Verdienen schöne Menschen eigentlich mehr? Das ist eine Frage, die unsere Gesellschaft schon seit Langem beschäftigt. Schließlich leben wir in einer oberflächlichen Welt, in der wir uns stets mit anderen vergleichen – auch was das Aussehen betrifft. Eine neue Studie entlarvt jetzt die überraschende Antwort.

„Schönheit“ – Was ist das eigentlich?

Schöne Menschen haben es angeblich leichter im Leben und im Beruf. Schon seit jeher fasziniert die Schönheit Autoren, Dichter, Maler & Co. Vor allem die „schöne Frau“ ist als Leitmotiv in zahlreichen antiken Werken zu finden. Und auch heute handelt es sich in beinahe allen Bestsellern, Chart-Hits oder Hollywood-Filmen immer um ein Thema: Schönheit – meist in Kombination mit Verliebtheit oder Liebeskummer. Doch Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters. Ein weit verbreitetes Sprichwort besagt:

„Wahre Schönheit kommt von innen.“

Tendenziell finden wir Menschen schön, die einerseits gesund wirken (beziehungsweise aussehen) und andererseits über eine ganz besondere Ausstrahlung verfügen. Dennoch gibt es auch rein äußerliche Merkmale am Aussehen eines Menschen, welche vom Großteil der Gesellschaft als schön – oder eben hässlich – empfunden werden. Das Spannende dabei ist: Die Definition der rein äußeren Schönheit ist je nach Kultur unterschiedlich.

So bräunen wir uns hierzulande im Sommer stundenlang in der Sonne, während die Chinesen durch Hüte, Kleidung und einen kühlen Platz im Schatten jedwede Bräunung ihrer Haut unbedingt zu verhindern versuchen. Und das ist nur ein Beispiel von vielen…

Also: Sind schöne Menschen nun erfolgreicher oder nicht?

Trotz der kulturellen Unterschiede sind sich die Menschen erstaunlich einig darüber, welche Gesichter sie als schön empfinden und welche eher nicht. Forscher versuchen deshalb seit vielen Jahren die „Formel der Schönheit“ zu identifizieren. Einige Stichworte sind bereits gefallen. Prinzipiell finden wir Menschen schön, die

  • gesund aussehen.
  • eine besondere (positive) Ausstrahlung besitzen.
  • selbstbewusst wirken.
  • symmetrische Gesichtszüge haben.
  • eine glatte, faltenfreie Haut aufweisen.

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Ob eben diese „schönen“ Menschen es im (Berufs-) Leben wirklich leichter haben, mit dieser Frage haben sich Satoshi Kanazawa (London School of Economics) und Mary Still (University of Massachusetts) auseinandergesetzt. Die bis heute umstrittenen Ergebnisse wurden anschließend im „Journal of Business and Psychology“ veröffentlicht und lauten wie folgt:

Schönheit ist nicht (alleinig) ausschlaggebend für beruflichen Erfolg – gemessen am Einkommen.

Die Forscher kamen stattdessen zu dem Ergebnis, dass vor allem Intelligenz, Gesundheit sowie eine extrovertierte, offene und positive Persönlichkeit für ein hohes Einkommen verantwortlich seien. Eine „Schönheitsprämie“, wie sie in der Öffentlichkeit immer wieder diskutiert wird, gibt es deshalb gemäß der Ansicht von Satoshi Kanazawa und Mary Still nicht. Doch die Studie ist umstritten: Zu klein seien die „unattraktive“ Vergleichsgruppe und zu unspezifisch die Ergebnisse, lautet es aus Fachkreisen.

Aber: Andere Studie – andere Ergebnisse

Sehen wir uns daher noch einmal eine andere Studie zum Thema an. Eva Sierminska beschäftigte sich im Jahr 2015 in Deutschland mit derselben Frage: „Does it pay to be beautiful?“ (Quelle: IZA World of Labor). Sie kam zu eindeutigeren Ergebnissen:

