Irgendwie ist der neue Mitarbeiter doch ein Spinner, sichtbar tätowiert oder ein echter Comupter-Nerd? Gewöhne dich an das Ungewöhnliche, denn laut Experten sind gerade die sogenannten „Freaks“ die besten Führungskräfte und schon bald werden dies auch die deutschen Unternehmen erkennen. Da kann es gut sein, dass dein neuer Chef in Kürze irgendwie „anders“ ist. Doch was hat es eigentlich mit den Freaks auf sich und wieso taugen sie besser zur Führungskraft als der 08/15-Mitarbeiter?

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Deutsche Unternehmen setzen auf den angepassten Durchschnitt

Bislang halten die deutschen Führungsetagen keine großen Überraschungen bereit: Angepasste Anzugträger tummeln sich in den leitenden Positionen, hier und da eine Frau – aber nicht zu viele. Tatsächlich suchen die meisten deutschen Unternehmen für ihre Führungspositionen nach angepassten und leistungswilligen Mitarbeitern. Wieso? Weil sie kein Risiko darstellen, Beständigkeit versprechen und ein hohes Maß an Zuverlässigkeit. Der Durchschnitt bringt es deshalb im Beruf am weitesten.

Freaks hingegen feiern eher als Selbstständige ihre Erfolge und stellen da schon einmal die gewohnten Marktmechanismen auf den Kopf.

Doch wieso machen sich die deutschen Unternehmen eigentlich nichts aus eben dieser Fähigkeit? Aus den Querdenkern, Risikofreudigen und wahren Genies? Echte Talente und herausragende Stärken, das sollte eine Führungskraft mitbringen. Da sind sich zumindest viele Experten einig…

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Wonach suchen deutsche Unternehmen ihre Führungskräfte aus?

Eine bei Statista veröffentlichte Umfrage gibt hierauf wenig überraschende Antworten: Demnach erachten 100 Prozent aller befragten Unternehmen die Kommunikationsfähigkeit als besonders wichtig für eine Führungskraft. 99 Prozent setzen zudem auf eine hohe Motivation, 98 Prozent auf bereits erbrachte Leistungen im Unternehmen.

Statistik: Erachten Sie folgende Eigenschaften bei Führungskräften als wichtig? | Statista
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Die Personalberaterin Uta von Boyen kennt sich bestens mit dem Thema aus: Nach Allroundern werde gesucht, Beständigkeit und Mittelmaß. Schul- und Hochschulnoten, Assessment-Center und normierte Lebensläufe seien die Auswahlkriterien für neue Mitarbeiter und Führungskräfte müssen in erster Linie leistungsbereit sein.

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Es ist das Prinzip „Befehl und Gehorsam“, das in vielen Unternehmen in den Führungsetagen ausgeübt wird – welches jedoch in der modernen Wirtschaft nichts mehr verloren hätte. Denn in den immer schneller werdenden Zeiten der Globalisierung und Digitalisierung müssen Unternehmen auf neuartige Geschäftsstrategien setzen, um dauerhaft gegen die nunmehr weltweite Konkurrenz bestehen zu können. Und hierfür, so Uta von Boyen, seien gerade Freaks die besseren Führungskräfte.

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Wer ist eigentlich ein „Freak“?

Als „Freak“ in diesem Sinne bezeichnen die Experten alle jene Mitarbeiter, die aus dem üblichen Rahmen fallen. Es handelt sich um Querdenker, Menschen mit Spezialbegabungen und ausgeprägter Persönlichkeit. Freaks bringen Unruhe in ein Unternehmen, fungieren als Visionäre und haben häufig Schwierigkeiten damit, sich in die gegebenen Strukturen einzufügen. Sie werden deshalb auch „Peak Performer“ oder „Spiky Leaders“ genannt. Es sind eben jene Menschen, die unangepasst arbeiten, neue Ideen hervorbringen und ebenso herausragende Stärken wie eben auch Schwächen mitbringen.

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Die Schwächen sind das Problem

Genau hierin liegt aber das Hauptproblem der Unternehmen mit den Peak Performern: Sie haben Schwächen. Und Schwächen werden in der modernen Arbeitswelt nicht geduldet. Der Sinn steht daher stets nach der möglichen Minimierung der Schwächen anstelle der Förderung von Stärken.

