Nicht alle Arbeitssuchenden befinden sich in der Bewerbungsphase noch in einer Anstellung. Es kann viele Gründe geben, weshalb Sie gekündigt wurden oder haben. Wenn dann als Arbeitssuchender endlich die Einladung zum Vorstellungsgespräch kommt, schwanken die Emotionen häufig zwischen Vorfreude und Angst. Was erzählen Sie dem Personaler, wenn er nach Ihrer Kündigung fragt? Welche sind die absoluten No-Gos? Diese und mehr Fragen rund um die Kündigungsgründe im Bewerbungsgespräch möchten wir nun für Sie klären…

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Inhalt
1. Kündigungsgründe und Bewerbung – was macht es so schwierig?
2. Wann werden Sie nach den Kündigungsgründen gefragt?
3. Kein Grund nervös zu werden
4. Lügen im Bewerbungsgespräch?
5. Nur 14 Prozent der deutschen Arbeitnehmer wechselten noch nie den Job
6. Tipp: Schaffen Sie Defizite aus dem Weg
7. No-Go: Frustration, Ärger und Lästereien
8. Kündigungsgründe glaubhaft und professionell nennen
9. Beispiel: Sie haben selbst gekündigt
10. Beispiel: Sie wurden gekündigt

Kündigungsgründe und Bewerbung – was macht es so schwierig?

Kündigungsgründe gibt es zahlreiche, stets abhängig von der individuellen Situation. Ihrer Bewerbung kann der Personaler entnehmen, dass Sie sich derzeit in keiner Anstellung befinden. Gewiss wird er dann im persönlichen Gespräch die näheren Hintergründe erfahren wollen und nach den Kündigungsgründen fragen. Einerseits möchte er hier herausfinden, ob Sie gekündigt haben oder wurden, andererseits inwiefern Sie für die Kündigung verantwortlich waren:

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  • Waren Sie überfordert?
  • Hatten Sie Schwierigkeiten im Team?
  • Oder mit dem Vorgesetzten?
  • Fühlten Sie sich unterbezahlt?
  • Wie hoch ist Ihr Frustrationsgrad?
  • Wie professionell gehen Sie mit der Situation um?

Ihr potenzieller neuer Arbeitgeber möchte einfach wissen, was ihn erwartet, wo eventuell Ihre Schwierigkeiten liegen oder was ein Kündigungsgrund sein könnte. Er möchte wissen, ob Sie Ihren Job freiwillig oder unfreiwillig verloren haben. Nur wenige Personaler fragen aber direkt. Viele wählen stattdessen Formeln, wie:

  • „Sie sind derzeit arbeitssuchend? Was hat es damit auf sich?“
  • „Erzählen Sie uns mehr über Ihre vorherige Anstellung“
  • „Weshalb möchten Sie sich derzeit neu orientieren?“

Wann werden Sie nach den Kündigungsgründen gefragt?

Die Personaler haken meist dann nach, wenn sich in Ihrem Lebenslauf Auffälligkeiten oder Unregelmäßigkeiten in der beruflichen Entwicklung finden. Hierzu gehören zum Beispiel:

  • Phasen der Arbeitslosigkeit
  • Wechsel oder Abbruch eines Studiums/einer Ausbildung
  • auffallende Branchenwechsel
  • Beendigung eines Arbeitsverhältnisses in der Probezeit
  • Wechsel zwischen Selbständigkeit und Angestelltenverhältnis
  • Interne Versetzungen
  • Regionale Neuorientierung
  • o.ä.

Kein Grund nervös zu werden

Doch keine Sorge. Solche Unregelmäßigkeiten an sich sind kein Grund für Sie, nervös zu werden. Heutzutage weisen zahlreiche Lebensläufe mindestens eine, wenn nicht mehrere solcher Unregelmäßigkeiten auf.

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Und da die Welt immer schnelllebiger und die Arbeitskräfte immer flexibler sein müssen, wird das in Zukunft zunehmend normal werden. Wichtig ist einfach, dass Sie sich die Gründe für Ihren Status als Arbeitssuchende/r genau überlegen, diese authentisch, ehrlich aber positiv darstellen und so die unangenehme Frage schnell abhandeln können. Versetzen Sie sich hierfür einmal in die Lage des Personalers oder üben Sie mit Freunden und lassen Sie sich beraten. Der potenzielle neue Arbeitgeber möchte im Endeffekt nur eines: Wissen, wer Sie sind und was auf ihn zukommen könnte.

