Technologischer Fortschritt schafft Arbeitsplätze, bedroht sie aber auch. Welche Jobs durch Künstliche Intelligenz aussterben und welche nicht, zeigen aktuelle Forschungen.

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Künstliche Intelligenz (KI) hat Hochkonjunktur. Tools und Robotersysteme wie ChatGPT, Midjourney und HeyGen sind aktuell auf dem Vormarsch. Tech-Schwergewichte wie Google und Windows-Konzern Microsoft planen weiterhin, hohe Summen in KI zu investieren.

Neben den erfreulichen Fortschritten in der Technologiebranche, die auch dafür sorgen, dass neue Jobs entstehen, zeigt sich gleichzeitig die dunkle Seite der Aufwärtsentwicklungen. KI trifft den Arbeitsmarkt und es sollen einige Jobs bedroht sein, die durch den Progress der KI-Systeme überflüssig werden. Laut Weltwirtschaftsforum (WEF) sollen zwar viele neue Jobs entstehen, aber rund 83 Millionen seien in Gefahr – das zeigt der kürzlich veröffentlichte Future of Jobs Report 2023.

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Börsenorientierte Unternehmen IBM plant vor allem weniger Bürostellen

IBM-CEO Arvind Krishna geht laut Bloomberg davon aus, dass einige Stellen im Unternehmen durch Automatisierung ersetzt werden können, weil diese aufgrund von KI-basierten Systemen nicht mehr gebraucht werden. Demnach würden nicht nur Entlassungen folgen, sondern frei werdende Stellen blieben künftig unbesetzt.

Betroffen sind Mitarbeiter, die allen voran einer administrativen Tätigkeit nachgehen. In den kommenden Jahren, so der CEO, ersetze KI beispielsweise viele Stellen in der Personalverwaltung.

Welche Jobs werden durch generative KI bedroht?

WEF-Geschäftsführerin und Wirtschaftswissenschaftlerin Saadia Zahidi spricht von einer „hohen Veränderungsrate“. Der KI-Vormarsch wird vermutlich über 23 bis 25 Prozent der Jobs überflüssig machen. 75 Prozent der Unternehmen werden KI-Tools übernehmen und 25 Prozent der Firmen gehen momentan davon aus, dass in den kommenden Jahren bis 2027 Stellen abgebaut werden. Das zeigen die Zahlen des WEF-Reports.

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Gestützt werden die Erkenntnisse auch von anderen Forschungsergebnissen. OpenAI, das Startup hinter ChatGPT Gründer Sam Altman, hat selbst Daten erhoben. In Zusammenarbeit mit Forschern der Universität Pennsylvania hat das Unternehmen herausgefunden, dass KI-basierte Systeme schon 80 Prozent der Berufstätigen in den USA indirekt betreffen. Demnach wäre es möglich, dass generative KI mindestens eine Jobaufgabe effektiver als der Arbeitnehmer selbst bewältigen könnte. Hier geht es allen voran um die Schnelligkeit und damit um die Zeitersparnis.

Die Forschung stellt fest, dass vor allem folgende Berufe beeinflusst werden und damit bedroht sind:

  1. Buchhalter/innen
  2. Programmierer/innen und Mathematiker/innen
  3. Daten-Spezialisten
  4. Dolmetscher/innen
  5. Call-Center-Mitarbeiter/innen
  6. Journalist/innen und Autor/innen bzw. Schriftsteller/innen
  7. Bankangestellte
  8. Dateneingabe-Spezialist/innen
  9. Lagerarbeiter/innen
  10. Steuerfachangestellte

Technologie-Professor spricht von überzogener Erwartungshaltung

Christoph Meinel, Informatik- und Technologie-Professor (Universität Potsdam), betrachtet die Entwicklung im Vergleich zu seinen forschenden Kollegen nüchterner. Denn die Vereinbarkeit von Klimazielen und der ubiquitären Einführung von KI in der Arbeitswelt sei seines Erachtens nicht realistisch.

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Der Grund liegt eigentlich auf der Hand: Die Systeme sind gigantische Energiefresser, weil beim Lernprozess enorme Mengen an Daten verbraucht werden. Es bräuchte deutlich energieeffizientere Verfahren. Deshalb seien die Erwartungen der KI gegenüber überzogen und unrealistisch.

Die Bedeutung von KI für den Klimaschutz ist ähnlich wie die, die sie für die Arbeitswelt hat. Denn Künstliche Intelligenz erschafft einerseits Chancen, weil der Einsatz von spezifischen KI-Systemen dazu beitragen kann, ökologische Ziele zu erreichen und die Herausforderungen hinsichtlich Natur und Umwelt zu meistern. Andererseits wird der technologische Fortschritt zur Bedrohung, wenn Systeme nicht auf nachhaltigen Konzepten basieren und große Ressourcenmengen verbrauchen.

300 Millionen Jobs vor dem AUS: Weitere Forschung hinsichtlich KI und Arbeitswelt

Auch eine Studie von Goldman Sachs deutet darauf hin, dass Arbeitsplätze in Zukunft bedroht sein werden. Demnach könne man davon ausgehen, dass KI-basierte Systeme bei einer Hochrechnung gar in der Lage seien, 300 Millionen Stellen zu ersetzen. Der Report zeigt, dass etwa über 60 Prozent der momentan existierenden Arbeitsplätze mit Automatisierungsprozessen zu tun haben.