Die scheinbar besten Mitarbeiter sehen die Unternehmen deshalb in angepassten „General Managern“. Ein Prozess, der bereits in den Schulen beginnt, ja mancherorts sogar im Kindergarten oder der Vorschule. Wer aus dem Rahmen fällt, erhält Nachhilfeunterricht oder gilt als schwer erziehbar. Die scheinbaren ADHS-Fälle nehmen immer weiter zu, nur weil ein Kind keine acht Stunden ruhig in der Schulbank sitzt. Wer besondere Begabungen oder originelles Denken mitbringt wird nicht weiter gefördert. Stattdessen wird der Unterricht starr durchgezogen und die Schüler auf die goldene Mitte eingeebnet. Wieso? Weil der Durchschnitt den Weg des geringsten Widerstands bedeutet.

Spiky Leaders hingegen, müssen mit viel Aufwand in ein Unternehmen integriert werden, sollten diese nicht bereits desillusioniert und demotiviert aus der Schul- und Hochschullaufbahn herauskommen. Dabei hat uns die Geschichte immer wieder gelehrt, dass gerade diese Peak Performer einen hohen Wert für die Gesellschaft und Wirtschaft haben. Sie haben in der Vergangenheit gar immer wieder das Überleben der Menschheit gesichert, da sind sich Historiker und Evolutionsbiologen einig. Und hättest du Steve Jobs nicht auch zu Beginn seiner Laufbahn als echten Freak wahrgenommen?

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Wie können Peak Performer integriert werden?

Das größte Problem darin, die außergewöhnlichen Begabungen der Peak Performer in einem Unternehmen zu nutzen, liegt also in ihrer erfolgreichen Integration in das Unternehmen. Hierfür muss es seine Führungsstrukturen überdenken und neue Konzepte erstellen. Spiky Leaders funktionieren meist in kleinen Teams am besten, wo sie mit dem angepassten Durchschnitt zusammenarbeiten können. Ein Unternehmen funktioniert nämlich ebenso wenig nur mit „Freaks“ als ganz ohne. Es geht also um eine effiziente Zusammenarbeit zwischen Peak Performer und 08/15-Mitarbeiter.

Die Zusammensetzung dieser gemischten Teams ist eine wahre Herausforderung, zumal die Unangepassten häufig menschlich schwierig sind, als „stachelig“ wahrgenommen werden. Dadurch bringen sie aber eine positive Dynamik in jedes Team und eine produktivere Arbeitsatmosphäre. Dynamiken bringen schließlich Ergebnisse hervor – Stillstand nicht. Es gilt also, die Organisationsform eines Unternehmens der Integration von Peak Performern anzupassen:

  • Feste Strukturen müssen aufgelockert werden.
  • Der Spiky Leader muss individuelle Freiräume genießen.
  • Seine Talente und Stärken müssen effizient gefördert und gezielt eingesetzt werden.
  • Die Schwächen der Peak Performer gilt es frühzeitig aufzufangen.

Für welche Unternehmen eignen sich die Spiky Leaders?

Es geht nun nicht darum, dass jedes Unternehmen in jedem Team mindestens einen Spiky Leader besetzt. Im Gegenteil: Ob ein Peak Performer für Ihr Unternehmen geeignet ist, wer, wie viele und in welcher Position, das hängt von Ihrer jeweiligen Organisationsform sowie der strategischen Ausrichtung des Unternehmens ab. Häufig sind Peak Performer gerade in in geringer Anzahl auf wichtigen Schlüsselpositionen gut besetzt. Zudem sollte stets nur höchstens ein „Freak“ pro Team eingesetzt werden.

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Allerdings ist die Akzeptanz der Peak Performer in einem Team nicht immer einfach und sie stellen damit ein hohes Risiko dar. Ein Risiko, welches bislang nur die wenigsten Unternehmen bereit sind einzugehen. Wer jedoch bereits jetzt begreift, dass ganzheitliche Führung in Zukunft auch auf diese Mitarbeiter nicht verzichten kann, ist der Konkurrenz in der Globalisierung einen großen Schritt voraus.

Was denkst du von den Peak Performern? Hast du bereits Erfahrungen mit ihnen gemacht oder würdest du dich vielleicht sogar selbst als einen solchen bezeichnen? Es ist und bleibt ein spannendes Thema…

Bildnachweis: Sergey_T/Shutterstock.com

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Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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