Eine „Führungskraft“ zu sein, das verlangt mehr als die Position eines Vorgesetzten. Gute Führungskräfte gewinnen ihre Autorität nämlich nicht aus ihrer hierarchischen Stellung heraus, sondern aufgrund ihrer fachlichen sowie persönlichen Kompetenzen.

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Wie Respekt und Autorität zusammenhängen

Im Laufe des Lebens begegnest du vielen Autoritätspersonen: Lehrern, Professoren, Ärzten, Vorgesetzten und sogar deine Eltern begleiten dich von klein auf als Autoritätspersonen an deiner Seite. Die meisten dieser Menschen verfügen aber nicht über eine natürliche Autorität. Stattdessen resultiert ihre Autorität aus einer Machtstellung, sprich Überlegenheit.

Als Kind bist du auf deine Eltern angewiesen, als Schüler musst du auf den Lehrer hören und auch der bewaffnete Polizist hat dir gegenüber einen Vorteil, weshalb du es nicht auf ein „Kräftemessen“ ankommen lassen würdest. Auch die meisten Führungskräfte haben in der Regel nur aufgrund ihrer Machtposition eine Autorität gegenüber ihren Mitarbeitern.

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Leider ist das Machtgefüge in dieser Konstellation weniger wirksam als beispielsweise in der Kindheit. Arbeitnehmer sind schließlich erwachsene, mündige und schlussendlich auch unabhängige Menschen. Wer am Arbeitsplatz unzufrieden ist, kann einfach kündigen und gehen. Und genau diese Bereitschaft wächst aktuell aufgrund des Fachkräftemangels sowie dem Trend zur Patchwork-Karriere. Die Mitarbeiterfluktuation steigt demnach in vielen Unternehmen – Autorität hin oder her. Die Deutschen verlieren langsam aber sicher ihre Angst vor dem Jobwechsel und damit geht die Kontrolle der Arbeitgeber über ihre Mitarbeiter verloren.

Du musst also neue Wege finden, um als Führungsperson Autorität zu erlangen – abseits deiner einstigen Machtposition. Hierbei kommt der Respekt ins Spiel. Wer Autorität hat, wird nämlich nicht automatisch respektiert. Stattdessen erhältst du durch Respekt auch Autorität, nur eben in anderer Form. Es handelt sich um die sogenannte „natürliche“ Autorität. Diese beschreibt eine

selbstverständliche, lässige und selbstbewusste Ausstrahlung, die bewirkt, dass andere eine Person als Wissens- und Entscheidungsträger respektieren und akzeptieren.

Apriori

Autorität sorgt also nicht automatisch für Respekt, aber umgekehrt. Deshalb solltest du als Führungskraft dich darauf konzentrieren, von deinen Mitarbeitern respektiert zu werden. Dadurch wird auch deine Autorität automatisch akzeptiert und die Mitarbeiterfluktuation sinkt. So viel zur Theorie. Und wie setzt du das Ganze nun in die Praxis um?

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Definition: Was bedeutet eigentlich Respekt?

Respekt ist ein Begriff, der im Alltag beinahe inflationär verwendet wird. Überall wird von Respekt gesprochen oder dieser eingefordert – doch nur die wenigsten von Ihnen werden diesen aus dem Stehgreif definieren können. Laut Google Wörterbuch handelt es sich bei dem Respekt um

die Haltung, dass man eine Person und ihre berufliche und soziale Stellung für wichtig hält und dies in seinem Verhalten deutlich zeigt.

Der Duden schlägt als Synonyme für Respekt folgende Begriffe vor:

Gemäß Wikipedia handelt es sich bei dem Respekt um eine besondere Form der Aufmerksamkeit gegenüber einem Menschen. Zudem ist Respekt wichtig für das Selbstbewusstsein und das Selbstbild jedes Einzelnen:

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Wer von seinem sozialen Umfeld nicht respektiert ¬– vielleicht sogar respektlos behandelt – wird, dessen Selbstwert beginnt früher oder später darunter zu leiden.