Lügen im Bewerbungsgespräch?

Wäre es da nicht verlockend, einfach ein wenig zu flunkern? Eine betriebsbedingte Kündigung aufgrund von Liquiditätsproblemen klingt schließlich besser als der Streit mit den Kollegen, oder? Falsch! In Ausnahmefällen dürfen Sie im Vorstellungsgespräch zwar zur Notlüge greifen, siehe „Unzulässige Fragen im Bewerbungsgespräch – Haben Lügen wirklich kurze Beine?“, jedoch nur bei unzulässigen Fragen. Die Frage nach den Kündigungsgründen hingegen ist erlaubt und muss daher auch wahrheitsgemäß beantwortet werden. Kommt Ihre Lüge später ans Licht, darf der Arbeitgeber Sie sonst fristlos kündigen – und dann haben Sie bei der nächsten Bewerbung ein wirkliches Problem. Daher gilt: Ehrlich währt am längsten.

Nur 14 Prozent der deutschen Arbeitnehmer wechselten noch nie den Job

Laut einer aktuellen Studie, welche auf Statista veröffentlicht wurde, bleiben nur rund 14 Prozent der Deutschen ihr Leben lang bei demselben Arbeitgeber. 66 Prozent wechseln ihn rund ein bis fünf Mal, sieben Prozent sogar sechs bis zehnmal im Laufe ihrer Karriere.

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Statistik: Wie häufig haben Sie in Ihrem Arbeitsleben schon den Arbeitgeber gewechselt? | Statista
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Alleine sind Sie daher mit Ihrem Jobwechsel nicht. Doch welche sind eigentlich die häufigsten Gründe für Arbeitnehmer, sich nach einer neuen Anstellung umzusehen?

Statistik: Was wären für Sie Gründe für einen Arbeitsplatzwechsel? | Statista
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

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61,6 Prozent der Befragten gaben in der Umfrage an, dass eine schlechte Bezahlung für sie ein Grund zur Kündigung wäre. Auf dem zweiten Platz liegt das schlechte Arbeitsklima. Mit großen Abstand folgen erst dann ein zu langer Arbeitsweg, fehlende Möglichkeiten zur Weiterentwicklung sowie mehr Verantwortung. Häufig kommen auch gleich mehrere der Gründe zusammen und führen den Arbeitnehmer dazu, sich nach einer neuen Anstellung umzusehen. Was war Ihr Hauptgrund für die Kündigung? Oder wurden Sie gekündigt? Weshalb? Werden Sie sich darüber klar und legen Sie sich Ihre Antwort auf eine entsprechende Frage bereit.

Tipp: Schaffen Sie Defizite aus dem Weg

Sie wurden gekündigt, weil Sie überfordert waren, die fachliche Qualifikation nicht ausreichte oder Sie Schwierigkeiten mit dem Team hatten? Einen besonders guten Eindruck macht es bei Ihrem Bewerbungsgespräch dann, wenn Sie nachweisen können, dass Sie diese Defizite bereits ausgeräumt haben. Machen Sie eine entsprechende Weiterbildung, ein Kompetenztraining oder einen Computerkurs. Solche Angebote finden Sie zum Beispiel bei der Agentur für Arbeit oder der örtlichen Volkshochschule.

No-Go: Frustration, Ärger und Lästereien

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Auch wenn Sie noch viel Ärger für Ihren vorherigen Arbeitgeber verspüren, frustriert sind oder sich völlig ungerecht behandelt fühlen: Behalten Sie die negativen Fakten unbedingt für sich. „Die Stelle war mir zu langweilig“ oder „Der Chef war schwierig und cholerisch“ sind nicht die Kündigungsgründe, welche der Personaler im Vorstellungsgespräch von Ihnen hören möchte. Es kann aber durchaus passieren, dass er Sie hierbei bewusst auf die Probe stellt, nachhakt oder Sie ein wenig provozieren möchte. Lassen Sie sich hierauf nicht ein, sondern bleiben Sie stets sachlich und nüchtern. Dampf ablassen können Sie anschließend beim Sport. Doch welche ist eigentlich die Intention des Personalers? Er möchte wissen, wie professionell Sie sind, wie Sie später sein Unternehmen repräsentieren werden und inwiefern Sie auch in schwierigen Situationen professionell und umgänglich bleiben. Schließlich möchte er nicht, dass Sie anschließend, sollten Sie auch sein Unternehmen irgendwann verlassen, schlecht über ihn reden.

