Kollegenschweine sind die eine Sache. Vom Boss bevorzugte Buddies die andere. Was du tun kannst, wenn dein Chef Lieblinge hat? Hier kommen bewährte Strategien.

Anzeige

Immer wieder bekommen bestimmte Kollegen die wichtigsten Projekte. Du beobachtest, wie dein Chef bei Fragen stets zu den gleichen Mitarbeitern rennt. Manchmal fällt dir auf, dass Vorgesetzte grundsätzlich mehr Interesse an speziellen Menschen im Unternehmen zeigen, mehr Gespräche mit ihnen führen oder sie schneller befördern.

Zur Beruhigung: Wusstest du, dass die Bevorzugung bestimmter Mitarbeiter auch erfolgt, weil vor allem toxische Vorgesetzte sich manchmal einen Kreis mit vertrauenswürdigen, loyalen Arbeitnehmern aufbauen, die sie gezielt für Aufgaben ausnutzen können – und nicht, weil sie „bessere“ Arbeitnehmer sind?

Narzisstische Chefs neigen dazu, sich Buddies zuzulegen

Spezielle Mitarbeiter, die charmant vom Chef umworben werden, dienen manchmal als eine Art verlängertes Ohr, um die Belegschaft besser kontrollieren zu können. Die genannten Tendenzen zeigen vor allem Führungskräfte mit ausgeprägten narzisstischen Zügen.

Sie sind auch auf die Anerkennung und Bewunderung ihrer Belegschaft angewiesen und binden deshalb nicht selten Mitarbeiter an sich, um sich ihre tägliche Portion Bewunderung bei ihnen abzuholen. Es ist deshalb nicht unbedingt erstrebenswert, zum Opfer solcher Machenschaften zu werden und die eigene Mündigkeit und Unabhängigkeit aufzugeben, um der Führungskraft zu gefallen.

Anzeige

Heißt: Bevorzugung ist nicht unbedingt etwas, das für die „glücklichen“ Auserwählten gut ausgeht, auch wenn viele Mitarbeiter sich die (eigentlich ehrliche) Anerkennung vom Chef wünschen.

Tipps für den Umgang mit Situationen, in denen Mitarbeiter bevorzugt werden

Dennoch ist es eine Herausforderung, mitanzusehen, wie andere Mitarbeiter Privilegien beim Boss genießen. Und fair ist es auch nicht, wenn wir einer Ungleichbehandlung begegnen. Es gibt glücklicherweise einige Wege, wie du mit der Situation umgehen kannst.

Tipp #1: Hinterfrage deine eigenen Gefühle

Es steht außer Frage, dass es Führungspersonen gibt, die bestimmte Mitarbeiter zu bevorzugen. Bevor du dich diesem Problem widmest, ist es zunächst wichtig, die eigenen Gefühle zu hinterfragen und so etwas Kontrolle über die Situation zu gewinnen: Spürst du die Ungerechtigkeit grundsätzlich immer, wenn du an die Arbeit denkst – unabhängig davon, ob es sich um Ex-Arbeitgeber oder um einen neuen Chef handelt?

Dann ist es möglich, dass das Gefühl möglicherweise tiefer verankert ist und auch etwas mit den eigenen Erfahrungen im Leben zu tun haben könnte. Im Laufe des Lebens begegnen wir Ungerechtigkeiten und deshalb können spezielle Situationen uns besonders triggern; wir nehmen sie mit unseren geschulten, feinen Antennen besonders intensiv wahr. Frage dich deshalb, welche Gefühle aktuell sind – und was zur Vergangenheit gehört und deshalb abgelegt werden darf. Das macht es einfacher für dich, die Situation besser anzunehmen und objektiver zu betrachten.

Anzeige

Tipp #2: Vergewissere dich über die Gründe der Bevorzugung

Nicht immer erfolgt die Bevorzugung bestimmter Mitarbeiter willkürlich. Bevor du Maßnahmen ergreifst oder eine Entscheidung triffst, solltest du dir über diese Tatsache bewusst werden. Liegen beispielsweise spezielle Gründe vor, weshalb eine Kollegin weniger arbeiten darf und stattdessen Feierabend macht? Hat ein Mitarbeiter zum Beispiel ein krankes Kind oder einen Angehörigen zu Hause, welcher Pflege benötigt und darf dieser Mitarbeiter deshalb vielleicht früher nach Hause gehen?

Oder musst du dabei zusehen, wie Mitarbeiter fast schon willkürlich bevorzugt behandelt werden? Anzeichen hierfür sind Sonderbehandlungen, die sich im Arbeitsalltag zeigen. Werden Kollegen mit Belohnungen und Aufmerksamkeiten verwöhnt, die andere nicht genießen dürfen, könnte es sich tatsächlich um Lieblinge des Chefs handeln.

Übrigens: Neidische Chefs gibt es auch. Diese neigen manchmal dazu, die stärkste Konkurrenz, also die besten Mitarbeiter, an sich zu binden und zu bevorzugen. Nicht, weil sie ihnen den Erfolg gönnen. Sondern weil sie sich vergewissern möchten, dass sie entsprechende Kollegen besser kontrollieren können und niemand ihr Licht unter den Scheffel stellt. Ein seltsames, aber nachvollziehbares Verhalten toxischer Führungskräfte.