Respekt ist also für dich als Führungskraft einerseits auf einer persönlichen Ebene wichtig und andererseits auf der beruflichen. Selbiges gilt übrigens für deine Mitarbeiter.

Respekt ist immer eine Frage der Gegenseitigkeit

Respekt ist nicht gottgegeben. Als Führungskraft kannst du den Respekt deiner Mitarbeiter jederzeit gewinnen oder verlieren. In erster Linie ist dies eine Frage der Gegenseitigkeit. Wenn du dein soziales Umfeld respektlos behandelst, wird auch dieses schnell den Respekt vor dir verlieren.

Andersherum steigt die Wahrscheinlichkeit, dass deine Mitarbeiter dich respektieren, wenn du diese ebenfalls mit Anerkennung, Wertschätzung und Höflichkeit behandelst. Von einem respektvollen Miteinander profitieren schlussendlich alle Beteiligten: Das Arbeitsklima verbessert sich, die Individuen gewinnen an Selbstbewusstsein und sind dauerhaft motivierter, zufriedener sowie produktiver.

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Deine Karriere wird hingegen nur von kurzer Dauer sein, wenn du deine Mitarbeiter respektlos behandelst oder diese dich nicht respektieren. Dadurch nimmt dein Image schweren Schaden, schlimmstenfalls beginnen die Mitarbeiter sogar, deine Anweisungen gezielt zu ignorieren oder deine Berufslaufbahn zu sabotieren. Selbst, wenn die Respektlosigkeit nicht ganz so drastische Ausmaße annimmt, so macht der Berufsalltag alles andere als Spaß, wenn er zu einem ständigen Autoritätskampf wird. Wie also kannst du den Respekt deiner Mitarbeiter gewinnen – egal, ob du eine frischgebackene oder erfahrene Führungskraft bist und dadurch eine natürliche Autorität generierst?

13 Maßnahmen, mit denen du als Führungskraft Respekt erlangst

Damit du von den Mitarbeitern respektiert wirst, musst du nicht brüllen, strafen oder sonstige negativ geartete Verhaltensweisen an den Tag legen. Stattdessen sind es positive Eigenschaften, welche dazu führen, dass du als Führungskraft respektiert wirst – und die eigentlich selbstverständlich sein sollten. Auf folgende 13 Dinge solltest du achten, dann kommt der Respekt mit großer Wahrscheinlichkeit von selbst:

1. Gegenseitigkeit: Wie bereits erwähnt, beruht Respekt in erster Linie auf Gegenseitigkeit. Wenn du von deinen Mitarbeitern also respektiert werden möchtest, behandele diese ebenfalls mit Respekt. Werde niemals beleidigend, herabwürdigend oder unfair. Sehe deine Mitarbeiter als Menschen, nicht als Maschinen, und behandele diese entsprechend. Die Gegenseitigkeit garantiert Ihnen zwar noch keinen Respekt. Doch wer seine Mitarbeiter schlecht behandelt, wird selbiges erfahren – ganz gemäß dem Motto:

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Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.

(Deutsches Sprichwort)

2.  Erfahrung: Eine natürliche Autorität kann zudem aus Erfahrung resultieren. Viele jüngere Arbeitnehmer haben Respekt vor älteren, erfahreneren Mitarbeitern, von denen sie noch eine Menge lernen können. Es schadet daher nicht, wenn Führungspersonen ihren Angestellten manchmal Anekdoten aus ihrem Werdegang erzählen oder in Situationen eine ähnliche Problematik aus vergangenen Zeiten erwähnen und wie sie diese gelöst haben. Wichtig ist allerdings, dass du dabei weder prahlerisch noch altbacken wirkst. Zeige dich stattdessen bescheiden und lasse deine Erfahrung für dich sprechen. Manchmal reichen dafür schon die angegrauten Haare und eine entsprechend „reife“ Ausstrahlung.

