Stellen Arbeitgeber einen akuten Leistungsrückgang bei ihren Mitarbeitern fest, sollten sie aufhorchen: Arbeitnehmer wünschen sich mehr Fairness, Motivation und Wertschätzung.

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Wenn High Performer plötzlich zu Low Performern werden, Mitarbeiter viele Fehler machen und zuverlässige Arbeitnehmer plötzlich schwächeln, wird es höchste Zeit, ihnen Aufmerksamkeit zu schenken. Das sind die häufigsten Gründe für den Rückgang der Leistung.

1. Sie fühlen sich ausgebrannt

Seit Januar 2022 wird Burnout in Deutschland offiziell als Krankheit anerkannt: Die WHO führt die Ursache des Ausbrennens demnach auf unverarbeiteten chronischen Stress am Arbeitsplatz zurück. Fühlen Mitarbeiter sich ausgebrannt, kommt es oft zu einem gravierenden Leistungsabfall. Selbst vormals gute Mitarbeiter können ihre Leistung nicht mehr erbringen.

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Was Arbeitgeber tun können:

Die mentale Gesundheit von Arbeitnehmern ist essenziell für ihre Produktivität und Leistung. Nicht nur Gesundheitsangebote sind in diesem Zusammenhang bedeutend, sondern auch die Reduzierung der Arbeitsbelastung. Oft gehen Arbeitsüberlastung und Personaldefizit Hand in Hand. Auch wenn Arbeitnehmer fehlen: Diejenigen, die das Unternehmen noch hat, sollten keinesfalls dauerhaft unter dem Personalmangel leiden müssen. Ein Ausgleich zur Arbeit, eine gute Work-Life-Balance, genügend Pausen, Entspannungsangebote – es gibt viele Möglichkeiten, ausgebrannten Mitarbeitern zu entgegnen, bevor es zu spät ist.

Lese-Tipp: Leistungsdruck im Job: Wie gehe ich nur damit um?

2. Sie kämpfen mit privaten Problemen

Beziehungsprobleme, Todesfall, kranke Kinder: Auch private Angelegenheiten können verantwortlich für einen Rückgang der Leistung eines Arbeitnehmers sein. Dabei sind diese nicht unmittelbar von der Arbeit trennbar, wenn die Psyche unter der emotionalen Belastung im Privatleben leidet.

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Was Arbeitgeber tun können:

Aufmerksame und empathische Führungskräfte haben feine Antennen, die schnell erkennen, wenn bei Mitarbeitern etwas nicht in Ordnung ist. Obwohl Soft Skills oft auf Erfahrung und emotionaler Intelligenz basieren, ist es möglich, diese speziell bei Führungskräften zu vertiefen oder zu trainieren.

Was helfen kann: Mitarbeitern ein offenes Ohr anbieten, ohne aufdringlich zu sein. Es geht nicht darum, dass Arbeitnehmer ihre Lebensgeschichte offenbaren; eine gewisse Diskretion ist gefragt. Sondern um die Geste von Vorgesetzten, sich in schwierigen Lebenslagen verfügbar und nahbar zu zeigen. Das baut Vertrauen auf und signalisiert Arbeitnehmern, dass sie mit ihren Problemen gesehen werden.

3. Sie fühlen sich nicht genug wertgeschätzt

Laut der Job-Happiness-Studie 2022, die XING herausgebracht hat, fehlt über 40 Prozent der 3.042 befragten Beschäftigten schlicht und ergreifend die Wertschätzung ihrer Arbeit. Fehlende Anerkennung und Wertschätzung sind ein häufiger Grund, in die Resignation zu gehen und den Leistungsmotor herunterzuschrauben. Deshalb sind Arbeitgeber besonders gefragt, denn schon kleine Gesten und Routinen, die geändert werden müssen, können Leistungsbereitschaft und Motivation von Mitarbeitern steigern.

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Übrigens: Anerkennung gehört grundsätzlich zu unseren emotionalen Grundbedürfnissen. Die Wichtigkeit wird jedoch häufig unterschätzt.

Was Arbeitgeber tun können:

  • regelmäßig Feedback geben
  • sich bei Mitarbeitern bedanken
  • Erfolge gemeinsam feiern und anerkennen
  • sich fair, transparent und zuverlässig verhalten
  • Zugehörigkeit vermitteln

4. Sie leiden unter einer toxischen Arbeitsatmosphäre

Eine toxische Arbeitsatmosphäre schadet Unternehmen und Mitarbeitern. Nicht nur die Performance leidet, sondern auch das Unternehmensimage. Fühlen Arbeitnehmer sich gefangen in einer giftigen Arbeitskultur, kann die Leistung nachlassen. Folgende „giftige“ Anzeichen sollten Arbeitgeber deshalb immer als Warnsignal sehen:

  • Führungskräfte verhalten sich tyrannisch, manipulativ oder ungerecht.
  • Mitarbeiter verhalten sich einzelnen Kollegen gegenüber diskriminierend.
  • Es bilden sich immer wieder Grüppchen, die Mitarbeiter ausschließen.
  • Mitarbeiter werden vor versammelter Belegschaft gedemütigt
  • Lügen, Drohungen und Beleidigungen sind keine Seltenheit.
  • Es herrscht wenig Vertrauen und eine große Skepsis im Team.

