Führung ist kein Selbstzweck. Sie soll Orientierung geben, Teams voranbringen und Abläufe effizient gestalten. Doch wie das gelingt, darüber herrscht Uneinigkeit. Während die einen auf klare Hierarchien setzen, propagieren andere flache Strukturen. Manche Führungskräfte ziehen Kontrolle und direkte Anweisungen vor, andere vertrauen auf Eigenverantwortung und Delegation.

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Ein beliebter Versuch, Ordnung in diese Debatte zu bringen, sind die sogenannten Management-by-Konzepte – Führungsmodelle, die nach festen Prinzipien funktionieren sollen. Einige haben sich in der Praxis bewährt, andere klingen gut, scheitern aber an der Realität. Und manche wirken wie die Karikatur einer Führungskultur, die längst überholt sein sollte.

Was steckt hinter dem Management-by-Prinzip?

Der Begriff Management by bezeichnet verschiedene Führungsmethoden, die alle ein bestimmtes Steuerungsprinzip verfolgen.

Die Idee: Führung soll weniger von individuellen Vorlieben abhängen, sondern sich an klaren Systemen orientieren. In den 1950er-Jahren, als Unternehmen wuchsen und Prozesse immer komplexer wurden, suchten Führungskräfte nach Methoden, um Entscheidungen zu standardisieren und Mitarbeiter gezielter zu lenken. Die Antwort waren Management-by-Konzepte – einfache, oft griffige Modelle, die einen systematischen Ansatz für Führung versprechen.

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Das Grundprinzip ist dabei meist dasselbe: Führungskräfte sollen nicht alles selbst machen, sondern durch klare Regeln, Zielvereinbarungen oder Delegation effizienter arbeiten. Manche Konzepte setzen auf Eigenverantwortung, andere auf strikte Kontrolle. Einige funktionieren in der Praxis gut, andere sind zu theoretisch oder unterschätzen den Faktor Mensch.

Wie viele Management-by-Techniken gibt es?

Je nachdem, wen man fragt, existieren zehn, zwanzig oder sogar dreißig verschiedene Management-by-Konzepte. Einige davon sind wissenschaftlich fundiert und weit verbreitet, andere existieren eher als akademische Konstrukte oder als ironische Zuspitzungen schlechter Führung. Besonders bekannt sind vier Konzepte:

  • Management by Objectives (MbO) – Führung durch Zielvereinbarungen
  • Management by Exception (MbE) – Führung durch Eingriff im Ausnahmefall
  • Management by Delegation (MbD) – Führung durch Aufgaben- und Verantwortungsübertragung
  • Management by Results (MbR) – Führung durch Ergebnisorientierung

Diese vier Modelle haben in vielen Unternehmen Einzug gehalten – mit unterschiedlichem Erfolg. Neben ihnen gibt es zahlreiche weitere Konzepte, die oft Nischenthemen bedienen oder sich als Variationen bereits bekannter Methoden verstehen.

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Management-by-Konzepte im Überblick

Das wohl bekannteste Modell ist Management by Objectives (MbO). Der Gedanke dahinter: Führungskräfte und Mitarbeitende vereinbaren gemeinsam Ziele, die innerhalb eines festgelegten Zeitraums erreicht werden sollen. Wie genau, bleibt den Teams überlassen.

  • Die Hoffnung: Wer selbst seine Ziele definiert, ist motivierter und arbeitet effizienter.
  • Das Problem: Unrealistische Zielvorgaben oder eine inflationäre Anpassung dieser Ziele können mehr Druck als Motivation erzeugen. Besonders im Vertrieb oder in Konzernen ist dieser Ansatz verbreitet.

Ein anderer Ansatz ist Management by Exception (MbE). Hier greift die Führungskraft nur dann ein, wenn es Probleme gibt oder wenn vordefinierte Grenzwerte überschritten werden. Solange alles läuft, bleibt sie im Hintergrund. Dieses Konzept kann Führungskräfte entlasten und Prozesse beschleunigen – birgt aber auch die Gefahr, dass kritische Entwicklungen zu spät erkannt werden. Besonders in stark strukturierten Bereichen wie Produktion oder Controlling kann es funktionieren.

Einen anderen Weg geht Management by Delegation (MbD). Hier werden nicht nur Aufgaben, sondern auch Verantwortung delegiert. Mitarbeitende erhalten Entscheidungsfreiheit innerhalb eines klaren Rahmens. Das fördert eigenverantwortliches Arbeiten, setzt aber voraus, dass sich Mitarbeitende sicher genug fühlen, diese Verantwortung auch zu übernehmen. Funktioniert gut in Start-ups und agilen Teams – weniger in hierarchischen Organisationen.

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Bei Management by Results (MbR) steht das Ergebnis im Fokus. Wie es erreicht wird, ist zweitrangig. Theoretisch schafft das maximale Freiheit. In der Praxis führt es aber oft zu problematischen Fehlanreizen: Wer nur auf Zahlen schaut, übersieht langfristige Entwicklungen, Kundenbeziehungen oder nachhaltige Unternehmensführung. Besonders in Bereichen wie Unternehmensberatung oder Marketing ist dieser Ansatz dennoch verbreitet.

