Stell dir vor, dein Kontostand könnte entscheiden, wie lange du lebst. Kaum zu glauben, aber eine aktuelle Studie deckt genau das auf: Wer in seinem Job wenig verdient, hat eine deutlich kürzere Lebenserwartung.

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Einkommensarmut – Ein stiller Killer

Die DIW-Studie zeigt auf, wie groß die Unterschiede in der Lebenserwartung zwischen verschiedenen Gehalts- und Einkommensgruppen wirklich sind. Männer in der untersten Einkommensgruppe sterben im Durchschnitt ganze 11 Jahre früher als Männer in der obersten Einkommensgruppe. Frauen sind ebenfalls betroffen: Hier beträgt der Unterschied zwar „nur“ 4,5 Jahre, doch auch das ist alarmierend. Es ist klar: Armut verkürzt das Leben.

Besonders brisant ist die Entwicklung der letzten Jahrzehnte. Die Studie zeigt, dass sich die Ungleichheit in der Lebenserwartung zwischen den Einkommensgruppen seit den 1990er Jahren deutlich verschärft hat. Während die Lebenserwartung für Menschen in der oberen Einkommensschicht kontinuierlich gestiegen ist, stagniert sie für die unteren Einkommensschichten oder nimmt sogar ab. Dies macht deutlich, dass die Schere zwischen Arm und Reich nicht nur finanziell, sondern auch lebenszeitlich immer weiter auseinandergeht.

Ein Teufelskreis aus Armut und Krankheit

Doch das ist noch nicht alles. Das niedrige Einkommen beeinflusst nicht nur die Lebensqualität, sondern verstärkt auch gesundheitliche Probleme. Chronische Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychische Störungen sind bei Menschen mit geringem Einkommen weit verbreitet. Sie können sich oft keine rechtzeitige oder ausreichende medizinische Versorgung leisten, was die Krankheitsverläufe verschlimmert.

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Armut führt zu Stress, und Stress ist bekanntlich ein stiller Killer. Der ständige Druck, finanzielle Sorgen und die Unsicherheit, ob man sich und seine Familie versorgen kann, zermürben Körper und Geist. Dies führt zu Schlafstörungen, Bluthochdruck und einem erhöhten Risiko für Depressionen. Viele Betroffene greifen aus Verzweiflung zu ungesunden und selbstschädigenden Bewältigungsstrategien wie Rauchen, Alkohol oder ungesunder Ernährung – alles Faktoren, die das Leben weiter verkürzen.

Wenig Einkommen, wenig Rente – ein doppelter Schlag

Als ob das nicht genug wäre, bekommen Menschen mit geringem Einkommen auch im Alter die Rechnung präsentiert. Wer wenig verdient, zahlt weniger in die Rentenkasse ein und erhält dementsprechend auch weniger Rente, logisch. Die DIW-Studie zeigt, dass nicht nur das Einkommen während des Arbeitslebens, sondern auch die zu erwartende Rente ein starker Indikator für die Lebenserwartung ist.

Dies bedeutet, dass diejenigen, die ohnehin schon ein kürzeres Leben haben, auch im Ruhestand finanziell benachteiligt sind. Ein Teufelskreis, aus dem es kaum ein Entkommen gibt. Menschen mit geringen Rentenansprüchen leben meist in Altersarmut, was wiederum ihre Lebensqualität weiter verschlechtert und das Risiko eines vorzeitigen Todes erhöht.

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Was kann man tun?

Doch es gibt auch Lichtblicke. Gesellschaft und Politik können und müssen gegensteuern. Es bedarf eines umfassenden Ansatzes, der von einer besseren Gesundheitsversorgung über faire Löhne bis hin zu gezielten Präventionsprogrammen reicht. Hier einige konkrete Maßnahmen:

  1. Zugang zu medizinischer Versorgung verbessern: Präventive Gesundheitsmaßnahmen und frühzeitige medizinische Interventionen sollten für alle voll zugänglich sein, unabhängig vom Einkommen.

  2. Bildung und Aufklärung fördern: Bildungsprogramme, die über gesunde Lebensführung, Stressbewältigung und finanzielle Planung aufklären, können langfristig die Gesundheit und das Wohlbefinden von Menschen mit niedrigem Einkommen verbessern oder zumindest ein Bewusstsein dafür schaffen.

  3. Mindestlohn erhöhen: Ein höherer Mindestlohn kann dazu beitragen, die finanzielle Sicherheit zu verbessern und den Stress, der mit finanziellen Sorgen einhergeht, zu reduzieren.

  4. Soziale Sicherheit ausbauen: Stärkere soziale Sicherungssysteme und Unterstützung im Rentenalter könnten helfen, die Ungleichheiten zu verringern und die Lebensqualität im Alter zu verbessern.

Ist es fair, dass Einkommen über Leben und Tod entscheidet?

Sicher nicht. Aber es ist die Realität, mit der Millionen von Menschen täglich konfrontiert sind. Jeder verdient es, ein langes, gesundes und glückliches Leben zu führen – unabhängig vom erlernten Beruf oder Kontostand.

Bild: Unsplash+/Getty Images

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