Du hast schließlich in der Regel ganze sechs Monate lang Zeit, sich über deine Zukunft in der angenommenen Stelle klar zu werden. Nutze die Probezeit effektiv, um dich an die neue Situation anzupassen und für dich zu klären, ob und wie du in dem neuen Job langfristig glücklich wirst.

Was ist die Probezeit überhaupt?

Du wirst heutzutage kaum noch ein Unternehmen finden, das neue Arbeitnehmer nicht zuerst auf eine vorher festgelegte Probezeit einstellt. Das hat für dich aber nicht nur Nachteile. Die Arbeit auf Probe ermöglicht dir und deinem Arbeitgeber sich klar zu werden, ob die Stelle für dich die richtige ist und wie gut oder schlecht das neue Arbeitsverhältnis funktioniert. Aus rechtlicher Sicht ist die Probezeit nicht gesetzlich vorgeschrieben. Theoretisch könnten die Unternehmen also gänzlich darauf verzichten.

Dauer der Probezeit

Mittlerweile haben sich  (<) sechs Monate als Regel durchgesetzt. Bei sehr verantwortungsvollen Tätigkeiten gegebenenfalls etwas mehr. Bei einer Berufsausbildung sieht das wiederum anders aus: hier sind Probezeiten von mindestens einem und höchstens drei Monaten gesetzlich verpflichtend. So oder so: in dieser Zeit gibt es für dich allerhand Sonderregelungen zu beachten.

Kündigungsregelung in der Probezeit

Einer der großen Unterschiede zwischen Probezeit und regulärem Arbeitsvertrag ist die Kündigungsfrist. Diese ist in der Regel deutlich kürzer und kann ohne Angaben von Gründen beidseitig innerhalb von 14 Tagen wirksam werden. Selbst am letzten Tag der Probezeit ist die kurzfristige Kündigung noch möglich. Hauptgründe für eine Beendigung des Arbeitsverhältnisses in der Probephase sind in der Regel unterschiedliche Vorstellungen hinsichtlich der Zusammenarbeit, mangelnde Fachkenntnisse oder keine bzw. eine unzureichende Teamfähigkeit.

Lese-Tipp: Kündigung in der Probezeit: So machst du weiter

Krank sein in der Probephase?

Ungleich einem unbefristeten Arbeitsvertrag schützt dich eine Krankheit in der Probezeit nicht vor der Kündigung. Der Kündigungsschutz greift in aller Regel sowieso erst nach mindestens sechs Monaten Betriebszugehörigkeit. Auch gibt es keine Verlängerung der Probezeit entsprechend deines krankheitsbedingten Ausfalls. Solange es nicht sittenwidrig ist, droht dir somit trotz Krankheit eine Kündigung durch den Arbeitgeber. Natürlich sollte eine Krankschreibung in der Anfangsphase möglichst vermieden werden. Doch wenn es die Umstände nicht anders erlauben, so hältst du bestenfalls eine ehrliche Rücksprache mit deinem Arbeitgeber bezüglich deines gesundheitlichen Zustandes und dem Zeitpunkt deiner Rückkehr.

Lese-Tipp: Krank in der Probezeit? So wendest du die Kündigung ab

Ab in den Urlaub?

In manchen Betrieben stößt du zu Beginn auf ein halbes Jahr Urlaubssperre in der Probezeit. Zwar steht dir offiziell der gesetzlich geregelte anteilige Urlaub zu, doch kein Arbeitnehmer sieht es gerne wenn du dich gleich zu Beginn deiner neuen Stelle eine ganze Woche oder mehr frei nimmst. Einzelne Tage sollten nach Absprache kein Problem sein. Wird dir in der Probezeit gekündigt, so ist der Arbeitgeber verpflichtet, deine nicht genommenen Urlaubstage auszubezahlen. Am besten besprichst du die individuelle Urlaubsregelung deiner Probezeit gleich beim Unterzeichnen des neuen Arbeitsvertrages. So kommt es später nicht zu Missverständnissen.

Der neue Traumjob?