Die Stärken und Schwächen von Management-by-Ansätzen

Klar strukturierte Führung hilft, Prozesse effizienter zu gestalten – besonders in Branchen, in denen Regelkonformität und Kontrolle wichtig sind, etwa in der Finanz- oder Gesundheitsbranche. Hier verhindern feste Strukturen Chaos und machen Organisationen steuerbar. Doch gerade in kreativen oder innovationsgetriebenen Unternehmen kann eine zu starre Führungskultur lähmend wirken. Prozesse dauern länger, Entscheidungswege sind zu bürokratisch, echte Innovation bleibt aus.

Zu den größten Schwächen vieler Management-by-Konzepte gehört, dass sie den menschlichen Faktor unterschätzen. Führung ist kein rein rationales Konstrukt. Motivation, Teamdynamik oder emotionale Intelligenz lassen sich nicht in starre Konzepte pressen. Ein zu mechanischer Führungsstil kann Engagement ersticken, statt es zu fördern.

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Management by … – die neuen Katastrophenstrategien

Nicht jedes Führungsmodell funktioniert in der Praxis. Manche Management-Methoden versprechen Effizienz, führen aber zu Chaos, Stress oder absurden Situationen. Hier zehn Beispiele für Management-by-Konzepte, die besser nicht umgesetzt werden sollten:

Wenn Führung ins Chaos kippt: Zehn Management-Konzepte, die besser nie umgesetzt worden wären.
Wenn Führung ins Chaos kippt: Zehn Management-Konzepte, die besser nie umgesetzt worden wären. (Bild: Anne Borrmann für Arbeits-ABC/Canva)

1. Management by Feenstaub

Die Führungskraft versprüht visionäre Ideen wie Glitzer – aber niemand weiß, wie sie umgesetzt werden sollen. Große Ankündigungen zu Innovation und Wandel füllen PowerPoint-Präsentationen, doch wenn es an die Umsetzung geht, verpufft alles in heißer Luft. Wer nach konkreten Maßnahmen fragt, bekommt nur ein charmantes „Wir denken da in großen Linien“ als Antwort.

2. Management by Karaoke

Strategien werden nicht entwickelt, sondern nachgesungen. Wer am lautesten mitmacht, bestimmt die Richtung – egal, ob der Text zur Melodie passt oder nicht. Entscheidungen sind Hits, bis sie aus den Charts fallen.

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3. Management by Kaugummi

Entscheidungen werden so lange hinausgezögert, bis sie an Elastizität verlieren. Meetings drehen sich im Kreis, Verantwortlichkeiten bleiben vage und jede wirklich dringende Maßnahme wird „noch einmal durchdacht“. Das Problem? Irgendwann ist jeder Prozess so ausgeleiert, dass nichts mehr hält.

4. Management by Stoppuhr

Alles muss in Rekordzeit erledigt werden – nicht weil es notwendig wäre, sondern weil Geschwindigkeit mit Effizienz verwechselt wird. Deadlines sind absurd kurz, Aufgaben werden in Hektik erledigt, Fehler als „Kollateralschäden“ abgetan. Am Ende kostet das ewige Nachbessern mehr Zeit, als eine durchdachte Umsetzung gebraucht hätte.

5. Management by Geisterfahrer

„Alle anderen liegen falsch!“ Veränderungen werden grundsätzlich ignoriert, neue Entwicklungen als unnötig abgetan. Während der Markt längst in eine andere Richtung fährt, gibt das Management weiter Vollgas – nur leider auf der Gegenfahrbahn.

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6. Management by Schall und Rauch

Große Visionen, riesige Versprechungen – doch wenn es um die Umsetzung geht, bleibt nur heiße Luft. Mitarbeiter werden mit ambitionierten Zukunftsplänen motiviert, doch sobald es ernst wird, verpufft alles in unverbindlichen Phrasen.

7. Management by Wundertüte

Niemand weiß, was als Nächstes kommt – nicht einmal die Führungsebene selbst. Strategieänderungen erfolgen ohne Vorwarnung, Projekte werden plötzlich gestoppt, Budgets über Nacht gestrichen. Es bleibt spannend – nur nicht im positiven Sinne.

8. Management by Spiegelkabinett

Führungskräfte umgeben sich nur mit Ja-Sagern, die ihre Meinungen bestätigen. Jede neue Idee wird gefeiert – solange sie exakt dem entspricht, was die Chefetage hören will. Innovation? Fehlanzeige.

9. Management by Placebo

Probleme werden mit symbolischen Maßnahmen überdeckt. Statt echter Verbesserungen gibt es interne Workshops, Motivationsposter und „Wir hören euch“-Kampagnen – ohne jede Konsequenz.

10. Management by Tetris

Mitarbeiter und Ressourcen werden so lange hin und her geschoben, bis alles irgendwie passt. Fachkräfte wechseln ständig die Abteilungen, Teams werden umorganisiert, bis keiner mehr weiß, was er eigentlich tun soll.

