Du hast Sorge, deine Bewerbung könnte zu großspurig und arrogant klingen? Keine Angst: Eine gewisse Selbstsicherheit ist nötig, damit Personaler auf dich aufmerksam werden und die Spreu vom Weizen trennen. So formulierst du deine Erfolge geschickt, ohne zu protzen – inklusive Formulierungsbeispiele.

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Angeberisch, passiv oder over the top – so sollte deine Bewerbung nicht aussehen

Wir alle sind stolz auf unsere beruflichen Erfolge. Ob eine Umsatzsteigerung, die clevere und längst überfällige Lösung für ein Problem oder eine erfolgreiche Kosteneinsparung – alles, was du in deinen letzten Jobs erreicht hast, gehört zu Recht in die Bewerbung für den neuen Posten.

Bei der Formulierung der eigenen Erfolge gibt es jedoch einige Herausforderungen, die dir im Weg stehen könnten:

  1. Fehlendes Bewusstsein: Du bist dir deiner Erfolge nicht richtig bewusst und kannst sie deshalb gar nicht, nicht richtig oder, aus lauter Verzweiflung, nur „protzig“ formulieren. Mit einem solchen Problem bekommen es vor allem oft sehr bescheidene, leise Menschen zu tun. Sie sind zwar fleißige Arbeitsbienen – trauen sich aber nicht, aufzufallen oder sich ihren Erfolg anzuerkennen.

  2. Probleme bei der Formulierung: Du kennst deine Erfolge, findest aber, dass sie in der Bewerbung viel zu „großkotzig“ klingen. Das bedeutet, dass du konkrete Formulierungsprobleme hast.

  3. Zu viel des Guten: Du kannst nicht herausfiltern, welche Erfolge für die Stelle, für die du dich aktuell bewirbst, relevant sind. Deshalb klingt deine Bewerbung überfüllt und angeberisch – und so möchtest du sie auf keinen Fall abschicken.

Echter Erfolg vs. Angeberei: Wo liegt der Unterschied?

Bevor es an die Formulierung der Bewerbung geht, solltest du dir deiner echten Erfolge bewusst werden. Denn diese haben mit leerer Prahlerei nichts am Hut. Was aber zählt überhaupt zu einem beruflichen Erfolg – und was davon ist bloße Angeberei?

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Berufliche Erfolge können sein (beispielhafte Liste – nicht abschließend):

  • erfolgreiche Neukundengewinnung
  • die Mitarbeit in einem Gremium
  • erfolgreiche Teilnahme an einer Weiterbildungsmaßnahme
  • die Übernahme von repräsentativen Aufgaben für das Unternehmen
  • die Neu- oder Umstrukturierung von Projekten, Abteilungen, Teams oder eines Aufgabenbereichs
  • die erfolgreiche Mitarbeit an außergewöhnlichen oder großen Projekten
  • die Organisation von Workshops und Veranstaltungen
  • die Zusammenarbeit mit internationalen Kunden oder Teams
  • interdisziplinäre Projektmitarbeit

Bloße Angeberei hingegen ist das „Aufblasen“ der Erfolge oder auch das Geprotze damit. Das bedeutet: Du übertreibst mit deinen Erfolgen, erfindest etwas dazu oder erwähnst die Erfolge immer wieder und bei jeder Gelegenheit, die sich bietet. Es heißt auch, dass die Ausformulierung oder Präsentation dessen, was du erreicht hast, nur dem Zweck dient, zu beeindrucken und das eigene Selbstwertgefühl zu überhöhen und/oder zu überschatten.

Der österreichische Arzt und Psychotherapeut Alfred Adler brachte in diesem Zusammenhang den Begriff „Überlegenheitskomplex“ ins Spiel: Demnach handelt es sich bei einem hochmütigen, prahlerischen Verhalten um einen Abwehrmechanismus, um Minderwertigkeitsgefühle zu regulieren.

Im Umkehrschluss bedeutet es: Deine Bewerbung sollte zwar Erfolge beinhalten, aber natürlich nicht so klingen, als hättest du ein Problem. Auf die richtige Formulierung und „Portionierung“ kommt es also an.

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Erfolge schön verpacken – ohne prahlen: Unsere Tipps für dich

Nun geht es an das Wesentliche: Im Folgenden liest du nach, worauf es bei einer guten Bewerbung ankommt. Denn die richtige Balance zwischen ein kleines bisschen Prahlerei und etwas Bescheidenheit finden – das ist eine echte Kunst.

Zunächst unsere Tipps im Überblick:

  • Stelle eine Liste mit deinen Erfolgen auf – nicht für die Bewerbung, sondern zunächst für dich.
  • Beziehe dich auf konkrete Zahlen.
  • Formuliere echte Beispiele aus, um nicht schwammig zu sein.
  • Überprüfe, ob die genannten Beispiele eine Relevanz für den neuen Job haben.
  • Beziehe dich auch auf das Feedback von anderen.

