Fühlst du dich wohl Job? Macht dir deine Tätigkeit Spaß, die Arbeitsatmosphäre ist gut und der Verdienst kann sich auch sehen lassen? An sich sind das alles Gründe, zufrieden zu sein. Doch was, wenn deine Arbeitsstelle keinerlei Perspektiven bietet? Wie erkennst du eine berufliche Sackgasse und vor allem: Wie kannst du dich daraus befreien?

Sollten wir nicht einfach zufrieden sein?

Du denkst dir jetzt vielleicht: Wozu brauche ich Perspektiven, wenn ich mit meinem Job zufrieden bin und problemlos davon leben kann? Natürlich leben wir in einer Konsumgesellschaft und viele Menschen streben immer nach „mehr“. Doch mehr Geld, mehr Macht oder mehr Ansehen machen in der Regel auch nicht glücklicher. Es geht schließlich immer noch höher, noch besser oder noch reicher. Es ist daher durchaus löblich, dass du einfach zufrieden bist und das Leben genießen kannst, wie es ist.

Solltest du bereits in den 50ern oder kurz vor der Rente sein, musst du gewiss auch keine großen Sprünge mehr machen. Doch was, wenn du dich in deinen besten Jahren oder sogar direkt nach dem Berufseinstieg bereits in einer beruflichen Sackgasse wiederfindest?

Perspektivlosigkeit kann zur Belastung werden

In der Regel leidet ein Arbeitnehmer früher oder später unter der Perspektivlosigkeit. Die immer gleiche Tätigkeit wird erst zur Routine, dann zur Langeweile und irgendwann eventuell sogar zur Belastung.

Du kannst mehr. Dein Gehirn will gefordert werden. Es ist zu früh, „ausgelernt“ zu haben, zumal Experten ohnehin dazu raten, bis ins hohe Alter noch neue Dinge zu lernen, Hobbys anzufangen oder sich an eine fremde Sprache zu wagen. Es mag Menschen geben, die sich dieses Bedürfnis nach persönlicher Weiterentwicklung außerhalb ihres Berufes erfüllen, sei es durch soziales Engagement, Lehrgänge oder eine nebenberufliche Selbstständigkeit. Das ist auch völlig in Ordnung.

Fakt ist: Ein Mensch braucht diese Möglichkeiten zur Weiterentwicklung. Persönliches Wachstum, das Meistern von Herausforderungen sowie das Knüpfen neuer Synapsen im Gehirn sind enorm wichtig für das Selbstbewusstsein und die Zufriedenheit eines Menschen. Und da wir nun einmal rund 30, 40 oder auch 50 Stunden pro Woche im Job verbringen, sind berufliche Perspektiven die logische Möglichkeit für diese persönliche Weiterentwicklung. Doch was, wenn sie fehlen?

Das Spannungsfeld zwischen Sicherheit und Perspektiven

Stillstand kann im ersten Moment als angenehm empfunden werden. In unserer modernen Welt scheinen die Uhren ohnehin jeden Tag schneller zu ticken und die Veränderungen vollziehen sich in rasantem Tempo.

Sicherheit ist ein Bedürfnis, welches jeder Mensch in sich trägt. Bei den Herausforderungen, welche der Arbeitsalltag heutzutage an die Arbeitnehmer stellt, kann so ein bisschen Stillstand eine echte Erleichterung sein. Dass du nach fünf Jahren immer noch dieselben Kollegen am Morgen grüßt, dass du die mittlerweile routinierten Aufgaben locker leicht erledigen und sich am Abend pünktlich zur immer gleichen Zeit in den Feierabend verabschieden kannst, gibt dir schließlich eine Menge Sicherheit und Vertrauen in die Zukunft.

In der Regel schwenkt dieses Empfinden aber irgendwann um. Die einst als angenehm empfundene Routine wird langweilig. Du schweifst bei der Arbeit ab. Du benötigst keine Konzentration mehr dafür. Sie stellt keine Herausforderung mehr dar. Es fehlt an Abwechslung.

Wenn dann die Kollegen von einst nach und nach befördert werden oder sich in neuen Unternehmen anderen Perspektiven zuwenden, fühlst du dich vielleicht irgendwann zurückgelassen. Du beginnst, an dir zu zweifeln. Du sehnst dich nach Veränderung. Und sollte diese nicht kommen, wirst du durch die einseitige Belastung eventuell sogar irgendwann psychisch oder physisch krank. Wenn du also merkst, dass du in eine berufliche Sackgasse geraten bist und deine Zufriedenheit im Job zu sinken beginnt, solltest du schleunigst handeln. Nur wie?

