Krisensignale in Unternehmen sind ein Warnzeichen für ein sinkendes Schiff. Arbeitnehmer sollten wachsam bleiben – vor allem bei folgenden Alarmsignalen.

Pleiteverdacht: Steht dein Arbeitgeber vor dem Aus?

Es ist die Horrorvorstellung für Arbeitnehmer: Sie sehnen sich nach Arbeitsplatzsicherheit – und werden plötzlich betriebsbedingt gekündigt. Ihr Arbeitgeber ist pleite, die Aufträge fehlen. Obwohl der Bewerbermarkt Beschäftigten gute Aussichten bietet, bedeutet das plötzliche Aus eines Unternehmens eine Umstellung, ja, eine potenziell existenzgefährdende Bedrohung, in Krisenzeiten möglicherweise ein sozialer Abstieg, eine Sinnkrise – eine große Veränderung.

Bei ohnehin vorhandenen Wechselabsichten – kein Problem. Das Gefühl, noch einmal von vorne anfangen und die Ungewissheit um die Zukunft ertragen zu müssen, ist vor allem für Beschäftigte belastend, die auf ihren derzeitigen Job angewiesen, für ihn gar in eine neue Stadt gezogen sind und alles haben stehen und liegen lassen. Vielleicht sogar ihre bisherige Stelle.

Nicht jedes Alarmsignal deutet auf eine mögliche Pleite hin. Häufen diese sich, solltest du aber wachsam sein, um dich vorbereiten zu können.

Krisensignale: Diese Zeichen deuten auf eine mögliche Pleite deines Arbeitgebers hin

Um dich auf ein mögliches Aus einzustellen, hilft es, die Entwicklungen im Unternehmen aufmerksam zu beobachten. Hier kommen einige wichtige Krisensignale, die du kennen solltest.

1. Konflikte zwischen Gesellschaftern, Unternehmensführung, Interessengruppen

Als sogenannte „Stakeholderkrise“ wird eine Phase in Unternehmen bezeichnet, die selten einfach zu erkennen und deshalb besonders gefährlich ist. Dabei kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen wichtigen Beteiligten eines Unternehmens, etwa zum Streit zwischen Geschäftsführern oder grundsätzlich zu Konflikten in den obersten Etagen. Auch Lieferanten und Geschäftspartner können beteiligt sein.

Schwierig ist die Krise, weil Konflikte grundsätzlich zur Unternehmensführung dazugehören, sich jedoch verfestigen können und ein erstes Anzeichen dafür sind, dass es ernsthafte wirtschaftliche Probleme gibt – und Arbeitnehmer dies nicht immer mitbekommen.

Tipp: Sofern Meetings mittlerweile verdächtig oft stattfinden, an denen nur die Unternehmensführung teilnimmt, kann es ein Zeichen für eine solche Krise sein. Die Probleme werden „hinter verschlossenen Türen“ thematisiert, um die Belegschaft nicht in Alarmbereitschaft zu versetzen. Aufgrund von fehlender Transparenz passiert aber häufig das Gegenteil, weil mehr Raum für Spekulationen und Flurfunk bleibt.

2. Trotz Personalmangel: Keine neuen Kollegen in Aussicht

Obwohl Personal und Fachkräfte fehlen, werden freiwerdende Stellen einfach nicht neu besetzt? Auch das kann darauf hindeuten, dass ein Unternehmen nicht liquide genug ist, um sich neue Arbeitskräfte leisten zu können.

Ein Einstellungsstopp sollte Arbeitnehmer nicht unnötig in Alarmbereitschaft versetzen. Wenn dieses Warnsignal aber gemeinsam mit weiteren verdächtigen Signalen auftritt, ist es durchaus möglich, dass es aktuell kriselt.

3. Wichtige Investoren oder Kunden suchen das Weite

Sollten Projekte platzen, Investoren abspringen und auch treue Kunden langsam zur Konkurrenz wechseln, deutet alles auf eine baldige Pleite hin. Hinweise sind die sich häufenden Reklamationen von Kunden, weil das Unternehmen es verpasst hat, auf die sich verändernden Wünsche und Bedürfnisse seiner Zielgruppe einzugehen. Sie schwächeln am Markt und es kommt zu einem Verlust wichtiger Anteile. Arbeitnehmer, die diese Veränderung bemerken, hegen meist berechtigterweise den Verdacht, dass etwas gewaltig schiefläuft.

Gut zu wissen: Ist das Unternehmen stark im Wettbewerb und gut aufgestellt, kann es solche Krisen in der Regel überstehen – etwa durch das Anwerben von neuen Interessenten. Wenn auch diese ausbleiben, erhärtet sich oft der Anfangsverdacht, dass eine baldige Pleite bevorsteht.

4. Mitarbeiter und Führungskräfte gehen freiwillig

Der Arbeitsmarkt ist für Fachkräfte attraktiver geworden und Arbeitnehmer wechseln häufiger den Job. Eine höhere Wechselbereitschaft ist deshalb noch kein Verdacht, dass dein Arbeitgeber in der Krise steckt. Ein sicheres Krisensignal ist es erst, wenn Personalwechsel sich zunehmend häufen – und auch eigentlich gut bezahlten Leistungsträger sich verabschieden.

