Nicht ob du kündigst, sondern wie du ein Unternehmen verlässt, ist wichtig. Organisationspsychologe Anthony Klotz erklärt die Kündigung zu einem emotionalen Prozess, der Spuren hinterlässt. Folgende 3-Stufen-Strategie schafft hier Abhilfe.

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Rekord: Mehrere Millionen Menschen haben in den USA 2021 ihre Jobs gekündigt

Mit der Pandemie kam weltweit das große Umdenken bei vielen Beschäftigten. Zahlen aus den USA machen es besonders deutlich: 45 Millionen Amerikaner sollen im Pandemie-Jahr 2021 ihren Job gekündigt haben. Das ist offiziell eine Rekordzahl. Dr. Anthony Klotz hat es laut eigenen Aussagen bereits kommen sehen, die „Große Resignation“ (Original: The Great Resignation), wie er die gigantische Kündigungswelle selbst beschreibt. Während einige Menschen sich nach mehr Sicherheit sehnen, hatten andere viel Zeit, ihre derzeitige Jobsituation zu überdenken und den Schritt in neue Richtung zu wagen.

Umso wichtiger wird das Thema Kündigung auch in Deutschland. Klotz betont, dass es sich bei diesem Schritt um einen besonders emotionalen handelt – fast so, als würde man eine echte Liebesbeziehung beenden.

Ein „sanfter“ und vor allem durchdachter Abgang, auch wenn wir unsere Vorgesetzten nicht mögen, kann demnach dabei helfen, den Abschied intelligent zu gestalten. Die Art und Weise, wie wir eine Beziehung beenden, sagt schließlich viel über uns aus – und beeinflusst uns auch in der Zukunft.

Folgende Strategien helfen dabei, den Job auf eine emotional intelligente Weise zu kündigen – und sein Umfeld darauf vorzubereiten.

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Schritt 1: Vorgesetzte nicht ins kalte Wasser schmeißen

Stell dir vor: Du leitest dein eigenes Unternehmen. Wenn du dir nun ausmalst, dass du als Chef kurzfristig qualifiziertes Personal beschaffen musst, weil gerade wichtige Projekte anstehen, tust du dies meist mit großer Sorgfalt. Dafür hast du jedoch nicht die Zeit, wenn Mitarbeiter kurzfristig die Firma verlassen, ohne dich vorher informiert oder auf die Entscheidung vorbereitet zu haben.

Klar ist: Du musst deine Vorgesetzten nicht vorbereiten. Du kannst einfach fristgerecht kündigen. Das ist dein gutes Recht. Fairer wäre es jedoch, einen Termin für ein kurzes Gespräch mit deinem Chef zu vereinbaren und ihn über deine Entscheidung zu informieren.

Das bedeutet: Frage deine Vorgesetzten im ersten Schritt, wann du für ein Gespräch vorbeischauen kannst. Auch ein Telefongespräch ist hier sinnvoll. Noch musst du die Kündigung nicht mitbringen. Teile deine Entscheidung jedoch mit einer Vorlaufzeit von zwei bis drei Wochen mit und reiche erst danach deine schriftliche Kündigung ein. Auf diese Weise hat das Unternehmen Zeit, sich auf die neue Situation einzustellen und Vorbereitungen zu treffen.

Schritt 2: Betone das Positive und wofür du dankbar bist

Ein dankbares Herz soll laut Professor Paul Mills (University of California) ein gesundes Herz sein. Diese Aussage bezieht sich auf die dazugehörigen Forschungsergebnisse, die zeigen, dass sich Dankbarkeit positiv auf unsere Gesundheit auswirken kann.

Was hat das jetzt mit deiner Kündigung zu tun?

