderen Region des Körpers. Für viele ist dieses Szenario der absolute Horror. Wenn du deinem Kollegen in einer solchen Situation beistehen willst, hilft am besten fein dosierter Humor. Geräusche aus dem Magen-Darm-Trakt sind absolut (!) normal und menschlich. Sie kommen bei jedem von uns vor und niemand kann sie kontrollieren. Betone das ruhig im Gespräch mit dem Kollegen und nutze die Unterbrechung eventuell als Aufhänger für die längst überfällige Mittagspause. Achte allerdings auch darauf, die Situation nicht ins Lächerliche zu ziehen. Auch hier sollte die Betonung auf „diskret“ liegen.

Ein Essensfleck auf der Kleidung

Ein Soßenfleck auf dem strahlend weißen Hemd ist zwar ungefährlich, aber dennoch unangenehm – erst recht, wenn der Hemdträger gar nicht weiß, dass er sich bekleckert hat. In dieser Situation solltest du genau abwägen, wie nahe du der Person stehst. Ist das Verhältnis locker, kannst du den Fleck kurz ansprechen und auf den Waschraum verweisen. Ist die Person dein Vorgesetzter oder gar ein Geschäftskunde, gilt es, den kleinen Fauxpas höflich zu ignorieren. Gerade dann, wenn man sich in einer Besprechung befindet, kann der Bekleckerte sowieso nichts an der Situation ändern.

Laute Telefonate

Dass dein Kollege mit Kunden telefoniert und vielleicht hin und wieder auch mal ein privates Gespräch führt, ist natürlich kein Fauxpas. Peinlich wird es erst, wenn jeder andere Anwesende im Büro Wort für Wort belauschen kann. Meist kriegen es die Menschen, die in den Telefonhörer brüllen, gar nicht mit, dass sie sich etwas in der Lautstärke vertan haben. Man sollte es ihnen also nicht verübeln.

Wenn du diskret auf dieses Fehlverhalten hinweisen willst, hilft ein mehr oder weniger unverfänglicher Gesprächseinstieg wie „Oh, das klang aber nach einem sehr wichtigen Telefonat.“ Oftmals kommt der Gegenüber dadurch selbst darauf, dass man ihm zuhören konnte.

Allgemeine Hinweise

Wenn du einen Kollegen auf einen kleinen Fauxpas hinweisen willst, ist es immer am geschicktesten wenn:

  • Du dich auf der gleichen Hierarchiestufe befindest
  • Du das gleiche Geschlecht hast

Psychologen haben herausgefunden: Je größer die Gemeinsamkeiten sind, desto weniger unangenehm ist die Situation, in der ein Missgeschick diskret angesprochen wird.

Weiterhin ist es nie eine gute Idee, die Situation „auszuweiten“. Tröstende Worte à la „Ach, das ist mir letztens auch passiert. Da habe ich einfach…“ oder „Ohje, na das ist jetzt aber doof. Vielleicht hilft es Ihnen, wenn wir…“ sind gänzlich unangebracht. Wenn du den Kollegen oder die Kollegin diskret auf den Fauxpas hingewiesen hast, ist das Thema beendet. Diskretion bedeutet in diesem Fall auch, möglichst wenig Worte zu verwenden und sich kurz zu fassen. Du musst deinem Gegenüber nicht erst noch erklären, warum die Situation gerade so peinlich ist oder was du machen würdest – es sei denn, du wirst um eine entsprechende Information gebeten.

Last but not least solltest du immer daran denken, dass du nicht der Grund für eine Peinlichkeit bist. Den Kollegen auf Körpergeruch, eine Kleckerei oder den offenen Hosenstall hinweisen ist zweifelsfrei keine angenehme Angelegenheit. Doch bedenke, dass du niemanden ins Verderben stürzt, sondern helfen willst. Dein Kollege hat keinen Grund, dir die offenen Worte übel zu nehmen. Ganz im Gegenteil: Er sollte dir dankbar sein, denn vermutlich bewahrst du Ihn mit deinem diskreten Hinweis vor weitaus größeren Peinlichkeiten.

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