Es ist eine Nachricht, die viele Kaffeeliebhaber freuen wird: Zwei neue Studien belegen jetzt, dass Kaffeetrinker länger leben. Entgegen der weit verbreiteten Meinung, Kaffee sei schädlich für die Gesundheit, ist also genau das Gegenteil der Fall. Also ran an die Tassen! Oder gibt es einen Haken?

Kaffee ist das beliebteste Getränk der Deutschen – nicht nur am Arbeitsplatz

162 Liter Kaffee trinken die Deutschen im Jahr pro Kopf. Das macht Kaffee sogar noch vor Wasser, welches mit 148 Litern den zweiten Platz belegt, zu dem beliebtesten Getränk unseres Landes – und zwar mit deutlichem Vorsprung. Rund 78 Prozent der Deutschen trinken täglich Kaffee. Ohne den Muntermacher starten 58 Prozent der Deutschen nicht in ihren Arbeitstag.

Wieso? Weil Kaffee glücklich macht, die konzeptionellen Fähigkeiten, das Gedächtnis, die Aufnahmefähigkeit, die Orientierung sowie die Aufmerksamkeit fördert. Grund dafür ist natürlich das enthaltene Koffein. Doch selbst, wer lieber koffeinfreie Heißgetränke oder eine heiße Milch mit Kakao bevorzugt, wandert dafür am Arbeitsplatz regelmäßig zum Verkaufsautomaten und nutzt die Gelegenheit für eine kurze Pause und etwas Bewegung, vielleicht auch einen schnellen Plausch mit den kaffeetrinkenden Kollegen. 54 Prozent der Deutschen gehen ein- bis zweimal täglich bei der Arbeit zum Kaffeeautomaten. 14 Prozent nutzen ihn sogar drei- bis viermal pro Tag. Damit landet Deutschland auf dem fünften Rang der Kaffeenationen in Europa.

Wie gesund oder ungesund ist Koffein wirklich?

Kaffee beziehungsweise das darin enthaltene Koffein sei ungesund, warnten viele Magazine, Fernsehberichte & Co in der Vergangenheit. Es fördere die Ausschüttung von Adrenalin und setze den Körper dadurch unter Stress, heißt es auf dem Portal Zentrum für Gesundheit. Dies führe zu

  • einer Erhöhung der Herzfrequenz,
  • Steigerung der Muskelfunktion,
  • einem Anstieg des Blutzuckerspiegels,
  • einer Beschleunigung der Atmung sowie
  • der als positiv empfundenen Erhöhung der Aufmerksamkeit.

Demnach spiele Kaffee dem Körper eine ständige Gefahrensituation vor, was langfristig zu Kopfschmerzen, Reizbarkeit, Schlaflosigkeit, Stimmungsschwankungen, Angstzuständen bis hin zu Depressionen führen könne. Einige „Kaffeegegner“ gehen sogar noch weiter und bezeichnen das Getränk als Alltagsdroge. Wie umstritten das Thema in der Öffentlichkeit ist, zeigt der Vergleich mit einem anderen Artikel von Dr. Martina Melzer in der Apotheken Umschau. Sie ist sich sicher:

  • Kaffee fördert die Konzentration,
  • beschleunigt die Herztätigkeit,
  • erhöht den Harndrang,
  • erweitert die Bronchien und
  • führt zu einer Konzentrationssteigerung.

Sie widerlegt zudem die weit verbreiteten Gerüchte, Kaffee wäre ein Flüssigkeitsräuber für den Körper. Auch die Erhöhung des Blutdrucks finde in geringerem Ausmaß statt als von vielen Bluthochdruckpatienten gefürchtet. Um gerade einmal zehn bis 20 mmHG steige der Blutdruck an und das für maximal eine halbe Stunde, zitiert sie den Kardiologen Professor Wolfram Delius. Und dass Kaffee Schlafstörungen verursachen kann, stimmt zwar, hängt aber mehr mit der Genetik eines Menschen zusammen als mit einer vermeintlichen künstlich herbeigeführten Gefahrensituation.

