Du kennst den Spruch „Du bist was du isst.“ Um den Gedanken etwas auszuweiten – Bist du auch was du arbeitest? Viele Menschen definieren sich über ihren Job, weil dieser einen bedeutenden Teil ihres Lebens einnimmt. Wir bewerten auch andere Menschen gerne nach ihrem Beruf und dem damit einhergehenden Sozialstatus. Aber bestimmt eine gewisse berufliche Position wirklich, ob jemand ein bedeutsames Leben führt? An welchen Kriterien lässt sich ein bedeutsames Leben festmachen?

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Wozu dient Arbeit?

Arbeit ist für die meisten Menschen ein fester Bestandteil des Lebens. Jeder Mensch hat Lebenshaltungskosten, die er bestreiten muss. Die meisten Menschen finanzieren ihren Lebensunterhalt aus einer bezahlten Arbeit. Ob sie diese als Karriere, Berufung, Beruf, einfach als Job oder gar als Ursache für Stress und Ärger sehen, ist sehr individuell. Für manche ist die Arbeit ein notwendiges Übel, für andere der Sinn ihres Daseins. Abgesehen davon, brauchen Menschen eine sinnvolle Beschäftigung, der sie nachgehen können, damit sie sich gut fühlen.

Nichtstun ist für den Großteil der Menschen unerträglich, obwohl viele davon träumen, mit 40 oder 50 Jahren aus dem Berufsleben auszusteigen und für den Rest ihrer Tage nur noch die Seele baumeln zu lassen. Tatsächlich macht das so gut wie niemand. Selbst wenn Menschen aus dem traditionellen Broterwerbsjob aussteigen, suchen sie nach einer Erholungspause in der Regel wieder nach einer sinnvollen Aufgabe. Sind sie finanziell unabhängig, fällt ihre Wahl meist nicht mehr auf den traditionellen Acht-Stunden-Job. Aber eine geregelte Tätigkeit brauchen die meisten dann doch, um sich gut zu fühlen.

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Erfüllung in der Arbeit finden?

Es ist nicht der Sinn unseres Lebens, in einem Acht-Stunden-Job monotone Tätigkeiten auszuführen. Tatsächlich sind wir so geschaffen, dass uns eine sinnvolle Arbeit Freude bereitet. Eine Tätigkeit, bei der wir etwas schaffen, etwas produzieren, kreieren oder uns selbst ausdrücken können, erfüllt uns mit Zufriedenheit und Stolz.

Während ein Kind völlig davon abhängig ist, von den Eltern versorgt zu werden, ist ein Erwachsener in der Lage, etwas zu geben. Dieses Geben in Form eines Erzeugnisses oder einer Dienstleistung befriedigt unser Bedürfnis nach Sinn und Nutzen unserer Existenz. Die optimale Arbeit sollte uns das Gefühl geben, der Welt etwas Nützliches geschenkt zu haben. Wir möchten aktiv dazu beitragen, die Welt zu verbessern. Das ist das Ideal.

Die Realität ist oft weit davon entfernt. Du hast in deinem Job vielleicht selten bis nie das Gefühl, die Welt mit deinem Tun zu verändern. Auf der anderen Seite hast du Rechnungen zu zahlen und kannst nicht einfach aussteigen. Vielleicht macht dir deine Arbeit auch Spaß oder du bist ehrgeizig und steigst auf der Karriereleiter immer höher. Damit kommen mehr Geld, mehr Status, aber auch mehr Arbeitszeit, mehr Verantwortung und immer weniger Zeit für andere Dinge. Eine gesunde Work-Life-Balance bleibt auf der Strecke.

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„Manche Menschen sind so arm… das Einzige, was sie haben, ist eine Karriere.“

Je weiter es auf der Karriereleiter nach oben geht, umso weniger Anderes gibt es für die meisten Menschen im Leben. Sie identifizieren sich zunehmend mit ihrer Tätigkeit und ihren Errungenschaften. Hobbys, Beziehungen, Ruhephasen – all das wird zurückgestellt und auf ein vages „Später“ verschoben. Wenn du erst in diese Spirale hineingerätst und keinen gesunden Ausgleich findest, kommst du irgendwann an den Punkt, an dem du nur noch deinen Job hast.

