Wer im Bundestag Politik macht, hat vorher meist im Hörsaal gesessen. Jura, Politikwissenschaften, Diplom – die Karrieren vieler Abgeordneter beginnen an der Uni. Aber welche Hochschulen sind die heimlichen Kaderschmieden der Republik? Eine aktuelle Jurafuchs-Analyse der Biografien aller 630 Bundestagsabgeordneten zeigt: Es gibt klare Hotspots, die auffallend viele Politikerinnen und Politiker hervorbringen.

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Akademischer Türöffner – Studium als Eintrittskarte in den Bundestag

Der Weg in die Spitzenpolitik ist selten ein direkter Sprung aus der Werkstatt oder dem Einzelhandel. Von den 630 Abgeordneten haben nur 92 nie an einer Universität studiert. Vor allem bei der AfD ist der Anteil ohne Studium auffällig hoch – 52 ihrer Mandatsträger haben ausschließlich eine Ausbildung absolviert. Für alle anderen gilt: Ohne Studium wird es schwer, politische Karrieren bis nach Berlin zu tragen.

Die Analyse zeigt auch: Ein abgeschlossenes Studium ist kein Muss. 15 Abgeordnete – darunter prominente Namen wie Ricarda Lang oder Saskia Esken – haben ihr Studium abgebrochen. Sechs weitere sitzen aktuell im Bundestag, obwohl sie noch offiziell eingeschrieben sind.

Die Top-Universitäten der deutschen Politik

Wer die Biografien durchforstet, erkennt ein klares Muster: Bestimmte Hochschulen sind überproportional stark im Bundestag vertreten:

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  • Ludwig-Maximilians-Universität München (30 Abgeordnete) – Hier haben Größen wie Armin Laschet, Alexander Dobrindt und Anton Hofreiter ihre Studienjahre verbracht.
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (29 Abgeordnete) – Schon Bundeskanzler Friedrich Merz studierte hier Jura.
  • Freie Universität Berlin (25 Abgeordnete) – Hauptstadt, Hauptstadt-Uni – kein Wunder, dass die FU viele Nachwuchspolitiker anzieht.
  • Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main (22 Abgeordnete) – Besonders beliebt bei CDU/CSU und Grünen, mit je sechs Alumni.
  • Westfälische Wilhelms-Universität Münster (20 Abgeordnete) – Traditionell stark in Rechtswissenschaften – ein ideales Sprungbrett in Ministerien und Fraktionen.

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Harvard, Sciences Po & Oxford – internationale Karrieren

Nicht nur deutsche Hörsäle prägen den Bundestag. Einige Abgeordnete sammelten akademische Erfahrungen im Ausland. Am häufigsten:

  • Harvard University (5 Abgeordnete) – unter anderem Gesundheitsminister Karl Lauterbach.
  • Sciences Po Paris (5 Abgeordnete) – Kaderschmiede für politische Eliten Europas.
  • University of Oxford & Universität Lausanne (je 4 Abgeordnete) – Prestige-Stationen für internationale Netzwerke.

Welche Studiengänge dominieren die Politik?

Fast jeder vierte Bundestagsabgeordnete ist Jurist – 150 von 630 Mitgliedern haben Rechtswissenschaften studiert. Danach folgen:

  • Politikwissenschaften (92)
  • Betriebswirtschaftslehre (59)
  • Geschichte (43)
  • Volkswirtschaftslehre (32)

Auch MINT-Fächer wie Informatik, Maschinenbau oder Elektrotechnik sind vertreten, aber mit insgesamt weniger als 30 Personen die Ausnahme.

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Abschlüsse: Diplom, Doktor und das zweite Staatsexamen

108 Abgeordnete führen ein klassisches Diplom, 104 haben das zweite Staatsexamen abgelegt – oft als Sprungbrett in die Politik. Akademische Titel sind ebenfalls weit verbreitet: 97 Politikerinnen und Politiker tragen einen Doktortitel, elf haben sogar habilitiert. Gleichzeitig ist der Bildungsweg nicht immer transparent: Bei 51 Mandatsträgern bleibt der höchste Abschluss unbekannt.

Warum vor allem Juristen Politik machen

„Das Jura-Studium ist anspruchsvoll, öffnet aber viele Türen. Es zwingt die Studierenden dazu, eine analytische und strukturierte Denkweise zu entwickeln. Aufgrund dieser spezifischen Kompetenzen, die sich die Absolventen aneignen müssen, sind Juristen in diversen Bereichen und Unternehmen gefragt – auch in der Politik”, erklärt Jurafuchs-Gründer Dr. Carl-Wendelin Neubert.

Er ergänzt: „Unsere Analyse zeigt, dass fast jeder vierte Abgeordnete Rechtswissenschaften studiert hat – ein bemerkenswerter Befund, der die zentrale Rolle juristischen Denkens in der Demokratie widerspiegelt. Dennoch darf juristische Expertise nie Selbstzweck sein: Politik muss die Lebenswirklichkeit der Menschen im Blick behalten. Die beste Gesetzgebung entsteht, wenn fundiertes Rechtswissen mit sozialer Sensibilität und dem Gespür für gesellschaftliche Gerechtigkeit verbunden wird. Nur so entstehen Gesetze, die nicht nur verfassungskonform, sondern auch menschengerecht sind.”

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Braucht Politik mehr Vielfalt im Bildungsweg?

Der Bundestag ist hochakademisiert – doch bildet er damit auch die Lebensrealität der Bevölkerung ab? Handwerksmeister, Techniker oder Menschen ohne Hochschulabschluss sind deutlich unterrepräsentiert. Wer politische Entscheidungen in Deutschland prägt, hat meist dieselben Hörsäle besucht.

Das wirft Fragen auf: Wäre ein Bundestag mit mehr beruflich geprägten Biografien bodenständiger? Oder ist akademisches Wissen unverzichtbar für komplexe Gesetzgebung?

Eines ist sicher: Wer heute politische Spitzenämter anstrebt, wird kaum am Uni-Hörsaal vorbeikommen und besonders gute Chancen haben Absolventen der Münchner LMU, der Bonner Uni oder der FU Berlin.

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