Einschüchtern oder Inspiration sein: Mitarbeitermotivation ist Chefsache. Wie stemmen Führungskräfte diese Herausforderung?

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Was brauchen und wünschen sich Mitarbeiter von Führungskräften?

Mitarbeitermotivation ist ein zentrales Anliegen vieler Unternehmen. So manch einer steht vor einem großen Fragezeichen:

  • Was wollen die ganzen jungen Nachwuchstalente?
  • Was brauchen die gestandenen, langjährigen „alten Hasen“, um nicht auch auf den Zug der Wechselwilligen aufzuspringen?
  • Was wünschen sich hochqualifizierte Fachkräfte, um motiviert zu bleiben?

Weil Führungskräfte Vorbild und Motivator sein können, aber auch der Grund für eine Kündigung, spielen sie bei der Mitarbeitermotivation die wohl größte Rolle. Psychologe und Autor Dr. Travis Bradberry („Emotional Intelligence 2.0“) beschreibt es noch genauer: Der Chef sei der eigentliche Kündigungsgrund vieler – nicht die Firma, wie bei Kündigungen oft angenommen wird.

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Motivieren und inspirieren: Wie können Führungskräfte Mitarbeitern helfen?

Wer das Verlangen seiner Mitarbeiter wecken kann, arbeiten gehen zu wollen, hat es als Führungskraft geschafft, seine Vorbildfunktion zu erfüllen. Unternehmen sichern sich damit langfristig Vorteile im Wettbewerb, zufriedene Mitarbeiter und hohe Produktivität als auch Leistungsbereitschaft.

Elemente des transformationalen Führungsstils nach Bernard M. Bass bilden hierfür – neben vielen weiteren Modellen – eine geeignete Basis in der New-Work-Welt. Wichtige Bausteine:

1. Reflektieren: Bestehende Werte und Kulturen hinterfragen

Inspirierende Chefs beeindrucken oft durch ihre kritische Art, weil sie nicht leichtgläubig sind oder blind mit der Masse schwimmen, wenn sie einen Führungsposten übernehmen. Sie entwickeln ihre eigene Dynamik, die starre Führungskulturen hinterfragt. Damit motivieren sie Mitarbeiter, selbst eine gesunde Skepsis zu entwickeln und nicht blind zu folgen, was auf Beschäftigte eines Unternehmens befreiend und inspirierend wirkt. Das bindet und steigert die Motivation.

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2. Zukunftsorientierung: An morgen denken

Die soziale Verantwortung, die Führungskräfte ihrem Team gegenüber tragen, wird häufig unterschätzt. Unternehmen brauchen nicht nur motivierte, sondern gesunde Mitarbeiter, die morgen noch in der Lage sind, Leistungsfähigkeit zu zeigen und produktiv ihre Aufgaben zu erledigen.

Vorbildliche Chefs denken deshalb nicht nur an heute, sondern langfristig, um die Mitarbeitermotivation zu steigern. Pausen und Erholung sind keine Fremdwörter für sie, im Gegenteil. Sie legen besonders großen Wert darauf, dass die psychische und körperliche Gesundheit von Mitarbeitern nicht leidet, sondern gefördert wird, damit diese topfit ihren und mit Freude ihrem Job nachgehen können.

3. Empowerment: Mitarbeiter ermutigen, eigene Entscheidungen zu treffen

Führungskräfte treffen Entscheidungen. Wenn sie auch noch ihre Mitarbeiter zu eigenständigen Entscheidungen verhelfen, sind sie Vorbild und Inspiration zugleich. Denn viele Arbeitnehmer wünschen sich den Mut, sich ohne die Kontrolle oder den Einfluss „von oben“ festlegen zu dürfen, werden jedoch durch drohende Restriktionen und Folgen eingeschränkt.

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Dabei ist vor allem das richtige Maß gefragt: Es gibt einen Unterschied zwischen „müssen“ und „können“. Wer seinen Mitarbeitern nicht befiehlt, sondern empfiehlt und ihnen die Wahl lässt, erzeugt weniger Druck bei der Entscheidungsfindung.

4. Prinzipientreue: Vorbild sein durch das Einhalten eigener Werte

Wer seine Mitarbeiter motivieren will, weicht nicht davon ab, hohe moralische Wertvorstellungen zu haben und sich an diese zu halten. Dahingegen haben es „untreue“ Chefs, die heute so und morgen so sind, schwer: Sie verwirren und liefern Gründe, misstrauisch zu werden.

Predigen Führungskräfte zum Beispiel Zuverlässigkeit bei der Teamarbeit und halten sie sich selbst jedoch nicht an Absprachen, missachten sie einen Wert, den sie im Grunde nicht vertreten, dies nach außen aber so präsentieren. Wer Prinzipien hat, orientiert sich stets an diesen, um andere ebenfalls dazu zu motivieren.

