Viele Menschen denken, ihr Gehalt sei einfach eine Zahl, die es zu verhandeln gilt. Aber das stimmt nicht ganz. Dein Gehalt sagt viel darüber aus, welchen Wert dir das Unternehmen beimisst – und wie sehr es deine Leistung schätzt. Wer regelmäßig verhandelt, kann im Schnitt rund 10 Prozent mehr verdienen. Trotzdem scheuen sich viele vor dem Gespräch. Die Angst ist groß, abgelehnt zu werden. Und so bleibt das Thema einfach liegen.
Der eine Satz, der deine Gehaltsverhandlung verändern kann
Chanelle Howell kennt sich aus. Sie war lange Zeit als Personalvermittlerin tätig – unter anderem bei großen Namen wie Goldman Sachs und Bridgewater Associates. In einem Interview mit CNBC empfiehlt sie eine ganz bestimmte Frage, die im Bewerbungsgespräch wahre Wunder wirken kann:
„Können Sie mir sagen, welche Fähigkeiten und Erfahrungen den Kandidaten für 100.000 Dollar von dem für 150.000 Dollar unterscheiden?“
Die Frage klingt simple – ist aber ziemlich wirkungsvoll. Denn sie bringt Personaler dazu, offen zu erklären, wie sie den Wert eines Jobkandidaten einschätzen. Und genau diese Informationen kannst du später für dich nutzen.
So machst du aus der Antwort deinen Gehalts-Booster
Wenn du weißt, worauf das Unternehmen bei der Gehaltsentscheidung achtet, kannst du gezielt darauf eingehen. Überlege dir:
- Was bringe ich mit, das zu den Anforderungen eines besser bezahlten Kandidaten passt?
- Was habe ich schon erreicht?
- Wie kann ich belegen, dass ich die nötige Erfahrung, die geforderten Skills und das passende Mindset mitbringe?
Am besten machst du das mit klaren Beispielen. So kannst du ruhig ein Gehalt am oberen Ende der Spanne vorschlagen – ohne fordernd zu wirken. Wichtig ist nur, dass du professionell bleibst. Drohungen wie „Ich habe noch ein anderes Angebot“ bringen selten etwas. Sie machen die Stimmung schnell unangenehm und bauen Druck auf, wo eigentlich Vertrauen entstehen sollte.
Wie erfolgreich ist diese Strategie?
Chanelle Howell sagt, dass viele ihrer Klienten mit diesem Ansatz sehr gute Erfahrungen gemacht haben. Eine Kandidatin aus dem Marketingbereich konnte durch diese Gesprächsführung ihr Gehalt um 20 Prozent steigern. Und das, obwohl sie ursprünglich deutlich niedriger eingestiegen war. Ein starkes Ergebnis – und ein Zeichen dafür, dass sich kluges Fragen auszahlen kann.
Worüber du außerdem verhandeln solltest
Beim Gehalt geht es nicht nur ums monatliche Bruttogehalt. Viele Unternehmen bieten zusätzliche Leistungen an – man muss sie nur ansprechen. Oft sind diese Extras sogar verhandelbar.
Antrittsboni – eine attraktive Einstiegshilfe
Ein Antrittsbonus ist eine einmalige Zahlung, die du beim Start im Unternehmen bekommst. Vor allem dann, wenn du einen guten Marktwert hast oder gerade von der Konkurrenz kommst, wird so ein Bonus gerne gezahlt. Auch wenn du für den Job umziehen musst oder einen hohen Aufwand mit dem Wechsel hast, lohnt es sich, danach zu fragen. Das Geld hilft, finanzielle Engpässe zu überbrücken – und zeigt, dass das Unternehmen dich wirklich will.
Leistungsboni – wenn deine Arbeit direkt belohnt wird
Manche Firmen bieten Bonuszahlungen an, wenn bestimmte Ziele erreicht werden. Das können Umsätze, Projekte oder auch Teamziele sein. Solche Boni motivieren – und sie zeigen dir, dass dein Einsatz gesehen wird. Sie werden oft jährlich ausgezahlt, manchmal auch vierteljährlich oder monatlich. Wenn du regelmäßig gute Ergebnisse bringst, sind diese Boni eine echte Einkommensquelle.
Beteiligungen am Unternehmen – langfristig profitieren
Gerade größere Firmen oder Start-ups bieten oft die Möglichkeit, sich am Unternehmen zu beteiligen – zum Beispiel über Aktienoptionen. Das lohnt sich vor allem, wenn das Unternehmen wächst. Denn wenn der Aktienkurs steigt, kannst du langfristig viel verdienen. Meist sind solche Modelle an Bedingungen geknüpft. Du musst zum Beispiel eine bestimmte Zeit im Unternehmen bleiben, bevor du deine Anteile verkaufen darfst. Das nennt man „Vesting“.
Was du sonst noch mitverhandeln kannst
Neben den klassischen finanziellen Leistungen gibt es auch viele attraktive Benefits – selbst wenn sie nicht direkt auf dem Konto landen:
- Betriebliche Altersvorsorge
- Bezahlte Weiterbildungen
- Zusätzliche Urlaubstage
- Flexibles Arbeiten oder Homeoffice
- Sabbatical-Regelungen
Diese Dinge verbessern deine Work-Life-Balance und zeigen, dass das Unternehmen nicht nur kurzfristig denkt, sondern in seine Mitarbeiter investiert.
Gehalt ist Wertschätzung – und keine Gefälligkeit
Eine Gehaltsverhandlung ist viel mehr als ein Gespräch über Zahlen. Es geht darum, was du wert bist – und wie dein Arbeitgeber das einschätzt. Mit einer klugen Strategie kannst du zeigen, was du leistest, und selbstbewusst argumentieren, ohne gar überheblich zu wirken.
Ein letzter Tipp: Verhandle regelmäßig. Gerade in Zeiten steigender Lebenshaltungskosten sollte man sein Gehalt nicht einfach stillschweigend akzeptieren. Wer lange nicht verhandelt, verliert mit der Zeit an Kaufkraft – auch wenn das Gehalt auf dem Papier gleich bleibt.