Man ist dabei. Wird gefragt, manchmal. Aber so richtig gemeint ist man dann doch nicht.Willkommen in der Grauzone der Arbeitswelt, wo man als „Option“ mitläuft. Klingt ein wenig abstrakt? Ist aber im Job für viele bitterer Alltag. Denn da draußen, zwischen Projekten und Feedbackgesprächen, sitzen viele Menschen im Wartezimmer der Wertschätzung.

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Option oder Wahl: Was ist der Unterschied?

„Es ist ein Unterschied, ob du eine Option oder eine bewusste Wahl bist.“ Ein Satz, wie ein Schlag in die Magengrube. Wer Option ist, steht auf Abruf bereit, aber eben nur für den Notfall. Wer Wahl ist, wird gesehen, ernst genommen, aktiv eingebunden.

Optionen sind bequem, für diejenigen, die sie sich offenhalten. Unverbindlich, flexibel, jederzeit kündbar. Eine Wahl zu treffen hingegen bedeutet Verantwortung. Wer Menschen auswählt, muss sich festlegen. Wer nur Optionen hält, vermeidet das. Und genau darin liegt das Problem.

Wie zeigt sich das im Job?

Da ist der Kollege, der immer „mitgedacht“ wird, aber nie wirklich zum Team dazugehört. Die Mitarbeiterin, deren Arbeitsvertrag immer wieder „verlängert“ wird, aber ohne Perspektive auf Festanstellung. Das Teammitglied, das nur dann gefragt wird, wenn gerade wieder Not am Mann ist. Es sind Erlebnisse, die sich tief in die Psyche jedes einzelnen eingraben.

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Was sich für viele wie ein vages Unwohlsein anfühlt, hat einen Namen: Tokenismus. Die Soziologin Rosabeth Moss Kanter prägte den Begriff in den 1970er-Jahren. Später zeigte Lynn Zimmer, dass dieses „Dabeisein ohne Dazugehören“ vor allem Frauen betrifft – Menschen, die in Organisationen nicht als Individuum gesehen werden, sondern als symbolische Platzhalter. Wer so behandelt wird, erlebt Stress, Selbstzweifel, Anpassungsdruck und innere Distanz. Das Gefühl, nur eine Option zu sein, ist also kein persönliches Defizit, sondern Ausdruck struktureller Ungleichheit.

Warum ist das psychologisch brisant?

Wer dauerhaft als Option lebt, zweifelt irgendwann an sich selbst. An der eigenen Rolle. An der eigenen Relevanz. Man funktioniert, ja aber man lebt nicht. Emotionale Bindung entsteht durch echtes Interesse, durch Rückmeldung mit Substanz, durch Entscheidungen mit Konsequenz. Wer das nicht bekommt, fühlt sich austauschbar.

Identität braucht Resonanz. Ohne sie entstehen Erschöpfung, innere Kündigung, schleichender Rückzug. Das gilt im Übrigen nicht nur im Job. Auch im Privaten werden Menschen als „Backup“ gehalten, für den Fall, dass es mit jemand anderem nicht klappt. Schön fühlt sich das nie an.

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Was macht das mit Unternehmen?

Unternehmen, die denen seitens der Führungsriege keine klaren Entscheidungen treffen, erzeugen bei Mitarbeitern Unsicherheit. Wer führen will, muss wählen. Muss Verantwortung übernehmen. Muss Feedback geben, das mehr ist als ein Schulterklopfen und „Gut gemacht“.

Ein echtes „Ja, machen wir“ ist viel mehr als ein „Mal sehen“. Wer Mitarbeitende bewusst auswählt, statt sie nur als Option zu behandeln, schafft Bindung. Und Bindung bringt Leistung.

Was kannst du tun, wenn du dich als Option fühlst?

  • Was wünsche ich mir wirklich gesehen zu werden? Gehört zu werden?
  • Und was bekomme ich stattdessen vage Worte, leere Versprechen?
  • Was lasse ich mit mir machen und warum eigentlich?

Sag, was du brauchst. Frag nach Entwicklung. Und wenn du immer nur auf später vertröstet wirst, zieh deine Grenze. Denn: Auch ein ständiges „Vielleicht“ ist eine Entscheidung. Nur nicht deine.

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Wer nicht länger eine Option sein will, muss sich selbst zur Wahl machen. Ja, das ist mutig. Aber weißt du, was noch mehr Mut und Kraft kostet? Weiter zu warten, bis sich endlich jemand für dich entscheidet.

Test: Bist du eine Option oder eine Wahl?

  1. Wirst du in wichtige Entscheidungen einbezogen?
    a) Ja, meine Meinung zählt.
    b) Nur, wenn etwas schiefläuft.
    c) Ich erfahre es meist im Nachhinein.
  2. Wie konkret ist das Feedback an dich?
    a) Ich weiß, wo ich stehe und was ich verbessern kann.
    b) Ich höre „Gut gemacht“, aber nichts Konkretes.
    c) Feedback? Fehlanzeige.
  3. Bekommst du Aufgaben, die dich fordern?
    a) Ja, ich werde gezielt gefordert.
    b) Wenn Not am Mann ist.
    c) Immer das Gleiche.
  4. Fühlst du dich als Teil des Teams?
    a) Ja, meine Stimme zählt.
    b) Ich bin dabei, aber nicht zentral.
    c) Ich könnte wohl fehlen, ohne dass es jemand merkt.
  5. Wird mit dir über deine Zukunft gesprochen?
    a) Ja, regelmäßig.
    b) Nur, wenn ich frage.
    c) Nie.

Auswertung:

  • Meistens a: Du bist eine Wahl. Und das ist selten. Gratulation!
  • Meistens b: Du schwankst. Frag dich, was dir fehlt und fordere es ein.
  • Meistens c: Du bist Option. Zeit, das zu ändern.

Er bestimmt, wie wir denken, fühlen, arbeiten wie wir uns selbst sehen. Und manchmal ist der wichtigste Schritt nicht, endlich gewählt zu werden. Sondern aufzuhören zu warten und sich selbst zu wählen.

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