Wir reagieren oft mit Entrüstung auf Wörter wie „Manipulation“ oder „Psycho-Tricks“. Die Wahrheit ist: Jeder von uns wird täglich bewusst oder unbewusst manipuliert – sei es im Privat- oder Berufsleben. Dies geschieht in der Regel unwillkürlich und resultiert aus in der Kindheit erlernten Verhaltensmustern. Warum also nicht diese „harmlosen“ Spiele nutzen, um unsere Ziele zu erreichen oder beliebter zu werden?

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Manipulation gehört zum Menschsein

Wenn du dich nun entrüstet gegen die Behauptung wehren möchtest, du würdest im Alltag dein soziales Umfeld manipulieren, haben wir einige anschauliche Beispiele für dich:

  • Das Kind, welches die Süßigkeiten an der Kasse nicht bekommt und sich deshalb trotzig auf den Boden setzt.
  • Die Frau, welche ihren Mann mit Liebesentzug „bestraft“, weil er den Müll nicht rausgebracht hat.
  • Der Chef, welcher die Motivation des Mitarbeiters dadurch erhöhen möchte, dass er ihm eine Beförderung oder Gehaltserhöhung in Aussicht stellt.
  • Das Pärchen im Club, welches bewusst „fremdflirtet“, um ein wenig Eifersucht und neues Prickeln in die eingefahrene Beziehung zu bringen.
  • Die Sekretärin, welche der neuen Kollegin ein kleines Willkommensgeschenk mitbringt, um bei ihr einen Stein im Brett zu haben.

Wir könnten diese Liste ewig weiterführen. Fakt ist einfach: Wann immer hinter deinem Handeln ein Hintergedanke steckt, findet eine Form der Manipulation statt. Du würdest deine Mitmenschen also nur dann niemals deinen Psycho-Spielchen unterwerfen, wenn du zu jeder Sekunde an jedem Tag 100-prozentig selbstlos handeln würdest. Hand aufs Herz: Trifft das auf dich zu? Vermutlich wird es kaum einen Menschen geben, der diese Frage besten Gewissens bejahen kann.

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Definition: Manipulation beschreibt eine „Form der Beeinflussung anderer Personen zum eigenen Vorteil“, wie sie beispielsweise in der Werbepsychologie eingesetzt wird.

(Quelle: Gabler Wirtschaftslexikon)

Schlussendlich möchten wir, dass der Partner in unserem Sinne handelt und am Freitagabend mit uns ins Kino geht, auch wenn ihm persönlich die gemütliche Runde unter Freunden vielleicht mehr Spaß machen würde. Wir wollen, dass unser Gegenüber sich über ein Geschenk freut, sich bedankt und uns vielleicht ein bisschen mehr mag als ohnehin schon. Oder wärst du nicht sauer, wenn nicht einmal ein „Danke“ käme? Vielleicht sogar Kritik am Geschenk oder an deiner Person?

Und schlussendlich wünschen wir uns für die erbrachten Leistungen am Arbeitsplatz auch Wertschätzung, Anerkennung und vielleicht sogar einen beruflichen Aufstieg.

Menschen sind Sozialwesen – und Meister der Psycho-Spiele

Dass (fast) alle Menschen ihr soziales Umfeld manipulieren, hängt schlichtweg mit unserer Geschichte zusammen. Menschen sind Sozialwesen. Das war früher für unsere „Spezies“ überlebenswichtig und hat sich bis heute nicht geändert. Qualitativ hochwertige soziale Beziehungen sind der wichtigste Glücksfaktor im Leben eines Menschen. Dementsprechend ist Einsamkeit ein Garant für Unglück, der sogar bis zum Tod führen kann.

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Es liegt also in unseren Instinkten, dass wir mit anderen Personen gut auskommen wollen. Gleichzeitig droht in jeder sozialen Gruppierung auch immer das Individuum unterzugehen. Wer sich nicht gegen „Stärkere“ durchzusetzen lernt, wird schnell ausgenutzt oder übergangen. Dies trifft sowohl im Job als auch in allen anderen Lebensbereichen zu. Deshalb entwickeln wir bereits im Kindesalter Mechanismen, um unseren Willen gegen „Stärkere“ – damals die Eltern oder Geschwister – durchzusetzen. Und da wir mittlerweile zum Glück kultiviert genug sind, solche „Machtspielchen“ nicht (immer) durch körperliche Auseinandersetzungen auszutragen, entwickelt eben stattdessen jeder Mensch seine individuellen Manipulationsstrategien, beispielsweise emotionale Erpressung, Mitleid, Trotz, Schmeicheleien, Appell an das Gewissen und und und…

Reflektiere deine individuellen Psycho-Tricks

Halte in nächster Zeit die Augen offen und achte bewusst auf Psycho-Spiele – sowohl bei dir selbst als auch in deinem sozialen Umfeld.

