Sind Sie gerade mit Ihrem Abitur oder dem Studium fertig und wissen noch nicht genau, wo der berufliche Weg hingehen soll? Oder Sie haben bereits einen Job, durchleiden derzeit aber eine Sinnkrise, ob er die richtige Wahl war? Der „Traumberuf“ ist häufig gar nicht so einfach zu finden oder entpuppt sich in der Realität als Enttäuschung. Wie also finden Sie Ihre wahre Bestimmung?

Gibt es den Traumberuf überhaupt?

Viele Menschen sprechen immer vom „Traumberuf“ oder „Traumjob“ und würden als absoluten Traumberuf jene Tätigkeiten nennen, bei welchen man ein Hobby zum Beruf macht z. B. als Instagramliebling oder TikTokstar. Allerdings arbeitet nur ein Bruchteil der Menschen tatsächlich in diesen Berufen und berühmt oder reich werden ohnehin nur die wenigsten. Ebenso viele Personen studieren Jura oder Medizin, weil es die Eltern so wollen, aufgrund der guten Abiturnote und dem hohen gesellschaftlichen Ansehen, das mit diesen Berufen einhergeht. Doch sollte sich der „Traumberuf“ wirklich an solchen Kriterien ausrichten: Geld, Ruhm, Anerkennung, Macht? Für uns bedeutet der Traumberuf vielmehr einen Sinn in seiner Tätigkeit zu sehen, Spaß an der Arbeit zu haben, sich „erfüllt“ zu fühlen – und natürlich finanziell ausreichend gut davon leben zu können.

Eine solche Tätigkeit zu finden, fällt vielen Menschen aber äußerst schwer. Sie jagen daher nicht selten „falschen“ Traumberufen nach und sind hinterher bitter enttäuscht, wenn sich dieser als monoton, stressig, langweilig oder schlichtweg unerreichbar herausstellt.

Traumberuf und Traumjob sind zwei unterschiedliche Dinge

Den Traumberuf – oder sagen wir einmal „passenden“ Beruf – gibt es für jeden von uns. Das Problem ist, dass dieser nicht auch unbedingt mit dem Traumjob einhergeht. So können Sie durchaus Ihre Erfüllung in der IT finden, fühlen sich aber vielleicht einfach in Ihrem Unternehmen nicht wohl, haben Probleme mit Ihrem Vorgesetzten oder arbeiten in einem anderen als Ihrem liebsten Spezialgebiet. Sie müssen daher auf dem Weg zu einem erfüllten Berufsleben in zwei Schritten vorgehen: Erst müssen Sie Ihren Traumberuf finden und anschließend Ihren Traumjob. Heute soll es um die Suche nach dem Traumberuf gehen. Wie also finden Sie Ihre „Berufung“?

Die Berufung zum Beruf machen: So gehen Sie dabei vor

Laut einer bei Statista veröffentlichten Umfrage gaben im Jahr 2019 die Hälfte der 15- bis 24-Jährigen an, bereits einen Traumberuf zu haben. Die verbleibenden 50 Prozent sind also noch unentschlossen.

Statistik: Haben Sie einen Traumberuf, etwas, das Sie am liebsten werden würden, wenn Sie es sich frei aussuchen könnten? | Statista
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Gehören auch Sie zu den 50 Prozent ohne Traumberuf? Dann ist es an der Zeit, das zu ändern. Gehen Sie dafür wie folgt vor:

Schritt 1: Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst

Zeit ist das mitunter kostbarste Gut, das Sie haben. Zwischen Schule, Job, Familie und Freunden, haben viele Menschen aber gar keine Zeit mehr für sich selbst. Sie nehmen daher häufig auch gar nicht wahr, ob sie glücklich, gestresst, müde oder wütend sind. Halten Sie deshalb wieder einmal inne und nehmen Sie sich Zeit für sich selbst. Setzen Sie hierfür einen festen Rahmen, zum Beispiel jeden Mittwochabend, und halten Sie diese Zeiten fix ein. Das ist nicht nur für die Suche nach Ihrem Traumberuf wichtig, sondern um Ihr Leben allgemein einmal auf den Prüfstand zu stellen und so gesünder und glücklicher zu werden.

Schritt 2: Schreiben Sie Ihre Gedanken nieder

In diesen Momenten, in welchen Sie ganz alleine und ungestört sind, können Sie jetzt einmal frei Ihren Gedanken und Träumen nachhängen. Schreiben Sie Ideen, die für die Suche nach Ihrem Traumberuf wichtig sind, am besten direkt auf ein Blatt Papier. Unternehmen Sie Traumreisen, hängen Sie Erinnerungen nach oder lassen Sie Ihren Gedanken einfach freien Lauf.

