Viele Menschen streben im (Berufs-) Leben nach dem großen Geld. Sie träumen von einem freistehenden Haus, dem schnellen Auto oder einem luxuriösen Urlaub. Neueste Studien belegen jetzt aber: Wer sein Geld statt für Materielles in Erlebnisse investiert, ist deutlich glücklicher. Warum also Reichtum, das Haus oder das Auto schlussendlich gar nicht so wichtig sind und Sie vielleicht lieber darüber nachdenken sollten, Ihre Arbeitszeit zu reduzieren, möchten wir Ihnen heute verraten.

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Glück kommt nicht von außen, sondern von innen

Würden Sie sich selbst als glücklich bezeichnen? Und wenn nicht, was fehlt Ihnen noch zur vollsten Zufriedenheit? Viele Menschen werden jetzt vor allem materielle Güter aufzählen. Sie träumen von einem neuen Auto, der Villa am Strand, einer eigenen Yacht oder sogar dem Privatjet. Tag für Tag sehen wir im Fernsehen und Internet das scheinbar „perfekte“ Leben der Promis und auf Facebook, Instagram & Co sieht sogar der Alltag unserer Freunde, Bekannten und Nachbarn irgendwie schöner aus als der unsere.

Wir leben in einer „Casting-Gesellschaft“. Gerade die jüngeren Generationen, die sogenannten „Digital Natives“ – also jene Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die mit den neuen Medien, dem Internet und Social Media aufgewachsen sind – haben von klein auf gelernt, immer nach rechts und links zu blicken und sich im ewigen Vergleich mit der „Peer Group“ einem ständigen Kampf zu widmen, wer denn nun reicher, schöner oder schlichtweg perfekter ist. Das Problem an der Sache ist nur: Glücklich macht diese Lebenseinstellung nicht. Im Gegenteil: Sie bringt immer mehr Narzissten hervor und Menschen, die in chronischer Unzufriedenheit mit sich selbst und ihrem Leben leben. Zufriedenheit ist zu einem seltenen Gut geworden. Despressionen, Angststörungen & Co nehmen derweil in rasantem Tempo zu.

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Und genau diese Narzissten sowie Psychopathen sind es, die dem großen Geld hinterherjagen, eine steile Karriere hinlegen und trotz allem Erfolg im Laufe des Lebens doch nur immer unglücklicher werden. Ihr Hunger nach Reichtum ist unstillbar. Das „Loch“ – welches eigentlich eine Sehnsucht nach (Selbst-) Liebe, Bestätigung und menschlicher Wärme ist – macht sich immer größer sowie schmerzhafter bemerkbar und irgendwann kommt bei den meisten Betroffenen früher oder später doch die Einsicht: Geld (allein) macht nicht glücklich. Aber was dann?

Statistik: Was glauben Sie, was macht einen Menschen glücklich? | Statista
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Gerade diese unendlichen Möglichkeiten, welche uns die moderne Welt liefert, verleiten also dazu, immer „mehr“ zu wollen – anstatt einfach mit dem, was wir bereits haben, zufrieden zu sein. Auch Menschen, bei welchen keine handfeste Persönlichkeitsstörung wie Narzissmus oder Psychopathie zugrunde liegt, fühlen sich in der komplexen (Geschäfts-) Welt häufig überfordert. Es fehlt an konkreten Zielen und einer realistischen Vorstellung davon, was es denn wirklich ist, das „glücklich“ macht. Die Generation Y wird deshalb auch als „Generation Maybe“ oder „Generation beziehungsunfähig“ bezeichnet.

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Gleichzeitig hat sie aber ihren Vorgängergenerationen eine wichtige Erkenntnis voraus: Sie besinnt sich zunehmend zurück auf traditionelle Werte. Familie, Freizeit und persönliche Freiheit stehen für die Digital Natives an oberster Stelle. Langsam aber sicher scheint „die Jugend von heute“ zu begreifen, dass sie ihr Lebensglück nicht im Internet, im Job oder durch Reichtum findet. Wahres Glück können Sie sich nämlich nicht kaufen, sondern es kommt von innen.