  • Attraktivität steigert vor allem in jenen Branchen den beruflichen Erfolg, in welchen die Tätigkeit eng mit dem Aussehen verknüpft ist. Sprich: Bei einem Verkäufer macht seine äußere Erscheinung einen größeren Unterschied als bei einem Informatiker.
  • Das führt dazu, dass sich attraktive Menschen von Vornherein Jobs mit mehr sozialen Kontakten aussuchen, unattraktive Menschen sich hingegen eher in Jobs wohlfühlen, in welchen ihr Aussehen keine Rolle spielt.
  • In einigen Fällen beobachtete Eva Sierminska, dass unattraktivere Mitarbeiter tatsächlich für denselben Lohn mehr Leistung erbringen mussten als ihre „schönen“ Kollegen. Andersherum bedeutet das: Für dieselbe Leistung werden schönere Menschen (manchmal) besser bezahlt.
  • Wie hoch die „Schönheitsprämie“ ausfällt, variiert je nach Land und Kultur.
  • Zudem gibt es Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Überraschenderweise fällt die Bevorzugung bei schönen Männern stärker aus (fünf bis sieben Prozent mehr Einkommen als unattraktive Männer) als bei ihren schönen Kolleginnen (zwei bis vier Prozent mehr Einkommen als unattraktive Frauen).

Und der Job ist längst nicht der einzige Lebensbereich, in welchem Attraktivität Ihnen einen Vorteil verschaffen kann:

Statistik: In welchen Lebensbereichen haben gut aussehende Menschen Ihrer Meinung nach Vorteile? | Statista
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Dennoch gibt es auch an der Studie von Eva Sierminska die ein oder andere Kritik:

  • Es gibt keine einheitliche Definition von Schönheit beziehungsweise Attraktivität.
  • Die „Messbarkeit“ von Schönheit bereitet daher Schwierigkeiten in der empirischen Forschung.
  • Auch die Ausstrahlung, das Selbstbewusstsein sowie die Persönlichkeit eines Menschen haben Einfluss auf dessen subjektiv wahrgenommene Schönheit – aber eben auch auf seinen beruflichen Erfolg unabhängig vom reinen Aussehen.
  • Es ist daher beinahe unmöglich, den Faktor „Schönheit“ zu isolieren und unabhängig zu betrachten beziehungsweise seine Effekte messbar zu machen.
  • Außerdem sind weitere Einflüsse auf das Einkommen nur schwer aufzudröseln, wie die tatsächliche Produktivität eines Menschen, seine Soft Skills oder seine sozialen Kontakte.
  • Internationale Vergleiche sind hinsichtlich der kulturellen Unterschiede, was als „schön“ angesehen wird, schwierig.

Fazit: Ja, schöne Menschen sind erfolgreicher – aber „Schönheit“ ist komplex!

Schlussendlich haben beide Studien recht: Schöne Menschen sind erfolgreicher im Berufsleben und erzielen ein höheres Einkommen. Aber: Schönheit geht über die äußere Erscheinung hinaus. Auch Faktoren wie Selbstbewusstsein, Gesundheit, Ausstrahlung, Charisma, Intelligenz oder Extrovertiertheit beeinflussen die subjektiv wahrgenommene Attraktivität eines Menschen auf der einen und dessen beruflichen Erfolg auf der anderen Seite.

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Wenn Du dich selbst als unattraktiv erachtest, musst Du also nicht direkt zum Schönheitsdoktor rennen oder Dir einen Job suchen, in welchem Dein Aussehen keine Rolle spielt. Arbeite stattdessen an Deinem Selbstbewusstsein, Deinem Charisma, oder lege Dir eine neue Frisur zu:

Schon diese kleinen Maßnahmen können Deine Attraktivität sowie Deinen beruflichen Erfolg steigern und zugleich Dein Wohlbefinden in Deinem eigenen Körper erhöhen. Wahre Schönheit kommt also tatsächlich (auch) von innen. Und wie Du ja bereits gelernt hast, wirst Du von Deinem Gegenüber ohnehin „schöner“ wahrgenommen als Du selbst vermutest. Es ist daher dringend an der Zeit, mit dem Thema Schönheit ein wenig entspannter umzugehen.

„Wahre Schönheit weiß nichts von ihrer Schönheit.“
(Michael Wollmann)

Was empfindest Du persönlich als schön? Und würdest Du dich selbst als attraktiv einschätzen oder eher nicht? Welche Bevorzugung von attraktiven Menschen im Beruf hast Du vielleicht schon selbst erlebt beziehungsweise beobachtet? Was könnte und sollte Deiner Meinung nach gegen die „Schönheitsprämie“ getan werden? Teile Deine Gedanken in den Kommentaren mit uns!

Bildnachweis: GaudiLab/istockphoto.com