10 Anzeichen, dass du in einer beruflichen Sackgasse steckst

Bevor du dich auf die Suche nach einem Ausweg aus der beruflichen Sackgasse begibst, musst du diese natürlich erst einmal wahrnehmen. Viele Menschen können oder wollen nämlich lange Zeit nicht sehen, dass es ihnen an Perspektiven mangelt. Es ist daher Zeit, dass du einmal einen ehrlichen Blick auf deine Situation wirfst und für dich prüfst:

  1. Gibt es neue Hard oder Soft Skills, absolvierte Weiterbildungen, einen Stellenwechsel oder sonstige Berufserfahrungen, welche du deinem Lebenslauf hinzufügen könntest?
  2. Kannst du Veränderungen deiner Tätigkeiten oder Verantwortungsbereiche im vergangenen Jahr ausmachen? Oder im vorletzten Jahr? Oder dem Jahr davor?
  3. Hast du die Chance auf eine Beförderung und schätzt du diese als realistisch ein?
  4. Gibt es ansonsten eventuell die Möglichkeit, sich intern zu bewerben und auf einer anderen Stelle weiterzuentwickeln?
  5. Kannst du eine Liste mit mindestens zehn Punkten anlegen, was du im vergangenen Jahr in deinem Job neu dazugelernt hast?
  6. Und erinnerst du dich noch an das letzte Mal, als du fröhlich und in positiver Aufregung über deine Anstellung gesprochen hast?
  7. Bist du bei der Arbeit konzentriert und voll bei der Sache, sodass die Zeit verfliegt – statt immer wieder den Blick auf die Uhr zu suchen und den Feierabend herbeizusehnen?
  8. Hast du konkrete Zukunftspläne für deinen beruflichen Werdegang sowie Ziele und lassen sich diese mit deiner derzeitigen Anstellung vereinbaren beziehungsweise erreichen?
  9. Fühlst du dich alles in allem motiviert, wenn du an deine Arbeit denkst?
  10. Kannst du spontan mindestens einen Erfolg im vergangenen Arbeitsjahr nennen, auf welchen du von ganzem Herzen stolz bist?

Raus aus der Sackgasse! Neue Perspektiven finden

Wenn du auf einen Großteil der zehn Fragen mit „Nein“ geantwortet hast, solltest du dringend über eine berufliche Neuorientierung nachdenken, sei es die interne Versetzung, der Jobwechsel, die Selbstständigkeit oder auch die Umschulung. Handel, bevor die berufliche Sackgasse zur Belastung für deine psychische und physische Gesundheit wird. Je früher du einen neuen Weg einschlägst, umso schneller kannst du hier zudem Erfolge verzeichnen und die neu gefundenen Perspektiven für dich nutzen. So findest du endlich den Ausweg aus der Sackgasse:

  1. Entwerfe ein „Soll-Bild“ von deinem Leben: Wie wäre der perfekte Zustand sowohl im privaten als auch beruflichen Bereich? Welche sind deine persönlichen Ziele? Wo willst du morgen, in einer Woche, in fünf oder in 20 Jahren stehen?
  2. Lerne zugleich dich selbst besser kennen: Wo liegen deine Stärken und Schwächen? Welche Herausforderungen kannst du meistern? Wo stößt du an deine Grenzen? Gibt es Tätigkeiten, die dir besonders viel Freude bereiten? Was hingegen stellt für dich eine echte Belastung im Beruf dar?
  3. Nun kannst du den „Ist-Zustand“ dem Idealzustand annähern und prüfen, inwiefern die beiden zusammenpassen. Entwerfe also nach und nach realistische Perspektiven für dich selbst. Das Ergebnis dieses Prozesses sollte ein handfester Karriereplan sein.
  4. Prüfe in diesem Zuge auch, ob diese gewünschten Veränderungen im aktuellen Job möglich sind, zum Beispiel durch eine interne Versetzung, Weiterbildungen oder die Umstellung von einer Voll- auf eine Teilzeitstelle.
  5. Mache dich von deinen Ängsten frei. In vermeintlicher Arbeitsplatzsicherheit klammern sich viele Menschen an ein unbefristetes Arbeitsverhältnis, obwohl es sie eigentlich unglücklich macht.
  6. Fasse daher den Mut, notwendige Veränderungen in deinem Berufsleben vorzunehmen. Im besten Fall schaffe einen nahtlosen Übergang. Doch auch der drastische Schritt der Kündigung ohne neuen Job in der Tasche kann für dich die richtige Lösung sein.
  7. Wenn du dir nicht sicher bist, konsultiere unter Umständen einen Karriereberater oder einen persönlichen Coach, der dich bei deiner Neuorientierung unterstützt.
  8. Stelle ab sofort in regelmäßigen Abständen deine berufliche Situation auf den Prüfstand, sodass du Karriere-Sackgassen in Zukunft früher erkennst und weniger Zeit mit dem Stillstand verschwendest.

Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der andere packt sie kräftig an und handelt.

Johann Wolfgang von Goethe

Hast auch du dich schon einmal in einer beruflichen Sackgasse wiedergefunden? Und wenn ja, wie hast du diese verlassen? Welche Tipps kannst du Betroffenen mit auf den Weg geben? Teile uns deine Erfahrungen, Fragen und Meinungen in den Kommentaren mit.

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