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Was ist es also, das einen Menschen „glücklich“ macht?

An genau dieser Lebenseinstellung der jungen Generation Y verzweifeln derzeit die Arbeitgeber. Sie bezeichnen die Digital Natives als stur, eigensinnig, egoistisch und schwierig. Aus Sicht der jungen Fachkräfte sind es aber genau diese Attribute, welche sie zu mehr Lebensglück führen werden als ihre Eltern- und Großelterngenerationen. Die Generation Y möchte nicht mehr leben, um zu arbeiten. Sie möchte stattdessen so wenig wie möglich arbeiten, um so viel wie möglich zu leben. Geld und materielle Werte spielen für sie keine große Rolle mehr. Sie legt stattdessen Wert auf ausreichend Zeit mit Familie und Freunden, Zeit- sowie Ortssouveränität und persönliche Freiheit, um zum Beispiel auf Reisen zu gehen.

Statistik: Top 5 Aktivitäten die die Deutschen glücklich machen (2010) | Statista
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Auf die Frage, was es denn sei, was sie wirklich (!) glücklich mache, antworten schließlich die meisten Deutschen: Eine Umarmung, Zeit mit der Familie oder Erlebnisse mit Freunden. Geld? Auto? Haus? Luxusyacht? In allen Studien rund um das Lebensglück sind diese Aspekte überraschend unwichtig. Wahres Glück findet laut dem heutigen Stand der Forschung hingegen der Mensch, der seinen Kopf „abschalten“ und stattdessen vollständig im Moment leben kann. Dies erlaubt ihm, aus der Gedankenspirale zwischen Erinnerungen an die Vergangenheit – oder sogar Reue – und Sorgen bezüglich der Zukunft auszubrechen und den Augenblick in vollen Zügen zu genießen.

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„Im Moment leben“ – das ist allerdings vor allem für Ungeübte leichter gesagt als getan. Die Forscher Amit Kumar, Matthew A. Killingsworth und Thomas Gilovich entwickelten in ihrer Studie „Waiting for Merlot“ aber eine andere Lösung. Sie fanden nämlich heraus, dass die Vorfreude auf ein Erlebnis ähnlich positive Aspekte auf das individuell erlebte Glück hat wie das vollständige „Leben im Moment“ durch Meditation, Yoga & Co. Sie lenkt von Zukunftssorgen ab und schafft neue intrinsische Motivation. Und genau diese Vorfreude ist bei Erlebnissen deutlich größer als bei materiellen Dingen. Sie empfinden also bereits vorab mehr Glücksgefühle, wenn Sie einen Urlaub mit Ihren Liebsten planen statt den Kauf eines neuen Autos. Das Warten auf materielle Güter sorgt hingegen sogar für Gefühle der Ungeduld, welche die Betroffenen kurzfristig unglücklicher machen können.

Erlebnisse machen vorab glücklicher – und danach!

Wer sein Geld also lieber für immaterielle Dinge ausgibt als für materielle, ist bereits lange vor deren „Erhalt“ deutlich glücklicher. Doch dabei bleibt es nicht: Auch nach dem Erlebnis, zum Beispiel einer Familienwanderung am Wochenende, hält das Glücksgefühl deutlich länger an als beim Erwerb materieller Güter. Hierfür konnten die Forscher gleich mehrere Gründe identifizieren:

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  • Immaterielle Investitionen wie Erlebnisse verleiten uns weniger dazu, diese mit der „Peer Group“ zu vergleichen.
  • „Abenteuer“ bleiben länger im Gedächtnis und rufen bei jeder Erinnerung daran erneute Glücksgefühle hervor. Der Gedanke daran, dass der mittlerweile alte Porsche vor der Tür auch einmal neu war, macht hingegen eher unzufrieden und weckt den Wunsch, sich schnell ein neues Auto zu kaufen (die altbekannte „Konsumspirale“).
  • Besonders groß sind diese Glücksgefühle, wenn Sie die Erlebnisse mit Familie oder Freunden geteilt haben und nun gemeinsam in Erinnerungen schwelgen, Fotos betrachten oder herzhaft über die lustigen Anekdoten lachen können.

