Immer wieder berichten wir hier auf arbeits-abc von verschiedenen Trends und Entwicklungen, die den Arbeitsmarkt stetig verändern und weiterentwickeln. Die Ursachen hierfür sind (ganz allgemein zusammengefasst) die fortschreitende Globalisierung der Welt sowie die Digitalisierung der Arbeit. Eng mit den modernen Entwicklungen verknüpft ist auch das Schlüsselwort New Work (auf Deutsch: neue Arbeit oder neues Arbeiten). Hiermit ist jedoch keinesfalls der Wechsel der Arbeitsstelle gemeint. 

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Das Ende des bisherigen Job-Systems

Der „Erfinder“ des Konzepts New Work war der Sozialphilosoph Frithjof Bergmann. Dieser hatte sich im Rahmen seiner Forschung intensiv mit den Themen Arbeit und Freiheit auseinandergesetzt und ist zu dem Schluss gekommen, dass das bisherige Job-System, wie es den meisten von uns bekannt ist, am Ende sei. Globalisierung und Digitalisierung haben einen so großen Einfluss auf die Arbeitswelt, dass es Zeit für die New Work, die neue Arbeit, ist. Dieses Konzept, so Bergmann, zeichne sich vor allem dadurch aus, dass der Erwerbstätige nun wirklich die Möglichkeit hat, seine Arbeit frei zu wählen. New Work bedeutet Freiräume haben – für Kreativität, individuelles Handeln und die Entfaltung der eigenen Persönlichkeit. Weiterhin geht der Sozialphilosoph davon aus, dass sich der Mensch dank New Work von der „Knechtschaft der Lohnarbeit“ befreien kann. Jeder solle die Möglichkeit haben, genau den Job auszuüben, der berufliche Erfüllung und Zufriedenheit mit sich bringt.

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Die zentralen Werte der New Work

Im Zuge seiner Überlegungen kam Frithjof Bergmann zu dem Ergebnis, dass New Work über drei zentrale Werte definiert werden kann. Hierbei handelt es sich um:

  • Freiheit: Jeder hat die Wahl, frei zu entscheiden und zu handeln.
  • Selbstständigkeit: New Work sieht vor, Selbstständigkeit und Eigenverantwortung in den Fokus zu rücken.
  • Teilhabe an der Gemeinschaft: Gemeinsam statt einsam. Kollektivität, Austausch, Schwarmintelligenz – all das spielt in der neuen Arbeitswelt eine zentrale Rolle.

Weiterhin kann festgehalten werden, dass auch Vertrauen, Flexibilität, Kreativität, flache Hierarchien und Dezentralisierung wichtige Merkmale der neuen Arbeit sind. Grundsätzlich geht es darum, bisherige Arbeitsmodelle, die eingestaubt und starr sind, aufzulockern und neue, innovative Wege zu gehen. Welche das unter anderem sind, soll nachfolgend etwas genauer beleuchtet werden.

Ausprägungen der New Work

Das Zeitalter der New Work ist selbstverständlich längst angebrochen. Der Arbeitsmarkt befindet sich in einer intensiven Umbruchphase und hat sich bereits stark verändert. Hierfür sprechen beispielsweise die folgenden Ausprägungen der New Work.