Leistungsträger erfüllen wichtige Aufgaben und haben eine bedeutende Funktion in Unternehmen. Um ihren Verlust zu kompensieren, ist ein Ersatz oft unabdingbar. Wird sich um keinen Ersatz bemüht, ist es eindeutig – denn Betriebe, die ohnehin vor dem Aus stehen, müssen sich nicht um neue Leistungsträger bemühen.

5. Gereizte Stimmung im Betrieb

Eingeschüchterte Kollegen, genervte Führungskräfte, Seitenhiebe, Diskussionen – kommt dir das gerade bekannt vor? Krisenstimmung im Betrieb ist manchmal unausweichlich, aber auch ein Hinweis auf ein sinkendes Schiff. Vor allem Führungskräfte, die eingeweiht sind, orientieren sich möglicherweise bereits um oder bangen um ihre Karriere, sodass sie sich anders als sonst benehmen. Natürlich kann es sich bei einzelnen Vorgesetzten auch „nur“ um eine persönliche Krise handeln. Ist dies aber nicht der Fall, werden feinfühlige Arbeitnehmer mit guter Menschenkenntnis schnell merken, dass es sich um eine größere Krise handelt, als andere vielleicht annehmen.

6. Immer wieder ist die Rede von „Einsparmöglichkeiten“

Dass Unternehmen ihre Arbeitnehmer dazu auffordern, aktiv nach Einsparmöglichkeiten zu suchen, ist in wirtschaftlich schwierigen Zeiten noch kein Beinbruch, wohl aber ein möglicher Verdacht, der auf tiefgreifende Probleme hindeutet. Es kann sich auch um eine Maßnahme handeln, die zur Nachhaltigkeit eines Unternehmens beitragen soll – oder aber um einen Versuch, eine Pleite zu verhindern.

7. Sich plötzlich verändernde Strukturen

Es ist kein Verbrechen, sich von seinen bisherigen Wertvorstellungen und Prinzipien zu distanzieren, wenn Unternehmen versuchen, moderner, attraktiver und menschenzentrierter zu werden. Eher im Gegenteil – sie tun alles, um positive Veränderungen zu erreichen.

Und doch kann das Anstreben einer strukturellen Veränderung einen wichtigen Hinweis geben. Denn Veränderungen finden oft nur dann statt, wenn die Wettbewerbsfähigkeit und das Überleben auf dem Spiel stehen, weil die bisherigen Strategien nicht mehr zeitgemäß sind oder nicht mehr funktionieren.

8. Löhne werden später (oder gar nicht) überwiesen

Nun ist es offensichtlich: Wenn dein Gehalt ausbleibt, Kollegen das gleiche Problem haben und Unternehmen ihre Beschäftigten vertrösten, muss der Betrieb bald vielleicht schließen. Denn jetzt können Arbeitgeber nicht mehr ihrer Pflicht nachkommen, Verträge einzuhalten, die sie mit ihren Arbeitnehmern eingegangen sind.

Ein einmaliges „Versehen“ mag in seltenen Fällen zwar vorkommen. Dennoch solltest du dieses Krisensignal nicht ignorieren. Können Arbeitgeber nicht zahlen, ist es eine Voraussetzung dafür, das Insolvenzverfahren zu eröffnen. Zwar kann dein derzeitiger Arbeitgeber die Insolvenz nicht als alleinigen Grund für eine Kündigung nutzen. Dennoch kann es als Folge, wenn Aufträge beispielsweise fehlen, zu einer betriebsbedingten Kündigung kommen.

Was tun, wenn die Alarmsignale sich häufen?

Ob konkreter Verdacht mit handfesten Beweisen oder nur ein Anfangsverdacht: Arbeitnehmern steht es frei, sich trotz bestehendem Arbeitsverhältnis woanders zu bewerben, wenn sie zum Beispiel annehmen, dass ihr derzeitiger Job nicht mehr sicher ist. Du hast also die Möglichkeit, nach anderen Stellen Ausschau zu halten und dich aktiv zu bewerben, um im Ernstfall vorbereitet zu sein.

Sofern du dich dazu entscheidest, ist es wichtig, einige Punkte zu beachten. So handelt es sich bei Bewerbungen nicht um eine Arbeitsangelegenheit, sondern um eine private Sache, sodass du Tätigkeiten, die damit zusammenhängen, nicht während deiner Arbeitszeit erledigen solltest.

Ausnahme: Nach § 629 BGB müssen Arbeitgeber ihren gekündigten Arbeitnehmern eine angemessene Zeit für Bewerbungstätigkeiten einräumen. Wenn du also auf eine Jobsuche angewiesen bist, weil dein derzeitiger Arbeitgeber dich entlässt, ist es durchaus möglich, ein Bewerbungsgespräch wahrzunehmen, indem du dich freistellen lässt.

Bild: RealPeopleGroup/RealPeopleGroup