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5. Individuelle Förderung: Chefs motivieren, indem sie Mitarbeiter wirklich sehen

Einen echten Motivationsschub im Job werden die Mitarbeiter haben, die wahrnehmen, dass ihr Chef sie und ihr Potenzial kennt. Denn nur Führungskräfte, welche die Skills ihrer Mitarbeiter einschätzen können, können Angestellte gezielt fördern – und das ist ein echter Motivationskick für alle, die wachsen wollen und sich Karrieremöglichkeiten wünschen.

Ohnehin wünschen sich viele deutsche Arbeitnehmer einen Job, der Aufstiegsmöglichkeiten bietet. Und wer könnte hier besser bei der Entwicklung helfen, wenn nicht die Führungskraft höchstpersönlich?

6. Anerkennung und Wertschätzung: Ein „Danke“ ist Gold wert

Dass sie gute Vorbilder sind, beweisen Vorgesetzte, indem sie durch Wertschätzung motivieren. Echte Wertschätzung durch Führungskräfte hat nichts mit unnötiger Schmeichelei zu tun. Echte Wertschätzung zeugt von Respekt und ist ein Motivationstreiber. Denn es gibt kaum einen Job, in dem Mitarbeiter sich mit dem Unternehmen identifizieren, ohne für ihre Arbeit, die sie leisten, anerkannt zu werden.

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Können Führungskräfte Wertschätzung zeigen, sind sie Inspiration, Held und Motivator für ihre Mitarbeiter. Sie sind selbstbewusst genug, um gute Leistung neidlos anzuerkennen. Zudem signalisieren sie damit: „Ich sehe, was du alles für uns leistest.“ Sie bedanken sich, weil sie sich der Wichtigkeit ihres Teams bewusst sind.

7. Überzeugung durch (gemeinsame) Visionen: Das „Warum“ zählt

Wissen Mitarbeiter, dass sie für mehr als nur für Geld arbeiten? Vorbildliche Chefs steigern die Mitarbeitermotivation, indem sie gemeinsame Visionen aufziehen und die Mission transparent machen. Die emotionale Identifizierung mit dem Unternehmen ist für Mitarbeiter heute wichtiger denn je. Arbeitgebern ist dies bewusst – doch an der Umsetzung hapert es.

Hier kommen Führungskräfte ins Spiel. Sie repräsentieren nicht nur die Firma. Sie sind auch das Sprachrohr des Unternehmens und die Verbindung zu den Mitarbeitern. In ihrer Rolle als „Orientierungskraft“ haben sie es in der Hand, Unternehmensziele zu kommunizieren und diese schmackhaft zu machen, um Mitarbeiter ins Boot zu holen. Damit diese nicht zu anderen Ufern schwimmen (oder eher rennen), ist es wichtig, sie durch starke Visionen zu begeistern. Diese Art von Mitarbeitermotivation richtet sich vor allem an die intrinsische Motivation der Arbeitnehmer, weil Geld und materielle Werte als einzige Anreizsysteme nicht mehr funktionieren.

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8. Offene Worte priorisieren: Vorbildliche Chefs kommunizieren transparent

Junge Nachwuchskräfte, aber auch „alte Hasen“, es macht keinen Unterschied: Alle Generationen in der Arbeitswelt profitieren von Führungskräften, die eine offene Kommunikation leben, weil sie Sicherheit und Gewissheit vermittelt. Mitarbeiter möchten nicht im Dunkeln tappen und wissen, woran sie sind.

Dabei sind vor allem persönliche Feedback-Gespräche wichtig, weil sie nicht nur zeigen, was gut lief, sondern auch, was Mitarbeiter tun können, um schwierige Aufgaben besser lösen zu können. Sie sind Schuldzuweisungen vorzuziehen, weil diese durch eine Kultur der Vorwürfe ins Leere laufen und keine Motivation fördern, sondern Angst.

9. Fragen stellen: Die Meinung der Mitarbeiter muss Gewicht haben

  • „Was hältst du davon?“
  • „Kannst du mir dazu bitte ein Feedback geben?“
  • „Hast du Vorschläge zum Thema?“
  • „Wie fühlst du dich mit der neuen Aufgabe?“

Chefs, die vorbildlich führen und eine Motivation für ihr Team sind, besitzen ein überaus großes Growth Mindset. Sie wissen, dass sie keinesfalls allwissend sind und dank ihrer Mitarbeiter auch als Führungskraft stets dazulernen. Sie trauen sich, ihre Wissenslücken zu zeigen und andere um Hilfe zu bitten, weil sie sich zu schade dafür sind, falschen Stolz vorzuspielen.

Sehen Mitarbeiter eines Unternehmens, dass Vorgesetzte Rückfragen nicht als Schwäche ansehen, sondern einen offenen Austausch sogar fördern, fühlen diese sich inspiriert. Denn Arbeitsanweisungen geben, das kann jeder Boss. Echte Führungskraft sein, das können nur wenige Chefs.

Bild: BrianAJackson/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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