Stellenkürzungen, Unternehmensinsolvenz oder eine Firmenübernahme – niemand ist „schuld“ und doch ist sie ein Makel: Eine länger andauernde Arbeitslosigkeit macht sich auch heute noch in einem Lebenslauf denkbar schlecht. Was kannst Du nun tun, wenn Du dich neu bewirbst?

Arbeitslosigkeit nie verschweigen

Es gibt zunehmend weniger lückenlose Lebensläufe als noch vor 10 Jahren! Und natürlich kommt es darauf an, wie Du deine Arbeitslosigkeit darstellst. Zuerst hängt es vom Zeitraum ab, während dem Du auf Jobsuche warst. Je kürzer die Zeiträume der Arbeitslosigkeit sind, desto eher werden sie heute von den Personalverantwortlichen toleriert. Wenn es Dich erwischt hat und Du eine Zeitlang arbeitslos warst, musst Du auf jeden Fall Farbe bekennen und die Arbeitslosigkeit angeben. Verschweigen fällt dem Profi immer auf, sie zu umschreiben wird toleriert. Aber wie kann eine geeignete Darstellung der Arbeitslosigkeit im Lebenslauf aussehen?

Arbeitslosigkeit ins Positive verkehren?

Möchtest Du den Begriff „arbeitslos“ in Deinem Lebenslauf ins Positive verkehren, dann empfiehlt es sich, eine zusätzliche Rubrik für diese Zeiten einzuführen, z. B. „Praktische Tätigkeiten“. Hier kannst Du entweder mit zusätzlichen beruflichen Erfahrungen punkten oder zeigen, dass Du die Zeit Deiner Arbeitslosigkeit nicht verschlafen, sondern gut genutzt haben. Das setzt natürlich voraus, dass Du die Zeit als Chance auch wirklich nutzt. Es gibt auch zahlreiche Angebote in den Jobcentern. Beschreibe Deine Aktivitäten während der arbeitslosen Zeiten:

Praktische Tätigkeiten:

01/2020 – 06/2020 Aushilfstätigkeit in der Buchhaltung der XYZ AG in …
– Erstellung von Tabellen mit Excel
– Dateneingabe
08/2018 – 12/2018 Praktikum in XYZ GmbH in …
– Mithilfe bei der Planung und Betreuung von Schulungen
– Unterstützung bei der Betreuung von Meetings

Hüte Dich davor, irgendwelche Tätigkeiten zu erfinden: Spätestens im persönlichen Treffen fliegt das auf und das Vorstellungsgespräch ist zu Ende. Kritisch wird es auch, wenn die Zeiträume der Arbeitslosigkeit sehr lang sind – bis zu einem Jahr kann der Bewerber auf Jobsuche sein, ohne dass es einen modernen Personalentscheider stört. Ein lückenloser Lebenslauf ist das A und O einer Bewerbung. Wenn die Lücken zwischen den verschiedenen Jobs zu groß sind, ohne dass diese Zeiten woanders im tabellarischen Lebenslauf auftauchen, könnte der zukünftige Arbeitgeber schon beim Lesen der Bewerbung skeptisch werden.

Arbeitslosigkeit umschreiben

Wenn Du Deine Arbeitslosigkeit im Lebenslauf angibst, kannst Du die Bezeichnung „Arbeitslosigkeit“ mit „Arbeit suchend“ umschreiben. Berichte darüber, welche Schritte Du unternommen hast, um wieder einen Arbeitsplatz zu bekommen, welche Fachmessen Du besucht hast, welche Weiterbildungen und Kurse Du belegt hast. Auch regelmäßige Termine im Jobcenter zeugen vom Interesse auf einen neuen Job. Hilfreich könnte auch die Umschulung auf einen anderen Beruf sein.

