Plötzlich steht er da – in der Führungsetage, mit Schlüsselkarte, Entscheidungsgewalt und deinem Namen auf seiner Liste. Ein Kollege, mit dem du dich jahrelang gestritten oder schlicht nicht verstanden hast. Und jetzt ist der auch noch dein Vorgesetzter. Arghh!

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Was klingt wie ein Büro-Horrorfilm ist für viele Berufstätige Realität. Denn in Zeiten von flacheren Hierarchien und krisenbedingten internen Beförderungen kann es jeden treffen: Die Machtverhältnisse verschieben sich, das tägliche Miteinander im Team wird rauer – und das Gefühl, sich einem Menschen unterordnen zu müssen, den man nie leiden konnte, ist pures Gift für Motivation und Selbstwert.

Wenn alte Wunden plötzlich Karriere machen

Es ist ein kollektives Aufstöhnen in der Abteilung, wenn ausgerechnet der zum Chef befördert wird. Der Kollege, der früher Kaffee nur für sich selbst holte. Der immer zu laut und dominant war in Meetings, deine Ideen gekapert oder dich bei der Teamleitung angeschwärzt hat. Und jetzt? Sitzt er am langen Ende des Schreibtisches und entscheidet über deine Urlaube, Projekte und Zukunft.

Das Problem ist nicht nur persönlicher Groll. Es geht um alte Dynamiken, unausgesprochene Konflikte, verletzte Egos – und darum, dass plötzlich jemand ein Stück weit Macht über dich hat, der diese vielleicht gar nicht fair einsetzen wird. Studien zeigen: Wenn Kollegen in Führungsrollen wechseln, ohne dass der Rollenwechsel sauber kommuniziert und begleitet wird, kommt es häufiger zu Konflikten, Misstrauen und Kündigungen.

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Kündigung? Vielleicht – aber nicht sofort

Der erste Impuls ist klar: abhauen. Bewerbungen schreiben, Exit planen, Flucht nach vorn. Doch bevor du dich kopflos aus dem Staub machst, lohnt sich ein Perspektivwechsel. Denn so unangenehm diese Situation auch ist – sie ist nicht zwangsläufig das Ende deiner Karriere, sondern kann ein Wendepunkt sein.

Vielleicht warst du in deinem Job bisher zu angepasst. Zu bequem. Zu ruhig. Vielleicht ist das dein Moment, dich aufzurichten und zu zeigen – professionell, klar, auf Augenhöhe. Wer jetzt lernt, mit schwierigen Vorgesetzten strategisch umzugehen, stärkt sein Profil, seine Resilienz und seine berufliche Souveränität.

Strategien für das Überleben unter einem „Feind-Chef“

  • Professionelle Distanz statt stiller Rache: Du musst ihn nicht mögen. Aber du solltest ihn respektieren – allein schon, um dich selbst nicht kleinzumachen. Vermeide subtile Widerstände oder Sarkasmus. Bleib sachlich und lösungsorientiert.
  • Frühzeitiges Vier-Augen-Gespräch: Kläre, wie eure Zusammenarbeit aussehen kann. Sprich offen an, wo ihr euch in der Vergangenheit gerieben habt – und wo du professionelle Zusammenarbeit wünschst. Wer so mutig ist, gewinnt oft mehr als er verliert.
  • Kluges Selbstmarketing: Mach deine Leistung sichtbar – freundlich, aber deutlich. Dokumentiere Erfolge. Gib deinem neuen Chef keinen Grund, an deiner Loyalität oder Kompetenz zu zweifeln.
  • Kollegiales Netzwerk pflegen: Sprich mit vertrauten Kollegen – nicht zum Lästern, sondern zur Unterstützung. Vielleicht geht es anderen ähnlich. Gemeinsam lässt sich Druck besser aushalten oder Veränderungen anschieben.
  • Exit-Strategie mit Plan B: Wenn nach Monaten keine Besserung eintritt, du systematisch benachteiligt wirst oder deine Gesundheit leidet: Zieh die Reißleine. Aber kündige nicht aus dem Affekt, sondern aus der Stärke heraus – mit einem neuen Ziel vor Augen.

Wenn du beim Lesen spürst: „Ich will da raus – und zwar bald“, dann lohnt sich ein Blick in unseren „Exit-Strategie“ Guide. Er hilft dir, nicht nur die Kündigung zu meistern, sondern vor allem den Weg in ein Berufsleben, das dich wirklich erfüllt.

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Die Chefrolle verändert nicht nur ihn – sondern auch dich

Vielleicht ist dein neuer Chef dann doch nicht so schlimm, wie du dachtest. Vielleicht nutzt er die neue Position, um alte Fehler wiedergutzumachen und um sich weiterzuentwickeln. Vielleicht wird er sogar zum unerwarteten Verbündeten. Vielleicht aber auch nicht. Dann ist es Zeit, deinen Platz in dem Unternehmen zu überdenken.

Doch egal, wie es ausgeht: Du bleibst handlungsfähig. Mag sein, dass dein ungeliebter Kollege jetzt im Chefsessel sitzt und das Sagen hat. Aber du bestimmst, wie du damit umgehst und wohin dich deine berufliche Reise führt.

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