Rezessionsängste prägen aktuell Arbeitsmarkt und Wirtschaft. Arbeitgeber müssen deshalb nicht nur mehr modern und flexibel sein. Sondern Mitarbeitern einen sicheren Arbeitsplatz bieten.

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Viele Firmen müssten Jobs abbauen und die Entlassungswelle könnte vor allem junge Unternehmen und Start-ups treffen: Diese dunkle Prognose hatten Arbeitsmarktexperten bereits gestellt. Die Situation war aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheit der letzten Jahre und Monate vorauszusehen. Grover, Smava, Solarisbank, McMakler, um einige der betroffenen Unternehmen zu nennen – sie alle mussten einen Teil ihrer Belegschaft entlassen.

Prof. Dr. Heike Marita Hölzner (Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin) bekräftigte die Prognose gegenüber Deutschlandfunk in einem aus dem Sommer 2022 stammenden Beitrag: Im Markt gäbe es weniger Kapital; Start-ups hätten Schwierigkeiten, so die Expertin, und müssten Stellen abbauen, um Einsparungen vornehmen zu können.

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Für Verunsicherung sorgt die Entwicklung der weltwirtschaftlichen Lage generell bei vielen Unternehmen. Neben den modernen und schnell wachsende Tech-Start-ups hat es auch die bereits etablierten Global Player getroffen, so etwa Amazon, Google, Salesforce, Twitter oder Vimeo.

Weg von hippen Arbeitgebern – hin zu krisensicheren und stabilen Unternehmen

Trotz der krisenbedingten Verkleinerung von Teams herrscht Fachkräfte- und Personalmangel, was in der Vergangenheit vermehrt dazu führte, dass Arbeitnehmer am längeren Hebel saßen: Unternehmen mussten und müssen ihre Rekrutierungsprozesse überdenken, nach den Regeln der Arbeitnehmer spielen und auf ihre Bedingungen eingehen. Gen Z und Millennials fordern Work-Life-Balance, eine faire Bezahlung, hybrides Arbeiten und Vorgesetzte auf Augenhöhe.

Es ist außerdem angesagt, sein Profil in den sozialen Medien, wie z. B. Xing oder LinkedIn, mit dem Namen seines derzeitigen Arbeitgebers zu schmücken, wenn es sich um ein angesagtes, junges oder prestigeträchtiges Unternehmen handelt. Das ist bald aber nicht mehr alles. Denn modern zu sein bedeutet nicht automatisch, Arbeitnehmern Sicherheit bieten zu können.

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Wer auf Jobsuche ist oder aktuell für ein hippes Start-up arbeitet, sollte sich deshalb einer Sache bewusst sein: Krisensichere Jobs gewinnen an Bedeutung, wenn die wirtschaftliche Lage sich weiter verschlechtert. Es ist nun nicht mehr nur wichtig, von attraktiven Benefits wie eine Snack Wall, Yogakursen, Homeoffice oder Veggie-Days zu profitieren.

Die Entwicklung in Richtung Sicherheit wird von einer Trendstudie bestätigt. Die Befragten gehören der Gen Z an. Einige Ergebnisse:

  • Rund 53 Prozent der Umfrageteilnehmer haben angegeben, dass ihnen ein krisensicherer Job wichtiger geworden ist.
  • 75 Prozent ist es wichtig, im Hinblick auf die finanzielle Sicherheit sorgenfrei zu bleiben.
  • Über 50 Prozent der Befragten erhoffen sich Karrieremöglichkeiten von ihren Arbeitgebern.

Wie Jobsuchende und Arbeitnehmer zu einem krisensicheren Arbeitgeber kommen

Ob es in Zukunft zu noch mehr Entlassungen kommen wird und wie die Wirtschaft sich generell entwickelt, ist nicht eindeutig festzulegen. Was sicher ist: Der Arbeitsmarkt hat sich verändert – und es wird auch weiterhin zu Veränderungen kommen. Quiet Quitting und Great Resignation waren zwei der Trends, die immer wieder thematisiert worden sind. Arbeitnehmer waren bisher in der Position, sich aufgrund der Personalnachfrage in Sicherheit zu wägen. Das ändert sich gerade, weil die Krise(n) nicht vorbei ist. Die Stimmung wird von Rezessionsängsten geprägt.

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Auch wenn Jobsuchende und Arbeitnehmer momentan in unsicheren Zeiten leben und nicht alles kontrollieren können, können sie bei der Auswahl ihres Arbeitgebers auf einige Punkte achten. Wichtig zu erwähnen ist dennoch, dass es keine generelle Jobsicherheit gibt: Arbeitnehmer können grundsätzlich ersetzt werden und in schwierigen Zeiten gibt es keine Garantie dafür, den Arbeitsplatz behalten zu können.

1. Personalpolitik: Auf „Hire-and-Fire“-Mentalität achten

Ob auf LinkedIn oder bei der Recherche auf Arbeitgeberplattformen: Jobsuchende sollten sich stets ein Bild von der Personalpolitik eines Unternehmens machen. Auch Arbeitnehmer, die aktuell noch in einem Betrieb beschäftigt sind, aber Gewissheit in Sachen Jobsicherheit benötigen, sollten wissen, wie der Arbeitgeber vorgeht.

