In Krisenzeiten greifen Führungskräfte nur allzu gern zu abgedroschenen Durchhalteparolen und Floskeln. Doch statt Vertrauen zu schaffen, schaffen sie damit vor allem eines: Distanz zum Team. Hier kommen die klassischen „Krisen-Killer-Sätze“ – und was du stattdessen sagen solltest, um wirklich nah an den Menschen zu bleiben und die Motivation zu stärken.
1. „Wir sitzen alle im selben Boot.“
Schön wär’s. Die Realität sieht doch in den meisten Unternehmen anders aus. Während Chefs auf der Brücke stehen und den Kurs bestimmen, sitzen viele Mitarbeitende im hinteren Teil des „Boots“ (da wo das Leck ist) und wissen nicht, ob sie überhaupt noch mitsegeln dürfen. Ein Satz, der auf scheinheilige Solidarität abzielt.
Besser: „Ich verstehe, dass die Situation für viele unsicher ist. Deshalb lassen Sie uns gemeinsam besprechen, wie wir Stabilität schaffen können und was wir konkret unternehmen.“
2. „Da müssen wir jetzt alle durch.“
Klingt nach Augen zu und Zähne zusammenbeißen – aber genau das will keiner hören, wenn der eigene Job am seidenen Faden hängt. Statt brachialer Durchhalteparolen brauchen Mitarbeitende Perspektiven – das berühmte Licht am Horizont.
Besser: „Wir wissen, dass diese Zeit für alle schwierig ist. Unser Plan: Ihnen genau zu zeigen, wie wir gemeinsam durch diese Krise kommen können.“
3. „Das ist eben der Lauf der Dinge.“
Nichts demotiviert mehr, als den Eindruck vermittelt zu bekommen, dass die eigene Führung sich nicht mal mehr Mühe gibt, zu kämpfen. Wer Krisenentscheidungen als „unvermeidlich“ verkauft, wirkt wie ein Krisenverwalter, nicht wie ein Gestalter.
Besser: „Ja, die Lage ist ernst, und ja es gibt Einflüsse, die wir gerade nicht ändern können. Aber ich möchte Ihnen genau darlegen, was wir selbst in der Hand haben und wie wir alles versuchen, um Arbeitsplätze zu sichern.“
4. „Sehen Sie das als Chance.“
Ein echter Klassiker, wenn man Leuten auf die Nerven gehen will. Krisen als Chance zu sehen, funktioniert nicht, wenn man auf der Abschussliste steht oder Existenzängste hat.
Besser: „Wir wissen, dass die Situation für viele belastend ist. Lassen Sie uns gemeinsam überlegen, welche Chancen wir nutzen können, um diese Phase so gut wie möglich zu meistern.“
5. „Kopf hoch, das wird schon wieder.“
Dieser Satz, der schon seit Urzeiten (Gruß an Oma) gern rausgehauen wird, hilft vielleicht, wenn man sich bei einem Sturz eine Schürfwunde zugezogen hat – aber doch nicht, wenn der eigene Job auf dem Spiel steht. Solche Phrasen sparen sich Führungskräfte in Krisenzeiten lieber.
Besser: „Wir wissen, die Unsicherheit ist zermürbend. Deshalb möchten wir Sie unterstützen – ob durch flexible Arbeitszeiten, Weiterbildungsmöglichkeiten oder psychologische Hilfe.“
6. „Die Lage ist kompliziert, aber wir tun unser Bestes.“
Sag doch gleich, dass du keine Ahnung hast, wie es weitergeht. Gerade in Krisenzeiten brauchen Mitarbeitende keine halbherzigen Versprechungen, sondern verlässliche Orientierungspunkte.
Besser: „Ja, wir stehen vor großen Herausforderungen. Deshalb möchte ich Ihnen konkret aufzeigen, wie unser Plan aussieht und welche Schritte wir in den nächsten Wochen unternehmen. Ihre Fragen sind ausdrücklich erwünscht.“
7. „Andere haben es noch schlimmer.“
Dieser Satz ist wie ein Schlag ins Gesicht. Wenn die eigene Existenz bedroht ist, hilft es keinem, auf das Leid anderer verwiesen zu werden. Stattdessen wird versucht, noch mehr Leistung und Einsatz aus den Mitarbeitenden herauszupressen, während gleichzeitig ihre Schmerzgrenze ausgetestet wird.
Besser: „Jede Krise trifft uns auf unterschiedliche Weise und bringt eigene Belastungen mit sich. Lassen Sie uns gemeinsam nach Wegen suchen, wie wir Sie in Ihrer Situation am besten unterstützen können.“
8. „Wir waren schon in schlimmeren Situationen.“
Soll dieser Satz etwa Mut machen? Er wirkt eher wie eine Bagatellisierung der aktuellen Probleme seitens der Führungsriege. Wenn die Belegschaft merkt, dass ihre Ängste nicht ernst genommen werden, erlischt auch der letzte Funke Hoffnung.
Besser: „Es stimmt, dass das unsere Unternehmen schon einiges gemeistert hat. Aber wir nehmen die aktuelle Situation sehr ernst und setzen alles daran, sie bestmöglich zu bewältigen.“
9. „Jetzt gilt es, Zähne zusammenbeißen.“
Dieser Satz ist martialisch, hart und zeigt null Empathie. Ein solcher Spruch lässt Mitarbeitende denken: „Na dann viel Spaß dabei, Chef!“ Wer ein echtes Wir-Gefühl schaffen will, sollte anders reden.
Besser: „Ich weiß, dass wir gerade in einer schwierigen Phase stecken. Damit wir gemeinsam da durchkommen, möchte ich auf Ihre Ideen bauen, wie wir die Belastungen für alle tragbar gestalten.“
Wer an Floskeln spart, stärkt das Team
In Krisenzeiten kann ein falsches Wort das Zünglein an der Waage sein. Chefs, die auf hohle Phrasen verzichten und stattdessen echtes Interesse und Lösungsorientierung zeigen, stärken das Wir-Gefühl und schaffen eine Basis, auf der gemeinsam an die Zukunft geglaubt werden kann.
Nachgefragt: Welche Floskeln haben dich in Krisenzeiten schon genervt? Und wie hättest du dir eine bessere Ansprache gewünscht?