Außer Arbeit, Geld und Status hat dein Leben keinen Inhalt mehr. Du identifizierst dich nur noch mit deiner beruflichen Tätigkeit.

Mit dem Geld, das du verdienst, kaufst du dir dann Dinge, um die Leere in deinem Inneren zu füllen. Du hast einen Punkt erreicht, an dem deine Arbeit dein Lebensinhalt geworden ist und nicht mehr nur Mittel zum Zweck ist, um deine Lebenshaltungskosten zu bestreiten.

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Es zieht uns dahin, wo wir Anerkennung bekommen.

Ein gutes Gehalt oder eine höhere Position auf der Arbeit sind Zeichen dafür, dass deine Leistungen gesehen und wertgeschätzt werden. Das gibt dir das Gefühl, einen wichtigen Beitrag zu leisten. Jeder Mensch mag es, anerkannt zu werden – für das, was er ist oder für das, was er leistet. Erhält er diese Anerkennung an einem Ort, so fühlt er sich magisch dahingezogen.

Es liegt in unserer Natur: Wir möchten uns gut fühlen und Schmerz vermeiden. Was auch immer uns ein gutes Gefühl gibt, davon wollen wir mehr. Ist das die Arbeit, weil wir dort Anerkennung bekommen, so wollen wir eben mehr davon. Dies geht eine Weile gut, viele Jahre sogar. Bis du irgendwann an den Punkt kommst, wo du innehältst und dich fragst: „Ist das wirklich alles, woraus mein Leben besteht? Stimmt das alles mit meiner Definition von mir selbst überein?“

Den Job und die Seele in Einklang bringen – möglich, aber selten.

Wenige von uns sind mit einem Job gesegnet, den sie nicht als Beruf, sondern als Berufung sehen. Manch einer ist mit Leib und Seele Arzt, Lehrer oder auch spiritueller Anführer. Diese Menschen sehen ihren Beruf als Erfüllung und Ausdruck ihrer Seele. Wohlgemerkt: Nicht jeder Arzt ist Arzt aus Berufung. Auch nicht jeder Lehrer, jeder Guru, usw. Aber manche Menschen schaffen es tatsächlich, genau den Beruf zu wählen, der ihnen perfekt entspricht. Sie treffen ihre Berufswahl nicht aufgrund von praktischen Erwägungen, sondern aus einem tiefen inneren Bedürfnis heraus.

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Meist sind diese Menschen außerordentlich erfolgreich in dem, was sie tun. Das liegt daran, dass sie in dieser Tätigkeit tiefe Erfüllung erfahren. Das ist aber die Ausnahme. Meist hat das, was Menschen für ihren Lebensunterhalt tun, wenig bis gar nichts damit zu tun, wer sie wirklich sind. Solange sie einen gesunden Ausgleich dazu finden, lässt es sich so leben. Schwierig wird es erst, wenn die Arbeit dazu dient, die eigene Identität zu definieren, weil man sonst nichts mehr im Leben hat.

Wie kannst du dir selbst auch im Job treu bleiben?

Wie wir gesehen haben, braucht jeder Mensch eine Einkommensquelle. Andernfalls sinkt die Lebensqualität drastisch und du entfernst dich noch weiter von einem erfüllten Leben, als wenn du einem Job nachgehst, der dir keine große Freude bereitet, aber wenigstens deine Kosten deckt. Auch wenn du bereits einen Karriereweg eingeschlagen hast, der dir viel materiellen Reichtum aber wenig innere Bereicherung verspricht, kannst du noch gewisse Anpassungen vornehmen.

Alles was es braucht, ist ein bisschen Mut. Im Leben gibt es niemals nur zwei Optionen, auch wenn es oft so scheint.

Suche immer die dritte Option. Die dritte Option wäre in diesem Fall ein Job, der vielleicht nicht hundertprozentig deiner Berufung entspricht, den du aber gerne ausführst. Oder es ist ein Job, der dir genügend Freizeit garantiert, in der du in Projekten aktiv werden kannst, die dich wirklich glücklich machen. Und wer weiß, was mit der Zeit und der richtigen Begeisterung daraus alles noch wird…

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Bildnachweis: Finn Hafemann/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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