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Lese-Tipp: Manipulation im Job: 5 fiese Psycho-Tricks, die Chefs anwenden

Lerne, zwischen negativer und harmloser Manipulation zu unterscheiden und lege schädliche Verhaltensweisen ab. Dennoch kann es spannend sein, ein wenig mit Psycho-Spielen zu experimentieren. Es gibt nämlich durchaus auch eine positive Form der Manipulation. Du kannst zum Beispiel mehr über die Verhaltensweisen und den Charakter deines Gegenübers erlernen oder es dazu bringen, dass es dich (mehr) mag. Klingt spannend? Ist es auch. Wir haben deshalb jetzt acht Psycho-Tricks für dich zusammengetragen, die du guten Gewissens im Berufsleben austesten kannst – und die vielleicht dein Bewusstsein für das Thema der psychologischen Manipulation schärfen.

8 harmlose Psycho-Spiele für den Berufsalltag

Diese acht Psycho-Spielchen helfen dir, deine beruflichen Ziele zu erreichen. In erster Linie sorgen sie aber dafür, dass deine Kollegen und Vorgesetzten dich mehr mögen und dadurch eine bessere Arbeitsatmosphäre entsteht. Manipulation ist und bleibt dennoch ein schmaler Grat!

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Psycho-Spiel 1: Imitation

Imitiere dein Gegenüber. Das bedeutet: Mache unauffällig kleine Gesten deines Gesprächspartners nach, nehme dessen Körperhaltung ein oder wiederhole dessen Gesagtes. Die Betonung liegt auf „unauffällig“. Dein Gegenüber soll die Imitation nicht bewusst wahrnehmen. Stattdessen reagieren seine Spiegelneuronen auf deine Imitation und es entsteht bei ihm ein Gefühl der Sympathie, dessen Herkunft er sich selbst nicht erklären kann. Dieser Mechanismus nennt sich Resonanzphänomen und resultiert aus den sogenannten Spiegelneuronen.

Auch, wenn diese Art der Imitation für dich erst einmal befremdlich klingt, gehört sie eigentlich zum Alltag. Die Spiegelneuronen sorgen unbewusst dafür, dass wir Menschen – vor allem jene, die wir sympathisch finden – imitieren. Dadurch fühlt sich dein Gegenüber verstanden sowie ernstgenommen und empfindet ebenfalls ein höheres Maß an Sympathie. Probiere es einfach aus und achte im nächsten Meeting bewusst darauf, welche Personen im Raum vielleicht deine Sitzhaltung imitieren

Nachahmung ist die höchste Form der Anerkennung.

(Oscar Wilde)

Psycho-Spiel 2: „Foot in the Door“

Die sogenannte „Foot-in-the-Door-Technik“ ist eine Beeinflussungsstrategie und ein Mechanismus, den auch du schon öfter unbewusst angewendest hast. Sie ist eigentlich recht simpel: Bitte einen Menschen um einen Gefallen. Beginne dabei mit winzigen Kleinigkeiten, die dein Gegenüber quasi überhaupt nicht ausschlagen kann. Die Krux bei der Sache ist, dass dir die Person zwar einen Gefallen erbringt, sich aber selbst dadurch wertgeschätzt fühlt. Dass du ihre Hilfe beziehungsweise ihren Rat suchst, zeugt für sie von Vertrauen und erhöht dadurch ihr Selbstwertgefühl.

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Lese-Tipp: Psychologie: 10 Dinge, die selbstbewusste Menschen nicht tun

So seltsam es klingen mag, entsteht dadurch also eine Art Win-Win-Situation. Sein positives Selbstbild als „Helfer“ sorgt anschließend dafür, dass dieser Mensch Ihnen auch weitere, größere Gefallen mit höherer Wahrscheinlichkeit erfüllen wird. Aber übertreibe es bitte nicht. Biete auch du stattdessen bei Bedarf deine Hilfe an. So funktioniert wahres Teamwork!

Psycho-Spiel 3: Vorleistung

Ein weiteres Psycho-Spiel, welches mit Gefallen zu tun hat, ist die Vorleistung. Wenn du also einem Menschen etwas „gibst“, sei es ein Gefallen, ein Geschenk oder einfach deine Zeit und Hilfsbereitschaft, gerät dieser automatisch in die Defensive. Die meisten Personen mögen kein solches „Ungleichgewicht“ und bestehen deshalb darauf, Ihnen ebenfalls einen solchen Gefallen zu erbringen, ein Geschenk zu geben oder sich in anderer Art und Weise zu revanchieren. Wenn du in Zukunft von einem Menschen also etwas willst, gehe doch erst einmal in diese Vorleistung. Das Leben besteht bekanntlich aus dem Geben und Nehmen.

