Die Wechselbereitschaft von Beschäftigten nimmt stetig zu. Eine Civey-Umfrage zeigt jetzt, aus welchen Gründen Arbeitnehmer kündigen und ihrem Arbeitgeber den Rücken zukehren würden.

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Hand aufs Herz: Würdest du dich ein zweites Mal bei deinem jetzigen Arbeitgeber für eine Stelle bewerben? 23,5 Prozent der Beschäftigten, die an einer repräsentativen Umfrage von Civey teilgenommen haben, verneinen diese Frage klar. Heißt: Ein neuer Job bei einem anderen Unternehmen, ein frischer Neustart also, ist – zumindest gedanklich – für viele Menschen nicht ausgeschlossen. 11 Prozent geben „unentschieden“ an.

Die Ergebnisse bestätigen noch einmal, wie es aktuell um den Arbeitsmarkt steht. Denn dieser befindet sich in einem rasanten Wandel. Die Umfrage wurde von der Deutschen Employer Branding Akademie (DEBA) beauftragt. Zwar wird ebenfalls deutlich, dass die Mehrzahl der Arbeitnehmer durchaus bereit wäre, ihrem Arbeitgeber auch eine zweite Chance zu geben. Der Kampf um Personal wird aber immer größer, denn Fachkräfte fehlen noch immer.

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Für die langfristige Mitarbeiterbindung müssen Unternehmen sich jetzt ordentlich ins Zeug legen und bestehende Konzepte, wenn sie nicht den aktuellen Ansprüchen von Arbeitnehmern gerecht werden, über Bord werfen. Die Umfrage gibt aus der Perspektive von Beschäftigten wieder, aus welchen Gründen ihre Kollegen am ehesten bereit sind, das Unternehmen zu wechseln – und genau hier können Unternehmen anknüpfen.

Jobwechsel-Gründe: Deshalb kündigen Arbeitnehmer

1. Gehalt/Geld: 37,7 Prozent

Wenig überraschend und gleichzeitig verständlich in unsicheren Zeiten: Der wichtigste Grund für die Wechselbereitschaft ist laut Umfrage das liebe Geld. Wer bei einem anderen Arbeitgeber mehr verdienen würde, ist bereit, dem aktuellen Unternehmen den Rücken zuzukehren, um einen lukrativeren Job anzunehmen.

Um Arbeitnehmer für sich zu gewinnen und zu binden, ist eine faire Bezahlung und ein attraktives Vergütungssystem für Arbeitgeber deshalb unabdingbar. Auch wenn die Selbstverwirklichung im Job nach wie vor eine wichtige Rolle für Arbeitnehmer von heute spielt, sollte der finanzielle Aspekt, auch mit Blick auf die Konkurrenz, keinesfalls unterschätzt werden.

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Gut zu wissen: Der amerikanische Psychologe Matthew Killingsworth wollte mit der Hilfe einer wissenschaftlichen Studie herausfinden, ob Geld tatsächlich ein Faktor für Glück sein kann. Die Frage wird seit Jahren immer wieder gestellt und heiß diskutiert. Sein Ergebnis: Im Durchschnitt sind Menschen mit einem höheren Einkommen, so der Psychologe, insgesamt glücklicher als diejenigen, die weniger auf dem Konto haben – und außerdem gäbe es beim Jahreseinkommen keine Obergrenze, die definiert, ab wann Geld nicht mehr glücklich machen könne. Auch bei dieser Theorie scheiden sich die Geister, weil einige Forschungen durchaus eine Obergrenze definieren.

2. Kein Spaß bei der Arbeit: 24,8 Prozent

Wer kaum Freude beim Arbeiten empfindet, kommt naturgemäß mit geringer Motivation zur Arbeit. Mit dem fehlenden Spaß am Job geht die Gefahr einer hohen psychischen Belastung einher. Denn der Gegenspieler dieser Art von Leichtigkeit, dem Spaß an der Arbeit, ist der negative Stress. Fast 25 Prozent der Umfrageteilnehmer geben an, dass der fehlende Spaß einer der Hauptgründe für den Arbeitsplatzwechsel ist.

Wie können Arbeitgeber das ändern? Wichtig sind zum Beispiel regelmäßige Pausen für Arbeitnehmer, kleine Ziele und realistische Deadlines – denn Zeit- und Leistungsdruck können echte Spaßkiller sein und die Freude am Job gänzlich rauben. Auch gemeinsame Aktivitäten mit dem Team, die nichts mit dem eigentlichen Job zu tun haben, sowie kreative Freiräume erhöhen den Spaßfaktor.

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3. Kaum Chancen auf Weiterentwicklung: 23,3 Prozent

Monotone Tätigkeiten, Routinearbeit und fehlende Karriereperspektiven können Arbeitnehmer in die Flucht jagen. 23,3 Prozent der Befragten geben fehlende Weiterentwicklungsmöglichkeiten als Jobwechselgrund an. Umso bedeutender ist es für Unternehmen, diese – spätestens jetzt, weil Personal fehlt und Beschäftigte aktuell schneller wechseln – zu etablieren.