Schwierig wird es erst, wenn der Zeitraum der Arbeitslosigkeit sehr lang ist. Eine Umfrage des Personaldienstleisters Robert Half unter ca. 6000 Personal- und Finanzmanagern ergab, dass bis zu 7,6 Monate ohne Job akzeptiert werden. Ist der Zeitraum länger, wird sie negativ ausgelegt. Wenn die Arbeitslosigkeit deutlich länger als ein Jahr dauert oder wenn es in diesen Zeiten keinerlei Aktivitäten gibt, liegt natürlich der Schluss nahe, dass bei diesem Bewerber Desinteresse oder Faulheit vorgeherrscht hat. Das ist natürlich für jede Bewerbung fatal!

Arbeitslosigkeit ohne Tricks und Lügen darstellen

In einschlägigen Bewerbungsratgebern und in Bewerbungstrainings wird oftmals der Ratschlag gegeben, die Zeit der Arbeitslosigkeit durch Angaben von sogenannten Lückenfüllern darzustellen.

Bedenke dabei aber bitte: Das, was Du angibst, solltest Du auch wirklich getan haben. Du könntest eine Fremdsprache gelernt (mit den entsprechenden Kursen belegen) oder im Ausland vertieft haben, Du könnten Dir mit Hilfe von Fachliteratur im Bereich XYZ weitergebildet haben oder Dich ehrenamtlich engagiert haben.

Dem Personalprofi sind diese „Tricks“ natürlich bekannt. Bereite Dich also auf ein Vorstellungsgespräch gut vor – entsprechende Nachfragen kommen bestimmt!

Das gilt immer:

Erfinde nichts, lüge nicht. Signalisiere stattdessen, dass Du dich Deiner Arbeitslosigkeit nicht schämst, schließlich hast Du sie nicht selbst herbeigeführt. Und vor allem, dass Du nicht resignierst, sondern stets auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz bist!

Tipps zur Formulierung von Arbeitslosigkeit

Gebe die Zeiträume nicht in Jahreszahlen an. Jahreszahlen verbergen größere Lücken, das macht Personalentscheider misstrauisch.

Wenn die Arbeitslosigkeit „unverschuldet“ herbeigeführt wurde, stelle es im Lebenslauf dar.

03/2008 – 10/2013 Büroleiter bei der XYZ AG in …
(Kündigung wegen Insolvenz)

Bist Du derzeit arbeitslos, so solltest Du bereits im Anschreiben darauf hinweisen.

Beziehe Dein Anschreiben immer auf die jeweilige Firma und Position, beschreibe Deine Qualifikationen passend zum Anforderungsprofil der Stelle.

Formulierungsvorschläge für Bewerbungsschreiben bei Arbeitslosigkeit:

„Durch mein soziales Engagement bei jugendlichen Fußballern … konnte ich zahlreiche Erfahrungen im Umgang mit Menschen sammeln. Ich bin davon überzeugt, dass ich diese Erfahrungen gewinnbringend in Ihrem Unternehmen einsetzen kann.“

„Während meines Auslandsaufenthalts stellt ich fest, dass ich Freude an … habe und meine Interessen im … Bereich liegen. Für meinen beruflichen Neustart möchte ich mich bei Ihrem Unternehmen als … bewerben.“

„Wie Sie meinen Unterlagen entnehmen können, habe ich bereits mehrere Jahre in der … Branche gearbeitet. (Schildern Sie Ihre Erfahrungen und den Tätigkeitsbereich). Nun möchte ich mich in diesem Bereich beruflich weiterentwickeln und bewerbe mich als … bei Ihrem Unternehmen.“

Bereiten Dich gut auf Detailfragen vor

Wie kam es zu Deiner Arbeitslosigkeit?
Natürlich musst Du beides, also die selbstverschuldete (Kündigung) und die unverschuldete Arbeitslosigkeit (z. B. Insolvenz des Unternehmens) erklären können.

Welche Aktivitäten hast Du während Deiner Arbeitslosigkeit vorzuweisen?
Bitte antworte nie: Das steht doch in den Bewerbungsunterlagen!
Hier muss genau das als Antwort kommen, was Du geschrieben hast. Sei auch darauf gefasst, dass der eine oder andere Punkt genauer hinterfragt wird!

Bildnachweis: Foto von Sebastian Herrmann auf Unsplash