Laut dem Statistischen Bundesamt stieg die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen in Deutschland im November 2024 um 12,6 % im Vergleich zum Vorjahr. Besonders drastisch: Seit Juni 2023 verzeichnet Deutschland fast durchgehend zweistellige Zuwachsraten bei den Insolvenzen.

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Allein in den ersten drei Quartalen 2024 wurden 16.222 Unternehmensinsolvenzen beantragt – ein Plus von 22,2 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Forderungen der Gläubiger beliefen sich auf 45,6 Milliarden Euro – mehr als doppelt so viel wie im Jahr zuvor?.

Betroffen sind vor allem Verkehr, Bau und Gastronomie

Besonders hart trifft es die Bereiche Verkehr und Lagerei mit 91 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen. Auch das Baugewerbe (72) und das Gastgewerbe (64) verzeichnen überdurchschnittlich viele Pleiten?. 

Kündigungswellen in fast allen Branchen

Die Insolvenzwelle zwingt viele Unternehmen zu Stellenstreichungen und Restrukturierungen. Laut dem Münchner Ifo-Institut fiel das Beschäftigungsbarometer im Dezember auf 92,4 Punkte – den niedrigsten Stand seit viereinhalb Jahren. Neueinstellungen werden aufgeschoben, und Personalplanung erfolgt vorsichtiger denn je.

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Doch genau hier liegt auch eine Chance: Unternehmen, die gezielt in neue Talente investieren, können die Krise als Wendepunkt nutzen. Innovative Köpfe und frische Ideen bringen oft genau die Impulse, die nötig sind, um neue Geschäftsmodelle zu entwickeln oder bestehende Strukturen effizienter zu gestalten. Besonders jetzt gilt: Wer qualifizierte Fachkräfte anzieht, bleibt wettbewerbsfähig und legt den Grundstein für langfristiges Wachstum – auch in Krisenzeiten.

Statt allein auf Sparmaßnahmen zu setzen, sollten Firmen prüfen, wo gezielte Investitionen in Spezialisten und digitale Kompetenzen den größten Hebel bieten. Talente einstellen heißt nicht nur Kosten – es heißt Zukunft sichern.

Die Ursachen: Auftragseinbruch und Konjunkturkrise

Der Abschwung ist kein Zufall. Die schwächelnde Nachfrage, gestiegene Zinsen und hohe Energiekosten zwingen viele Betriebe in die Knie. Hinzu kommt, dass die ausgesetzte Insolvenzantragspflicht mittlerweile wieder gilt – und nun viele Unternehmen einholt, die sich zuvor über Wasser halten konnten.

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Folgen für den Arbeitsmarkt: Unsicherheit und Sparmaßnahmen

Die Wirtschaftsflaute zeigt sich nicht nur in Entlassungen. Viele Unternehmen verzichten auf Gehaltserhöhungen, Boni und Weiterbildungen – alles was zusätzliche Kosten verursacht. Dies erhöht den Druck auf die verbleibenden Mitarbeiter – und verstärkt natürlich Ängste vor weiteren Kürzungen.

Was das für Unternehmen bedeutet

Die steigende Zahl an Insolvenzen zwingt Unternehmen, ihre Strategien schnell anzupassen. Besonders Mittelständler geraten durch sinkende Aufträge, hohe Energiekosten und teure Kredite unter Druck. Viele müssen Investitionen stoppen, Stellen abbauen oder Abteilungen auslagern, um liquide zu bleiben. 

Mögliche Maßnahmen zur Krisenbewältigung:

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  1. Liquidität sichern: Unternehmen sollten Zahlungsziele mit Lieferanten neu verhandeln, Forderungsmanagement verschärfen und staatliche Förderprogramme prüfen. Kurzfristige Kreditlinien können Engpässe überbrücken.
  2. Kostenstruktur optimieren: Fixkosten senken, Lagerbestände abbauen und Outsourcing prüfen. Parallel gilt es, unnötige Ausgaben konsequent zu streichen.
  3. Umsatzquellen ausbauen: Neue Märkte oder Produktlinien erschließen, um bestehende Umsatzeinbrüche bestmöglich abzufedern. Auch ein verstärkter Fokus auf digitale Geschäftsmodelle und Online-Vertrieb lohnt sich.
  4. Prozesse digitalisieren: Automatisierung senkt Kosten und steigert Effizienz. Investitionen in digitale Lösungen zahlen sich besonders bei Produktion, Logistik und Kundenbetreuung aus. KI Lösungen ausloten und einsetzen.
  5. Schutzschirmverfahren nutzen: Unternehmen in akuter Schieflage sollten frühzeitig prüfen, ob Sanierungsverfahren oder ein Schutzschirmverfahren infrage kommen, um die Insolvenz zu verhindern.
  6. Talente anziehen: Wie bereits erwähnt, können frische Talente ein entscheidender Wachstumshebel sein.

Was bedeutet das für Beschäftigte?

  1. Frühzeitige Absicherung: Wer Anzeichen für wirtschaftliche Schwierigkeiten im eigenen Unternehmen erkennt – etwa sinkende Aufträge oder Lohnverzögerungen – sollte rechtzeitig seine Jobperspektiven prüfen.
  2. Weiterbildung und Umschulung: In Krisenzeiten sind Qualifikationen das stärkste Argument, um sich gegen Stellenabbau zu wappnen. Bildung zahlt sich immer aus.
  3. Klare Kommunikation fordern: Beschäftigte sollten den Dialog mit der Unternehmensleitung suchen, um über Pläne und Perspektiven informiert zu bleiben. 

Die Perspektiven: Hoffnung auf Stabilisierung?

Ökonomen warnen zwar vor weiteren Insolvenzen, doch es gibt auch Lichtblicke. Förderprogramme für Unternehmen und ein erwarteter Rückgang der Inflation könnten die Lage stabilisieren. Trotzdem bleibt der Druck hoch – für Unternehmen wie für Arbeitnehmer.

Die steigenden Insolvenzzahlen und der Stellenabbau sind ein Alarmsignal für die deutsche Wirtschaft. Unternehmen stehen unter Druck, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken und wettbewerbsfähig zu gestalten, während Beschäftigte ihre Zukunft absichern müssen. Klar ist: In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit braucht es Mut und den Willen zur Veränderung – und Strategien, die langfristige Stabilität sichern. 

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