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Kündigungsgründe glaubhaft und professionell nennen

Aber was bedeutet das nun eigentlich: „Professionell bleiben und gleichzeitig ehrlich sein“? Auf die Formulierung kommt es an. Versuchen Sie, die Frage ausreichend, aber so schnell wie möglich abzuhandeln und anschließend wieder nach vorne zu blicken und über die Zukunft zu sprechen. Wirken Sie nicht bitter und wütend, sondern zuversichtlich und zielorientiert. Konzentrieren Sie sich auf die sachlichen Umstände anstelle der menschlichen. Das heißt, dass Sie lieber zu geringe Entwicklungsmöglichkeiten als Grund nennen als Probleme mit dem Chef. Aber nicht vergessen: Bleiben Sie immer bei der Wahrheit. Zum besseren Verständnis haben wir einige Beispiele für Sie zusammengetragen:

1. Beispiel: Sie haben selbst gekündigt

  • Nachdem das Unternehmen neu ausgerichtet und umfassend umstrukturiert wurde, hatte ich das Gefühl, mit meinem Know-How in der Abteilung nicht mehr richtig besetzt gewesen zu sein. Es fehlte an Entfaltungs- und fachlichen Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Es ist zwar bedauerlich, aber ich entschied mich daher, mich mithilfe einer anderen Anstellung neu zu orientieren.
  • Eigentlich war es mein Lebenspartner, welcher einen neuen Job in dieser Stadt angetreten hat, doch auch ich entschloss mich in diesem Zuge, ihn zu begleiten und mir eine neue Herausforderung zu suchen.
  • Ich hatte das Gefühl, an der vorherigen Stelle unter meinen Möglichkeiten zu bleiben. Da es sich allerdings um ein kleines Unternehmen mit limitierten Aufstiegsmöglichkeiten handelte, entschloss ich mich, lieber zu einem größeren, international ausgerichteten Arbeitgeber zu wechseln.
  • Bei meiner früheren Stelle blieb ich weit unter meinen Möglichkeiten und wünschte mir eine neue Herausforderung. Auch nach mehrmaligen Gesprächen mit den Vorgesetzten konnten wir hierbei aber leider keine einvernehmliche Lösung finden. Für mich wurde es daher Zeit für eine Neuorientierung.
  • Während mir die Aufgabenfelder meiner früheren Stelle sehr zugesagt und viel Spaß bereitet haben, empfand ich das Arbeitsklima leider als schlecht und entschied mich aufgrund der persönlichen Differenzen für eine neue Herausforderung in einem Unternehmen, welches besser zu mir passt.

2. Beispiel: Sie wurden gekündigt

  • Leider wurde das Unternehmen grundlegend umstrukturiert. Im Zuge dieser Rationalisierungsmaßnahmen wurden zahlreiche Stellen abgebaut, so auch meine.
  • Im Zuge einer internen Umstrukturierung wurden mir neue Aufgabenfelder zugewiesen, welche nicht zu meinen Kompetenzen passten. Wir haben uns deshalb einvernehmlich dafür entschieden, das Arbeitsverhältnis aufzulösen.
  • Im Zuge einer Umstrukturierung wurde meine Niederlassung geschlossen. Ein Umzug kam für mich aber aufgrund meiner Familie nicht infrage.
  • Eine kurze Krise führte mich zu einer persönlichen wie beruflichen Neuorientierung. Schnell fand ich aber einen neuen Fokus und bin mir sicher, dass diese Stelle besser zur mir passt und für mich die optimale Herausforderung darstellt.

Sie sehen, die Antwort will sehr individuell gewählt sein. Achten Sie stets darauf, den Stellenwechsel so positiv wie möglich darzustellen und dass Ihre Motivation sowie die Kompetenzen für den neuen Job im Vordergrund stehen.

Haben Sie Erfahrungen, Tipps oder Beispiele zum Thema „Kündigungsgründe im Bewerbungsgespräch“? Dann freuen wir uns auf Ihren Kommentar…

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Bildnachweis: iStock.com/FangXiaNuo

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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