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Psycho-Spiel 4: Komplimente

Hast du schon einmal einem Menschen Komplimente gemacht? Dann hast du ihn genau genommen manipuliert. Wenn dir zum Beispiel auffällt, dass der Kollege abgenommen hat, und du das mittels Kompliment ausdrückst, zeugt das für dein Gegenüber von Aufmerksamkeit und Interesse. Er merkt, dass du ihm wohlgesonnen bist und wird dich unmittelbar als sympathischer einstufen.

Allerdings funktioniert das nur bei ernst gemeinten Komplimenten. Wenn du ab sofort jede Person, die deinen Weg kreuzt, mit Komplimenten überschüttest, wirkst du eher „schleimig“, falsch und als hättest bei deinen netten Worten egoistische Hintergedanken. Es kommt auch hier auf das richtige Maß an!

Psycho-Spiel 5: Geheimnisse

Wenn du einem Menschen in kürzester Zeit auf einer freundschaftlichen Ebene näherkommen möchten, teile ihm einfach ein Geheimnis mit. Dadurch entsteht das Gefühl der Zusammengehörigkeit. Dass du genau dieser Person dein Geheimnis mitteilst, zeugt von Vertrauen und erweckt dadurch bei deinem Gegenüber Sympathie. Du hast das Gefühl einer „besonderen Verbindung“. Im Berufsleben solltest du aber natürlich darauf achten, dass es sich um ein unverfängliches Geheimnis handelt. Denn schlussendlich musst du immer damit rechnen, dass es eventuell doch früher oder später ans Tageslicht kommt – und dann sollte es nicht peinlich werden oder sogar gefährlich für deine Karriere.

Psycho-Spiel 6: Massendruck

Je mehr Menschen ein Ziel verfolgen, umso attraktiver wirkt dieses auch auf andere. Das ist schlichtweg Fakt und Ergebnis unserer Evolution. Menschen sind Herdentiere und schwimmen deshalb nur ungerne gegen den Strom.

Lese-Tipp: Wer Chef werden will, muss zur „Herde“ passen

Nehmen wir einmal an, du möchtest zur Führungskraft befördert werden. Du musst nun also „nur“ deine Teamkollegen und Vorgesetzten davon überzeugen, dass diese Entscheidung für alle Beteiligten Vorteile mit sich brächte. Je mehr Personen Dein Vorhaben unterstützen, umso attraktiver wird es auch auf Außenstehende wirken – vielleicht sogar den schlussendlichen Entscheidungsträger. Lerne also, „Verbündete“ für deine Vorhaben zu gewinnen und du wirst in Zukunft all deine Ziele mit höherer Wahrscheinlichkeit sowie schneller erreichen. Dies gilt für große Erfolge ebenso wie für kleine Vorhaben.

Psycho-Spiel 7: Mächtiges „Nein“

Du bist immer gut drauf und hast stets einen Witz auf Lager? Dann bist du gewiss beliebt, doch deine Karriere könnte ins Stocken geraten. Zwar fühlen sich Menschen von positiven Persönlichkeiten angezogen, welche ihren Arbeitsalltag auflockern und ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern, neigen aber dazu, diese nicht ganz ernst zu nehmen. Ein Kandidat auf die Beförderung ist der Büroclown nicht unbedingt. Wenn du also beruflich erfolgreich sein möchtest, zeige auch manchmal deine ernste und autoritäre Seite. Ein deutliches „Nein“ kann dabei bereits kleine Wunder bewirken und du wirst direkt merken, wie dir mehr Respekt entgegengebracht wird.

Lese-Tipp: Lerne, Nein zu sagen: Grenzen setzen im Beruf, ohne zu verletzen

Psycho-Spiel 8: Rarität

Was in Hülle und Fülle vorhanden ist, wird uninteressant. Was selten ist, wissen Menschen mehr zu schätzen. Auch das liegt in ihrer Natur. Dies funktioniert mit materiellen Dingen ebenso wie mit immateriellen oder eben Personen. Wenn du also mehr wertgeschätzt werden möchtest, mache dich manchmal vom Acker. Verbringe die Mittagspause mit einem Kollegen im Café, statt immer mit allen anderen in der Kantine. Nimm nur an für dich wichtigen Meetings teil und sei zeitlich nicht stets verfügbar. Dadurch wirkst du direkt interessanter und „wichtiger“. Aber übertreibe es nicht, sonst wirst zum Außenseiter und erreichst genau das Gegenteil deiner eigentlichen Intention. Hier ist ein wenig Fingerspitzengefühl gefragt.

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Mehr Informationen

Welche weiteren harmlosen Psycho-Spiele kennst du? Inwiefern beobachtest du solche Formen der bewussten oder unbewussten Manipulation an deinem Arbeitsplatz? Wo liegt für dich die Grenze zwischen Spielerei und Ernst? Vielen Dank für deine Kommentare!

Bildnachweis: Gutesa/Shutterstock.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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