Das Prinzip vom Co-Working dürfte inzwischen fast jedem bekannt sein: Mehrere Menschen aus unterschiedlichen Fachgebieten treffen sich an einem Ort – meist handelt es sich hierbei um Loft-artige Büroräumlichkeiten – und arbeiten dort gemeinsam. Der große Vorteil vom Co-Working ist der ständige Austausch zwischen den Teilnehmern und daraus resultierende neue Ansätze und Ideen. Der Gedanke der Gemeinschaft fruchtet allerdings nicht nur bei der klassischen Schreibtischarbeit. Sogenannte Maker Spaces greifen die Idee der Co-Working Spaces auf und denken sie noch einen Schritt weiter. Hier geht die Theorie in die Praxis über.

Was ist ein Maker Space?

Salopp formuliert, handelt es sich bei den Maker Spaces um moderne Hobby- oder Bastelräume, in denen sich kreative Macher zusammenfinden und gemeinsam an unterschiedlichen Projekten feilen. Das Ganze steht unter einer eindeutigen Botschaft: Do it yourself – mache es selbst.

Schon seit einigen Jahren ist zu beobachten, dass der allgemeine Trend immer mehr dahin geht, Dinge selbst zu machen. Das Problem: Vielen Menschen, die sich gern selbst ausprobieren wollen, fehlt schlicht und ergreifend das nötige Equipment. Genau an diesem Punkt setzen die Maker Spaces, auch FabLabs genannt, an. Sie bieten den Nutzern nicht nur einen Raum zur kreativen Verwirklichung, sondern stellen auch allerhand Werkzeuge, Gerätschaften und auch modernste Technik zur Verfügung. So ist es beispielsweise keinesfalls unüblich, in Maker Spaces 3D-Drucker, iPads und Laser-Cutter vorzufinden. Nach einer technischen Einführung, die mancherorts kostenfrei und anderswo gebührenpflichtig ist, ist jeder Besucher im Maker Space dazu befugt, die unterschiedlichen Geräte zu bedienen und damit eigene Projekte zu realisieren. FabLabs sorgen dafür, dass jeder Interessent Zugang zu modernen und fortschrittlichen Technologien hat, die in der Regel nur einem kleinen Kreis von Menschen zur Verfügung steht.

Maker Spaces als Ort der kreativen Zusammenkunft sind selbstverständlich auch der perfekte Nährboden für gänzlich neue Ideen und Denkweisen. Das wird umso deutlicher, wenn man sich die beiden primären Ziele dieser speziellen Orte vor Augen führt:

  • Bereitstellung von Wissen und Möglichkeiten der Umsetzung außerhalb des normalen Bildungssystems
  • Vernetzung (mit Gleichgesinnten)

Die Orte werden ganz gezielt erschaffen, um den kreativen Austausch zwischen unterschiedlichen Menschen zu fördern – wo wir im Prinzip wieder bei den Co-Working Spaces angelangt wären.

Info: FabLabs werden stets als offene und demokratische Werkstätten verstanden. Das bedeutet, dass die Nutzer und Besucher mitbestimmen dürfen, welche Werkzeuge und Techniken angeschafft werden und wie der Space ganz allgemein ausgestattet sein soll (beispielsweise mit einer Küche, einem Aufenthaltsraum, etc.).

Was Maker Spaces beziehungsweise FabLabs allgemein auszeichnet, wurde übrigens in der Fab Charter festgehalten. Diese hilft Initiatoren neuer Spaces dabei, ein Grundgerüst zu erstellen und die Werte und Ziele dieser praxisnahen Orte nicht aus den Augen zu verlieren.

Exkurs: Der Ursprung der Maker Spaces

Wie so vieles auf dieser Welt kommen auch die Maker Spaces aus den USA. Dort begann die sogenannte Maker Movement (zu Deutsch: Die Macher-Bewegung) bereits kurz nach der Jahrtausendwende. Der erste US-amerikanische FabLab (fabrication laboratory) wurde 2002 eröffnet und sorgte für eine Welle der Nachahmung. Überall im Land äußerte sich plötzlich und immer häufiger der Wunsch, Dinge selbst zu erschaffen. Etwa zehn Jahre später kam die Macher-Bewegung auch in Europa an.

Maker Spaces im deutschsprachigen Raum

Der erste Maker Space im deutschsprachigen Raum eröffnete 2013 in Köln. Es ist Teil der dortigen Bibliothek und wird von vielen verschiedenen Menschen genutzt. Inzwischen gibt es unzählige weitere FabLabs in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die den Menschen Zutritt zu fortschrittlichen Technologien ermöglichen und den kreativen sowie innovativen Austausch vorantreiben.

Nachfolgend finden Sie eine Auswahl der Maker Spaces im deutschsprachigen Raum.

