Seit Jahren dümpelten KI-bezogene Jobangebote in Deutschland auf niedrigem Niveau. Nun zeigt eine aktuelle Analyse der Plattform Indeed: Der Anteil von Stellenausschreibungen mit KI-Begriffen wie „Machine Learning“, „NLP“ oder „Computer Vision“ ist seit Jahresbeginn 2025 um 16 Prozent gestiegen. Besonders stark fällt das Wachstum bei Stellen mit Fokus auf generative KI aus – mit einem Plus von 36 Prozent.

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Doch der Schein trügt ein wenig: Die Gesamtzahl an Stellenausschreibungen in Deutschland ist im gleichen Zeitraum zurückgegangen – was den relativen Anteil der KI-Jobs dadurch künstlich erhöht.

Hinzu kommt: Der absolute KI-Anteil bleibt also weiterhin niedrig. Gerade einmal 2,5 Prozent aller Jobs beinhalten explizit Begriffe aus dem KI-Umfeld. Generative KI taucht sogar in weniger als einem Prozent der Anzeigen auf.

Wo KI wirklich gebraucht wird: Branchen & Berufsfelder

Die vielleicht überraschendste Erkenntnis: Nicht die klassischen IT-Jobs treiben den KI-Trend – sondern Funktionen, die bislang kaum mit KI assoziiert wurden.

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Den größten Zuwachs verzeichnete das Personalwesen mit +35,6 Prozent seit Jahresbeginn. Auch Kundenservice (+29,6 %), Medien & Kommunikation (+25 %) sowie das Rechtswesen (+23,4 %) legen deutlich zu. In diesen Feldern geht es weniger um Entwicklung, sondern um den praktischen Einsatz von KI – etwa durch automatisierte Bewerbervorauswahl, Chatbots oder juristische Textanalyse.

Bei den klassischen Tech-Berufen bleibt der Anstieg moderater: In der Softwareentwicklung stieg der Anteil an KI-Begriffen um 9,9 Prozent, in der Forschung & Entwicklung um 16,9 Prozent.

Insgesamt ist der Anteil an KI-Stellen am höchsten in:

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  • Data Analytics & Informationsmanagement (18,6 %)
  • Mathematik (13,8 %)
  • Softwareentwicklung (12 %)

Diese Felder gelten als Hochburgen wissensbasierter Arbeit – und zeigen, dass KI inzwischen strukturverändernd wirkt.

Verdeckte Anforderungen: Die Dunkelziffer der KI-Kompetenzen

Ein erheblicher Teil der KI-Kompetenzen wird in Stellenanzeigen gar nicht explizit genannt. In vielen wissensbasierten Berufen – etwa in Kommunikation, HR, Marketing oder Projektmanagement – werden Kenntnisse im Umgang mit KI-Anwendungen implizit vorausgesetzt, ohne konkret benannt zu werden.

Wer sich in solchen Rollen bewirbt, trifft immer häufiger auf Tools wie ChatGPT, Prompt-Engineering-Workflows, automatisierte Reports oder textbasierte Analysewerkzeuge – auch wenn sie in der Stellenbeschreibung nicht auftauchen.

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Das Problem: Weder Bewerber noch Arbeitgeber verfügen über klare Begriffe, um diese Fähigkeiten systematisch zu erfassen. Dadurch entsteht ein wachsender Graubereich zwischen klassischen Jobprofilen und modernen KI-gestützten Tätigkeiten.

Auch in der Weiterbildung fehlt häufig die strategische Tiefe. Interne Schulungen zu KI-Tools sind zwar verbreitet, aber selten curricular verankert. Es fehlt ein klarer Rahmen, was „KI-Kompetenz“ eigentlich bedeutet – und wie sie sich vom bloßen Anwenderwissen unterscheidet.

Was jetzt zu tun ist – für Bewerber, Unternehmen und Weiterbildner

Der KI-Trend auf dem Jobmarkt ist längst keine Modeerscheinung, aber auch kein disruptiver Boom. Vielmehr verändert sich die Arbeitswelt schrittweise und stetig: KI wird zur Basiskompetenz, die in immer mehr Berufsbildern mitgedacht werden muss.

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  • Bewerber sollten verstehen, wie KI-Tools ihre tägliche Arbeit verändern – etwa durch Textassistenz, Datenanalyse oder Automatisierung. Es braucht nicht zwingend Programmierkenntnisse, aber digitale Souveränität und Lernbereitschaft.
  • Unternehmen sollten offener kommunizieren, wenn KI-Kompetenzen gefragt sind – und sie nicht nur zwischen den Zeilen verstecken, aus Sorge, sonst weniger Bewerbungen zu erhalten. Wer weiterhin nur auf „klassische Skills“ schaut, riskiert, am eigentlichen Bedarf vorbeizurekrutieren.
  • Weiterbildungsanbieter stehen vor der Aufgabe, KI-Wissen aus der Tech-Nische zu holen – nicht als Add-on für Nerds, sondern als festen Bestandteil moderner Berufsbildung.
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