In den ersten Wochen gibt es bei dem Arbeitnehmer oft immer wieder emotionale Gefühlswellen. An einem Tag kommst du euphorisch nach Hause, am nächsten lief nichts wie es sollte und du stellst dir , deinen Job und den kompletten beruflichen Werdegang in Frage. Diese Gedanken sind völlig normal, sollten dich aber auf keinen Fall zu einer Überreaktion veranlassen. Was hilft sind Check- oder Pro- und Contra-Listen. Hier kommst du zur Ruhe, kannst deinen Kopf freikriegen und wieder klare Gedanken fassen. Am besten definierst du für dich selbst all die Kriterien, die dein Traumberuf erfüllen sollte und sortierst diese nach Wichtigkeit. Als Anreiz könnte dir folgende Checkliste dienen:

  • Kann ich selbständig arbeiten und genieße ausreichende Autonomieräume?
  • Werde ich intellektuell und geistig gefordert?
  • Fühle ich mich wohl mit meinen Tätigkeiten und traue sie mir auch zu?
  • Sehe ich einen Sinn in meiner Arbeit und kann ich sie mit meinen Wertvorstellungen vereinbaren?
  • Empfinde ich die Bezahlung als angemessen?
  • Finde ich genügend Freizeit, um einen Ausgleich zur Arbeit zu finden und meinen Hobbies nachzugehen?
  • Fühle ich mich wohl im Team und wurde freundlich aufgenommen?

Natürlich wirst du niemals den perfekten Job finden. Doch alles in allem solltest du die meisten der Fragen bejahen können und ein gutes Bauchgefühl bei der Sache haben.

Bleiben oder lieber nicht?

Wenn du über einen möglichen Jobwechsel nachdenkst, so kann dir auch hier eventuell eine entsprechende Checkliste helfen. Sie erleichtert dir das Herausarbeiten der Problematik und die Suche nach eventuellen Lösungswegen:

  • Ich fühle mich psychisch oder physisch unwohl und habe die Befürchtung, dass mich der Job auf lange Sicht krank machen könnte.
  • Meine Projekte langweilen mich.
  • Ich fühle mich unter- oder überfordert mit meinen Aufgaben.
  • Ich werde gemobbt, habe das Gefühl ein Außenseiter zu sein oder fühle mich allgemein mit dem Team nicht mehr wohl.
  • Irgendwie sind der Chef und ich auf unterschiedlichen Wellenlängen und können uns gegenseitig nicht gut leiden.
  • Ich habe das Gefühl, das Unternehmen muss wirtschaftliche Einbußen hinnehmen und steuert eventuell auf eine Insolvenz zu.

Bevor du in deiner neuen Stelle dauerhaft unglücklich wirst, sei lieber mutig und suche noch einmal neu.

Grundregeln für die ersten 100 Tage

Ein verpatzter Einstieg könnte eventuelle Aufstiegschancen gleich zu Beginn vernichten. Wir wollen dir hier keine Angst machen…stattdessen geben wir dir die wichtigsten Grundsätze für die ersten 100 Tage im neuen Unternehmen mit auf den Weg: Ganz wichtig ist die Pünktlichkeit. Zum Bewerbungsgespräch oder am ersten Arbeitstag sowieso ein No-Go, aber du kannst dir bestimmt denken, dass wenn du jeden Tag zu spät erscheinst deine Motivation und Hingabe an die neue Stelle recht schnell in Frage gestellt wird.

Ein Tipp: Frage Kollegen nach Fahrgemeinschaften. So bist du erstens immer rechtzeitig zur Stelle und kannst zweitens gleich neue Freundschaften anbahnen.

Wenn du also nun morgens pünktlich auf der Matte stehst, möchtest du sicherlich ein gutes Bild abgeben…im wahrsten Sinne des Wortes. Erkundige dich nach der Kleiderordnung und lasse dich eventuell von deinen Kollegen oder Kolleginnen inspirieren. Im Zweifelsfall gilt immer: schlicht, unauffällig, konservativ. Und da wahre Schönheit bekanntlich von innen kommt gilt ein Grundsatz: Lächeln! Du solltest vielleicht nicht immer mit einem eingefrorenen Lächeln durch die Flure laufen, doch bei ersten Begegnungen kann ein freundliches Auftreten über deine Zukunft in dem Unternehmen entscheiden. Sei aktiv, offen und freundlich. Gehe auf die Leute zu, ohne zu offensiv, vorlaut oder gar schleimend zu sein. Dann gelingt dir der Einstieg in die neue Stelle und das Team schon einmal ohne Missgeschick.