3. Expertise: Natürlich sind aber nicht alle Führungskräfte mit dieser Erfahrung gesegnet. Gerade in jüngeren Jahren musst du vielleicht sogar Mitarbeiter führen, die eigentlich erfahrener und älter sind als du. Da wird der mangelnde Respekt schnell zum Problem. In diesem Fall kann deine Expertise nachhelfen. Du musst in deinem Fachbereich der Beste des Teams sein – derjenige, zu dem es mit entsprechenden Fragen kommt. Bilde dich regelmäßig weiter und baue stetig deine Expertise aus.

4. Menschlichkeit: Viele Führungskräfte sehen ihre Position als eine Rolle. Sie spielen also eine Person, die sie nicht wirklich sind – beziehungsweise vertuschen gewisse Anteile, die sie als unprofessionell bewerten. Natürlich solltest du nicht alle zwei Tage vor deinen Mitarbeitern in Tränen ausbrechen und dass dir die Präsentation eine Heidenangst einjagt, musst du auch nicht öffentlich machen. Bleibe aber dennoch authentisch. Präsentiere dich unverstellt, ehrlich und als der Mensch, der du wirklich bist – wenn auch einer, der zwischen Privat- und Berufsleben zu unterscheiden weiß und Professionalität wahrt. Ein schmaler Grat, den es sich für den Respekt aber zu gehen lohnt!

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Lese-Tipp: Rolle vs. Authentizität: Wie viel Ehrlichkeit verträgt der Job?

5. Kritikfähigkeit: Menschlich zu sein, das bedeutet auch, angreifbar zu sein. Du bist nicht perfekt und das musst du auch nicht. Es macht keinen Sinn, deinen Mitarbeitern Unfehlbarkeit vorzugaukeln. Zeige dich stattdessen lernbereit und offen für Kritik. Hole dir Feedback von deinen Mitarbeitern ein und zeige dadurch Interesse an der Verbesserung deiner Führungskompetenzen. Entschuldige dich, wenn du einen Fehler begangen hast. Aber setze auch klare Grenzen, die von den Mitarbeitern nicht überschritten werden dürfen.

Lese-Tipp: Feedbackgespräch: Ablauf, Vorbereitung, Dos & Don’ts

6. Humor: Und noch ein weiterer Punkt gehört zur Menschlichkeit – der Humor. Nimm dich selbst nicht zu ernst. Natürlich bist du nicht (nur) zum Spaß bei der Arbeit und bestimmt fühlst du dich gestresst sowie unter Druck. Doch für ein herzhaftes Lachen mit dem Team bleibt immer Zeit. Das macht dich nicht nur sympathischer, sondern baut auch bei dir Stress ab und versüßt dadurch deinen Arbeitsalltag. Sympathie ist zudem ein wichtiger Faktor für den gegenseitigen Respekt.

Lese-Tipp: Sympathie: Mit diesen 11 Tipps wirkst Du sofort sympathischer

7. Zugehörigkeit: Je mehr Humor du an den Tag legst und je sympathischer du auf deine Mitarbeiter wirkst, umso eher erweckst du den Eindruck der Zugehörigkeit. Menschen neigen dazu, Führungspersonen als „Gegner“ zu sehen und instinktiv gegen diese anzukämpfen. Das ist ein normaler Teil des menschlichen Strebens nach Autonomie. Es kann daher die sinnvollere Strategie sein, deinen Mitarbeitern auf Augenhöhe zu begegnen, statt von oben herab. Dennoch solltest du es nicht übertreiben: Eine Freundschaft zwischen Führungskräften und Mitarbeitern ist häufig problematisch. Du sollst schließlich nicht zum Witzbold oder besten Kumpel mutieren, denn dann wirst du schnell nicht mehr ernst genommen. Auch hierbei gilt es also, das richtige Maß zu finden.

8. Berechenbarkeit: Wenn du dir als Führungskraft den Respekt deiner Mitarbeiter verdienen möchtest, musst du berechenbar sein. Du musst also eine klare Linie haben und diesem Führungsstil treu bleiben. Kommuniziere deine Wünsche und Grenzen. Tadele jeden Mitarbeiter für dasselbe Verhalten und lobe auch alle für die gleichen Dinge. Wenn du hierbei Unterschiede machst, wirkt dein Verhalten willkürlich und du kommst unter Verdacht, „Lieblinge“ zu haben oder einfach sehr launisch zu sein. Egal, ob du einen guten oder schlechten Tag hast: Bleibe stets der „gleiche“ Mensch, sprich berechenbar.

