Glück kann nicht gekauft werden. Diese Meinung ist in unserer Gesellschaft weit verbreitet. Sie dient all jenen Menschen als Trost, die sich Tag für Tag mit einem Minimum an finanziellen Mitteln durchschlagen müssen und sich gerade so ein Dach über dem Kopf sowie ausreichend Lebensmittel für ihre Familie leisten können. Mit Geld wärst du auch nicht glücklicher. Eine aktuelle Studie beweist das Gegenteil: Glück lässt sich durchaus mit Geld kaufen.

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Kein Geld macht nicht glücklich…

Wenn eine Sache in den Fragen des Geldes sicher ist, dann, dass Armut nicht glücklich macht. Du bist zwar nicht unbedingt zum Unglücklichsein verdammt, denn auch mit Minimalismus lebt es sich manchmal ganz gut, doch wer ständig unter der Sorge leidet, wie im nächsten Monat ausreichend Essen auf den Tisch kommen soll, wird niemals so unbeschwert leben wie es mit einem gedeckten Bankkonto der Fall wäre. Es sind also vor allem die psychischen Faktoren, welche bei Geldmangel belastend wirken: Angst, Sorge, Unsicherheit. Dass Sicherheit ein Grundbedürfnis des Menschen ist und welche Rolle sie in dessen Leben einnimmt, kannst du in folgendem Artikel nachlesen:

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Das gilt ebenso für finanzielle Belange! Auch, wenn du trotz Armut einigermaßen glücklich bist, wärst du es mit finanzieller Sicherheit noch ein wenig mehr – garantiert. Das bedeutet nicht, dass du nach Reichtum oder einem Platz auf der Liste der reichsten Menschen der Welt streben musst, um glücklich zu sein. Doch du solltest zumindest versuchen, finanziell auf einen grünen Zweig zu kommen, um unerwartete Investitionen, Schicksalsschläge wie eine Krankheit beziehungsweise einen Jobverlust oder andere finanzielle Herausforderungen stemmen zu können. Zudem bleiben dann vielleicht am Ende des Monats noch fünf, zehn oder 100 Euro übrig, mit welchen du dir „Glück“ kaufen kannst.

…aber viel Geld auch nicht? Von wegen!

Schon solche kleinen Beträge können dafür völlig ausreichend sein. Wir sprechen hier also nicht von der Villa am Strand oder dem Lamborghini in der Garage. Dennoch ist es laut einer aktuellen Studie möglich, sich Glück tatsächlich mit Geld zu kaufen. Das behauptet jedenfalls Michael Norton in seinem aktuellsten TED Talk.

Norton möchte in erster Linie herausfinden, wie die finanzielle Situation sowie der Umgang mit Geld mit dem persönlichen Lebensglück eines Menschen korrelieren. Eine seiner berühmtesten Erkenntnisse ist bis heute im Zuge seiner Forschungen folgende: Geld macht dich glücklicher, wenn du es in Erlebnisse wie einen Urlaub investierst, anstatt in materielle Dinge wie neue Kleidung oder einen Sportwagen.

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Lese-Tipp: Geld macht nicht glücklich – Erlebnisse schon!

Geld kann also durchaus glücklich machen, wenn du es richtig einzusetzen weißt. Schlussendlich sind es in diesem Fall aber die Erlebnisse, welche das Plus an individuell empfundenem Glück verursachen, nicht das Geld selbst. Er forschte deshalb weiter, um der Frage auf den Grund zu gehen: Macht Geld glücklich oder nicht?

Die „Art und Weise“, wie du Geld verdienst, ist nicht unwichtig

Du brauchst mehr im Leben als Geld, um glücklich zu sein, das ist klar. Zudem hat die Art und Weise, wie du dein Geld verdienst, großen Einfluss auf dein Verhältnis zu deinen Finanzen: So zeigten Studien bereits eindeutig, dass Geld kurzfristig glücklich macht, wenn es ehrlich, legal und moralisch einwandfrei verdient wurde. Langfristig sind hingegen andere Faktoren wie die Qualität der sozialen Beziehungen eines Menschen oder dessen Gesundheit ausschlaggebender für das individuelle Lebensglück. Und wurde das Geld unrechtmäßig auf Kosten anderer, sprich unmoralisch, oder illegal generiert, hat es in der Regel nicht einmal eine kurzfristige positive Wirkung auf dein Gemüt.