Wir statt Ich!

Menschen entscheiden schnell darüber, ob ihnen ihr Gegenüber sympathisch ist oder nicht. Also achte am besten darauf dich gleich zu Beginn in das neue Team einzufügen statt einen auf Einzelkämpfer zu machen. Wenn du Probleme damit hast dir Namen zu merken, können wir dich beruhigen: Du bist nicht alleine. Also baue dir Eselsbrücken, schreibe mit oder schaue in einem unentdeckten Augenblick noch einmal im Intranet nach. Auch die Nachfrage wird dir der neue Kollege nicht übel nehmen. Beim vierten Mal jedoch könntest du genervte Blicke ernten.

Deine Teamfähigkeit wird nicht nur mit in die Entscheidung für oder gegen die Übernahme nach der Probezeit einfließen, sie kann dir den Arbeitsalltag auch ungemein erleichtern…oder erschweren. Wenn du zu Beginn Fragen hast, so scheue dich nicht davor auf deine Kollegen zuzugehen. Jeder von uns hat schließlich gerne das Gefühl gebraucht zu werden. Zu schüchterne oder egoistische Personen hingegen sind nirgendwo gerne gesehen.

Und was natürlich zu Beginn nicht fehlen darf ist der Einstand. Erkundige dich über die Gepflogenheiten und organisiere ein nettes Beisammensein in der neuen Abteilung. Absolutes No-Go bei fast allen Unternehmen: Alkohol!

Aktiv auf den Chef zugehen

Alles läuft super, mit den Kollegen könnte es nicht besser sein und deine Arbeit meisterst du ohne große Probleme…aber den Chef hast du seit Wochen nicht gesehen und befürchtest er bekommt von all dem nichts mit? Sei mutig und vereinbare einen Gesprächstermin. Hier kannst du offiziell die weiteren Arbeitsziele besprechen. Inoffiziell wird dein Vorgesetzter sich gleichzeitig ein Bild von deinem Einleben in der neuen Stelle machen wollen und du kannst von deinen Erfolgen berichten. Wichtig: Berichten, nicht prahlen! Zudem zeige Eigeninitiative und drehe nicht Däumchen bis dir jemand eine Aufgabe zuteilt.

Hier können auch gerne Vorschläge oder Anregungen zu den Aufgaben, Projekten, Arbeitsabläufen o.ä. geäußert werden. Allerdings immer in einer zurückhaltenden Art und Weise. Denn niemand wird gerne kritisiert oder lässt sich von einem Besserwisser belehren. Vor allem nicht dein Chef. Frage zudem nach einem ersten Feedback und versichere dich dadurch seiner Zufriedenheit mit deiner Arbeit. Sollte Kritik aufkommen, so reagierst du professionell und einsichtig.

Endlich: Das Übernahmegespräch

Das Ende der Probezeit steht vor der Tür. Im besten Fall fühlst du dich wohl und möchtest in deinem neu ergatterten Job bleiben und auch dein Arbeitgeber ist rundum zufrieden. Dann kann es zum letzten Schritt kommen: dem Übernahmegespräch. Dieses ist vergleichbar mit einem Bewerbungsgespräch und kann ähnlich vorbereitet werden. Der Unterschied ist lediglich der, dass sich beide Parteien besser kennen und Feedback geben können.

Dies ist für beide Seiten eine wichtige Chance eigene Verhaltensweisen zu überdenken und sich selbst stetig zu verbessern. Sollte es dennoch Einwände oder Kritik an einer Übernahme hageln, kannst du dich bereits vor dem Gespräch Gegenargumente überlegen. Bringe dich aktiv ein und suche gemeinsame Problemlösungen. Konntest du dich am Ende zu einer Übernahme einigen müssen die Ergebnisse unbedingt schriftlich festgehalten und in den Arbeitsvertrag eingearbeitet werden. Jetzt fehlt nur noch der Termin zu dessen Unterzeichnung, den du direkt anschließend vereinbaren kannst.

Bildnachweis: iStock.com/Cecilie_Arcurs