  • FabLab Berlin
  • FabLab Bayreuth
  • FabLab Dresden
  • FabLab Rothenburg
  • FabLab Graz
  • TechnikBäckerei Bermatingen
  • FabLab München
  • FabLab Cottbus
  • FabLab Oldenburg
  • Hackerspace Metalab Wien
  • FabLab Lüneburg
  • FabLab TECFA Genf
  • Wissenschaftsladen Potsdam
  • FH Oberösterreich Wels
  • Makerspace Darmstadt
  • FabLab Magdeburg

Maker Spaces als Teil der Hochschul-Landschaft

Die Liste zeigt sehr schön auf, dass es die Maker Spaces sowohl in großen als auch kleineren Städten geschafft haben, sich zu etablieren. Darüber hinaus ist es auch wichtig, zu wissen, dass die meisten FabLabs Teil der ansässigen Hochschulen und Universitäten sind. Dieser Fakt unterstreicht noch einmal, welchen (Fort-)Bildungs-Wert die Maker Spaces besitzen und warum sie so wichtig für die berufliche Entwicklung sind.

Gerade an Universitäten, die meist ausgesprochen theoretisch ausgerichtet sind, ist es Gold wert, wenn sich Studenten in den Maker Spaces ausprobieren und ihr Wissen auf praktischer Ebene festigen können. Was sonst nur in Praktika möglich ist, wird hier im Umfeld der universitären Einrichtung vermittelt und steht den Studierenden jederzeit zur Verfügung.

Der Maker Space für jedermann

Dass Maker Spaces und FabLabs jedoch nicht nur für Studenten, sondern jedermann gedacht sind, stellt das Beispiel aus Leipzig unter Beweis. Der sächsische Maker Space, der sich derzeit noch in der Aufbauphase befindet, aber bereits besucht werden kann, ist überaus breit aufgestellt und deckt unterschiedliche Bereiche (nicht nur technologische, sondern auch klassische handwerkliche) ab. Hierzu gehören unter anderem:

  • Fotografie
  • Holzverarbeitung
  • Metallverarbeitung
  • Elektronik
  • Textilverarbeitung

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Anhand des Leipziger Maker Spaces wird deutlich, wie vielseitig die FabLabs sein und welche Möglichkeiten sie bereitstellen können.

Hacker Spaces als besondere Form der Maker Spaces

Maker Spaces, die sich – nicht wie das Leipziger Beispiel – ausschließlich auf digitale und technische Bereiche fokussieren, werden häufig auch als Hacker Spaces bezeichnet. Hierbei handelt es sich um öffentlich zugängliche Orte, die sich der Förderung der Allgemeinbildung im technisch-digitalen Bereich verschrieben haben. Das umfasst unter anderem die Auseinandersetzung mit:

  • Software-Programmierung
  • Netzpolitik
  • Hardware

Wie in den Maker Spaces gilt es auch in den Hacker Spaces nicht, theoretisches Wissen zu vermitteln, sondern Besucher und Teilnehmer dazu zu animieren, selbst Hand anzulegen und sich auszuprobieren. Das Ergebnis sind eine umfassende Auseinandersetzung mit bestimmen Themen und das Erlangen neuer fachlicher Kompetenzen.

Maker Spaces weltweit

Während es hierzulande verhältnismäßig vielen Menschen gegönnt ist, eine hochwertige Bildung zu erhalten, sieht das in weiten Teilen der Welt ganz anders aus. Hier wird die soziale Bedeutung der Maker Spaces in besonders hohem Maße deutlich. Insbesondere in Asien und Afrika helfen FabLabs dabei, möglichst vielen Menschen einen Zugang zu Wissen und Technologien zu ermöglichen. Somit stellen sie in den Ländern, in denen vielen Menschen eine ordentliche Bildung verwehrt wird, eine wertvolle und überaus wichtige Ergänzung dar.

Der Maker Space als Anfang des eigenen Geschäfts

FabLabs sind nicht nur Orte der Wissensübermittlung und der Weiterbildung. Sie können auch der Beginn von etwas völlig Neuem sein. So entdecken beispielsweise immer mehr junge Tüftler und Erfinder die Maker Spaces für sich, um an ihren neuen Ideen zu feilen. Die freien Werkstätten, die es mittlerweile überall in Deutschland gibt, bieten die nötige Ausrüstung, die aus einer Idee einen Prototypen und aus einem Prototypen eine ausgereifte Geschäftsidee machen kann.

Wenn Sie also eine Idee haben, bisher aber nicht wussten, wie Sie diese realisieren können, könnten die Maker Spaces eine mögliche Lösung Ihres Problems sein.

Egal ob als Hobby-Raum, Ort der beruflichen Wissensübermittlung oder Beginn der eigenen Geschäftsidee – Maker Spaces spielen längst eine wichtige Rolle, wenn es um die Karriere vieler Menschen geht. Die Werkstätten liefern nicht nur ein umfangreiches Fortbildungs-Angebot, sondern fördern auch den Austausch zwischen den Menschen. Sie sind Orte des Machens und der Verwirklichung und stellen damit eine wertvolle Ergänzung zur theoretischen Arbeit am Schreibtisch dar. Maker Spaces können als große Bereicherung verstanden werden, die sicher auch in Zukunft noch jede Menge Einfluss gewinnen und ausüben werden.

Bildnachweis: Foto von myHQ Workspaces auf Unsplash