Hand aufs Herz: Was denken Sie denn, woran Sie sich auf Ihrem Sterbebett zurückerinnern werden? An Urlaube, durchfeierte Nächte und die Sonntagnachmittage mit Ihren Kindern im Garten? Oder an Ihr Eigenheim, das Auto und die zahlreichen einsamen Geschäftsreisen in luxuriösen Hotelzimmern?

Erlebnisse sind ein Ausweg aus dem Dilemma der heutigen Zeit

Unsere „Casting-Gesellschaft“ hat derzeit ein großes Dilemma: Sie kann sich nicht entscheiden, ob ihr eigenes Lebensglück wichtiger ist oder der Vergleich mit der „Peer Group“. Wir möchten Ihnen das an einem möglichst einfachen Beispiel erklären:

In Umfragen konnte sich der Großteil der Menschen nicht entscheiden, ob er lieber ein hohes Gehalt hätte, das aber dennoch niedriger ist als das des sozialen Umfelds, oder ob er stattdessen ein geringeres Gehalt bevorzugen würde, wenn es dafür höher ist als jenes der „Peer Group“.

Klingt dämlich? Ist aber so! Bei Erlebnissen gibt es dieses Dilemma interessanterweise nicht:

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Bei Erlebnissen wählen hingegen alle Befragten lieber vier Wochen Urlaub, selbst wenn ihre „Peer Group“ acht Wochen erhält, als zwei Wochen, wenn das soziale Umfeld nur eine Woche hätte.

Die Schlussfolgerung, weshalb Erlebnisse so viel glücklicher machen als materielle Dinge, ist laut Forschern also: Erlebnisse werden weniger mit sozialem Status, Selbstbewusstsein oder der eigenen Identität in Verbindung gebracht. Sie erlauben eine Rückbesinnung auf uns selbst, ohne den Einfluss von äußeren Faktoren. Dadurch unterbrechen sie den ewigen Kreislauf des Vergleichs unserer „Casting-Gesellschaft“ und lehren Sie wieder den simplen Schlüssel zum Glück: Zufriedenheit – und zwar unabhängig von „den anderen“.

Fazit: Investieren Sie Zeit und Geld lieber in Erlebnisse als in Materielles

Wir haben Ihnen jetzt also erklärt, dass und weshalb Sie Ihr Geld und Ihre Zeit lieber in Erlebnisse investieren sollten als in Materielles. Nur so werden Sie auf Dauer wirklich glücklich werden, aus dem krankmachenden Dilemma unserer „Casting-Gesellschaft“ ausbrechen und stattdessen langfristig gesund sowie zufrieden bleiben. Nehmen Sie sich daher ein Beispiel an der so häufig kritisierten Generation Y und denken Sie einmal darüber nach, Ihre Arbeitszeit – und damit auch Ihr Gehalt – auf das Nötigste zu reduzieren und stattdessen wieder wirklich zu „leben“.

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Die meisten Erlebnisse sind nämlich überhaupt nicht teuer, teilweise sogar völlig kostenfrei. Also verabschieden Sie sich von veralteten Denkmustern wie „Zeit ist Geld“ und fragen Sie sich stattdessen: Welches Geld – oder materielle Gut – der Welt wäre es wert, den Nachmittag mit der Familie, den Urlaub mit Freunden oder den Bungee-Sprung zu verpassen?

Geben Sie uns Recht oder rollen Sie sich Ihnen bei diesen Worten die Fußnägel auf? Was ist Ihnen persönlich wichtiger – Geld oder Zeit? Und welche Erlebnisse hätten Sie um nichts in der Welt verpassen wollen, weil Sie sich für immer mit einem Lächeln daran zurückerinnern werden? Waren diese teuer oder vielleicht sogar kostenlos? Wir freuen uns auf Ihre spannende Diskussion in den Kommentaren!

Bildnachweis: Photo by Justin Luebke on Unsplash

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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