Was Arbeitgeber tun können:

  • Führungskräfte sensibilisieren und schulen
  • Anliegen von Mitarbeitern ernst nehmen
  • Mobbing am Arbeitsplatz konsequent angehen
  • wertschätzend miteinander kommunizieren
  • den Austausch mit Mitarbeitern suchen und das Gespräch anbieten

5. Sie haben bereits innerlich gekündigt

Fehlt Mitarbeitern die Motivation, weiterhin Leistung zu erbringen, ist ein häufiger Grund die innere Kündigung. Bei dieser Art der Kündigung nehmen Mitarbeiter – manchmal bewusst, manchmal unbewusst – eine passive Arbeitshaltung ein. Sie fühlen sich antriebslos, demotiviert und hoffnungslos. Und sie zweifeln an der gemeinsamen Zukunft mit dem Unternehmen. Die Gründe sind vielfältig und setzten sich manchmal aus mehreren Faktoren zusammen, zum Beispiel:

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  • das Führungsverhalten der Vorgesetzten
  • wenig Verantwortung und langweilige Aufgaben
  • Arbeitsplatzunsicherheit
  • Konflikte am Arbeitsplatz
  • psychischer Stress wegen Überlastung im Job
  • Diskriminierung und Mobbing
  • fehlendes Zugehörigkeitsgefühl; keine Identifikation mit den Werten des Unternehmens

Was Arbeitgeber tun können:

Weil die Ursachen für eine innere Kündigung so vielfältig sind, sind starke Präventivmaßnahmen gefragt. Wichtig ist die allgemeine Mitarbeiterzufriedenheit. Regelmäßige Befragungen können Rückschlüsse geben und dabei helfen, etwas zu verändern.

Vor allem eine vertrauensvolle Kommunikationsbasis kann sich positiv auswirken: Fühlen Mitarbeiter sich verstanden und können sie diskret über das sprechen, was sie belastet, haben Arbeitgeber konkrete Anhaltspunkte, um auf die Bedürfnisse ihrer Angestellten einzugehen.

6. Sie fühlen sich unfair behandelt

Einige Mitarbeiter sehen es – verständlicherweise – nicht ein, weiterhin eine Top-Leistung zu erbringen, während sie ungerecht von ihren Vorgesetzten behandelt werden. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn Führungskräfte Lieblingsbuddies haben und diese bevorzugen, sich nicht an Absprachen halten und die Schuld für verpatze Vorhaben bei Mitarbeitern suchen.

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Eine unfaire Behandlung am Arbeitsplatz führt zu einem Gefühl der Hilflosigkeit. Betroffene wissen nicht besser mit der Situation umzugehen, ziehen sich zurück und es fällt ihnen schwer, ihrem Schmerz anders Ausdruck zu verleihen. Dass die Leistung leidet, ist eine logische Konsequenz.

Was Arbeitgeber tun können:

Fairness sollte zu den wichtigsten Werten eines Arbeitgebers gehören. Ob es um die Arbeitsleistung, eine faire Bezahlung, eine Beförderung oder um die Übertragung von Verantwortung geht: Jeder Arbeitnehmer verdient es, gleich behandelt zu werden.

7. Sie haben sich dem Trend „Quiet Quitting“ angeschlossen

Sie ist keine innere, sondern eine „stille“ Kündigung: Quiet Quitting. Und sie ist ebenfalls ein Grund für den Leistungsrückgang bei Mitarbeitern. Der Trendbegriff beschreibt eine Bewegung in der Arbeitswelt, die meint, dass Mitarbeiter nur noch Dienst nach Vorschrift machen. Weil sie unzufrieden mit ihrer Jobsituation sind und weil sie sich zum Beispiel mehr Ausgleich und eine bessere Work-Life-Balance wünschen, um Familie und Beruf optimal vereinen zu können.

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Im Grundsatz geht es darum, dass Arbeitnehmer selbst Grenzen setzen. Doch der Trend ist nicht ganz ungefährlich: Es ist nicht erwiesen, dass Beschäftigte sich besser fühlen, wenn sie grundsätzlich unzufrieden sind und deshalb in einen passiven Modus wechseln. Neurowissenschaftlerin Laura Ellera geht davon aus, dass wir innerlich nur eine halbe Lösung finden und weiterhin unzufrieden sind. Das kann auch dazu führen, sich noch mehr vom Arbeitgeber zu distanzieren.

Was Arbeitgeber tun können:

Um Quiet Quitting zu verhindern, ist es wichtig, den Fokus auf Mitarbeiterbedürfnisse zu lenken. Sie wollen als Mensch sichtbar sein und nicht nur als ein schnell zu ersetzender Arbeitnehmer – denn das sind sie vor allem wegen des Personalmangels nicht. Unternehmen können hierfür auf Führungsebene ansetzen, aber auch mehr Zeit, Geld und Kraft in die HR-Arbeit investieren.

Zudem ist es wichtig, Arbeitsplätze attraktiver zu gestalten. Viele Menschen sehnen sich zum Beispiel nach einem Arbeitgeber, der Flexibilität in Bezug auf Arbeitsort und Arbeitszeit anbietet. Wer leise kündigt, wird vielleicht auch darüber nachdenken, die Stelle in naher Zukunft tatsächlich zu kündigen und zur Konkurrenz zu wechseln.

Achtung: Der Ex-Mitarbeiter kann sein erworbenes Wissen an das konkurrierende Unternehmen transferieren und den „alten“ Arbeitgeber so strategisch schwächen. 

Viele Unternehmen haben heute deshalb keine andere Wahl: Wenn sie sich wünschen, dass Mitarbeiter Leistung erbringen und sich zudem an den Arbeitgeber binden, müssen sie an ihrer Wettbewerbsfähigkeit feilen, agiler werden, Mitarbeitern Motivation schenken und schnell auf Veränderungen reagieren.

Bildnachweis: Robert Daly/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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