Du kommst ins Büro, setzt ein Lächeln auf, doch eigentlich fühlst du dich wie ausgewrungen. Es war eine dieser Nächte, in denen Gedanken an unerledigte Aufgaben, private Sorgen oder einfach der Druck des Alltags nicht weichen wollten. Trotzdem erwartet dein Job von dir, dass du strahlst. Aber warum eigentlich? Und was passiert, wenn du es nicht tust?

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Guten Laune – Der Zwang zur Fröhlichkeit

Der Art zwanghafte Fröhlichkeit hat sich in den letzten Jahren stillschweigend in viele Büros eingeschlichen. Ob bei Meetings, Kundenpräsentationen oder beim lockeren Austausch mit Kollegen – es scheint eine unausgesprochene Regel zu geben: Wer gut gelaunt ist, gilt als kompetenter, teamfähiger und resilienter.

Psychologen nennen dieses Phänomen „Emotionsarbeit“. Dabei handelt es sich um die bewusste Steuerung von Gefühlen, um den Erwartungen anderer gerecht zu werden. Besonders in Berufen mit direktem Kundenkontakt, aber auch in kreativen oder kollaborativen Jobs, gehört das „Emotionsmanagement“ längst zum Alltag. Doch es hat seinen Preis.

Eine Studie der University of East Anglia zeigt, dass das Unterdrücken negativer Emotionen langfristig zu Stress, emotionaler Erschöpfung und sogar Depressionen führen kann. Das permanente Schauspiel fordert nicht nur mentale, sondern auch körperliche Energie – ein Teufelskreis, der Burnout begünstigt.

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Schlechte Tage sind menschlich – und wichtig

Wer stets gute Laune zur Schau stellt, riskiert, seine Authentizität zu verlieren. Es ist vollkommen normal, sich gelegentlich überfordert, traurig oder schlicht schlecht zu fühlen. Solche Phasen gehören zum Leben und auch zum Berufsalltag dazu. Doch warum fällt es uns so schwer, dazu zu stehen?

Ein Grund liegt in der Arbeitskultur, die Leistung oft mit positiver Energie gleichsetzt. „Nur wer strahlt, ist stark“ – dieses Credo setzt viele Mitarbeiter unter Druck. Besonders in Unternehmen, die sich als modern und „people-oriented“ präsentieren, entsteht ein Klima, in dem Schwäche kaum Platz hat – schließlich sind alle immer happy.

Doch das Bild täuscht. Schlechte Tage machen uns nicht weniger leistungsfähig – im Gegenteil. Sie können uns dazu anregen, innezuhalten, Prioritäten neu zu setzen oder kreative Lösungen zu finden. Psychologen betonen, dass negative Gefühle wie Frustration oder Traurigkeit auch eine wichtige Schutzfunktion haben: Sie helfen, Belastungen zu erkennen und zu bewältigen, bevor sie eskalieren.

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Wie Unternehmen echte Menschlichkeit fördern können

Die gute Nachricht: Eine Arbeitskultur, die echte Emotionen zulässt, ist nicht nur menschlicher, sondern auch produktiver. Studien zeigen, dass Teams, die offen über ihre Gefühle sprechen können, besser zusammenarbeiten, kreativer sind und seltener krank werden. Doch wie lässt sich ein solcher Wandel herbeiführen?

  1. Vorbilder schaffen: Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle. Wer als Chef auch mal zugibt, einen schlechten Tag zu haben, setzt ein starkes Signal für Authentizität und Menschlichkeit.
  2. Psychologische Sicherheit fördern: Mitarbeiter sollten sich sicher fühlen, ihre Gefühle zu äußern, ohne negative Konsequenzen befürchten zu müssen. Das bedeutet: Kritik und Feedback konstruktiv und empathisch gestalten.
  3. Räume für Rückzug schaffen: Viele Unternehmen setzen auf offene Bürostrukturen, die die Kommunikation fördern. Doch Rückzugsorte, in denen Mitarbeiter durchatmen und sich sammeln können, sind ebenso wichtig.
  4. Emotionsarbeit enttabuisieren: In Schulungen und Workshops können Teams lernen, wie sie besser mit eigenen und fremden Gefühlen umgehen.

Dein schlechtester Tag – und warum er zählt

Die nächste schlechte Laune am Arbeitsplatz kommt – so viel ist klar. Aber vielleicht lässt du sie auch einfach mal zu. Sag deinem Team ehrlich, dass heute nicht dein Tag ist. Du wirst überrascht sein, wie viele Verständnis zeigen – und vielleicht selbst erleichtert sind, nicht ständig „funktionieren“ zu müssen.

Denn echte Beziehungen, auch im Beruf, entstehen nicht durch Aufrechterhaltung einer scheinbar perfekten Fassade. Sie entstehen durch Menschlichkeit. Und die zeigt sich eben auch in den Momenten, in denen wir nicht strahlen.

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