Fachkenntnisse sind die Eintrittskarte in den Job aber kein Alleinstellungsmerkmal. Umso wichtiger scheinen persönliche Stärken. Doch wer im Lebenslauf mit „belastbar“, „flexibel“ und „kommunikativ“ wirbt, riskiert mehr als Desinteresse. Hier eine Analyse darüber, wie gut gemeinte Eigenschaften zur Schwäche werden und was klüger wäre.

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Ich bin belastbar, teamfähig und kommunikationsstark.“ Kaum ein Satz hat sich so tief in deutsche Lebensläufe eingebrannt – und kaum einer signalisiert heute so deutlich: Hier fehlt Profil.

Denn statt Individualität zu zeigen, werfen viele Bewerber mit Buzzwords um sich, die in Personalabteilungen längst zu Reizwörtern geworden sind. „Wir lesen das täglich und wissen beim dritten Wort schon, dass da nichts Konkretes mehr kommt“, sagt Karriereexpertin Anne Borrmann.

Wenn aus Stärken leere Hülsen werden

In der Theorie sind Soft Skills wichtiger denn je. In Zeiten kollaborativer Arbeitsmodelle, virtueller Teams und zunehmender Selbstorganisation braucht es mehr als Fachwissen. Doch wer diese Qualitäten im Lebenslauf nur benennt, ohne sie zu konkret belegen, tut sich keinen Gefallen.

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„Eigenschaften wie belastbar oder teamfähig sind erstmal keine Kompetenzen, sondern Behauptungen, solange sie nicht durch Erlebnisse greifbar werden“, so Borrmann. Im schlimmsten Fall zeige sich ein Bewerber zwar sprachlich konform, aber charakterlich konturlos.

Wirklich problematisch wird es, wenn solche Begriffe nicht nur überflüssig, sondern irreführend sind. „Wer belastbar schreibt, ruft bei manchen Lesern eher die Assoziation ausbeutbar hervor“, warnt Borrmann.

Das Problem mit der Selbstbeschreibung

Das eigentliche Dilemma: Viele Bewerber füllen die Rubrik „Stärken“ , weil dort etwas Wichtiges drin stehen muss, nicht aufgrund reflektierter Selbsteinschätzung. Was entsteht, ist ein diffuses Selbstbild: gleichzeitig angepasst und behauptend. Wer schreibt, er sei „kommunikativ“, ohne je entsprechende und belegbare Gespräche geführt oder geleitet zu haben, führt keine Stärke an, sondern eine Behauptung.

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„Das ist ein strukturelles Problem“, sagt Borrmann. „In Schulen oder Unis wird kaum vermittelt, wie man seine Persönlichkeit präzise und vor allem glaubwürdig beschreibt. Stattdessen übernimmt man, was überall steht oder allgemein bekannt ist.“

Was man statt plumper Floskeln wirklich schreiben sollte

Die Alternative liegt nicht in besonders originellen Worten, sondern in konkreten Belegen. Wer Soft Skills glaubhaft machen will, muss sie zeigen, nicht nur nennen.

Statt:
„Ich bin teamfähig.“
Besser:
„Im Marketingprojekt mit drei Fachbereichen übernahm ich die inhaltliche Abstimmung und sorgte für klare Zuständigkeiten.“

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Statt:
„Ich bin belastbar.“
Besser:
„Während der Produkteinführung verantwortete ich parallel zwei Deadlines. Beide wurden termingerecht umgesetzt.“

„Was zählt, ist nicht das Wort, sondern das Bild, das es erzeugt“, sagt Borrmann. „Und das entsteht durch Handlung, nicht durch Behauptung.“

Die Top 5 der Soft-Skill-Fallen – und wie man sie vermeidet

  • Belastbar:
    Klingt nach Erschöpfungserfahrung. Besser: Beschreibe konkrete Situationen mit Zeitdruck oder Zielkonflikten – und wie du sie gelöst hast.
  • Teamfähig:
    Zu allgemein. Zeige dein konkretes Verhalten im Team – z. B. durch Rollen, Projekte, Konfliktlösungen.
  • Flexibel:
    Oft negativ als „anpassungsbereit um jeden Preis“. Alternativen: „lösungsorientiert“, „anpassungsfähig“ – plus Beispiel.
  • Kreativ:
    Wirkt ohne Beleg wie eine Wunschvorstellung. Zeige konkret, wo du kreative Ideen eingebracht und umgesetzt hast.
  • Kommunikationsstark:
    Klingt überzogen. Beschreibe lieber Formate wie Präsentationen, Kundentermine oder Moderationen.

Soft Skills – ja, aber bitte mit Substanz

Soft Skills gehören in jede Bewerbung aber nicht als Wortkette im Stärken-Kasten. Soft Skills gehören in jede Bewerbung aber nicht als Wortkette im Stärken-Kasten. Wer überzeugen will, muss verstehen: Personaler suchen keine Eigenschaften, sondern Beweise.

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„Ein guter Lebenslauf wirkt wie ein Mini-Interview: Er beantwortet Fragen, bevor sie gestellt werden“, sagt Anne Borrmann. „Und das gelingt nur, wenn man sich wirklich mit dem auseinandersetzt, was man kann und warum das für die Stelle relevant ist.“

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