Ganz einfach: Im zweiten Schritt geht es darum, deine Dankbarkeit zu zeigen, um negativen Emotionen jetzt keinen Nährboden mehr zu bieten. Denn mit dieser Einstellung profitierst du nicht nur von gesundheitlichen Benefits, was hier natürlich „Nebensache“ ist. Sondern du schaffst allen voran eine positive Atmosphäre, um einen wichtigen Lebensabschnitt von dir zu beenden und einen neuen zu beginnen. Schließlich betrifft die Entscheidung, das Unternehmen zu verlassen, auch deine Kollegen und deine Chefs.

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Du wirst staunen, wie positiv das Gespräch verläuft, wenn Dankbarkeit Teil des Gespräches ist – und keine Kampfstimmung, auch wenn die Zeit im Unternehmen nicht immer einfach war.

Wie hilft Dankbarkeit bei der eigenen Kündigung?

Da eine Kündigung emotional herausfordernd sein kann, müssen wir manchmal unseren ganzen Mut zusammennehmen, um selbstbewusst unsere Entscheidung mitzuteilen. Wenn du darüber nachdenkst, für welche Chancen du besonders dankbar bist, kannst du diese nehmen und in Mut umwandeln. Beantworte dafür folgende Fragen:

  • Welche Menschen durftest du kennen und „lieben“ lernen?
  • Was hast du gelernt?
  • Welche Chancen hat das Unternehmen dir für dein persönliches Wachstum geboten?
  • Was nimmst du an Erfahrung mit?
  • Woran wirst du immer mit einem Lächeln zurückdenken?
  • Welche Skills, die du erlernt hast, werden dir im neuen Job eine Hilfe sein?

Bringe in das Kündigungsgespräch mit deinen Vorgesetzten deine ehrliche Dankbarkeit zum Ausdruck. Diese kann auch die Einleitung deines Kündigungsschreibens sein. Beispiel:

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„Sehr geehrter Herr XY, … ich bedanke mich für die lehr- und ereignisreiche Zeit, die ich im Unternehmen XY erleben durfte.“

„… ich bin dankbar und froh über die Chance, dass ich Teil des Teams sein durfte und mit dem Unternehmen gewachsen bin“.

Schritt 3: Überlege dir einen Plan für die kommenden Wochen

Die letzte Strategie lautet: Übergangsplan erstellen. Natürlich könntest du es dir jetzt bequem machen, die Beine hochlegen und die Kaffeepause verlängern. Schließlich musst du dich nicht mehr ganz so sehr um deine Position bemühen.

Aber: Du selbst hast es in der Hand, wie du in Erinnerung bleiben möchtest und ob du dich auch in der letzten Phase des Jobs von deiner unterstützenden und engagierten Seite zeigst. Entscheidest du dich für letzteres, hast du folgende Möglichkeiten:

  • Biete Kollegen und Chefs deine Hilfe bei der Organisation der nächsten Wochen an.
  • Frage nach, ob du den neuen Mitarbeiter oder die neue Mitarbeiterin für deine Position einarbeiten kannst.
  • Beende wichtige Projekte, sofern es organisatorisch und zeitlich möglich ist.

Tipp: Solltest du deinen Chef über deine Entscheidung informieren, kannst du diese konkreten Vorschläge und Ideen direkt mitbringen. Das schafft Sicherheit für alle Beteiligten und zeigt, dass du nicht einfach die Zelte abbrichst, ohne dir Gedanken darüber gemacht zu haben, welche Auswirkung die Entscheidung auf dein Jobumfeld hat.

Wir fassen zusammen

Bereite deinen Chef auf die Kündigung vor und teile deine Entscheidung rechtzeitig mit. Bleibe authentisch, aber lasse gleichzeitig etwas „tiefer blicken“: Zeige nicht nur, dass du gehst, sondern dass du mit einem guten Gefühl gehst und wie du daran wachsen konntest, Teil des Unternehmens zu sein.

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Und zuletzt: Biete deine Hilfe an, den Übergang so nahtlos wie möglich zu gestalten. Mit diesen Strategien verlässt du nicht nur einen Job. Sondern du startest mit positiver und dankbarer Energie in einen neuen Lebensabschnitt.

Bildnachweis: BartekSzewczyk/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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