11. Management by Bluetooth-Headset

Ständig erreichbar, immer in einem Call – aber nie wirklich ansprechbar. Führungskräfte dieses Typs laufen durch die Büros, nicken wichtig und führen parallel drei Gespräche gleichzeitig.

12. Management by Dark Mode

Kommunikation? Erfolgt nur noch über kryptische Slack-Nachrichten mit Emojis. Meetings gibt es kaum noch – und wenn, dann mit ausgeschalteter Kamera. Wer Fragen hat, kann ja die alten E-Mails durchforsten.

13. Management by CAPTCHA-Test

Mitarbeitende müssen sich täglich neu beweisen. Wer keinen Beweis für seine Daseinsberechtigung liefert, wird angezweifelt. Hast du heute schon gezeigt, dass du ein Mensch bist?

14. Management by Tinder-Swipe

Mitarbeitende werden nicht nach Fähigkeiten bewertet, sondern nach spontanem Bauchgefühl. Wer Glück hat, bekommt ein „Super-Like“ – wer Pech hat, fliegt nach links weg.

15. Management by Escape Room

Die Firma steckt in einer Krise? Statt echte Lösungen zu finden, setzt das Management auf Gruppenspiele. Rätsel lösen, gemeinsam aus einem virtuellen Raum entkommen – und danach weitermachen wie vorher.

16. Management by Flugmodus

Wenn Probleme auftauchen, wird der Kontakt zur Realität einfach unterbrochen. Keine Reaktion, keine Entscheidungen – irgendwann wird das Problem schon von selbst verschwinden.

17. Management by E-Mail-Pingpong

Jede Entscheidung wird so lange weitergeleitet, bis sich jemand anderes verantwortlich fühlt. Wer als Letzter auf CC steht, hat verloren.

18. Management by Push-Benachrichtigung

Strategieänderungen kommen plötzlich und unerwartet – gerne außerhalb der Arbeitszeit. Wer morgens aufwacht, hat neue Ziele, neue Vorgesetzte und eine neue Firmenphilosophie.

19. Management by NFT

Jeder Job ist einmalig, unersetzlich – und wird trotzdem für absurdes Geld weiterverkauft. Wer heute Teamleiter ist, kann morgen schon in einer anderen Branche arbeiten – oder wertlos sein.

20. Management by Google-Suche

Fachwissen? Wird erst erworben, wenn es gebraucht wird. Präsentationen bestehen aus Wikipedia-Zitaten, und die Strategie basiert auf den ersten drei Suchergebnissen.

21. Management by Ad-Blocker

Alles Negative wird konsequent ausgeblendet. Kritik? Nicht sichtbar. Probleme? Existieren nicht. Konflikte? Werden automatisch übersprungen.

22. Management by VPN

Führungskräfte sind physisch anwesend, aber mental in einer ganz anderen Welt. Keiner weiß genau, wo sie sich befinden – nur, dass sie nie dann da sind, wenn man sie braucht.

23. Management by Flugangst

Veränderungen? Bloß nicht! Alles bleibt, wie es immer war – selbst wenn der Markt sich komplett verändert. Wachstum ist riskant, also bleibt man lieber am Boden.

24. Management by Crypto-Crash

Volles Risiko! Alles wird auf eine Karte gesetzt – und wenn es schiefgeht, hat eben „niemand damit rechnen können“.

25. Management by Always-On

Es gibt keine Arbeitszeiten mehr. Mails kommen nachts, Anrufe am Wochenende – und wer nicht sofort reagiert, hat ein Motivationsproblem.

26. Management by Stille Post

Informationen werden von oben nach unten weitergereicht – und auf dem Weg so oft verändert, dass am Ende niemand mehr weiß, was eigentlich ursprünglich beschlossen wurde.

27. Management by Daily Stand-up

Jeden Morgen ein Meeting, in dem alle erzählen, was sie gestern gemacht haben. Produktivität? Unklar. Aber Hauptsache, es klingt beschäftigt.

28. Management by Chatbot

Der Chef ist nicht mehr persönlich erreichbar – stattdessen gibt es automatisierte Antworten auf alle Fragen. Konstruktives Feedback? Wird durch Standardphrasen oder KI ersetzt.

29. Management by Digital Detox

Plötzlich werden alle digitalen Tools verboten – inklusive E-Mail und Kalender. Kommunikation erfolgt nur noch über Zettelwirtschaft und spontane Zurufe im Büro.

Führung braucht mehr als ein Konzept

Management-by-Konzepte können helfen, Führung klarer zu gestalten – aber nur, wenn sie richtig eingesetzt werden. Gute Führungskräfte verstehen, dass kein Modell für jedes Team passt. Sie kombinieren Ansätze, passen sie an ihre Mitarbeitenden an – und vermeiden vor allem die skurrilen Management-by-Katastrophen, die eher für Frust als für Effizienz sorgen.

Welche dieser Management-by-Konzepte hast du selbst schon erlebt – die guten und die schlechten?

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