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  • Desksharing: Ein Schreibtisch – mehrere Nutzer. Das Prinzip des Desksharings sieht es vor, Kapazitäten perfekt zu nutzen und Leerläufe zu minimieren. Davon ausgehend, dass Arbeit immer flexibler wird und einzelne Mitarbeiter nicht an einen speziellen Arbeitsplatz gebunden sind, werden Schreibtische immer öfter von mehreren Kollegen genutzt.
  • CoWorking: Der New Work-Trend CoWorking ist inzwischen in nahezu allen deutschen Städten angekommen. Dieses Arbeitsmodell sieht es vor, Menschen aus den unterschiedlichsten Branchen zusammenzuführen und dadurch ein kreatives, fruchtbares und dynamisches Arbeitsumfeld zu schaffen. Der Synergieeffekt ist außerordentlich hoch.
  • Home Office: Vor wenigen Jahren noch undenkbar ist auch das Home Office inzwischen „salonfähig“ geworden. Immer mehr Arbeitgeber erkennen, dass es keinesfalls nachteilig ist, die Mitarbeiter im heimischen Umfeld arbeiten zu lassen. Auch hier wird deutlich, dass sich New Work durch Flexibilität und Vertrauen auszeichnet.
  • Job Sharing: Wenn eine Vollzeitstelle von zwei oder mehr Menschen besetzt wird, dann nennt man das Job Sharing. Dieses Arbeitsmodell verspricht sowohl Arbeitnehmern als auch Arbeitgebern sehr viele Vorteile.
  • Holokratie: Nicht nur Startups, sondern auch immer mehr etablierte Unternehmen setzen auf flache Hierarchien. Gibt es schließlich gar keine Ebenen mehr, spricht man von der Holokratie. Diese Organisationsform sieht vor, dass jeder Mitarbeiter das gleiche Mitspracherecht hat. Es gibt keinen Chef im klassischen Sinne, sondern viele Entscheider. Damit kein Chaos im Unternehmen ausbricht, ist es extrem wichtig, jedem Mitarbeiter ein bestimmtes Zuständigkeitsgebiet zuzuweisen.
  • Diversität: Der Begriff Diversität (oder auch englisch: Diversity) stammt aus der Soziologie. Er beschreibt die Vielfältigkeit einer Gruppe – beispielsweise aufgrund von Geschlecht, Kultur, Ethnie, Religion usw. Für Unternehmen spielt Diversität vor allem im Hinblick auf kreative Entstehungsprozesse eine tragende Rolle.
  • Work-Life-Integration: Während noch vor kurzem alle die Work-Life-Balance angestrebt haben, geht der Trend nun hin zur Work-Life-Integration. Gemeint ist die perfekte Vereinbarung von Privatleben und Beruf. Die Entwicklung kann ebenfalls dem New Work-Konzept zugeordnet werden, zielen doch viele Modelle wie das Home Office oder Job Sharing genau darauf ab.
  • Cloud-Working: Um seinen Mitarbeitern flexibles Arbeiten zu ermöglichen, müssen Unternehmen nicht nur organisatorische, sondern auch einige administrative und technische Änderungen vornehmen. Der wohl wichtigste Schritt ist die Umstellung auf cloudbasiertes Arbeiten. Diese Ausprägung der Digitalisierung bietet Angestellten schier unendlich viele Möglichkeiten. Sie können nun nicht nur im klassischen Büro, sondern auch im Café, im Home Office, im Park – sprich: überall – arbeiten.
  • Vertrauensarbeitszeit: Bei der Vertrauensarbeit gilt es nicht, von 9 bis 17 Uhr im Büro zu sitzen. Im Vordergrund steht einzig und allein das Erledigen der Aufgaben. Wurden alle to-dos abgehakt, kann der Angestellte seinen Arbeitsplatz verlassen – egal zu welcher Uhrzeit. Stechuhren, Arbeitszeittabellen und Co. gehören damit der Vergangenheit an. Wie es der Name bereits vermuten lässt, spielt Vertrauen bei diesem Arbeitszeitmodell eine wichtige Rolle.
  • Netzwerken: Selbstverständlich ist es seit eh und je wichtig, ein hochwertiges berufliches Netzwerk aufzubauen, um die eigene Karriere voranzubringen. Im Kontext der New Work hat Networking jedoch einen völlig neuen Stellenwert erhalten. Der Austausch mit der Gemeinschaft und das gegenseitige voneinander Profitieren sind wichtige Ausprägungen der neuen Arbeitswelt, die sich auch in den zahllosen professionellen Netzwerk-Organisationen widerspiegeln.

New Work ist das Ende von…

Wir wissen nun, dass New Work viele neue Ausprägungen, Trends und Entwicklungen mit sich bringt. Es muss an dieser Stelle jedoch auch darauf hingewiesen werden, dass die Veränderung der Arbeitswelt auch einige „Verluste“ mit sich bringt. Doch keine Sorge, diese sind in aller Regel zu verkraften. So ist New Work beispielsweise das Ende von:

  • 9to5-Jobs: Der aus dem Englischen stammende Begriff 9to5-Job beschreibt Tätigkeiten mit starren Arbeitszeiten – klassischerweise von 9 Uhr morgens bis 17 Uhr am Nachmittag. Diese festgefahrenen Strukturen entsprechen natürlich keinesfalls dem Konzept der neuen Arbeitswelt. Wie weiter oben bereits erwähnt, geht die Entwicklung immer mehr in Richtung flexibler Zeiteinteilung.
  • Großraumbüros: Ein riesiger Raum, der mithilfe von Pappwänden in zahlreiche Parzellen unterteilt wird, lautstarkes Stimmengewirr, stickige Luft, keinerlei Rückzugsmöglichkeiten… Das „Horrorszenario“ Großraumbüro wird aller Wahrscheinlichkeit nach in ein paar Jahren der Vergangenheit angehören – vorausgesetzt, Arbeitgeber ermöglichen ihren Angestellten flexible und mobile Arbeitsbedingungen.
  • Langen Arbeitswegen: Besonders Pendler freuen sich, wenn der Chef der Arbeit im Home Office zustimmt. Das bedeutet nämlich unter anderem auch, dass lange Arbeitswege entfallen und viel Zeit gespart werden kann.
  • Beruflicher Unzufriedenheit: Verfolgt man den Gedanken der New Work konsequent, wählt jeder Erwerbstätige einen Beruf, der ihn erfüllt und glücklich macht. Hinzukommen ausgezeichnete Arbeitsbedingungen, die ideale Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie der Wegfall von weiten Arbeitswegen. Geht man von dem Idealfall aus, so dürfte es in X Jahren dank New Work keine berufliche Unzufriedenheit mehr geben.

Unternehmen müssen mitmachen

Auch wenn immer mehr Arbeitgeber in Deutschland die Vorteile der neuen Arbeitswelt erkennen, ist es bisher immer noch ein Bruchteil, der New Work auch wirklich „praktiziert“. Damit die aufgeführten Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt auch wirklich eintreten können – allen voran der Wegfall der beruflichen Unzufriedenheit – ist es unabdinglich, dass alle Unternehmen mitmachen. Bis das soweit ist, werden jedoch noch einige Jahre vergehen.

Bildnachweis: Foto von Brooke Cagle auf Unsplash

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Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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