Während Millionen Beschäftigte in Deutschland mit steigenden Lebenshaltungskosten kämpfen, legen die Gehälter an der Spitze weiter deutlich zu: Die der Vorstandschefs großer Unternehmen steigen 30 Mal stärker als die der Angestellten. Das zeigt eine aktuelle Oxfam-Analyse.
Die Fakten: Managergehälter schießen nach oben
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Zwischen 2019 und 2024 sind die Median-Gehälter von CEOs weltweit um 50 Prozent gestiegen – während die Reallöhne der Beschäftigten im gleichen Zeitraum lediglich um 0,9 Prozent zulegten. In Deutschland lag der Anstieg der CEO-Gehälter immerhin bei 21 Prozent. Die Reallöhne wuchsen hierzulande im gleichen Zeitraum um nur 0,7 Prozent.
Im Klartext: Die Vergütung der Spitzenmanager wächst 30 Mal stärker als die Reallöhne der Beschäftigten. Das Median-Gehalt eines CEOs in Deutschland lag 2024 bei 4,4 Millionen Euro.
„Die Gehälter der CEOs sind völlig losgekoppelt von der Lohnentwicklung normaler Beschäftigter“, kritisiert Leonie Petersen von Oxfam Deutschland. „Diese immer gravierendere Ungleichheit ist auch eine Gefahr für unsere Demokratie.“
Topverdiener in Deutschland: SAP, Beiersdorf, Mercedes
Besonders auffällig sind die Gehälter einzelner Spitzenmanager. Christian Klein (SAP) war 2024 laut „Handelsblatt Research Institute“ der Topverdiener unter den DAX-CEOs: Er verdiente 19 Millionen Euro. Auf Platz zwei folgt Vincent Warnery (Beiersdorf) mit rund 13 Millionen Euro. Mercedes-Chef Ola Källenius liegt mit 12,5 Millionen Euro auf Rang drei.
Was steckt hinter den steigenden CEO-Gehältern?
Die Analyse von Oxfam basiert auf Daten von 1.984 CEOs in 35 Ländern, deren Vergütungspakete öffentlich verfügbar sind. Dazu zählen Grundgehälter, Boni und Aktienoptionen. Die Entwicklung zeigt: Vorstandsvergütungen folgen weniger der allgemeinen Wirtschaftslage als der Performance der Börsenkurse – und internen Anreizsystemen.
Während Beschäftigte mit Inflation und stagnierenden Löhnen kämpfen, profitieren Manager von Aktienoptionen, Boni und individuellen Vergütungsmodellen, die sich an den Unternehmensgewinnen orientieren.
Oxfam fordert höhere Steuern für Spitzenverdiener
Angesichts der wachsenden Ungleichheit fordert Oxfam politische Maßnahmen:
- Höhere Spitzensteuersätze auf hohe Einkommen
- Wiedereinführung einer Vermögenssteuer
- Ein Mindestlohn von mindestens 15 Euro pro Stunde
- Stärkung von Gewerkschaften und Tarifverhandlungen
Die Gefahr der wachsenden Schere
Laut International Labour Organisation (ILO) sind die Reallöhne weltweit zuletzt um 2,7 Prozent gestiegen – doch die Entwicklung ist regional sehr unterschiedlich. Besonders in einkommensschwachen Ländern bleibt die Lohnungleichheit hoch: Dort verdienen die reichsten zehn Prozent dreimal so viel wie die ärmsten 40 Prozent zusammen.
Offene Fragen bleiben
Die Zahlen werfen grundlegende Fragen auf: Wie lange kann sich ein System halten, in dem die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht? Und welche Verantwortung tragen Unternehmen, Politik und Gesellschaft, diese Entwicklung zu bremsen?
Eines ist klar: Die Diskussion über faire Vergütung und soziale Gerechtigkeit ist längst nicht beendet.