Je höher der Mensch steht, um so stärkere Schranken hat er nötig, welche die Willkür seines Wesens bändigen.

(Gustav Freytag)

9. Zuverlässigkeit: Berechenbar zu sein, bedeutet auch, zuverlässig zu sein. Sei stets pünktlich und gut vorbereitet. Fungiere als Vorbild für deine Mitarbeiter. Halte zudem Versprechen ein. Stehe zu deinem Wort.

10. Höflichkeit: Höflichkeit ist ebenfalls ein Zeichen von Respekt. Auch, wenn du einen Mitarbeiter nicht magst, in einen Konflikt mit einem Kunden gerätst oder von deinem Vorgesetzten getadelt wirst: Bleibe in jeder Situation höflich und gehe dadurch als gutes Beispiel voran. Sage schön „Bitte“ und „Danke“ und werde niemals beleidigend – weder auf beruflicher noch auf persönlicher Ebene. Nur, wenn du selbst die Etikette beachtest, wirst du auch von deinen Mitarbeitern Höflichkeit und Respekt einfordern können.

11. Gerechtigkeit: Sei zudem gerecht. Behandele alle Mitarbeiter gleich. Vielleicht hast du insgeheim Lieblinge, das ist nur menschlich. Doch nach außen hin darf das niemand wissen oder merken. Für alle Mitarbeiter müssen dieselben Regeln gelten. Versuche zudem, Konflikte so gerecht wie möglich zu lösen. Ziehe hierfür unter Umständen einen Mediator heran. Wer sich von Ihnen unfair behandelt fühlt, wird nämlich auch seinen Respekt vor Ihnen als Führungsperson verlieren.

Nichts, dem die Gerechtigkeit mangelt, kann moralisch richtig sein.

(Marcus Tullius Cicero)

12. Selbstbewusstsein: Strahle Selbstbewusstsein aus. Dies verschafft Ihnen Respekt und Respekt sorgt wiederum für mehr Selbstbewusstsein – wie bereits erwähnt. Eine aufrechte Körperhaltung, ein starker Gang und eine unerschütterliche Gelassenheit sprechen die menschlichen Instinkte an und erhöhen die Chance, dass du als natürlicher „Leader“ akzeptiert wirst. Früher waren es schließlich auch nicht die Angsthasen, die zum Stammesführer gekürt wurden. Und nicht ohne Grund gibt es im oberen Management prozentual mehr „große“ Männer als „kleine“ – und überhaupt mehr Männer als Frauen. Das ist zwar auch kulturell und gesellschaftlich bedingt, ein Stück weit liegt es aber schlichtweg noch an den menschlichen Instinkten.

13. Spaß: Zuletzt solltest du einfach Spaß an deiner Rolle als Führungsperson haben und diese nicht als Last ansehen. Du musst den Willen haben, ein „Leader“ zu werden, dann legst du bereits den wichtigsten Grundstein für natürliche Autorität. Wenn dir deine Führungsposition keinen Spaß macht, wirst du auch niemals darin respektiert werden. Dann ist es das Beste, du suchst dir einen anderen Job. Auch das ist durchaus akzeptabel. Werde dir also bewusst, ob und warum dir die Rolle als Führungsperson liegt, arbeite an den 13 aufgeführten Maßnahmen und fokussiere dich auf deine individuellen Stärken: Empathie beispielsweise, Knowhow oder Motivationsfähigkeit.

Welche weiteren Merkmale sollte deiner Meinung nach eine gute Führungskraft haben? Kommentiere diesen Beitrag gerne tiefergehend zum Thema Respekt und natürliche Autorität. Vielen Dank!

Bildnachweis: Tima Miroshnichenko/Pexels.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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