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Dabei seien vor allem administrative Berufe von Veränderungen betroffen, während die Forschenden davon ausgehen, dass die Bedeutung für körperliche Jobs wesentlich geringer ausfällt. Damit bestätigt der Report, was auch andere Forschungen zum Thema KI zeigen.

Immerhin: Auch die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass solche Prozesse bereits in der Vergangenheit gezeigt haben, dass durch den Fortschritt viele neue Jobs entstehen können und damit auch das Potenzial nicht zu unterschätzen ist. Entsprechende Tools können die Produktivität insgesamt steigern und Unternehmen profitieren zudem langfristig von Kosteneinsparungen, so der Report.

Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass KI-Systeme sich positiv auf die weltweite Wirtschaftsleistung auswirken könnten. Demnach sei die Erwartung hinsichtlich des jährlichen Bruttoinlansdprodukts (BIP) zum Beispiel, dass dieses langfristig insgesamt um etwa sieben Prozent gesteigert werden könnte.

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Entwarnung: Welche Jobs werden von KI weniger bedroht?

Neben der Tatsache, dass dank des technologischen Fortschritts viele neue Arbeitsplätze geschaffen werden können, das sind laut WEF wahrscheinlich rund 69 Millionen, gibt es auch Jobs, die – zumindest in Bezug auf die Ersetzbarkeit von Arbeitsplätzen – weniger bedroht sind. Auch in diesen Branchen wird es mit Sicherheit zum Einsatz von KI-Tools kommen, doch ersetzbar sind die Arbeitnehmer zumeist nicht:

  1. Beschäftigte in der Forst- und Landwirtschaft
  2. Köchinnen und Köche
  3. Kfz-Mechaniker/innen
  4. Berufstätige, die in der Gas- und Ölförderung arbeiten
  5. Sozialarbeiter/innen
  6. Psychotherapeut/innen
  7. Gas- und Wasserinstallateure
  8. Forschungswissenschaftler/innen
  9. Ärzt/innen
  10. Politiker/innen

Roboter, die Emotionen lesen – ein heikles Thema

Auch Psychologinnen und Psychologen können von KI nicht gänzlich ersetzt werden, obwohl die Robotersysteme immer besser werden. Zwar ist es möglich, Forschung zu erleichtern. So gibt es bereits Systeme für gesichtsbasierte Emotionserkennung, welche den mentalen Zustand von Menschen mit der Hilfe der Mimik erkennen wollen – etwa Traurigkeit oder Angst. Und auch Stimmlage sowie Herzfrequenz liefern Auskunft. Aber KI ist nicht in der Lage, Empathie zu empfinden.

Was selbsterklärend ist, ist dennoch ein heikles Thema: Während KI keine emotionale Bindung zu Menschen aufbauen kann, nutzen viele Menschen umgekehrt Chatbots, um mit ihnen über ihre Gefühle zu sprechen und nach Lösungen für ihren Zustand zu suchen. Apps für Betroffene schaffen auf diese Weise Abhilfe als „Erstkontakt“ in emotional schwierigen Situationen. Ein Gespräch mit menschlichen Therapeuten ist auf diese Weise dennoch nicht ersetzbar.

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Wie funktioniert KI?

Ob Übersetzungsarbeiten leisten, E-Mails verfassen, Formulierungsalternativen anbieten oder Strukturierungen für eine Präsentation liefern: Vor allem ChatGPT wurde in den letzten Wochen und Monaten besonders oft diskutiert. Das Robotersystem ist zwar noch nicht ganz fehlerfrei. Dennoch hat es viel Potenzial, weil es den Arbeitsalltag von Berufstätigen erleichtern kann.

Bereits jetzt nutzen viele Unternehmen KI, um beispielsweise mit Kunden zu kommunizieren. Dies ist zum Beispiel im Bereich Kundensupport zu beobachten. Wurden Besprechungsprotokolle früher noch von menschlichen Mitarbeitern verfasst, wird diese Aufgabe nun weitestgehend von KI übernommen.

Hinter KI verbirgt sich die Imitation der kognitiven Skills des Menschen. Sie ahmen – einfach gesagt – das menschliche Gehirn nach. Die Systeme bauen auf die Sammlung von Daten und Informationen, sodass sie stetig dazulernen. Eine entsprechende Programmierung ermöglicht den Prozess. Die Rechenmodelle, die auf Basis der Struktur diverser Daten entstehen, fundieren auf sogenannten Deep-Learning-Systemen. Diese helfen dabei, dass zum Beispiel Text und Bilddateien erkannt werden, um Handlungen entsprechend anzupassen.

Um die Ergebnisse von Bots wie ChatGPT präziser zu gestalten und Fehler zu beheben, braucht es dennoch den Menschen, bis ein System ausgereift ist. Werden die Systeme künftig effektiver optimiert, spricht jedoch alles dafür, dass sie schnell „Menschentätigkeiten“ ersetzen können.

KI: Großes Potenzial für die Arbeitswelt mit gleichzeitiger Bedrohung

Dass Arbeitsplätze aufgrund von KI-Systemen wegfallen werden, wird deutlich. Auch von „Revolution“, die mit der des Internets vergleichbar ist, wird gesprochen. Dennoch bleibt die Entwicklung abzuwarten. Kommt generative KI flächendeckend zum Einsatz und wird der Fortschritt weiter vorangetrieben, müssen die Systeme ressourcenschonender arbeiten – denn alles entwickelt sich in Richtung Nachhaltigkeit.

Bild: Devrimb/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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