Mehr Zeit mit der Familie und den (neugeborenen) Kindern – das ist ein Wunsch, der viele Männer umtreibt. Auf dem Papier stehen ihnen durch die gesetzliche Elternzeit sowie verschiedene Teilzeitmodelle hierfür zahlreiche Möglichkeiten offen. Leider gestaltet sich das Bild in der Realität häufig anders: Die Elternzeit kann zum Karriereknick werden.

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Immer mehr Väter gehen in Elternzeit

Die Zahl der Väter, welche die Möglichkeit der Elternzeit in Anspruch nehmen, wächst momentan in rasantem Tempo. Ob dies nun an der besseren wirtschaftlichen Situation in Deutschland und damit einer (gefühlt) höheren Arbeitsplatzsicherheit, dem zunehmenden Fachkräftemangel oder dem Elterngeld Plus liegt, ist nur schwer einzuschätzen.

Immer noch ist die Dauer der Elternzeit zwischen den Geschlechtern also ungleich verteilt. Ebenso verhält es sich mit Teilzeitanstellungen: Nur 5,8 Prozent der Väter arbeiten in Teilzeit. Gerade einmal 32,3 Prozent der Mütter gehen hingegen einer Vollzeitbeschäftigung nach.

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Statistik: Vollzeit- und Teilzeitquote von Männern und Frauen mit minderjährigen Kindern im Haushalt im Jahr 2015 | Statista
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Immer noch scheinen es also vor allem die Frauen zu sein, die für ihre Kinder berufliche Abstriche machen (müssen). Väter hingegen, nehmen die Möglichkeiten der Elternzeit oder Teilzeit nur in geringen Maßen in Anspruch. Wieso? Vermutlich aus Furcht vor einem Karriereknick. Aber ist diese Angst auch begründet oder reine Panikmache?

Elternzeit: Karriereknick – ja oder nein?

Dass die Vereinbarkeit von Kindern und Karriere für Frauen quasi unmöglich ist, ist unumstritten. Anders bei den Vätern: So kam eine Umfrage des Netzwerks XING zu dem Ergebnis, dass die Elternzeit für jeden vierten Mann einen Karriereknick erwirkte. 44 Prozent aller Befragten gaben zudem an, dass sie die Elternzeit als ein Risiko für ihre Karriere einschätzen. Eine andere repräsentative Umfrage durch „forsa“ kam hingegen zu den Ergebnissen:

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  • 41 Prozent der Männer gehen davon aus, dass Elternzeit für Väter in ihrem Unternehmen gut akzeptiert ist
  • nur sieben Prozent der Väter befürchten einen Karriereknick
  • etwa 60 Prozent aller Befragten wäre die Elternzeit als Zeit mit Partner/in und Kindern wichtiger als ihre Karriere
  • 87 Prozent der Arbeitnehmer legen großen Wert auf flexible Arbeitszeitmodelle in ihrem Unternehmen

Doch während die Akzeptanz der Elternzeit für Väter bei den Arbeitnehmern selbst sehr hoch ist, sehen viele Arbeitgeber das leider (immer noch) anders: Bei Müttern wird die Elternzeit häufig geduldet, bedeutet jedoch zugleich das Aus für ihre Karriere – vor allem in Kombination mit einer anschließenden Teilzeitbeschäftigung.

Lese-Tipp:Kinder – Das Aus für die Karriere?

Noch drastischer kann das bei Vätern aussehen: Ein hierarchischer Rückschritt, die interne Versetzung oder sogar Kündigung nach ihrer Rückkehr aus der Elternzeit sind leider keine Einzelfälle. Zwar dürfen für den Arbeitnehmer durch die Elternzeit keine finanziellen Nachteile entstehen, doch muss ihm sein Arbeitsplatz nicht zwingend „freigehalten“ werden. Es kann also durchaus passieren, dass er sich anschließend in einer minderwertigen Position, mit weniger Verantwortungsbereichen oder ohne jegliche Perspektiven wiederfindet. Wir betonen: Es kann sein – muss es aber nicht!

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Bei der Akzeptanz der Elternzeit, sowohl bei Vätern als auch unter Müttern, gibt es enorme Unterschiede zwischen den Arbeitgebern. Während das eine Unternehmen modern, fortschrittlich und familienfreundlich denkt, tun die anderen den Wunsch der Väter nach (Eltern-) Zeit mit der Familie als neumodischen Chichi und eine Entscheidung gegen die Karrierelaufbahn ab.

Teilzeit – Eine sinnvolle Alternative?

Viele Väter ziehen daher eine Teilzeitanstellung als Alternative in Betracht. So müssen sie nicht zeitweise ganz aus ihrem Job aussteigen und können dennoch etwas mehr Zeit mit der Familie genießen. Unterstützt werden sollen solche Modelle auch durch das neue flexiblere ElterngeldPlus.

Lese-Tipp: „Elterngeld Plus – Ein Plus für Eltern in Teilzeit“

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Allerdings ahnen viele Männer nicht, dass sie durch die Teilzeitanstellung sogar ein noch größeres Risiko für ihre Karriere eingehen. Eine Untersuchung des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung fand nun nämlich heraus, dass sich der Stundenlohn für Väter nach der Elternzeit langfristig nicht (nachteilig) verändert. Anders bei einer Teilzeitanstellung: Diese bedeutet auf lange Sicht eine durchschnittliche Reduzierung des Stundenlohns um 0,2 Prozent pro Monat, welchen die Teilzeitanstellung andauert. Das bedeutet: Arbeitet ein Vater für fünf Monate in Teilzeit, verdient er durchschnittlich ein Prozent weniger. Ein Jahr Teilzeit bedeutet laut Studie sogar drei Prozent weniger Stundenlohn. Fünf Monate Elternzeit hingegen erwirken keine finanziellen Einbußen (Quelle: Zeit.de).

Die Teilzeit ist daher keine sinnvolle Alternative zur Elternzeit. Im Gegenteil: Letztere scheint für Väter das „kleinere Übel“ zu sein.

Elternzeit für Väter ist (noch) nicht akzeptiert – na und?

Die Einführung der Elternzeit sowie des ElterngeldPlus haben also bislang nicht die gewünschten Effekte für Väter mit sich gebracht. Aus Furcht vor einem Karriereknick oder sogar dem Jobverlust machen nur wenige von ihrem Recht auf die wertvolle Zeit mit der Familie Gebrauch. Mit gutem Grund. Tatsächlich lässt die Akzeptanz der Elternzeit in vielen Unternehmen (noch) zu wünschen übrig – nicht nur, aber vor allem bei Männern. Und eine Teilzeitanstellung macht die ganze Sache nur noch schlimmer. 60 Prozent der Betroffenen reagieren darauf jedoch mit einem gleichgültigen Schulterzucken: Ihnen ist die Zeit mit den Kindern sowie der Partnerin wichtiger als ihre Karriere. Die Arbeitgeber müssen sich deshalb darauf einstellen, dass trotz aller Hindernisse zukünftig immer mehr Väter von der Elternzeit Gebrauch machen werden.

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Bildernachweis: iStock.com/pixdeluxe

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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