Schritt 3: Gezielte Fragen stellen

Egal, ob Sie nun bereits einige Ideen auf Ihrem Zettel vermerkt haben, oder immer noch völlig planlos sind: Nun ist es an der Zeit, dass Sie sich selbst gezielt Fragen stellen und die Antworten ebenfalls aufschreiben. Die Fragen können wie folgt aussehen:

  • Was macht mir Spaß?
  • Was macht mir überhaupt keinen Spaß oder bereitet mir stattdessen sogar Stress?
  • In welchem Umfeld fühle ich mich wohl?
  • Wo sehe ich meine Talente?
  • Welche sind meine Schwächen?
  • Möchte ich lieber alleine arbeiten, mit Menschen oder mit Tieren?
  • Brauche ich handfeste Ergebnisse meiner Arbeit?
  • Machen mir handwerkliche Tätigkeiten Spaß oder abstrakte?
  • Kann ich den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen oder muss ich mich bewegen?
  • Was kann ich mir überhaupt nicht vorstellen?

Schritt 4: Andere Meinungen einholen

Manchmal fällt es schwer, diese Fragen selbst zu beantworten, oder Sie stehen einfach sprichwörtlich „auf dem Schlauch“. Es kann dann durchaus hilfreich sein, sich die Meinungen Dritter einzuholen. Dieser vierte Schritt ist aber kein Muss, denn schlussendlich sollten Sie auf Ihre innere Stimme hören und nicht auf all die Stimmen, die Ihnen tagtäglich von außen sagen, was Sie tun sollten, könnten, müssten. Dennoch: Gerade Ihnen nahestehende Personen können Ihnen vielleicht hilfreiche Aufschlüsse über Ihre Talente und Fähigkeiten geben. Zudem können sie Sie auf Schwächen hinweisen, die Sie selbst vielleicht nicht wahrhaben wollen und daher bei der Suche nach Ihrem Traumberuf einfach ausblenden.

Schritt 5: Selbstbestimmt leben und lernen, „Nein“ zu sagen

Wichtig ist allerdings, dass Sie diese Meinungen objektiv betrachten können. Machen Sie sich frei von äußeren Zwängen und trauen Sie sich auch „Nein“ zu sagen, zum Beispiel, wenn Ihr Vater unbedingt möchte, dass Sie Jura studieren und seine Kanzlei übernehmen, diese Vorstellung für Sie aber der absolute Horror ist. Es ist Zeit, dass Sie Ihr Leben selbstbestimmt in die Hand nehmen. Und dafür ist es übrigens nie zu spät: Selbst, wenn Sie bereits eine abgeschlossene Ausbildung und einen Job haben, können Sie jederzeit eine Umschulung machen, den Schritt in die Selbstständigkeit wagen oder als Quereinsteiger nach dem wahren Traumberuf suchen. Ein bisschen Mut gehört natürlich dazu und niemand hat behauptet, dass es einfach ist. Aber es lohnt sich: Für Sie, Ihr Glück und Ihre Gesundheit.

Schritt 6: Die Ideen ordnen

Sie sollten nun Listen mit Berufen haben, die Sie sich eventuell vorstellen können, mit Ihren Stärken und Schwächen, Ideen und absoluten No-Gos. Nun ist es an der Zeit, diese sinnvoll zu ordnen. Hierfür sollten Sie erst einmal die Tätigkeiten heraussuchen, die Sie machen möchten. Dafür benötigen Sie noch keine konkrete Berufsvorstellung, es geht also erst einmal darum, was Sie konkret „tun“ möchten. Schreiben Sie diese in die erste Zeile einer Tabelle. Darunter listen Sie nun Ihre Talente und Stärken auf und sehen, inwieweit sich diese mit der ersten Reihe decken. In die dritte Reihe kommen Ihre Schwächen und No-Gos. Auch diese ordnen Sie jeweils den Tätigkeiten zu. So sehen Sie direkt, ob etwas konkret gegen einen der möglichen Berufe spricht.

Schritt 7: Den Beruf zu Ihrem Traum finden

Nun kennen Sie Ihre Träume und Ihre Talente. Es wird also Zeit, den dazu passenden Beruf zu finden, sodass Sie auch finanziell davon leben können. Fakt ist: Diesen Beruf gibt es! Sie kennen ihn nur vielleicht noch nicht. Bei über 300 Berufsausbildungen und knapp 15.000 Studiengängen ist das nur wenig überraschend. Hinzu kommen zahlreiche Berufe, für die es keine konkrete Ausbildung gibt, die Sie also als Quereinsteiger ausüben – Immobilienmakler zum Beispiel, oder Feel-Good-Manager. Es wird also nun Zeit für eine Recherche.

