Vorgesetzte oder Manager, die als absolut beratungsresistent gelten, schaden nicht nur sich selbst, sondern vor allem ihren Mitarbeitern und damit dem gesamten Unternehmen. Das Potenzial der Mitarbeiter wird nicht genutzt und vermeidbare Fehler passieren zuhauf. Doch warum sind viele Menschen in Führungspositionen so beratungsresistent und was kann dagegen getan werden?

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Das Wichtigste in Kürze

  • In vielen Unternehmen gibt es Führungskräfte, welche als beratungsresistent gelten.
  • Beratungsresistent ist eine Person dann, wenn sie keinerlei Ratschläge von Außen annimmt und jegliche Kritik von sich weist.
  • Gründe dafür sind vor allem bei Führungskräften, dass es als Zeichen von Schwäche zählen kann, wenn man auf eine Person hört, welche hierarchisch unter einem steht.
  • Weitere Gründe für Beratungsresistenzen können jedoch auch in der Unternehmenskultur verankert sein.
  • Als Mitarbeiter kann es helfen, mit möglichst vielen weiteren Kollegen ein offenes Gespräch mit dem Chef zu suchen und die Probleme klar zu benennen. 
  • Als Führungskraft, welche im Verdacht steht, beratungsresistent zu sein, ist es wichtig, sich diesem Feedback und der Intervention zu stellen. Weiterhin sollte der eigene Führungsstil überdacht werden. 

Taube Ohren: Woran sich Beratungsresistenz erkennen lässt

Egal ob du selbst in einer Führungsebene oder als Mitarbeiter im Unternehmen arbeitest. Das Problem der Beratungsresistenz ist für beide Seiten herausfordernd. Doch was bedeutet es eigentlich, wenn man davon spricht, dass eine Person beratungsresistent ist?

Spricht man von Resistenz, dann meint man in der Regel, dass etwas gegen jegliche Wirkung immun ist. Dementsprechend werden Menschen als beratungsresistent bezeichnet, welche jegliche Art von Feedback oder Verbesserungsvorschlägen direkt abschmettern und sich nicht zu Herzen nehmen. Beratungsresistente Menschen sind somit das direkte Gegenteil von Menschen, welche aufgeschlossen, flexibel und offen für Kritik sind.

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Gründe und Ursachen der Beratungsresistenz in Führungsebenen

Gründe dafür, dass bestimmte Personen absolut keine Kritik an sich und ihrer Arbeit zulassen, sind oftmals persönlicher Natur. Vor allem für Manager oder leitende Angestellte ist das Nachgeben und das Akzeptieren von Ratschlägen von Personen, welche hierarchisch unter der Person stehen, ein Zeichen von Schwäche. Es muss im Unternehmen nicht unbedingt eine absolut flache Hierarchiestruktur geben, um zu erkennen, dass das natürlich Quatsch ist.

Dennoch sind die Gründe für Beratungsresistenzen in der Führungsebene nicht zwangsläufig immer auf die Persönlichkeit der Person zurückzuführen, sondern können natürlich auch auf die Unternehmenskultur und das Leitbild des Unternehmens zurückgeführt werden. Bekommen die Führungskräfte deutlichen Druck von „ganz oben“, dann haben sie oftmals das Bedürfnis, ihre Macht zu demonstrieren und lassen dies meistens an den Kollegen aus, welche hierarchisch unter ihnen stehen.

Dementsprechend kann es natürlich nicht toleriert werden, von diesen Kollegen Tipps und Verbesserungsvorschläge anzunehmen. Das ist jedoch völlig kontraproduktiv, da vielen Führungskräften oftmals der Rundumblick fehlt. Als Chef kannst du nicht jeden Bereich und jeden Schritt deines Unternehmens oder deiner Abteilung genaustens kennen und überwachen. Du bist also auf deine Kollegen angewiesen. Genau diese sind es, welche sich tagtäglich mit den Prozessen auseinandersetzen und das entsprechende Know-how mitbringen und gegebenenfalls nötigen Optimierungsbedarf erkennen.

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So kannst du als Mitarbeiter gegen Beratungsresistenz vorgehen

Letztendlich schaden Führungskräfte, welche nicht auf die Ratschläge von ihren Mitarbeitern hören wollen, nicht nur sich, sondern auch dem gesamten Unternehmen. Deshalb sollte in diesem Fall schleunigst etwas unternommen werden.

Folgende Tipps kannst du beherzigen, falls du als Angestellter mit einem beratungsresistenten Vorgesetzten zu tun hast:

  • Ist bereits anderen Kollegen das Problem bewusst geworden, solltet ihr gemeinsam das direkte Gespräch mit eurem Chef suchen. Versucht auf ruhiger und sachlicher Ebene zu vermitteln, dass es gewisse Punkte gibt, die in Zukunft beherzigt werden sollten. Um so mehr Leute, ihr seid umso besser.
  • Hilft die direkte Kommunikation nicht, bleibt nur der Gang zur nächsten Führungsriege, falls es noch eine gibt. Je nachdem, wie schwer es ist, hier den Kontakt herzustellen, kann dies unter Umständen auch schriftlich erfolgen. Wichtig ist vor allem in diesem Fall, dass sich sehr viele Mitarbeiter melden. So könnt ihr euch am besten Gehör verschaffen und eurem Unternehmen zeigen, dass es so nicht weitergeht.
  • Die Fakten sprechen lassen. Sind durch die Beratungsresistenzen eines Vorgesetzten bereits finanzielle Schäden entstanden, welche sich klar belegen lassen? Falls ja, ist das zwar eigentlich nicht gut, in diesem Fall jedoch schon. Denn so hast du handfeste Beweise dafür, dass dieser Fehler vermeidbar gewesen wäre, wenn dein Chef auf dich gehört hätte. Versuche, diese Punkte in einem direkten Gespräch anzubringen und somit deinen Chef zu einer Änderung seines Verhaltens zu bringen.

Ist die Situation jedoch umgekehrt und du selbst stehst als Führungskraft in Verdacht, beratungsresistent zu sein, dann solltest du dir die Vorschläge zu Herzen nehmen. Kommt einzelner Mitarbeiter oder sogar dein ganzes Team auf dich zu und kommuniziert mit dir diese Probleme, dann solltest du deinen eigenen Führungsstil auf jeden Fall überdenken. Folgende Tipps sind in diesem Fall für dich wichtig:

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  • Lege die Denkweise ab, dass es ein Zeichen von Schwäche ist, wenn du auf Ratschläge von deinen Mitarbeitern hörst.
  • Deine Kernkompetenz sollte vor allem darin liegen, ein Team oder ein Unternehmen zu führen. Du kannst dich nicht in jedem Bereich bestens auskennen. Dementsprechend solltest du bei bestimmten Problematiken die betroffenen Mitarbeiter hinzuziehen und mit ihnen gemeinsam die Entscheidung fällen.

Versuche, deinen Führungsstil zu ändern. Es gilt, einen Mittelweg zu finden. Es muss keine komplett flache Hierarchie entstehen, bei der du mit jedem Mitarbeiter auf per du kommunizierst. Eine starke Hand gehört dazu und die Grenzen sollten klar definiert sein. Es ist jedoch eine Gratwanderung und du solltest darauf achten, deinen Mitarbeitern genug Raum für eigene Entscheidungen und Denkprozesse zu geben und diese auch entsprechend anzuhören und vor allem umzusetzen.

Bildnachweis: TeoLazarev/istockphoto.com

Dieser Artikel erschien erstmalig im Januar 2023 und wurde nun erneut aktualisiert.

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Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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