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Lese-Tipp: Studie beweist: Nur unter einer Voraussetzung macht Geld wirklich glücklich

Du siehst bereits, dass der Zusammenhang zwischen Geld und Glück komplexer ist, als du vielleicht vermutet hättest und als wir es uns wohl alle wünschen würden. Wäre es nicht schön, wenn wir uns mit fünf, zehn oder 100 Euro einen Topf voller Glück kaufen könnten? Andererseits: Was würde das für die ärmeren Bevölkerungsschichten bedeuten? Genau solchen Fragen stellt sich Michael Norton als Philosoph tagtäglich. In diesem Zuge ist er auf eine interessante Theorie gestoßen, welche er mittlerweile durch empirische Studien belegen konnte: Sich Glück zu kaufen, ist indirekt tatsächlich möglich. Aber wie?

Du kannst dir Glück mit Geld kaufen, indem du…

…es für andere Personen ausgibst, anstatt für dich selbst. Ganz einfach! Um seine Theorie zu überprüfen, untersuchte Michael Norton erst einmal, wofür der Durchschnittsmensch sein Geld ausgibt. Dies ist in erster Linie der Mensch selbst. Er kauft sich ein Auto, etwas zum Trinken, neue Kleidung oder eine Kinokarte. Vielleicht gibt er großzügig manchmal seinen Freunden eine Runde aus oder lädt eine Freundin zum Essen ein – doch das ist meist bereits das Höchste der Gefühle. Das Spannende an der Sache ist: Je mehr Geld ein Mensch hat, umso geiziger ist er in der Regel und umso weniger ist er bereit, dieses für andere Personen auszugeben. Arme Menschen neigen hingegen eher dazu, wenn sie hin und wieder zu etwas mehr Geld kommen dieses großzügig an Freunde und Familie zu verteilen – manchmal auch zu großzügig. Es droht nämlich stets die Gefahr, vom sozialen Umfeld ausgenutzt zu werden.

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Warum sind gerade reiche Menschen so geizig?

Vor allem reiche Menschen tendieren zu einem großen Misstrauen. Sie gehen davon aus, dass viele ihrer angeblichen Freunde nur auf ihr Geld aus seien – und damit liegen sie nicht immer falsch. Wenn du zudem einem Freund Geld leihst, schenkst oder Dinge wie ein Essen oder einen Urlaub für ihn bezahlst, wird der Nächste unter Umständen neidisch. Das Geld für andere Personen auszugeben, kann daher zu zahlreichen Konflikten führen. Der einfachere Weg ist es, geizig mit dem eigenen Vermögen zu hantieren. Leider übertreiben es viele wohlsituierte Menschen mit dem Egoismus und werden dadurch auf Dauer einsam – und damit zwangsweise unglücklich.

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Es scheint also nicht der richtige Weg zum Glück zu sein, sein Geld stets für sich selbst – oder überhaupt nicht – auszugeben. Was passiert, wenn du es stattdessen für andere Menschen ausgibst? Diese Frage haben sich Michael Norton und sein Team gestellt. Sie gaben also einer Testgruppe von Personen Geld, um dieses bis 17 Uhr des laufenden Tages für einen anderen Menschen auszugeben. Die Kontrollgruppe erhielt denselben Betrag, um diesen bis 17 Uhr des Tages für sich selbst auszugeben, wie es die meisten Personen ohnehin machen würden. Bei diesen Beträgen handelte es sich nicht um große Summen. Es waren stattdessen je fünf oder 20 kanadische Dollar. Was passierte?

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Eine gute Tat am Tag steigert das subjektive Glücksgefühl

Nach 17 Uhr riefen die Wissenschaftler die Testpersonen an. Sie fragten diese, wofür sie das Geld ausgegeben hatten und wie sie sich nun fühlten. Die Ergebnisse waren verblüffend eindeutig: Die Testgruppe, welche das Geld für andere Personen ausgegeben hatte, war durchweg glücklicher als die Kontrollgruppe, die das Geld in sich selbst investieren durfte. Es scheint also glücklicher zu machen, einem Fremden einen Kaffee zu schenken, als sich selbst einen bei Starbucks zu holen. Eine immense Wirkung für wenig Geld – wie gesagt, handelte es sich dabei um lediglich fünf beziehungsweise 20 kanadische Dollar. Laut Michael Norton machte es die Probanden also glücklicher,