Tipp #3: Zeige Eigeninitiative, wenn du unglücklich bist

Ungerechtigkeiten begegnen wir oft mit Wut. Verständlich: Niemand sollte grundlos oder willkürlich eine Luxusbehandlung genießen dürfen, während andere ackern müssen, ohne anerkannt zu werden. Wenn du Wut spürst, weil Mitarbeiter immer wieder bevorzugt werden, hast du zwei Möglichkeiten: Entweder verbleibst du in deiner passiven Rolle und regst dich auf. Oder du nimmst die Situation in die Hand und nimmst deine Wut als Antriebsmotor, um etwas Positives aus ihr zu erschaffen. Wut kann uns dabei helfen, unsere Komfortzone zu verlassen und mehr zu wagen.

Bringe den Mut auf und zeige Eigeninitiative. Anstatt dich zu beschweren, kannst du einen Wunsch äußern: Du möchtest an wichtigen Projekten teilnehmen. Teile deinem Chef mit, dass du Interesse hast und motiviert bist, Programm XY zu übernehmen, die nächste Meeting-Präsentation vorzubereiten oder einen Entwurf für ein bestimmtes Projekt zu erarbeiten. Mut birgt das Risiko, einen Korb zu bekommen – aber auch die große Wahrscheinlichkeit, dass du positiv im Gedächtnis bleibst.

Tipp #4: Besprich dich mit Kollegen, wenn die Atmosphäre toxisch wird

Beeinträchtigt die Bevorzugung bestimmter Kollegen die Arbeitsatmosphäre und bist du mit diesem Gefühl nicht alleine, ist es wichtig, das Problem gemeinsam im Team anzugehen. Es ist vor allem essenziell, sachlich und objektiv zu bleiben und dann geschlossen aufzutreten – denn manchmal riskieren wir mit eher emotionalen Vorwürfen, dass Vorgesetzte die Kritik nicht annehmen und sich noch stärker verschließen.

Gut vorbereitetes Feedback kann helfen, auf einen Missstand aufmerksam zu machen. Auch wenn man dem Chef nicht einfach so die Schuld absprechen möchte: Steckt hinter der Bevorzugung vielleicht ein „unbewusstes“ Handeln, über das sich die Führungskraft keine Gedanken macht – ihr aber schon? Aufklärende Gespräche sorgen manchmal dafür, dass schnell eine Veränderung erreicht werden kann.

Anzeige

Tipp #5: Nutze die Situation, um dich zu stärken

Eine Ungleichbehandlung löst, wie oben beschrieben, Wut aus. Ein weiterer Weg, den du neben den genannten Strategien ebenfalls für dich nutzen kannst, ist, an dir zu arbeiten. Vielleicht beobachtest du, wie ein Kollege Anerkennung bekommt, weil dieser ein bestimmtes Projekt gut abgeschlossen hat.

Die Bevorzugung anderer kann eine Chance für dich sein, um dich selbst herauszufordern: Worin möchtest du besser werden? Was gelingt dir noch nicht so gut – und kannst du den entsprechenden Kollegen vielleicht sogar um Hilfe bitten? Neben der Wertschätzung des Chefs ist es auch wichtig, dass du dir selbst Anerkennung für deine persönliche Entwicklung schenken kannst.

Buddies vom Chef: Sonderbehandlungen können sich nachteilig auswirken

Liebling vom Chef zu werden, stellt häufig auch ein gewisses Risiko dar. Sonderbehandlungen führen zwar einerseits dazu, dass wir uns gut fühlen und Benefits genießen, die anderen verwehrt bleiben.

Buddies vom Boss sollten aber eine Sache niemals vergessen: Sie pflegen eine besondere Beziehung zur Führungskraft. Und diese kommt mit Erwartungen daher. Werden diese einmal enttäuscht oder nicht erfüllt, wird auch die Beziehung zum Chef geschädigt und es kommt zu Misstrauen. Je näher wir uns stehen, desto größer deshalb auch die Gefahr der unrealistischen Idealisierung und einer erhöhten Erwartungshaltung.

Deshalb gilt: Eine professionelle Distanz im Job ist für beide Seiten wichtig und schließt einen wertschätzenden, empathischen Umgang nicht aus. Ganz im Gegenteil – eine gute Führungskraft weiß die Beziehung zu Mitarbeitern zu schätzen und respektiert gleichzeitig ihre Grenzen, ohne sie in die Ecke zu drängen oder Unterwürfigkeit zu erwarten.

Anzeige

Bildnachweis: Mirel Kipioro/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

Mach mit und diskutiere mit uns in unserer Skool Community!

Egal, ob du Fragen hast, Antworten suchst oder einfach nur deine Erfahrungen zu diesem oder anderen Themen teilen möchtest, du bist herzlich willkommen. Diskutiere mit, erweitere dein Wissen und werde Teil einer inspirierenden Gemeinschaft. Zur Arbeits-ABC Community