Kaffeetrinker weisen eine um 18 Prozent verringerte Mortalitätsrate auf

Es wird immer Argumente für oder gegen den Kaffeekonsum geben. Einige davon mögen empirisch belegt sein, andere nicht. Zwei neue Studien meinen jetzt, herausgefunden zu haben, dass Kaffeetrinker länger leben und der Muntermacher demnach ausschließlich positive Effekte auf die Gesundheit habe. Die im Wissenschaftsmagazin „Annals of Internal Medicine“ erschienenen Studienergebnisse werfen ein gänzlich anderes Licht auf das „Lebenselixier“ der Deutschen. Frei übersetzt lauten diese:

„In beiden Studien neigten Personen mit höherem Kaffeekonsum dazu, länger zu leben als jene mit einem geringeren. […] Die Sterberaten durch gewisse Krankheiten schienen bei Personen, die mehr Kaffee trinken, geringer zu sein als bei Nicht-Kaffeetrinkern.“

Genauer gesagt war die Mortalitätsrate bei Kaffeetrinkern um 18 Prozent verringert. Während eine der Studien dabei Amerikaner unterschiedlicher kultureller Herkunft beobachtete, befragte die andere 520.000 Europäer. Dies macht sie zur bislang größten Kaffeestudie der Welt. Doch auch hier gibt es einen Haken: Die Forscher fanden Hinweise auf eine möglicherweise erhöhte Gefahr von Eierstockkrebs. Zudem rudert der Studienleiter zurück. Er sei angesichts des aktuellen Standes der Wissenschaft nicht in der Lage, eine konkrete Empfehlung für oder gegen den Kaffeekonsum auszusprechen. Er sei sich lediglich sicher, dass eine Menge von bis zu drei Tassen pro Tag für den Durchschnittsmenschen unbedenklich sei, so Hauptautor Marc Gunter.

Wie gut oder schlecht Kaffee für Dich ist, könnte mit Deiner Genetik zusammenhängen

Dass er sich trotz der scheinbar eindeutigen Studienergebnisse so bedeckt hält, hat einen simplen Grund: Wie gut oder schlecht ein Mensch Kaffee verträgt, hängt von seinen individuellen Genen ab. Also genug der Schwarzweißmalerei. Wie so oft im Leben, ist eben auch der Wachmacher Nummer eins nicht „nur“ gesund oder „nur“ ungesund. Fakt ist: Er wirkt auf so vielen unterschiedlichen Ebenen und bei jedem Menschen auf verschiedene Art und Weise, dass schlussendlich jeder selbst den zu sich passenden Kaffeekonsum finden muss.

Koffein wirkt nach 15 bis 30 Minuten im Körper und wird je nach Genetik unterschiedlich schnell wieder abgebaut. Das bedeutet: Einige Menschen sind nach vier Stunden wieder „koffeinfrei“, andere erst nach acht, zehn oder sogar zwölf.

Dies könnte auch erklären, weshalb Kaffee bei einigen Menschen Schlafstörungen, Schweißausbrüche, Zittern oder Nervosität auslöst und bei anderen eben nicht. Während der eine Magenprobleme davonträgt, fördert das Getränk bei anderen eine gesunde Verdauung, so Dr. Martina Melzer.

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Fazit: Probieren Dich durch die Kaffeevielfalt!

Ob Kaffee in Deinem individuellen Fall gesundheitsförderlich ist oder nicht, lässt sich also allen Studien zum Trotz so pauschal nicht sagen. Seine Wirkung ist vielfältig und von zahlreichen unterschiedlichen Faktoren abhängig, wie Deinen Gewohnheiten, zum Beispiel Rauchen, dem Geschlecht – Koffein wirkt bei Frauen länger als bei Männern – oder auch der Art des Kaffees. Espresso, Latte Macchiato oder schwarzer Kaffee? Der Variantenreichtum ist so groß, dass gewiss für jeden „Typ“ von Kaffeetrinker der richtige Muntermacher dabei ist. Sicher ist nur, dass bei besonders großen Mengen von Koffein eine gesundheitsschädliche bis lebensgefährliche Körperreaktion einsetzt. Es geht also um das richtige Maß. Solltest Du Dir unsicher sein, probiere es vielleicht einfach mit entkoffeiniertem Kaffee. Der schmeckt gut und mindert nachgewiesen das Diabetesrisiko. Ob gesund oder ungesund – darum musst Du Dir dann wenigstens keine Gedanken mehr machen!

Wie viel Kaffee trinkst Du am Arbeitsplatz? Welche Wirkung kannst Du bei Dir selbst beobachten? Hältst Du den Muntermacher eher für gesund oder ungesund?

Bildnachweis: Bild von Myriams-Fotos auf Pixabay