Wer im Job zu allem Ja sagt, tut weder sich selbst noch seinem Team einen Gefallen. Und doch passiert es quasi täglich. Der Chef fragt, ob du „noch schnell“ was übernehmen kannst. Die Kollegin braucht Hilfe bei ihrer Präsentation. Und du? Sagst natürlich zu. Wie immer.
Dabei ist es längst zu viel. Dein Kopf ist voll, dein Terminkalender platzt aus allen Nähten. Und trotzdem ploppt das Ja wie auf Autopilot heraus. Warum? Weil du gemocht werden willst. Weil du niemanden enttäuschen willst. Weil du glaubst, nur wer sich in diesem Unternehmen aufopfert, ist ein guter Kollege – ein Teamplayer. Aber das stimmt nicht. Im Gegenteil: Wer immer verfügbar ist, gehört irgendwann zur Büroeinrichtung und wird eben so wahrgenommen.
People Pleasing im Job – was steckt dahinter?
Hinter dem ständigen Gefallen-Wollen steckt mehr als bloße Hilfsbereitschaft. Es ist ein zutiefst menschliches Bedürfnis: dazugehören. Wer nett ist, wird gemocht. Wer hilft, gehört dazu. In der Schule hat das oft funktioniert – man lernte, wie man sich einfügt, um nicht allein auf dem Pausenhof zu stehen. Im Job aber wird genau dieses Verhalten zur Last. Vor allem für dich selbst.
Wer ständig Aufgaben übernimmt, die eigentlich gar nicht zu seinem Job gehören, verliert schnell den Überblick – und mit der Zeit auch ein Stück Selbstrespekt. Du wirst nicht mehr gefragt, weil du etwas besonders gut kannst oder ein Experte in einem bestimmten Bereich bist, sondern weil du immer verfügbar bist. So rutscht man vom Fachprofi zur internen Allzweckkraft.
Warum „Nein“ allein nicht reicht
Natürlich klingt das stark: „Nein ist ein vollständiger Satz.“ Aber mal ehrlich, wann hast du das zuletzt im Büro gesagt, ohne dass es grummelig wurde?
In hiesigen Arbeitsumfeldern geht das doch selten gut. Besonders dann nicht, wenn der Chef vor dir steht und mit einer dringenden Aufgabe vor deiner Nase wedelt. Ein harsches Nein ohne Erklärung wirkt jetzt abweisend, fast schon passiv-aggressiv. Und das willst du nicht. Was also tun?
Statt dich faktisch zu verweigern, kannst du führen. Indem du Rückfragen stellst, die den Ball zurückspielen. Etwa:
„Ich bin gerade an zwei großen Projekten dran. Wenn ich das mit übernehme – was kann dafür warten?“
„Wie wichtig ist das im Vergleich zu den anderen Aufgaben, an denen ich gerade arbeite?“
So bleibst du kooperativ, aber mit Rückgrat und dem Blick fürs Ganze. Und du zeigst: Meine Zeit ist nicht unbegrenzt. Ich will mitdenken, nicht mich zerreißen.
Was dein Nettsein dich kostet
People Pleasing ist doch harmlos – nein, ist es nicht. Es kostet Energie, Konzentration und am Ende oft die Freude an der Arbeit. Wer immer nur erfüllt, was andere wollen, verliert das Gefühl für die eigenen Grenzen. Irgendwann erledigst du alles – nur nicht mehr das, was eigentlich auf deinem Schreibtisch liegt.
Zweimal helfen ist nett. Beim dritten Mal bist du plötzlich „die Person, die’s halt immer macht“. Das Problem: Du bekommst kein Schulterklopfen. Du bekommst mehr Aufgaben. Und genau das kann zum Karrierekiller werden: Du hilfst allen, aber deine eigenen Aufgaben bleiben liegen. Das fällt auf. Und zwar früher, als dir lieb ist, inklusive der Konsequenzen. Kündigung, ich hör dich trapsen.
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Dabei kann Grenzen setzen so einfach sein
Statt automatisch Ja zu sagen, stell Rückfragen und zeige, was gerade schon auf deinem Tisch liegt. So machst du sichtbar, dass du bereits genügend zu tun hast. Übe dich in kleinen Neins – sag mal ein unnötiges Meeting (das sind Meetings, zu denen du in deiner Porsition nichts beitragen kannst) ab oder reiche eine Aufgabe weiter, die nicht zwingend bei dir landen muss. Du bist nicht dafür da, jedes Problem im Alleingang zu lösen. Und vor allem: Sprich regelmäßig mit deinem Chef darüber, was du leisten kannst und was gerade einfach nicht mehr geht. Das schützt dich. Und macht vieles einfacher, bevor es zu kompliziert wird.
Du bist nicht im Job, um allen zu gefallen
Du bist da, um deine Arbeit zu leisten – mit klarem Kopf und klaren Grenzen. Wer das versteht, schützt nicht nur sich selbst. Sondern sorgt auch für bessere Zusammenarbeit. Denn echte Profis sagen nicht einfach Ja. Sie denken mit. Und manchmal sagen sie eben auch klar: Nein.
Nachgefragt: Sagst du im Job oft Ja, obwohl du innerlich längst Nein schreiben möchtest?
 
		 
									 
					

 
 




