Jeder, der schon einmal Bewerbungen versendet hat, durfte bereits die unschöne Erfahrung einer Absage machen. Mehr als ein kurzes Standardschreiben ist bei den meisten Unternehmen allerdings nicht drin, sodass der Bewerber mit dem klammen Gefühl der Zurückweisung und Unsicherheit zurückbleibt: Wieso wurdest du abgelehnt? Wir erklären dir, wie du diese Frage beantwortest und dadurch ein „Nein“ doch noch in ein „Ja“ umwandeln kannst.

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Bewerbungsabsage nicht persönlich nehmen

Niemand erfährt gerne Zurückweisung – weder im Berufs- noch im Privatleben. Dennoch gehört sie zum Leben und mit ihr auch so unschöne Erfahrungen wie Liebeskummer oder eben die Absage auf deine Bewerbung. Unabhängig davon, ob du das „Nein“ direkt oder erst nach einem Vorstellungsgespräch erhältst, solltest du es keinesfalls persönlich nehmen. Klar, das ist leichter gesagt als getan. Doch übe dich in einem professionellen Umgang mit Absagen in Bewerbungsprozessen und sehe diese stattdessen als Chance. Merke dir:

Eine Absage ist weder ein „Nein“ gegen dich als Persönlichkeit noch endgültig.

Sie bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass zu diesem Zeitpunkt ein anderer Bewerber für die Stelle ausgewählt wurde. Dies kann sein, weil er passgenauere Qualifikationen zum Stellenprofil hatte, weil er den Personaler persönlich kennt oder – auch diese Möglichkeit musst du in Erwägung ziehen – weil du einen Fehler gemacht hast. Doch Irren ist bekanntlich menschlich und aus Fehlern kannst und solltest du lernen. Die Frage ist nur: wie?

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Der Fluch der Standardabsagen

Das Problem an der Sache ist nämlich, dass Unternehmen in der Regel nicht mehr als eine kurze Standardabsage herausschicken. Der Wortlaut „Wir haben uns für einen anderen Bewerber entschieden“ oder so ähnlich lässt den abgelehnten Bewerber mit tausend offenen Fragen alleine:

  • Wieso wurde ich abgelehnt?
  • Habe ich einen Fehler gemacht?
  • Und wenn ja, wie kann ich mich in Zukunft verbessern?

Einerseits möchten sich die Unternehmen mit solchen Standardschreiben schlichtweg Zeit sparen. Nehmen wir einmal an, sie haben 150 Bewerbungen auf die Stelle erhalten, so wäre es doch eine Menge Aufwand, jedem Bewerber eine ausführliche Begründung der Entscheidung mitzuteilen. Andererseits steht die Angst vor Diskriminierungsvorwürfen im Raum. Das allgemeine Gleichbehandlungsgesetz regelt:

㤠1 Ziel des Gesetzes
Ziel des Gesetzes ist, Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern oder zu beseitigen.

§ 2 Anwendungsbereich
(1) Benachteiligungen aus einem in § 1 genannten Grund sind nach Maßgabe dieses Gesetzes unzulässig in Bezug auf: 1. die Bedingungen, einschließlich Auswahlkriterien und Einstellungsbedingungen, für den Zugang zu unselbstständiger und selbstständiger Erwerbstätigkeit, unabhängig von Tätigkeitsfeld und beruflicher Position, sowie für den beruflichen Aufstieg, 2. […]“

Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz

Die sicherste Variante, um sich vor Vorwürfen oder sogar einer Klage aufgrund einer angeblichen Diskriminierung zu schützen, ist eben, dem Bewerber überhaupt keine Informationen über die Gründe für die Ablehnung zukommen zu lassen. Doch setzen wir einmal voraus, dass tatsächlich keine Diskriminierung stattgefunden hat, hat das Unternehmen keinen Grund, dir nicht ehrlich die Ursachen für deine Ablehnung mitzuteilen, oder?