Nehmen Sie sich zum Beispiel einen Studienführer zur Hand und lassen Sie einfach einmal auf sich wirken, welche Ideen Sie hier finden. Oder Sie recherchieren im Internet. Fragen Sie auch Ihre Freunde, Bekannten und Familie einmal, ob sie eine passende Idee hätten. Manchmal erhalten Sie so direkt Kontakte für ein Gespräch oder sogar ein Praktikum. Sie können zum Beispiel gut zeichnen und interessieren sich für eine kreative Arbeit mit direktem Kundenkontakt, bei welcher Sie sich auf lange Sicht selbstständig machen könnten? Vielleicht ist Ihr Onkel ja Architekt und würde sich über Sie als Praktikant/in freuen. Mit je mehr Menschen Sie über Ihre Pläne, Vorstellungen und Träume sprechen, umso größer ist die Chance, dass jemand eine passende Idee hat oder Sie vielleicht direkt einen entsprechenden Kontakt finden.

Schritt 8: Vor der Entscheidung die Realität testen

Es ist unerlässlich, dass Sie vor der endgültigen Entscheidung für oder gegen Ihren Traumberuf die Realität kennenlernen. Häufig wird die Vorstellung vom Beruf der Träume nämlich romantisiert und schlussendlich zu einer echten Enttäuschung. Senden Sie hierfür eine Bewerbung auf eine ausgeschriebene Praktikumsstelle an ein infrage kommendes Unternehmen oder schreiben Sie eine Initiativbewerbung. Wenn Sie sich selbstständig machen möchten, können Sie vielleicht einem*r Bekannten zwei Wochen über die Schulter blicken. Sobald Ihre Vorstellungen konkreter werden, Sie sich also für einen Traumberuf entschieden haben, können Sie zudem mehrere Praktika in verschiedenen Unternehmen absolvieren. Wie gesagt: Traumberuf und Traumjob gehen nicht immer miteinander einher.

Schritt 9: Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl!

Schalten Sie für die letzte Entscheidung Ihren Verstand aus. Diesen haben Sie schließlich bereits bei der Ideenfindung eingesetzt. Wenn es nun darum geht, endgültig Ihren Traumberuf zu finden, sollten Sie stattdessen auf Ihre innere Stimme, also Ihr Bauchgefühl, hören. Menschen nehmen nämlich viel mehr wahr, als ihnen bewusst ist. Nehmen wir einmal an, Sie bewerben sich auf eine Stellenausschreibung. Sie werden zum Vorstellungsgespräch eingeladen und Ihnen gefällt, was Sie hier hören: Gute Bezahlung, flexible Arbeitszeiten, interessante Arbeitsinhalte. Also nehmen Sie die Stelle an, trotz schlechtem Bauchgefühl. Nach zwei Monaten merken Sie: In Ihrer Abteilung herrscht eine schlechte Arbeitsatmosphäre, die Mitarbeiter sind gestresst, das Team funktioniert nicht und der Chef ist cholerisch. Gewiss haben Sie das beim Durchgehen an der Mimik und Gestik der Mitarbeiter erkannt oder Ihre Menschenkenntnis hat beim Kennenlernen Ihres zukünftigen Vorgesetzten unbewusst Alarm geschlagen – daher das schlechte Bauchgefühl.

Schritt 10: Lernen Sie, zufrieden zu sein

Schlussendlich müssen Sie einfach wieder lernen, zufrieden zu sein. Diese Eigenschaft wird Kindern heutzutage nämlich schon früh aberzogen. Sie haben gelernt, nach rechts und links zu sehen, sich mit anderen zu vergleichen und „besser“ sein zu wollen. Vor nicht allzu vielen Jahren hatten viele Jugendliche nicht einmal die Möglichkeit, sich ihren Beruf frei auszusuchen. Sie konnten sich das Studium nicht leisten, die Eltern gaben die Berufswahl vor oder der Familienbetrieb musste übernommen werden. Dennoch waren viele Menschen zufrieden mit ihren Berufen. Häufig ist es gerade die große Auswahl, die die Unentschlossenen so quält. Läuft es einmal nicht wie gewünscht oder ist der „Traumberuf“ doch nicht rundum traumhaft, stellen sie sich gleich die Frage: „Hätte ich nicht lieber XXX werden sollen?“ oder „Wäre XXX die passendere Ausbildung gewesen?“. Es ist also an der Zeit, dass Sie lernen wieder zufrieden zu sein und auch schlechte Zeiten ohne Zweifel durchzustehen. Sollten Sie allerdings gesundheitliche Beschwerden psychischer oder physischer Art bemerken oder der Beruf wird nur noch zu Belastung.

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