Geeignet sind Zusatzaufgaben im Team und Unternehmen, Lernmöglichkeiten, die Chance, Aufgaben außerhalb des eigenen Verantwortungsbereichs kennenzulernen und zum Beispiel eine individuelle Karriereberatung für Arbeitnehmer.

4. Komplizierte Führungskräfte: 23,1 Prozent

Dass Arbeitnehmer häufig bereit sind, ihren Job wegen des Chefs zu wechseln, wurde in den letzten Jahren immer wieder diskutiert. Und auch in dieser Umfrage geben rund 23 Prozent der Beschäftigten an, dass sie glauben, ihre Kollegen würden den Job auch wechseln, wenn sie ihre direkten Vorgesetzten als schwierig empfinden.

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Die Ansprüche von Arbeitnehmern wachsen deutlich: Sie wünschen sich professionelle Führung, die wertschätzend, transparent, empathisch und fair stattfindet – und nicht einfach nur von oben herab. Ein Umdenken für Unternehmen, die immer noch an altbackenen Führungskonzepten festhalten, ist deshalb längst überfällig.

5. Wenig Verbundenheit (Identifikation) mit Arbeitgeber: 15,6 Prozent

Beschäftigte, die kein Zusammengehörigkeitsgefühl empfinden und sich mit den Werten eines Unternehmens nicht identifizieren können, würden ebenfalls das Unternehmen wechseln – zumindest 15,6 Prozent der Umfrageteilnehmer denken das über ihre Kollegen.

Wertarbeit ist ein wichtiger Bindungsfaktor für Mitarbeiter, den Arbeitgeber in Angriff nehmen sollten. Es gilt, Verbindungspunkte zu schaffen, die Beschäftigte berühren, sie als wertvollen Teil des Unternehmens zu integrieren und ihnen zu zeigen, dass sie mit ihren Bedürfnissen sowie Fähigkeiten verstanden und gesehen werden. So steigt die Bindung zum Arbeitgeber und auch die Arbeitsmotivation.

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6. Probleme mit dem Teamgeist: 10,7 Prozent

Häufige Diskussionen, Ablehnung, Mobbing, Ausgrenzung: Wenn der Teamgeist fehlt und sich beispielsweise Grüppchen bilden, ist das für viele Arbeitnehmer besonders unangenehm. Zwar steht der Punkt „mangelhafter Teamgeist“ nicht ganz oben auf der Liste. Denn nur 10,7 Prozent nennen diesen als Wechselgrund. Dennoch macht ein starkes Teamgefühl oft den entscheidenden Unterschied, wenn es darum geht, zu gehen oder zu bleiben.

Was den Teamgeist fördern kann:

7. Wackelige Zukunftsaussichten des Unternehmens: 6,5 Prozent

Auf dem letzten Platz landet der Wechselgrund „unsichere Zukunft“ in Bezug auf das kriselnde Unternehmen. 6,5 Prozent finden also, dass ihre Kollegen gehen, weil sie nicht sicher sind, ob der Arbeitgeber in überleben wird. In unsicheren Zeiten bleibt Unternehmen deshalb nur eine Sache: Sie kommunizieren deutlich, wie es um den Betrieb steht, was in naher Zukunft geplant ist und wie die langfristigen Unternehmensziele aussehen.

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Machen Beschäftigte sich berechtigte Sorgen um die Zukunft des Unternehmens? In diesem Zusammenhang ist Transparenz und Sicherheit besonders wichtig für diejenigen, die angestellt sind. Ist abzusehen, dass Mitarbeiter entlassen werden müssen, sollten diese die Chance bekommen, sich darauf vorzubereiten. Wer völlig im Dunkeln tappt, wird sich ohnehin auf die Suche nach einer Alternative begeben.

Die Kündigungsgründe variieren abhängig vom Alter

Rund 38 Prozent verlassen der Umfrage nach den Arbeitgeber aufgrund des Renteneintritts. Die Babyboomer-Generation macht langsam „Feierabend“. Damit ist dieser Punkt zwar der mit der höchsten Prozentzahl. Aufgrund des automatischen Austritts wegen der Rente aber keiner, der in Bezug auf die Wechselbereitschaft berücksichtigt werden muss.

Erwähnenswert ist die Tatsache, dass es einige feine Unterschiede bei den Generationen gibt. Die Gründe für eine Wechselbereitschaft lassen sich mit dem Alter verknüpfen. Auffällig ist zum Beispiel, dass bei Beschäftigten im mittleren Alter – etwa ab 35 Jahren – vor allem der finanzielle Aspekt eine besonders bedeutende Rolle spielt, während Arbeitnehmer, die einer jüngeren Generation angehören, sich mehr Freude und Spaß wünschen. Ist die Arbeit öde, wäre demnach Gen Z eher bereit, den Job beim jetzigen Unternehmen aufzugeben.

Bild: baona/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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