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Fragen nach der Absage kostet nichts

Richtig! Und da Fragen schließlich nichts kostet, kannst und solltest du als Bewerber nach dem Erhalt einer Absage unbedingt nach den Gründen fragen. Nicht immer, doch in vielen Fällen wirst du hierauf eine brauchbare Antwort erhalten, sodass du deinen Bewerbungsprozess für die Zukunft optimieren kannst. Rufe deshalb gerne nach Erhalt der Absage bei dem Unternehmen, am besten direkt bei dem zuständigen Personaler, an oder sende eine freundliche E-Mail:

„Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bedanke mich für die Zusendung der Absage auf meine Bewerbung und bedaure, dass im Moment kein Arbeitsverhältnis zwischen uns zustande kommt. Dennoch möchte ich die Gelegenheit nutzen, Sie nach den Gründen für Ihre Entscheidung zu fragen, sodass ich mich für die Zukunft verbessern und gegebenenfalls erneut bei Ihnen bewerben kann.

Ich freue mich auf Ihre kurze Rückmeldung und sende ein herzliches Dankeschön“

So oder so ähnlich könnte diese E-Mail lauten. Deine Chancen auf eine zumindest kurze Erläuterung stehen gar nicht einmal schlecht. Dadurch wird jede Absage zu einer Chance auf Verbesserung, zum Beispiel deiner Bewerbungsunterlagen, deines Auftretens in Vorstellungsgesprächen oder von mangelnden Qualifikationen. Gewiss wirst du nicht von jedem Unternehmen eine brauchbare oder überhaupt eine Antwort erhalten. Dennoch handelt es sich nicht um vergebliche Mühe, denn mit einer solchen kurzen Nachfrage erzielst du noch einen zweiten Effekt.

Rückfragen erhöhen deine Chancen auf ein „Ja“

Der Mut einer Rückfrage sowie der offensichtliche Wille zur Verbesserung, deine Lernbereitschaft, Professionalität, Freundlichkeit sowie Kritikfähigkeit hinterlassen bei dem Unternehmen garantiert einen guten Eindruck. Und all das nur mit ein paar kurzen Sätzen. Dieser Schritt ist ungewöhnlich. Nur wenige Bewerber werden ihn gehen. Deshalb steche aus der Masse heraus, schinden beim Personaler Eindruck und bleiben ihm eher im Gedächtnis. Dies steigert deine Chancen auf ein „Ja“ bei der nächsten Bewerbung.

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Eine freundliche Rückfrage nach der Absage verbessert dadurch dein Image nachhaltig und sollte fester Bestandteil deines Selbstmarketings im Bewerbungsprozess sein. Selbst, wenn du dich bei diesem Unternehmen nicht erneut bewerben wirst, kannst du davon ausgehen, dass die Personaler sich auch zwischen verschiedenen Unternehmen kennen und austauschen – positiv wie negativ. Dein Umgang mit einer Absage kann darüber entscheiden. Schweigen ist deshalb ebenso schlecht wie eine E-Mail, in welcher du Wut, Ärger und Frustration über die Absage Dampf machst. Manchmal ist eben doch Schweigen Silber und Reden Gold.

Beweise Professionalität im Umgang mit Absagen

Wir verstehen deine Wut, den Ärger und die Frustration. Dennoch schneidest du dir ins eigene Fleisch, wenn du im Umgang mit Absagen auf deine Bewerbung keine Professionalität bewahrst. Aus diesem Grund solltest du auch ein Vorstellungsgespräch nur in Extremfällen vorzeitig abbrechen.

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Egal, ob du schlussendlich „selber schuld“ warst oder der andere Bewerber einfach die „besseren Connections“ hatte, hinterlässt du mit einer Rückfrage nach der Absage einen guten Eindruck, erhältst die Möglichkeit zur Verbesserung und erhöhst dadurch deine Chancen auf ein „Ja“ bei weiteren Bewerbungen – bei anderen oder bei demselben Unternehmen. Vielleicht wird die Absage bei der nächsten passenden Stellenausschreibung dann eben doch noch zu einer Zusage.

Hast auch du schon einmal nach den Gründen für eine Absage gefragt? Und hast du eine brauchbare Antwort erhalten? Hältst du dieses Vorgehen für sinnvoll und wieso (nicht)? Teile deine Erfahrungen mit uns in den Kommentaren!

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Bildnachweis: Photo by Mateus Campos Felipe on Unsplash

Dieser Artikel erschien bereits im Dezember 2022 und wurde nun erneut aktualisiert.

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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