Ist ein langfristiges Arbeitsverhältnis wichtig, wird generell von Unternehmen mit einer Hire-and-Fire-Mentalität abgeraten: Wer nicht nur kurzfristig eingestellt und schnell wieder entlassen werden möchte, sollte die Finger von Jobangeboten und Unternehmen lassen, die zwar einladend klingen, aber bei denen das Personal auffällig schnell und oft gewechselt wird.

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2. Wirtschaftliche Entwicklung: Einblicke in die Stabilität und Finanzen des Unternehmens gewinnen

Moderne, frische Start-ups, die schnell durchstarten, flache Hierarchien anbieten und Vielfalt leben, sind beliebt. Sie repräsentieren die jungen Generationen und sie stehen für Kreativität und Innovation. Dennoch fehlt ihnen eine entscheidende Sache: die Erfahrung, die bereits etablierte Unternehmen mitbringen. Nicht zufällig hat die wirtschaftliche Unsicherheit sich deshalb auf die Entwicklung eben jener Unternehmen ausgewirkt, die noch nicht allzu lange am Markt existieren.

Jobsuchende sollten sich deshalb vorab ein gründliches Bild von ihrem Traumarbeitgeber machen. Denn in Krisen zählt die finanzielle Sicherheit, die wirtschaftliche Stabilität eines Unternehmens und wie ein potenzieller Arbeitgeber sich in den letzten Krisen geschlagen haben.

3. Jobinterview: Direkte Fragen zur Sicherheit des Arbeitsplatzes stellen

Nach einem Bewerbungsgespräch bekommen Bewerber im schlimmsten Fall eine Jobabsage. Sie können es also nur versuchen und hoffen, aber nicht zu 100 Prozent mit einer Einstellung rechnen. Das ist sicher. Deshalb sollten sie sich aber keinesfalls verstellen oder gar wichtige Fragen, die einem auf der Seele brennen, unterdrücken.

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Besser ist es, Tacheles zu reden und dem Interviewer direkte Fragen zu stellen, welche die Krisensicherheit eines Jobs betreffen. Jetzt ist es wichtig, direkte, offene Gespräche zu führen, die keinen Raum für Fragezeichen offenlassen. So kann es helfen, etwas über die Personalpolitik zu erfahren. Oder auch darüber, welche Art von Zukunft das Unternehmen mit seinen Angestellten plant. Klar ist auch hier: Das Gespräch hilft – aber es ist keine Garantie für die Jobsicherheit.

Lese-Tipp: Checkt die Unternehmenskultur ab, bevor ihr zu einem Arbeitgeber „Ja“ sagt

4. Netzwerken: Beschäftigte nach Joberfahrung fragen

Zu guter Letzt können Jobsuchende oder Wechselinteressierte sich bei aktuellen oder ehemaligen Arbeitnehmern eines Unternehmens erkundigen, wie es generell um die Arbeitsbedingungen beim jeweiligen Arbeitnehmer steht. Hier hilft das aktive Netzwerken und die gezielte Suche nach geeigneten „Kandidaten“ über berufliche Netzwerke wie XING und LinkedIn, aber auch über andere gängige soziale Medien, um freundlich nachzuhaken, Informationen zu sammeln und Erfahrungen auszutauschen.

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Übrigens: Das berufliche Netzwerken hilft nicht nur bei der Recherche. Es kann zu einer wertvollen Erfahrung sowie zu einer Stütze für die berufliche Karriereplanung werden. Möglicherweise ergeben sich auf diese Weise neue und unerwartete Chancen.

Nicht nur Sicherheit, sondern auch Jobzufriedenheit wichtig

Auch wenn Rezessionsängste vorhanden sind, Unternehmen Angestellte entlassen und die wirtschaftliche Lage instabil ist, gilt es, nicht aus Angst in Extremen zu versinken. Wer sich Jobsicherheit wünscht, sollte deshalb auch auf weitere Arbeits- und Rahmenbedingungen achten.

Vor allem immer mehr junge Menschen tendieren dazu, lieber auf eine Stelle zu verzichten, als für einen Arbeitgeber zu arbeiten, bei dem sie unglücklich sind.

Die Jobzufriedenheit, eine faire Bezahlung sowie faire Arbeitsbedingungen sollten mindestens gegeben sein.

Jetzt und in Zukunft besonders wichtig: Kopf nicht in den Sand stecken

Damit Arbeitnehmer nicht in Hoffnungslosigkeit versinken und in ständiger Angst leben, hilft es, up to date zu bleiben, sich über Arbeitsmarkttrends zu informieren und sich selbst stetig fortzubilden. Auf diese Weise nehmen Beschäftigte und Jobsuchende ihr „Schicksal“ aktiv in die Hand und überlassen nichts dem Zufall. Sie sind besser gewappnet und flexibler, wenn es um eine erneute Jobsuche geht – und sie können mit neuen Fähigkeiten sowie ihren bisherigen Erfahrungen glänzen.

Bildnachweis: monkeybusinessimages/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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