  • ein Kuscheltier für die Nichte zu kaufen,
  • das Geld einem Obdachlosen zu spenden oder
  • Freunden einen Kaffee auszugeben,

als diesen selbst zu genießen, sich neues Makeup, Kleidung oder Schmuck zu kaufen. Um bei dem Beispiel „Kaffee“ zu bleiben, macht also genau dieselbe Investition zu dem gleichen Betrag deutlich glücklicher, wenn du diese für jemand anderen tätigst als für dich selbst. Norton fand zudem heraus, dass der Geldbetrag hinsichtlich des „Glücksbetrages“ irrelevant war, sprich fünf Dollar machten ebenso glücklich wie 20 Dollar – wenn sie eben für eine andere Person ausgegeben wurden. Die Menschen, die das Geld für sich selbst ausgaben, fühlten sich hingegen unverändert. Sie waren weder glücklicher noch unglücklicher als zuvor, egal, ob sie fünf oder 20 Dollar erhalten hatten.

Arm oder reich – Mensch bleibt Mensch

Im Sinne der Repräsentativität der Forschungsergebnisse wollten Michael Norton und sein Team die Studie aber noch in einem weniger wohlsituierten Land durchführen. Die Frage war also: Macht es auch arme Menschen glücklicher, Geld für andere Personen auszugeben, wenn diese selbst ihr Leben lang an Geldmangel leiden? Oder wissen diese es vielleicht mehr zu schätzen und sind dadurch glücklicher, wenn sie es für sich selbst ausgeben? Auch hier lautete das verblüffende Ergebnis der Studie in Uganda: Sogar ein Mensch, der sich selbst kaum Essen kaufen oder Luxus in irgendeiner Form leisten kann, wird durch Geld nur glücklicher, wenn er es für andere Personen als sich selbst ausgibt. Faszinierend, oder?!

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Irrelevant war zudem, ob das Geld für einen „unwichtigen“ Zweck wie ein Geschenk für Verwandte ausgegeben wurde oder für einen „überlebenswichtigen“ wie eine Krankenhausbehandlung für ein an Malaria erkranktes Kind. Es scheint also tatsächlich nicht an der konkreten Art und Weise zu liegen, wie du dein Geld für andere Personen ausgibst. 

Was du also tun solltest? Dein Ausgebeverhalten überdenken!

Wenn du fortan glücklicher leben möchtest, kannst du dir das also tatsächlich mit Geld kaufen. Alles, was du dafür tun musst, ist, dein Geld für andere Personen auszugeben. Das solltest du aber natürlich nicht mit deinem gesamten Vermögen tun. Nehme dir stattdessen vor, einen Euro pro Tag, sprich sieben Euro pro Woche – oder wie viel du dir leisten kannst und willst – für einen anderen Menschen auszugeben. Du wirst sehen: Gutes tun macht glücklicher als jedes materielle Gut, das du dir kaufen kannst.

Und wie können Arbeitgeber dieses Wissen für sich nutzen?

Zuletzt wollte Michael Norton auch noch wissen, ob und wie sich dieser Effekt auf der Unternehmensebene einsetzen lässt. Er wandte sich dafür an Verkaufsteams im Außendienst. Auch diesen Teammitgliedern gab er je 15 Euro, die sie entweder für sich selbst oder für einen Kollegen ausgeben sollten. Das erstaunliche Ergebnis: Jene Teams, die ihr Geld für ihre Kollegen oder eine gemeinsame Aktivität ausgaben, waren anschließend im Verkauf erfolgreicher als die „egoistische“ Kontrollgruppe. Als „prosoziale Teams“ bezeichnet Norton die nun leistungsstärkeren Teams, die ihr Geld in das Miteinander investiert haben. Selbige Leistungssteigerung ließ sich bei Völkerballteams beobachten – die es in der Regel ja eher im Hobby- statt im Unternehmensbereich gibt. Es scheint also ein Konzept zu sein, das in jedem beliebigen Team funktioniert. Was du als Arbeitgeber oder Führungskraft nun mit dieser Information anfangen möchtest, bleibt dir überlassen.

Bildnachweis: iStock.com/DeanDrobot

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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