Stelle eine Liste mit deinen Erfolgen auf – nicht für die Bewerbung, sondern zunächst für dich

Wie sollten wir berufliche Erfolge in einer Bewerbung formulieren, wenn wir uns ihrer nicht bewusst sind? Schnappe dir einen Stift und ein Blatt Papier oder öffne dein Schreibprogramm. Beginne nun damit, alles aufzuschreiben, was du in deinen Jobs erfolgreich abgeschlossen hast. Folgende Fragen helfen dir dabei:

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  • An welchen Projekten warst du beteiligt?
  • Welche Lösungsansätze konntest du für vorhandene Probleme entwickeln?
  • Hast du ein Studium abgeschlossen?
  • Hast du an Weiterbildungen teilgenommen?
  • Warst du Mitglied von Gremien?
  • Welche besonderen Aufgaben haben deine Arbeitgeber dir übertragen?

Mache dir bewusst, welche beruflichen Erfolge du feiern kannst – egal, ob groß oder klein.

Beziehe dich auf konkret erreichte Zahlen

Ob Umsatzsteigerung, KPIs, Zeitverbesserung oder die Organisation von wichtigen Veranstaltungen: Nicht nur in Vertrieben sehen Personaler gerne konkrete Zahlen. Generell liest es sich angenehm, wenn du konkrete, handfeste Zahlen anbietest, die deine Erfolge messbar machen. Mit Zahlen stellst du sicher, dass du Fakten lieferst und keine leere Prahlerei.

Formulierungsbeispiele:

So nicht: „Für das Unternehmen XY habe ich mich an der Organisation von vielen Workshops und Veranstaltungen beteiligt.“

Besser: „Für das Unternehmen XY war ich erfolgreich an der Organisation von insgesamt 13 Veranstaltungen und Workshops zu den Themen Digitalisierung und Gesundheit am Arbeitsplatz beteiligt.“

Formuliere echte Beispiele für deine Bewerbung

Der nächste Punkt lautet: Achte darauf, nicht zu schwammig zu klingen. Nutze deshalb nicht nur konkrete Zahlen, sondern auch konkrete Beispiele für deine Bewerbung. Statt dein Bewerbungsschreiben mit leeren Phrasen zu füllen, die nach „Angeberei stinken“ könnten, empfiehlt es sich also, explizite Beispiele zu nennen.

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Formulierungsbeispiel:

So nicht: „Während meiner Karriere bei XY konnte ich diverse Erfolge verbuchen.“

Besser: „Während meiner Zeit im Unternehmen XY habe ich den Aufgabenbereich ‚Kundenakquise‘ umstrukturiert, um den Prozess der Kundenneugewinnung noch effektiver zu gestalten. Die Ergebnisse waren: …“

Überprüfe, ob die genannten Beispiele eine Relevanz für den neuen Job haben

Um welche Stelle bewirbst du dich – und welche Skills und Erfolge sind hier von Vorteil? Wir raten dir davon ab, die Bewerbung mit Erfolgen zu „überlasten“. Beziehe dich deshalb direkt auf die ausgeschriebene Stelle und setze auf aussagekräftige Erfolgsbeispiele, damit deine Bewerbung nicht protzig klingt. Also: Lieber qualitativ statt quantitativ arbeiten.

Beziehe dich auch auf das Feedback von anderen

Wenn du nicht sicher bist, welche beruflichen Erfolge du auflisten kannst, hilft es, sich auch auf die Rückmeldungen von deinem Umfeld zu beziehen. Wofür hast du Lob und Bewunderung erhalten? Mit welchen Lösungen, die dir selbst vielleicht nicht so wichtig erscheinen, konntest du zum Beispiel Kollegen oder Vorgesetzten helfen? Konkrete Beispiele helfen auch hier, nicht zu angeberisch oder arrogant zu klingen.

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Zusammenfassung: So prahlst du nicht, sondern beeindruckst

Nenne in deinen Bewerbungen wichtige und aussagekräftige Erfolge – und verliere dich nicht in zu kleinen Details, die den Eindruck erwecken, dass du möglicherweise prahlst. Bevor es also an die Bewerbung geht, musst du dir bewusst machen, was du schon alles geschafft hast und welche Relevanz deine Erfolge für den Job und das Unternehmen haben.

Ein letzter Geheimtipp zum Schluss

Personaler möchten immer wissen, welchen konkreten Mehrwert du ihrem Unternehmen bieten kannst. Hebe deshalb nicht die Erfolge des Unternehmens vor, für welches du arbeiten möchtest – denn das lesen sie täglich. Und sie wissen auch, was das eigene Unternehmen erfolgreich macht und was nicht. Was sie nicht kennen, sind deine Erfolge. Beeindrucke deshalb authentisch und dennoch bodenständig mit deinen persönlichen und beruflichen Skills und Errungenschaften. Ein wenig Prahlerei ist erlaubt, wenn du nicht übertreibst.

Bild: SrdjanPav/istockphoto.com

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Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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