Die Arbeit in den eigenen vier Wänden ist für viele Beschäftigte zur Normalität geworden. Doch eine Studie zeigt: Zu viel Homeoffice könnte deiner Karriere schaden – es sei denn, du findest das richtige Gleichgewicht.
Größte Homeoffice-Studie: Was sie für deine Karriere bedeutet
Nicholas Bloom hat die umfassendste Studie zum Thema Homeoffice und hybrides Arbeiten durchgeführt. Über 1.600 Mitarbeiter des Reiseunternehmens Trip.com wurden 2021 bis 2022 in einem Experiment untersucht. Ein Teil der Mitarbeitenden arbeitete ausschließlich im Büro, der andere Teil hybrid, also zwei Tage im Homeoffice und drei Tage im Büro. Das Ziel der Studie war es, herauszufinden, wie sich diese Arbeitsmodelle auf Produktivität, Beförderungen und Mitarbeiterbindung auswirken.
Hybrides Arbeiten: Mehr als nur ein Kompromiss
Ein überraschendes Ergebnis – oder auch nicht – der Studie war, dass hybride Mitarbeiter ebenso produktiv waren wie ihre Kollegen, die Vollzeit im Büro arbeiteten. Zudem hatten sie ähnliche Chancen auf Beförderungen – entgegen der weit verbreiteten Befürchtung, dass Homeoffice die Karrierechancen eher zunichte machen könnte.
Aber: Die Studie zeigte auch, dass hybride Arbeit zwar Vorteile in puncto Flexibilität bietet, jedoch das Thema Sichtbarkeit nicht vernachlässigt werden darf?.
Der unsichtbare Karriereknick: Präsenz zählt
Trotz der vielen positiven Aspekte der Arbeit vom heimischen Schreibtisch gibt es einen gravierenden Nachteil: Du bist weniger präsent. Diese geringere Sichtbarkeit und Wahrnehmung kann dir im Karrierekontext noch zum Verhängnis werden.
Das Büro bietet Gelegenheiten für spontane Gespräche mit Vorgesetzten, die Teilnahme an interessanten Meetings und dem berühmten „Flurfunk“ – all das trägt dazu bei, dass du nicht nur als fleißige Arbeitsbiene wahrgenommen wirst, sondern auch als engagierter Teamplayer, der aktiv am Unternehmensleben teilnimmt.
Psychologisch lässt sich dieser Effekt mit dem Mere-Exposure-Effekt erklären: Führungskräfte entwickeln eine positivere Einstellung gegenüber Mitarbeitenden, die sie einfach häufiger sehen. Die bloße Anwesenheit im Büro verstärkt also das Gefühl, dass du engagiert und nah am Geschehen bist – du bist also präsent. Wenn du überwiegend im Homeoffice arbeitest, kannst du diese Karte nicht ausspielen. Das hat zwangsläufig Auswirkungen darauf, wie du in Zukunft für Projekte oder Beförderungen in Betracht gezogen wirst?.
Das Büro als Innovations-Hotspot
Neben der Sichtbarkeit gibt es einen weiteren Grund, warum Homeoffice deine Karriere ausbremsen könnte: der Verlust des zwischenmenschlichen Austauschs. Im Büro entstehen oft zufällige Gespräche, in denen neue Ideen skizziert werden, wichtige Informationen ausgetauscht und neue Projekte geboren nehmen. Dies geschieht im Homeoffice eher selten, da die Kommunikation auf das nötigste reduzierter wird. Genau dieser ungeplante Austausch neben der Kaffeemaschine aber ist es, der über Innovationschübe und Karrieresprünge entscheidet?.
Was Kritiker meinen: Elon Musk und Jamie Dimon, CEOs von Tesla und JPMorgan, sind bekannte Kritiker des Homeoffice. Sie argumentieren, dass eine zu große physische Distanz die Unternehmenskultur schwächt und Innovationen hemmt.
Das Büro bleibt demnach ein Ort, an dem Kreativität und Zusammenarbeit durch physische Nähe gefördert werden – beim Homeoffice aber augenscheinlich ihr Ende finden.
Die Lösung: Hybrides Arbeiten als Karriere-Booster?
Auch wenn zu viel Homeoffice die Aufstiegschancen erschweren kann, zeigt die Studie von Nicholas Bloom, dass hybrides Arbeiten der goldene Mittelweg sein könnte. Zwei Tage Homeoffice und drei Tage im Büro scheinen eine gesunde Balance zu bieten: Du profitierst von der Flexibilität des Homeoffice, während du gleichzeitig die nötige Präsenz im Büro aufrechterhältst, um für Beförderungen und wichtige Projekte im Gespräch zu bleiben und nicht übersehen zu werden.
Das hybride Modell bietet dir zudem die Möglichkeit, deine Arbeitszeit und -weise an deine individuellen Bedürfnisse anzupassen, ohne den Kontakt zu wichtigen Entscheidungsträgern im Büro zu verlieren?.
Homeoffice vs. Büropräsenz: Wie lässt sich die richtige Balance finden?
Homeoffice bietet dir viele Vorteile und Freiheiten. Damit deine Karriere jedoch nicht ins Stocken gerät, muss auf das richtige Gleichgewicht geachtet werden. Die Erkenntnisse der Studie zeigen, dass Präsenz – sei es physisch oder digital – ein wichtiger Karrierefaktor ist und bleibt.
Um deine beruflichen Chancen zu maximieren, solltest du daher:
- Gezielt Bürozeiten nutzen: Baue aktiv Netzwerke auf und bleibe sichtbar.
- Aktiv kommunizieren: Teile deine Erfolge und Fortschritte in regelmäßigen Abständen, um im Gedächtnis deines Vorgesetzten und deiner Kollegen zu bleiben.
- An strategische Projekten teilnehmen: Suche nach Möglichkeiten, bei innovativen oder wichtigen Projekten mitzuwirken, auch wenn du im Homeoffice arbeitest. Bringe dich gerade hier verstärkt ein.
Wie findest du persönlich die Balance zwischen Flexibilität im Homeoffice und der nötigen Sichtbarkeit im Büro, um deine Karriere am Laufen zu halten?
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